Archiv für den Monat: Dezember 2014

Kolumbien – Entlang der Karibikküste

Cartagena

Am 17. Dezember kamen wir wenig vorbereitet über Land und Leute in Cartagena und damit in Kolumbien an. Die hier in Hostels – neben vielen anderen von der Regierung vorgeschriebenen – obligatorisch gestellte Frage „Wo reist ihr als nächstes hin?“ konnten wir nur mit einem ratlosen Blick beantworten. Wir wollten hier eigentlich nur erstmal in Ruhe ausspannen und erst irgendwann, wenn uns die Reiselust dann wieder packen sollte, weitere Pläne schmieden, im speziellen ein schönes, aber ruhiges Plätzchen für Weihnachten finden. Und es stellte sich heraus, dass wir dafür ein gutes Örtchen gefunden hatten: Denn Cartagena bestach nicht nur durch seine Lage direkt am karibischen Meer, sondern auch durch eine wunderbar restaurierte koloniale Altstadt, alte Forts, traumhafte Sonnenuntergänge, bunt gekleidete Obstverkäuferinnen und eine lebhafte Atmosphäre. Ein Großteil des Soziallebens schien sich auf den Straßen abzuspielen, wo anscheinend durchgehend geplaudert, gefeiert, lautstark Musik gespielt oder in mitgebrachten Plastiksesseln einfach nur gechillt wird. Um ein heißes oder kaltes Getränk zu genießen, musste man daher auch nicht lange nach einer entsprechenden Quelle suchen: beides wurde von fliegenden Händlern an jeder Straßenecke angeboten.

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Kolumbien begrüßte uns gleich bei unserer Ankunft (am Flughafen!) mit einem Konzert der Philharmoniker - wir waren beeindruckt!

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Eines von vielen, aber das berkannteste und größte Fort Cartagenas - San Felipe. Es wurde gebaut, nachdem Francis Drake die Stadt geplündert hatte, um sie vor weiteren Piratenangriffen zu schützen. Manches Mal vergeblich...

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Auf den Straßen der Altstadt - trotz des Trubels um ihn herum lässt es dieser Händler ruhig angehen.

Apropos heiße Getränke: Endlich ein Land, welches Kaffee, das schwarze Traveller-Gold, nicht nur anbaut und dann exportiert (während man im Land selbst nur irgendein untrinkbares Gschloder, meist Instantkaffee, bekommt), sondern eine Kaffeekultur entwickelt hat, die tief im Alltag verwurzelt ist. Zahlreiche Kaffeehäuser und Straßenverkäufer, die ‚Tinto‘ – starken schwarzen, meist gesüßten Kaffee verkaufen, stellen unsere lückenlose Versorgung mit Koffein sicher. Nachdem die Suche nach gutem Kaffee in manchen Ländern eine richtige Herausforderung war, kommen wir uns hier in Kolumbien vor wie im Paradies!

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Der Sonnenuntergang lässt sich am besten von der Stadtmauer aus genießen.

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In den 5 Tagen in Cartagena ist auch Zeit für lästige Pflichten wie Wäschewaschen. Durch diese Ingenieurskonstruktion wurde zumindest der Trocknungsvorgang auf <1h reduziert.

Etwas, was wir zuhause oft und gerne machen, auf unserer Reise aber mangels Gelegenheiten noch kein einziges Mal, erfüllten wir uns in Cartagena endlich: Wir gingen ins Kino! – und sahen somit unseren ersten Kinofilm auf spanisch (El Hobbit, 3. Teil). Unsere für Alltagsangelegenheiten durchaus genügenden Sprachkenntnisse reichten für das detaillierte Verständnis der Filmdialoge zwar nicht ganz aus und die rot-grün Brillen trübten das 3D-Erlebnis etwas, aber das war uns fast wurst: Wir freuten uns einfach, mit je einem Riesenkübel Popcorn am Schoß zum ersten Mal in 7 Monaten vor einer Kinoleinwand zu sitzen!

