Archiv für den Monat: März 2015

Guatemala – Flores und Tikal

Nachdem sich die Wiedereinreise nach Guatemala als etwas abenteuerliches Unterfangen herausgestellt hatte, waren wir heilfroh, endlich in Flores anzukommen. Hier wollten wir noch ein paar letzte Tage zu zweit verbringen und vor allem die Ruinenstadt Tikal besichtigen, bevor es dann für eine Weile zu viert weitergehen sollte.

Die kleine Stadt Flores liegt recht malerisch auf einer Halbinsel im Petén-Itzá-See und ist eine der touristischeren Fleckchen Guatemalas. Das „echte“ Flores, wo die Einheimischen wohnen, befindet sich am Festland, während sich auf der Halbinsel  Hostel an Hostel und Restaurant an Restaurant reihen. Alles ist auf die Bedürfnisse der zahlreichen Besucher eingerichtet. Trotzdem hat Flores noch einen gewissen Charme und für kurze Zeit ist es ganz angenehm, funktionierendes WiFi, trinkbaren Kaffee, abwechslungsreiches Essen und dergleichen Luxus zu genießen, auch wenn es dem kleinen Ort an Authentizität vielleicht etwas mangelt.

Wir kamen sehr günstig in einem Zimmer mit Terrasse am See unter und organisierten in Ruhe sowohl bereits sehr zeitnah unsere Weiterreise nach Belize, als auch den Besuch der archäologischen Ausgrabungen Tikals.

IMG_4905

Auch der Petén-Itzá-See hat wohl – ebenso wie der Lago de Atitlán – mit einem steigenden Wasserspiegel zu kämpfen.

IMG_4901

Abendlicher Blick von unserer Terrasse

IMG_4913

 

Als wir uns mit dem frühmorgendlichen Bus nach Tikal aufmachten, regnete es in Strömen und es sollte an diesem Tag auch nicht mehr wirklich auflockern. Dies hatte den Nachteil, dass wir trotz Regenjacken ziemlich nass wurden und die Fotos nicht so recht gelingen wollten, aber auch den Vorteil, dass Tikal relativ menschenleer war.

IMG_5002

Nach einem Regenschauer dampft der Dschungel regelrecht

IMG_4995

Die Ruinen von Tikal, durch einen Regenschleier betrachtet

IMG_4988

Obwohl wir immer wieder Unterschlupf in den alten Steingebäuden suchen mussten, wenn der leichte Dauerregen in einen Wolkenbruch überging, fühlten wir uns privilegiert: Durch die alte Mayastadt zu spazieren, die Pyramiden zu besteigen, den Blick über das sich scheinbar unendlich ausbreitende, dampfende Blätterdach zu genießen, den Dschungelgeräuschen zu lauschen und dabei nur gelegentlich auf andere unerschrockene Ruinenenthusiasten zu treffen war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Besichtigung Tikals war auch gleichzeitig der Abschluss unseres kurzen Aufenthalts in Guatemala – die Zeit hatte leider nur für Antigua, Lago de Atitlán und Flores gereicht. Nun sollte es ans zweitgrößte Barriereriff der Welt gehen (nach dem Great Barrier Reef in Australien): nach Belize, genauer gesagt auf die Insel Caye Caulker.

Mexiko – Chiapas

Für unseren kleinen Ausflug nach Mexiko buchten wir zwei Plätze in einem etwas teureren Minibus, der dafür aber ohne Umsteigen direkt nach San Cristóbal de las Casas fuhr. Wahrscheinlich wäre es vom Sicherheitsfaktor her kein Problem gewesen, die Anreise mit mehreren öffentlichen Chicken Buses selbst zu organisieren, aber dann hätten wir auf dem Weg mindestens eine Übernachtung einlegen müssen, und unsere Zeit in Chiapas war ohnehin schon sehr begrenzt – schließlich wollten wir danach noch nach Flores in Guatemala und natürlich unsere Freunde Erwin und Vroni pünktlich vom Flughafen in Belize City abholen.