Palomino

Wie gesagt suchten wir für die Weihnachtsfeiertage noch ein ruhiges Plätzchen an einem schönen Strand, wo wir in aller Gemütlichkeit diese Zeit des Jahres hinter uns bringen konnten. Mehr oder weniger zufällig kamen wir auf Palomino, ein kleines Hippiedorf, das genau das erfüllte: Ein 5km langer, palmengesäumter Sandstrand, dahinter die bis zu 5800 Meter hohen, schneebedeckten Berge der Sierra Nevada, einige Hostels und Bars, sowie ein kleiner Ortskern in dem abends an der Straße überall köstlich gegrillt wurde. Aber um die kulinarische Versorgung mussten wir uns ohnehin keine Sorgen machen: Klaus hatte mit seinem Bart unbeabsichtigt mächtig Eindruck bei einer Köchin geschunden, die uns daher, wie uns vorkam, immer besonders hingebungsvoll bekochte 😉

Weihnachten selbst war richtig nett – es herrscht Einigkeit darüber, dass es unser schönstes gemeinsames Weihnachten im Ausland war. (Anmerkung am Rande: Da das einzige andere in einem Bus in Vietnam stattfand… mit Lebensmittelvergiftung… und der Bus KEINE Toilette hatte, lag die Latte in gut überwindbarer Höhe.)
Eine Bescherung im herkömmlichen Sinne gab’s keine – unsere Rucksäcke sind bereits voll genug, aber dafür Cocktails, ein Konzert und zum Abschluss noch einen Spaziergang über den weihnachtlich beleuchteten Strand… für mitteleuropäische Augen ein kurioser Anblick.

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Als wir genug davon hatten, am Strand, am Pool oder in einer der Bars abzuhängen, liehen wir uns von ein paar Burschen dicke LKW-Reifen und ließen uns gemeinsam mit unserem kolumbianischen Lieblingsbarkeeper und einer pfiffigen Kärntnerin, die wir dort kennengelernt hatten, den Fluss hinuntertreiben. Dieses ‚Tubing‘ kannten wir ja schon aus Indonesien – aber im Gegensatz zum dortigen mit viel Adrenalin verbundenen Erlebnis war es in Palomino eine äußerst entspannte Angelegenheit, die es erlaubte, die den Fluss umgebende Dschungellandschaft in aller Ruhe zu genießen – die typischen Dschungelgeräusche und gelegentliche Reihersichtungen inklusive.

Wer weiß wie lange wir in Palomino hängen geblieben wären, wäre uns nicht an Tag 5 langsam das Geld ausgegangen (es gibt dort keinen Bankomaten, der für Nachschub sorgen würde). Vielleicht war es ganz gut, dass wir so zur Weiterreise gezwungen waren, schließlich möchten wir von Kolumbien noch ein bisschen mehr sehen!

Santa Marta

In Santa Marta gibt’s – obwohl die Stadt über 400.000 Einwohner zählt – nicht viel zu sehen, außer einer ganz netten Altstadt, die man in kurzer Zeit erkundet hat. Trotzdem blieben wir hier statt einer ganze drei Nächte – warum, wissen wir selbst nicht so genau. Es mag damit zusammenhängen, dass wir am ersten Abend ein kleines und unscheinbares, aber extrem köstliches Restaurant entdeckten, und unsere uns immer noch nicht ganz loslassende Reisemüdigkeit wird wohl auch eine Rolle gespielt haben.

Es waren einfach sehr viele intensive und neue Eindrücke in den letzten Monaten! Eine gute Sache an einer langen Reise ist jedenfalls, dass man solchen Impulsen ohne Probleme nachgeben kann, und aus Erfahrung wussten wir bereits, dass diese Müdigkeit dann von selbst verschwindet. Also war weitere zwei Tage lang das Verspeisen großer Menge Garnelen und Hummer unsere Hauptbeschäftigung.

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Santa Martas schöne Altstadt - ein ideales Ziel für einen Verdauungsspaziergang zwischen zwei üppigen Mahlzeiten 😉

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Nach damit zwei Wochen Reisepause und Entspannung an der kolumbianischen Karibikküste fühlten wir nun wieder den altbekannten Funken in uns aufkeimen – die Reise- und Abenteuetlust meldete sich zurück! Wir schmiedeten Pläne, schmökerten im Reiseführer, checkten Transportmöglichkeiten, die aktuelle Sicherheitslage in den einzelnen Regionen und setzten uns schließlich in einen Bus, der uns ein ganzes Stückchen ins Landesinnere bringen sollte: Nach San Gil, einer kleinen Stadt in malerischer Landschaft.