Die Ausreise aus Guatemala bzw. Einreise nach Mexiko verlief einigermaßen reibungslos, wobei man wie bei fast jedem Grenzübertritt in Mittelamerika auch hier versuchte, durch irgendwelche wahrscheinlich erfundenen Gebühren an Geld zu kommen. Zumindest erhielten wir die von uns geforderte Bestätigung über die Bezahlung des Betrags dann doch, auch wenn dem viel verständnisloses Nachfragen („Wollt ihr WIRKLICH eine Bestätigung?“) und ungläubige Blicke voraus gingen. So umständlich wie nur irgendwie möglich musste diese auch teils handschriftlich erst erstellt werden. Uns war natürlich klar, dass wir mit dieser Bestätigung genau gar nichts anfangen konnten, aber es war einfach die leidvolle Erfahrung vieler Grenzübertritte in Mittelamerika, die uns dazu anhielt, nichts mehr ohne Quittung zu bezahlen.

San Cristóbal de las Casas

In San Cristóbal de las Casas angekommen stellten wir schnell fest, dass uns diese kleine Stadt in Mexikos zentralem Hochland gut gefiel. In Gelb- und Rottönen gestrichene alte Häuser bestimmen das Stadtbild, und es gibt einen sehr bunten, reizüberflutenden und authentischen Markt, wo Sonja nur schwer dem Impuls widerstehen konnten, sich mit Mitbringseln einzudecken. Da die Rucksäcke aber schon zu voll und zu schwer waren, und doch noch ein weiterer Weg vor uns lag, beließen wir es beim Schauen und Staunen.

IMG_4528-001

In der Altstadt von San Cristóbal

IMG_4555

In Mexiko mag mans offensichtlich farbenfroh

IMG_4550IMG_4548

IMG_4518

Eine der schönen Seiten Mittel- und Südamerikas, auch wenn das Müllproblem vieler Regionen leider anderes vermuten lässt: Es wird noch viel repariert und wiederverwendet. Hier konnten wir einem Messerschleifer mit seinem selbst gebautem Werkzeug bei der Arbeit zusehen.

Unser Hostel war mal wieder ein Glücksgriff. Unser kleines, süßes Zimmerchen mit gemütlichen, dicken Daunendecken auf dem rustikalen Bett (San Cristóbal liegt immerhin auf 2.100 Meter und nachts wird es entsprechend kalt) war supergünstig und alle sehr freundlich. Die Besitzer luden uns abends ein, mit ihnen Mezcal (ein aus Agarven hergestellter Schnaps) mit Wurmsalz zu trinken, und wir wurden mit guten Restauranttipps versorgt. Hier trafen wir uns auch mit Patrick, einem Schweizer, den wir in Honduras kennengelernt hatten. Er war schon eine Weile in San Cristóbal, um zu arbeiten, und konnte uns genau zeigen, bei welchem Marktstand man das beste, frischeste Mittagsmenü bekam.

IMG_4511

Auf der Terrasse des Hostels mit dem Hostelhund

IMG_4576

Ein toller Tipp einer Mitarbeiterin unseres Hostels: Im Madre Tierra bäckt man nicht nur frisches Vollkornbrot, sondern grillt auch köstliche Burger.

Drei Nächte blieben wir in San Cristóbal, obwohl wir nichts Aufregenderes unternahmen, als durch die Stadt und den Markt zu spazieren und ständig zu essen. Damit wir weiterhin in unsere Hosen passten, mussten wir dringend weiterfahren! Glücklicherweise ging das in Mexiko wieder sehr einfach mit öffentlichen Bussen – wir gingen einfach einen Tag vor der geplanten Abreise zum sehr modernen Busterminal und kauften uns zwei Tickets nach Palenque – eigentlich so, wie wir das auch aus Südamerika kannten, was aber in Mittelamerika nicht immer so einfach möglich ist. Als wir dann jedoch am nächsten Morgen mit unseren großen Rucksäcken ankamen, teilte man uns mit, aufgrund von Aufständen der Zapatistas sei die Straße gesperrt, man müsste großräumig umfahren und die Strecke würde daher statt 4 Stunden mindestens 7 dauern. Der Bus war bequem und klimatisiert, und an lange Fahrten (Rekordstrecke: 26h in Chile) waren wir mittlerweile auch schon gewöhnt – uns konnte eine läppische 7-Stunden-Fahrt wirklich nicht mehr abschrecken!

Palenque

Über Palenque selbst stand nicht viel Gutes in unseren Reiseführern, und wir versuchten uns auf ein zweites Aguas Calientes einzustellen – jenem schrecklichen, stickigen, überteuerten, künstlichen Touristenort vor Machu Picchu in Peru, der nur deshalb so existieren kann, weil man bei einem Besuch der berühmten Inkaruinen zwangsweise mindestens einmal dort übernachten muss. Ganz so furchtbar war es dann glücklicherweise doch nicht, aber es war natürlich sehr touristisch, heiß und etwas teurer als das beschauliche San Cristóbal.

Wie wohl alle Besucher kamen wir aber ohnehin nicht wegen der Stadt selbst, sondern um die archäologische Fundstätte zu besichtigen. Dies ist in Palenque auch recht einfach mit dem öffentlichen Minibus möglich, der Mitarbeiter an der Rezeption unseres Hotels konnte uns genau sagen, wo der Bus fährt und wie viel er kosten darf. Nur 5% der Ruinen von Palenque sind freigelegt, der Rest ist vom Dschungel überwachsen, aber die freigelegten Gebäude reichten schon aus, um uns tief zu beeindrucken. Palenque führte vor ca. 1500 Jahren gemeinsam mit seinem Verbündeten Tikal einen erbitterten Krieg gegen den Erzfeind Calakmul – zwei Majastädte, die wir ebenfalls noch besichtigen sollten – und obwohl die Stadt mehrfach von Calakmul geplündert wurde, hielt sich der letzte Herrscher bis Ende des 8. Jahrhunderts nach Christus. Danach gibt es keine Anzeichen einer weiteren Besiedelung, und die Gründe für das Ende der Mayareiche sind in der Forschung weiterhin umstritten.

IMG_4664IMG_4606-001

Yaxchilan und Bonampak

Für den Rückweg nach Guatemala entschieden wir uns für eine zweitägige organisierte Busfahrt, die zusätzlich zum Transport die Möglichkeit bot, die am Weg liegenden Ruinen Yaxchilan und Bonampak zu besichtigen, mit einer Übernachtung in einer ganz einfachen Unterkunft irgendwo in der Nähe der Ruinen. Aufgrund unserer Erfahrung mit organisierten Touren erwarteten wir das Schlimmste (=großer stickiger Schlafsaal, keine Duschmöglichkeit, mangelhafte Versorgung mit Essen, schrottreife Transportmittel…), aber da wir unser Zelt dabei hatten, wollten wir notfalls einfach campen. Unsere Reisegruppe bestand außer uns ausschließlich aus besser gestellten Mexikanern und einer Kolumbianerin, die alle sehr freundlich waren. Wir waren mal wieder überrascht, dass wir eigentlich fast alles verstanden, was gesprochen wurde, auch wenn wir uns selbst auch nach der langen Zeit in Lateinamerika nicht besonders eloquent ausdrücken konnten. Auch wurden wir erstaunlich gut verköstigt und selbst die Unterkunft entpuppte sich als ein eigentlich recht gemütliches Doppelzimmer mit einem sauberen Gemeinschaftsbad.

Yaxchilan, eine historische Maya-Stadt am Rio Usumacinta, ist nur mit dem Boot zu erreichen, da noch keine Straße hinführt, und riesengroß – wir mussten fast laufen, um in den drei zur Verfügung stehenden Stunden die wichtigsten Teile des Areals zu besichtigen. Aufgrund seiner Lage mitten im Dschungel und abseits der Touristenpfade waren wir in Yaxchilan fast alleine – unsere Mitreisenden hatten sich einen Führer genommen und ihre Besichtigung auf einige wenige Punkte beschränkt, und wir begegneten nur wenigen anderen Besuchern am weitläufigen Areal.

IMG_4791

Yaxchilan – ein Haufen Steine, der Dschungel und wir

IMG_4771

Die Überreste von Bonampak – obwohl auch das früher eine kleinere Mayastadt war – bestehen hauptsächlich aus einem hohen Tempel, dessen Besonderheit die einzigartigen Wandmalereien und Fresken im Inneren sind. Sie zeigen die Geschichte der dort lebenden Mayas: den Herrscher und sein Gefolge, Kriegsszenen und die anschließende Gefangennahme und Opferung der Gegner, Tanzszenen und Blutopfer von Adligen.