Brasilien – Rio de Janeiro

Rio de Janeiro – ein ungeplanter Abstecher, den wir uns einfach gönnten, nachdem wir der Antarktis-Tourismusindustrie schon nicht unser Geld in den Rachen hatten werfen können. Vier Nächte, also nur drei ganze Tage hatten wir für diese lebhafte Großstadt Zeit, und diese wollten wir daher intensiv nutzen.

Rio de Janeiro – da denkt man (wir) unweigerlich an Copacabana, Zuckerhut, die Christusstatue, die typischen brasilianischen Großstadt-Slums „Favelas“, Cocktails, schöne Menschen und Karneval. Und bis auf die letzten beiden Punkte (für den Karneval war es die falsche Jahreszeit und die Duchschnitts-Besucher der Wiener Copakagrana können mit denen des brasilianischen Originals auch locker mithalten) war unser Aufenthalt ein ziemliches Klischee, wie Kurzbesuche das nunmal häufig an sich haben: Wir wohnten in einer Favela direkt oberhalb von Copacabana, ließen keine der gängigen Sehenswürdigkeiten aus, und Abends verführte uns der Barkeeper in unserem Hostel immer wieder zu einem bis mehreren mit viel Liebe zubereiteten und entsprechend wohlschmeckenden Caipirinhas.

Das auf den ersten Blick Besondere an dieser 12 Millionen Einwohner zählenden Stadt ist ihre außergewöhnliche Lage zwischen dschungelbewachsenen Hügeln, den bizarren Granit-Felsen („Morros“) und weißen Stränden. Glücklicherweise gibt es mehrere Möglichkeiten, Rio in seiner gesamten Schönheit von oben zu bewundern. Wir mussten uns aus Zeitmangel auf die bekanntesten Aussichtspunkte beschränken: Auf den Zuckerhut, sowie den über 700m hohen Corcovado, der Hügel, auf dem die berühmte Christusstatue steht. Beides waren zwar nicht ganz günstige, aber lohnende Ausflugsziele.

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In Rios Altstadt

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Am berühmten Strand Copacabanas

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Wer Rio von oben bewundern möchte, kann die Seilbahn auf den Zuckerhut nehmen...

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...für Leute mit Höhenangst aber nur bedingt geeignet!

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Dennoch: der Ausblick lohnt sich!

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Die berühmte Christusstatue ließen wir uns natürlich auch nicht entgehen - immerhin ist sie eines der neuen sieben Weltwunder. Wir hätten sie uns allerdings größer vorgestellt - spätere Recherchen ergaben, dass sie mit einer Höhe von 38m inklusive Sockel auch "nur" die sechstgrößte ihrer Art ist!

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Auch vom Corcovado wieder eine phänomenale Aussicht über die Stadt.

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Auch ein bisschen Shopping musste sein... denn nach 7 Monaten intensiver Nutzung war das eine oder andere Kleidungsstück im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr tragbar.

Anders als in Buenos Aires waren wir am Ende unserer Zeit in Rio trotzdem froh, weiterzureisen. Die Stadt gefiel uns sehr gut, aber die bis zu 18-spurigen Schnellstraßen, die durchs Zentrum führten, stellten für uns als Fußgänger eine Herausforderung dar und das intensive Sightseeingprogramm der letzten Zeit hatte uns etwas reisemüde gemacht. Unser nächster und vorerst letzter Flug würde uns nach Cartagena in Kolumbien führen, wo wir erstmal für eine Weile ausspannen wollten.

Argentinien/Brasilien – Die Wasserfälle von Iguazu

Unser nächster Flug brachte uns nach Puerto Iguazu, wo wir in einem engen Zeitkorsett genau einen Tag für die argentinische Seite der Wasserfälle und einen Tag für die brasilianische Seite hatten – denn an Tag 3 war bereits unser Weiterflug vom brasilianischen Foz do Iguaçu nach Rio de Janeiro gebucht.

Die berühmten und überaus faszinierenden Wasserfälle von Iguazu können sich offiziell, wie wir erstaunt feststellten, mit keinem einzigen Superlativ schmücken: weder sind sie die weltweit höchsten, noch größten oder wasserreichsten Wasserfälle. Zumindest aber sind sie die spektakulärsten, die WIR je gesehen haben, da sind wir uns einig. Trotz Vorabrecherche waren wir nicht vorbereitet auf diese unglaublichen Wassermassen, die sich faszinierenderweise – so weit das Auge reicht! – von der Abbruchkante stürzten. Selbst die an Machu Picchu erinnernden Menschenmassen schafften es nicht, uns das Erlebte zu verleiden (obwohl es ohne diese natürlich unvergleichlich schöner gewesen wäre).