IMG_4828

Die Fresken von Bonampak bieten Forschern wertvolle Einblicke in das soziale Gefüge und Leben der Mayas – wobei wir nicht sicher sind, welche Szene dieses hier dartsellen soll

IMG_4848

Kurzes Päuschen mit Ausblick auf der Spitze von Bonampak

So viel also zum angenehmen Teil der Reise zurück nach Guatemala – der zweite Tag sollte nicht ganz so gut verlaufen und sogar noch ein unangenehmes Nachspiel haben. Wir übernachteten also in unserem einfachen, aber netten Zimmer im Dschungel und wurden wie vereinbart von einem Minibus aufgegabelt. Unsere Mitreisenden waren wieder zurück nach Palenque gefahren und wir wurden mit einer anderen Gruppe von Touristen, die in der Früh von Palenque aufgebrochen war und direkt nach Guatemala wollte, zusammgengeschlossen.

Bereits im Bus herrschte großes Rätselraten darüber, wer jetzt die Ausreisesteuer von ca. USD 20 bezahlen musste und wer nicht. Wir hatten uns vorab gut informiert und gaben unser Wissen gerne an unsere Mitreisenden weiter: Ausgeschlossen sollten jene sein, die entweder mit dem Flugzeug nach Mexiko gekommen waren – hier ist die Ausreisesteuer in der Regel bereits im Ticketpreis inkludiert – sowie jene, die wie wir weniger als eine Woche im Land waren. Der Grenzbeamte des kleinen Grenzübergangs mitten im Dschungel (übergewichtig, mit weit aufgeknöpftem Hemd) der schon allein aufgrund seines Aussehens und Auftretens problemlos in einem alten Mafiafilm mitspielen hätte können, sah das wie erwartet anders und wollte von jeder einzelnen Person die Ausreisegebühr kassieren. Wir weigerten uns zunächst, da wir ein paar Stunden weniger als eine Woche im Land verbracht hatten und damit unserer Ansicht nach nicht zahlen mussten. Der Grenzbeamte behauptete aber, es zählten Kalendertage, somit wären wir über der 7-Tages-Grenze. Ganz unmöglich erschien uns das nun nicht, aber als er uns nichtmal eine Rechnung ausstellen wollte, hatten wir ein ungutes Gefühl. Für diesen Umstand hatte er eine sehr plausible Erklärung parat: Angeblich konnte er uns keine Rechnung ausstellen, da er das Computerpasswort nicht wusste. Wir schlugen daraufhin vor, er solle uns einfach händisch auf einen Zettel schreiben, dass er die USD 20 von uns entgegen genommen hatte, aber nein: Eine handgeschriebene Rechnung sei in Mexiko keine Rechnung, daher ginge das natürlich auch nicht, es müsse nunmal alles seine Ordnung haben. Sehr lange diskutierten wir an dieser Grenzstation im Dschungel, aber der Grenzbeamte bestand auf die Bezahlung ohne Quittung, wir hingegen bestanden auf ebenjene Quittung, und die Gemüter erhitzten sich zunehmend. „Ohne Beleg ist es keine Gebühr, sondern Trinkgeld“, rutschte uns am Höhepunkt der Diskussion heraus. Obwohl dies natürlich den Tatsachen entsprach, gab sich der Grenzbeamte zutiefst beleidigt und erklärte uns sinngemäß, dass wir uns unseren Ausreisestempel nun aufpinseln konnten. Wir entschieden uns für einen geordneten Rückzug indem wir unsere Pässe schnappten und zum Minibus zurückgingen bzw. eher -liefen. Von unseren Mitreisenden bezahlte übrigens aufgrund unseres „Briefings“ zuvor ebenfalls niemand, denn sie waren alle per Flug nach Mexico eingereist und auch wenn er es mit ein paar Tricks versuchte, zückte er bei ihnen am Ende grummelnd den Ausreisestempel. Ein schwarzer Tag – sowohl für den Grenzbeamten, der auf sein Körberlgeld verzichten musste, als auch für uns, denn wir hatten uns mit unserer Sturheit in eine äußerst prekäre Situation manövriert.

Nun hatten wir nämlich ein Problem: öffentlichen Verkehr gab es hier im Dschungel keinen, der Weg zurück um ordnungsgemäß über einen anderen Grenzübergang aus Mexiko auszureisen war uns also verwehrt. Es blieb nichts anderes übrig, als einfach nach Guatemala weiterzufahren. Eine Bootsfahrt über den Fluss später wartete bereits die nächste Hürde auf uns: Man wollte uns auf der guatemaltekischen Seite nicht die Grenze passieren lassen, da wir keinen Ausreisestempel aus Mexiko hatten. Wir stellten uns doof – dies müsse der mexikanische Kollege wohl vergessen haben, beteuerten wir in unserem besten Spanisch und mit unserem freundlichsten Lächeln. Glücklicherweise waren die Guatemalteken gnädig gestimmt und gaben sich mit der Erklärung zufrieden. Hurra, geschafft! Nur wie wir die Wiedereinreise nach Mexiko knapp zwei Wochen später managen sollten, wo wir doch im Computersystem als „nicht ausgereist“ galten, bereitete uns Bauchschmerzen. Die Geschichte einer Reisebekanntschaft von korrupten Polizisten, die ihn wegen eines fehlenden Ausreisestempels festnahmen und erst gegen eine „Pönalzahlung“ eines vierstelligen Eurobetrags freiließen, spukte uns durch den Kopf. Wir sollten glücklicherweise wesentlich billiger davonkommen. Aber das ist eine andere Geschichte und wird an späterer Stelle erzählt.

Guatemala – Antigua und Lago de Atitlan

Antigua

Die ersten Tage in Guatemala verbrachten wir zu dritt – Hendrik, ein Schwede, den wir auf Utila kennengelernt hatten, machte sich zusammen mit uns auf den Weg nach Antigua und wir erkundeten die kleine Stadt im Hochland Guatemalas gemeinsam. Über 200 Jahre lang war Antigua die Hauptstadt der spanischen Kolonien Zentralamerikas gewesen und obwohl sie von mehreren Erdbeben heimgesucht wurde und man die Hauptstadt nach einem besonders schlimmen Beben in die 45 km entfernte Guatemala City verlegte, sind sowohl das koloniale Stadtbild als auch viele der barocken Kirchen bis heute, wenn auch teilweise in halbzerstörtem Zustand, erhalten.

Uns gefiel Antigua mit seiner kolonialen Architektur und den zahlreichen Kirchen, die man fast alle kostenlos besichtigen konnte, ausgesprochen gut. Die Indigenas in traditionellen Trachten, die sich wieder deutlich von der typisch südamerikanischen Indigena-Kleidung unterschieden, verliehen Antigua ungeachtet dessen, dass das Städtchen schon längst vom Tourismus entdeckt wurde, ein originales Flair, und hinter den umliegenden Vulkanen ging die Sonne allabendlich in spektakulärem Farbenspiel unter.

IMG_4353

Eines der vielen beschaulichen Plätzchen in Antigua.

IMG_4354

Von dieser Kirche steht nur noch die Front…

IMG_4310

…und bei diesem beeindruckenden Exemplar fehlt das Dach. Sie alle zu renovieren, ist wohl kaum finanzierbar: Es waren einst bis zu 50 Kirchen in der kleinen Stadt.

IMG_4396

Die schönen Sonnenuntergänge lassen sich am besten auf einer der Roof Top Bars genießen.

IMG_4385

Abendstimmung in Antigua

Nach zwei Tagen straffem Sightseeing Programm packten wir mal wieder unseren Rucksack – wir wollten weiter zum Lago de Atitlan. Hendrik reiste hingegen nach Semuc Champey, bevor es für ihn kurz darauf wieder nach Schweden gehen sollte, sodass sich unsere Wege nach zwei gemeinsamen Wochen wieder trennten.

Lago de Atitlan

Bei Ankunft am Lago de Atitlan fühlten wir uns sofort wohl. Der von drei Vulkanen umgebene Kratersee liegt immerhin mehr als 1500m über dem Meeresspiegel inmitten wunderschöner  Landschaft. An sein Ufer und die umliegenden Hügel und Berge schmiegen sich kleine Dörfer, die Fußwege sind teilweise auf Stegen am Seeufer entlang gebaut. Da der See über keinen natürlichen Abfluss verfügt, ist sein Wasserspiegel in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen, dadurch liegen zahlreiche Dämme, Wege und auch Häuser nun unter Wasser, teilweise sieht man sie noch aus dem Wasser ragen.

Von einem Dorf zum nächsten gelangt man am besten über den Seeweg, da die Straßenverbindungen aufgrund der Topographie schlecht sind und man schon für kleine Strecken viel Zeit benötigt. Aber auch die Bootsfahrten können unangenehm werden, denn der Lago de Atitlan ist bekannt für seine gelegentlich auftretenden starken Winde, die einen gehörigen Seegang hervorrufen.