Auf der argentinischen Seite waren leider zwei der Höhepunkte gesperrt: der Weg zum höchsten Aussichtspunkt durfte nicht begangen werden, und die Boote zur Isla San Martin fuhren aufgrund des hohen Wasserstands nicht.

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Im Glauben, das Schönste ohnehin schon gesehen zu haben, hätten wir die brasilianische Seite schon beinahe ausgelassen, denn das Wetter war an besagtem Tag sehr unbeständig. Im Nachhinein sind wir sehr froh, uns trotz des Regens aufgerafft zu haben, denn auch oder sogar insbesondere der in Brasilien liegende Teil des Nationalparks wusste zu beeindrucken. Durch die gebauten Plattformen kann man den mächtigen Wasserfällen sehr nahe kommen, mal steht mal mittendrin in der Gischt, mal direkt seitlich, mal über den Wasserfällen – ein großartiges Erlebnis! Der Nasenbär-Kindergarten, den wir entdeckten – unzählige Babynasenbären, die auf einem Baum herumtollten – tat sein Übriges, uns restlos zu begeistern.

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ein Vertreter aus dem Nasenbär-Kindergarten. Man stelle sich um die 20 von diesen putzigen Gesellen beim Herumtollen vor. Da vergisst man beinahe, dass man wegen der Wasserfälle gekommen ist.

Nach Besuch der argentinischen Seite mussten wir uns übrigens vorerst endgültig von diesem Land verabschieden – und stellten fast überrascht fest, dass wir Argentinien vermissen würden. Natürlich war unsere erste Zeit in Argentinien schwierig gewesen (teuer, volle Quartiere, die Abzocke bei Busfahrten, hoher organisatorischer Aufwand bezüglich Geldwechsel), aber das besserte sich außerhalb Patagonien und Feuerlands rasch und gewisse Annehmlichkeiten, wie die guten Lokale und freundlichen Menschen, werden uns definitiv abgehen.

Argentinien – Buenos Aires

Wäre die (ohne den riesigen umliegenden Ballungsraum gerechnete) 3 Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Argentiniens nicht unweigerlich auf unserem Weg in den Norden gelegen, hätten wir mangels unserer Großstadtaffinität hier vermutlich gar nicht vorbeigesehen. Neben einiger positiver Berichte hatten wir gehört, Buenos Aires sei teuer und gefährlich, und die eher mittelmäßigen Sehenswürdigkeiten weit über die Stadt verteilt, was Sightseeing aufwändig machte. Aber nachdem wir schon mal hier durch mussten, wollten wir auch dieser Stadt eine faire Chance geben und planten ein paar Tage ein.

Wie so oft bei einer niedrigen Erwartungshaltung wurden wir äußerst positiv überrascht, und zwar genau genommen in jeglicher Hinsicht: Wir fühlten uns in Buenos Aires eigentlich immer sicher, hatten in 3 Tagen alle touristisch relevanten Viertel gemütlich zu Fuß abgeklappert und viel Geld gaben wir auch nicht aus. Unser Hostel war unverschämt günstig, die Manager dafür außerordentlich herzlich und hilfsbereit. Wir schliefen morgens lang, gingen jeden Tag gut essen, gönnten uns auf unseren ausgedehnten Streifzügen durch die Stadt zahlreiche Kaffeepausen und abends öfters ein Gläschen Malbec aus Mendoza. Und das alles in Sommerkleidung, herrlich nach der patagonischen Kälte (fand zumindest Sonja, während Klaus sich ob der anstrengend hohen Luftfeuchtigkeit noch oftmals in den Süden zurückwünschte).

Dass Buenos Aires über keine wirklich herausragenden Sehenswürdigkeiten verfügt stimmt, aber es ist die Atmosphäre der Stadt, die sie so besonders macht, das Leben auf den Straßen, die Märkte, die Menschen.
Zu unserem großen Glück fand während unseres Aufenthalts auch noch das jährliche Tangofestival statt. Überall in der Innenstadt wurden Bühnen aufgebaut und abends gab es kostenlose Tangokonzerte und Tanzvorführungen.

Alles in allem hatten wir also fünf geniale Tage in Buenos Aires und wäre der Flug nach Iguazu nicht schon gebucht gewesen, wir wären auch gerne noch ein paar Tage länger geblieben.