IMG_4458

Auch wir wurden bei einer Überfahrt von Panajachel nach San Pedro von starkem Wind überrascht. Wenige Minuten nach Aufnahme dieses Fotos saßen wir frierend an Deck des kleinen, viel zu überladenen Boots, während die hohen Wellen in unser Gesicht und über unsere Rucksäcke schwappten.

Wir blieben zuerst in Panajachel, dem wichtigsten Touristenort am See, und bezogen dort das wohl günstigste Zimmer unserer Mittelamerikareise (den genauen Betrag haben wir leider vergessen, aber es waren nur umgerechnet ein paar Euro… natürlich gilt auch hier: you get what you paid for).  Von hier aus planten wir die weitere Reise um den See.

IMG_4473

Der Lago de Atitlan zeigt sich von seiner idyllischen Seite.

IMG_4465

Derartige Stege ersetzen die Wege, die mittlerweile unter dem Wasserspiegel liegen.

Wir hatten es schon im Reiseführer gelesen: Aufgrund der vulkanischen Aktivität unter Wasser hat man am Lago de Atitlan die seltene Gelegenheit, einen Bergsee-Tauchgang (high altitude dive) ohne Trockenanzug durchzuführen, denn die Wassertemperatur liegt trotz der Höhe bei 18 bis 20 Grad. Unter Wasser gibt es zwar keine bunten Fischschwärme und Korallenformationen wie in der Karibik, dafür aber versunkene Häuser und sogar ein ganzes Mayadorf (letzteres darf man ohne Sondererlaubnis allerdings leider nicht betauchen), außerdem heiße Quellen, in denen man ein Ei kochen kann, und eine Bar. Trotz einiger Bedenken – in einem kalten, trüben See zu tauchen ist doch etwas anderes als in klaren tropischen Gewässern – ließen wir uns auf dieses Erlebnis ein, und es war tatsächlich eine interessante Erfahrung. In einem der Häuser gab es sogar noch einen funktionierenden Wasserhahn!

IMG_4474

Ein etwas anderes Briefing als jene, wir gewohnt waren.

Schließlich, nach einer tauchgangsbedingten Nacht in Santa Cruz la Laguna, begaben wir uns nach San Pedro la Laguna. Wir wollten selbst sehen, was uns andere Reisenden teilweise entsetzt, teilweise mit leuchtenden Augen erzählt hatten, denn dies sollte der wildeste, berüchtigste Partyort ganz Guatemalas sein. Vielleicht lag es an den dadurch geschürten Erwartungen, aber wir können das aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Sicher, es gab einige sehr chillige Bars/Clubs direkt am See, mit Live Musik, Lagerfeuer und Cuba Libre um umgerechnet 1 EUR. Ja, es wurde getanzt und gefeiert und geplaudert. Aber bereits vor Mitternacht hörten die Lokale auf, Musik zu spielen, und um 1 Uhr wurden die Bars (teils polizeilich) geräumt. Damit versuche der Ort, das mit zunehmendem Tourismus ebenso zunehmende Drogenproblem in den Griff zu bekommen, erzählte man uns.

San Pedro war für uns völlig überraschend wieder so ein Ort, an dem man wohl leicht hängen bleiben konnte, und wir blieben auch länger als geplant. Wir freundeten uns mit einem netten Schweizer an, den wir schon auf der Fahrt von Antigua nach Panajachel kennengelernt hatten, trafen in einer der Bars Leute aus Utila wieder, speisten zur Abwechslung mal öfter thailändisch und orientalisch und tranken den allerbesten Kaffee – Milchschaumkätzchen inklusive! Nach der billigen Bruchbude in Panajachel konnten wir uns auch wieder ein etwas schöneres Zimmer leisten, was in San Pedro gar nicht teuer war, und genossen auf unserer Terrasse den einen oder anderen Cuba Libre, bevor wir einer der Bars einen Besuch abstatteten. In Guatemala, und das freute uns besonders, konnten man den ausgezeichneten nicaraguanischen Rum Flor de Cana in den meisten Supermärkten kaufen.

IMG_4475

IMG_4488

Die Bars sperren um 1 Uhr nachts, also feiert man einfach auf der Straße weiter. Hier sogar mit spontaner Live Musik!

IMG_4493

Den (aus Sonjas Sicht) besten Kaffee der Reise bekamen wir ausgerechnet in Guatemala – also dem selben Land, in dem wir definitiv auch den schlechtesten tranken.

In San Pedro hatten wir übrigens auch mal wieder eine spontane Planänderung: Eigentlich sollte es als nächstes in den Nordwesten Guatemalas gehen Richtung Semuc Champey und Nebaj. Wir klapperten die lokalen Busticketverkäufer ab und waren irgendwie mit nichts so recht zufrieden, bis wir auf einem Schild plötzlich als Reiseziel „San Cristóbal de las Casas“ sahen. Ein bisschen hatten wir insgeheim ja immer mit der Provinz Chiapas in Mexiko geliebäugelt, es aber aus Zeitgründen eigentlich schon gestrichen, doch beim Anblick dieses Schilds beschlossen wir einfach, uns zumindest einen kurzen Besuch doch zu ermöglichen, und stattdessen auf Semuc und die Gegend um Nebaj zu verzichten. Schade um diese sicherlich sehr schönen Orte, aber für uns hat sich die Entscheidung als absolut richtig herausgestellt.

Honduras – Utila

Nach mittlerweile über einem dreiviertel Jahr auf Reisen ist man nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen: Wir waren nachts durch das angeblich so gefährliche La Paz geschlendert, hatten in Rio de Janeiro in einer Favela übernachtet und in Kolumbien autogestoppt. All das und mehr hatten wir unbeschadet überstanden und uns fast überall sicher gefühlt. Dieses Gefühl erschien uns im Fall von Honduras erstmals nicht mehr angebracht: Zu viele Geschichten von bewaffneten Überfällen hörten wir von anderen Reisenden aus erster oder zweiter Hand, die Mittelamerika in die gegensätzliche Richtung bereisten und gerade aus Honduras gekommen waren. Öffentliche Busse waren ein beliebtes Ziel, aber auch Einzelpersonen, teure Shuttlebusse oder sogar ganze Hostels inklusive ihrer Bewohner wurden gelegentlich überfallen. Die Insel Utila, unsere nächste Station, gilt aber als sicher und nach allem, was wir gehört hatten, sollte dies auch unser einziger Stopp in Honduras sein.

Dive, Sleep, Repeat

Obwohl eine karibische Insel, fehlen Utila die weißen, palmengesäumten Strände, die man damit üblicherweise in Verbindung bringt. Man kommt in der Regel aus zweierlei Gründen hierher: um Party zu machen und natürlich um am zweitlängsten Barriereriff der Welt zu tauchen. Sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, um sich dann morgens um 6:30 Uhr direkt von der Bar ins Tauchboot zu begeben, ist in unserem Alter eher keine Option mehr, aber es war sehr nett, abends mit anderen tauchbegeisterten Leuten am Steg zu sitzen und über die Tauchgänge zu plaudern, während man der Sonne beim Untergehen zusieht und ein Bier schlürft.

image

Klaus begiebt sich wieder ins Klassenzimmer und absolviert den Advanced Open Water Diver. Damit darf er bis zu 40 Meter tief tauchen. Also jetzt endlich auch ganz offiziell das, was wir ohnehin immer schon gemacht haben 😉

image

image

image

image

image

image

image

Auf Utila trägt man fast ausschließlich solche T-Shirts, die man sich abends in den Bars bei sogenannten Shot-Challenges verdient.

image

Abends in geselliger Runde

 

Insgesamt blieben wir 10 Tage auf Utila und absolvierten in dieser Zeit so einige Tauchgänge, darunter auch unser erster Nachttauchgang und Sonjas erster Wracktauchgang. Wir sahen dabei nichts wirklich Aufregendes, aber wahrscheinlich sind wir auch schon zu verwöhnt von den Weltklasse Tauchgebieten, die wir in den letzten Jahren besucht haben. Zumindest aber ließ sich ab und zu ein Ammenhai blicken, wovon einer sogar Klaus‘ Kopf absaugte – während dieser ungerührt weiter den kleinen Trommelfisch vor ihm betrachtete. Da half auch nicht, dass sämtliche Taucher unserer Gruppe versuchten, ihn auf den Hai aufmerksam zu machen, der seine Haare wohl für einen köstlichen Feuerfisch hielt. Dank technologischem Fortschritt haben wir diese ulkige Szene aber gleich aus zwei verschiedenen Perspektiven auf Video – für uns eine schöne Erinnerung und für die Tauchschule ein erstklassiges Werbevideo, das danach im Empfangsraum auf- und abgespielt wurde.