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Der Tango - Argentiniens Nationaltanz - ist in Buenos Aires allgegenwärtig, vor allem zur Zeit des Tangofestivals.

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Dieser Park besteht eigentlich nur aus einem einzigen Baum, der dafür im Durchmesser samt Wurzelwerk unglaubliche Ausmaße hat.

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Ein Ausflug zum berühmten Friedhof, wo unter anderem berühmte Personen wie Evita begraben liegen, durfte natürlich nicht fehlen. Auch nach dem Tod bleibt eine deutliche Trennung zwischen arm (Minikästchengräber) und reich (riesige, prachtvolle, teils mehrstöckige Gruften) aufrecht.

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Zwischen zwei Hochhäusern kann so eine Kiche schon mal an Eindruck einbüßen...

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Himter dem Brunnen der Regierungspalast des Landes auf der bekanntesten und repräsentativsten Straße der Stadt, der Avenida de Mayo

Chile/Argentinien – Südpatagonien und Feuerland

Nationalpark Torres del Paine

‚Säulen des Himmels‘ benannten die Indigenas die steil abfallenden Berge im Zentrum dieses heutigen Nationalparks – so steil, dass auf ihnen niemals Schnee liegen bleibt. Er gehört zu Chiles malerischsten Naturschönheiten.
Trotz seiner Abgeschiedenheit und schweren Erreichbarkeit erfreut er sich daher über zahlreiche wanderbegeisterte Besucher, die sich für einige Tage dem rauhen südpatagonischen Klima aussetzen, um zu Fuß die wunderschöne Landschaft zu erkunden.
Dieses ganz besondere Fleckchen Natur wollten auch wir uns nicht entgehen lassen – denn Touristenmassen hin oder her, der Gedanke unser kleines Zelt und Essen für einige Tage zu packen und so (fast) völlig unabhängig von sämtlicher Infrastruktur einfach loszuwandern, war einfach sehr verlockend.

Dies brachte auch gleichzeitig ein Problem mit sich: Wer sollte das alles tragen? Und wie in aller Welt würde unsere gesamte Ausrüstung in unsere Wander-Rucksäcke passen, die sonst schon immer so voll waren, ohne Zelt, Matten, Schlafsäcke, Kocher, Geschirr und Proviant für 6 Tage? Das Packen dauerte die halbe Nacht und erforderte ein bisschen Kreativität, und bezüglich des Gewichts konnten wir nur hoffen, möglichst rasch die erforderliche Rückenmuskulatur aufzubauen.

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Mit der gesamten Campingausrüstung am Buckel. Klaus' Rucksack kommt auf knappe 20kg... nur der Gedanke, mit jedem Essen, und sogar jedem Mal Zähneputzen leichter zu werden, gibt Hoffnung... 😉

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Ein erster Blick auf die Landschaft des Nationalparks versprach schon mal unvergessliche Naturerlebnisse...

Wie viele andere planten auch wir, der Wanderroute ‚W‘ zu folgen, benannt nach ihrem Wegverlauf, der ansatzweise an diesen Buchstaben erinnert. Mit einer kleinen Abwandlung verlängerten wir die Route noch um einen Tag, indem wir bereits von der Parkadministration loswanderten (das offizielle W startet an einem späteren Punkt). Wir erhofften uns davon einen menschenleeren Trek am ersten Tag, was sich auch erfüllte. Ab dem zweiten Tag trafen wir natürlich viele andere Trekker – ging man zur richtigen Tageszeit los, war die Anzahl der Mitwanderer gerade noch erträglich. Die Landschaft war so atemberaubend, dass wir ohnehin für nichts anderes Augen hatten und richtig voll wurde es auch erst abends auf den leider obligatorischen Campingplätzen.

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Solche Bilder begleiteten uns fast ständig im Nationalpark Torres del Paine

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Der Glacier Grey - Höhepunkt von Tag 2

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Jede Lagune beeindruckte mit einer anderen Farbe - diese türkise gefiel uns besonders gut

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Unsere nicht ganz patagonientaugliche Carpa überstand wider Erwarten auch die orkanartigen Böen - obwohl wir öfter davon geweckt wurden, als sich die Zeltwand (!) auf unser Gesicht drückte.

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Zu Essen gabs abwechselnd Spaghetti, Reis und Püree. Und Vitamintabletten.

Das Wetter war uns auch wohlgesonnen – obwohl Dauerregen vorhergesagt wurde, regnete es kaum und wir hatten sogar viel Sonnenschein. Leider wehte aber ein ganz schön kräftiger Wind: Böen mit bis zu über 120km/h, die in unberechenbarer Stärke und wechselnder Richtung auftraten, ließen uns teils wie Betrunkene herumtorkeln, boten wir mit unseren großen Rucksäcken ja noch besonders viel Angriffsfläche.
Am dritten Tag beendete dann ein besonders fieser Windstoß unseren Trek: Während wir auf einem Hügel standen und die Aussicht genossen, wurde Sonja von einer überraschenden Bö zu Boden geworfen und verletzte sich dabei die Schulter. Der Arm ließ sich nicht mehr heben und belasten, und uns blieb daher nichts anderes übrig, als zurück zum Camp zu gehen, von wo aus wir schnellstmöglich (sprich: einen halben Tag in einem Katamaran und zwei Bussen) ins nächste Krankenhaus fuhren. Zum Glück nichts gebrochen oder gerissen, aber eine Armschlinge sollte noch zwei Wochen und ein ausgewachsener Bluterguss in der exakten Form von Österreich fünf Wochen lang an das unglückliche, vorzeitige Ende der Wanderung, aber auch an unser Zuhause erinnern…

Aus diesem Grunde gibt es hier leider auch keine Bilder des erklärten und eingangs beschriebenen Höhepunktes des Parks zu bewundern, den bizzaren Felszinnen. Diese bei Interesse einfach andernorts nachschlagen.

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Ein kläglicher Versuch, dem omnipräsenten Wind kurz zu entrinnen

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Das letzte Foto vom Nationalpark, aufgenommen wenige Sekunden vorm Unglücksfall.

Puerto Natales und Punta Arenas

Mit insgesamt über 40kg Gepäck auf 4 Rucksäcke verteilt, aber nur einer verbliebenen Person im Team, die in der Lage war, diese zu tragen, stellte das Weiterreisen eine ungeplante Schwierigkeit dar. Wir blieben also noch drei Tage in Puerto Natales und weitere drei in Punta Arenas und beschränkten unsere Ausflüge auf Tagestrips, zum Beispiel zum schönen Friedhof von Punta Arenas oder der Kolonie von Magellanpinguinen auf der Isla Magdalena in der Magellanstraße.

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Der etwas eigenartige, aber durchaus ansprechende Friedhof von Punta Arenas

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Die Magellanpinguine auf der Isla Magdalena - Besonders spaßig war es, sie dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig Nistmaterial aus den Nestern stahlen.

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In manchen dieser Erdlöcher sahen wir Pinguineier oder brütende Pinguine - im Dezember ist Nistzeit. Wie schön muss es hier erst im Februar sein, wenn hier auch noch der Nachwuchs herumwuselt...

Tierra del Fuego – Das Feuerland

Die Reise Richtung Süden sollte in Patagonien noch nicht zu Ende sein, wir hatten vor uns bis Feuerland durchzuschlagen. In Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, wollten wir unser Glück versuchen, zwei der begehrten Last-Minute Antarktiskreuzfahrtplätze zu ergattern. Wir bekamen sogar ein Angebot, das knapp in unseren finanziellen Rahmen passte – jedoch erst für zweieinhalb Wochen später, und so lange wollten wir uns eigentlich nicht mehr im Süden aufhalten. Es fiel dennoch schwer, uns von der so lange Zeit gehegten Idee einer Reise in die Antarktis zu verabschieden, und erst als klar wurde, dass wir am einzigen in Frage kommenden Schiff in getrennten Kajüten schlafen müssten (Dreibettzimmer sind hier streng nach Geschlechtern getrennt) oder nochmals 1.000 Dollar für eine Doppelkajüte drauflegen müssten, entschieden wir uns endgültig dagegen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so wird eben künftig einmal ein Jahresurlaub für die Antarktis draufgehen müssen (und einen zweiten Anlauf im Torres del Paine, wenn wir schon einmal dabei sind).

Nicht nur davon, die Antarktis zu bereisen, sondern auch von unserem Plan, von Puerto Williams aus in einer mehrtägigen Wanderung das Navarino-Massiv zu umrunden, mussten wir Abstand nehmen. Dafür hätten wir wieder schwere Rucksäcke mit Zelt und Verpflegung packen müssen – zu schwer für Sonjas lädierte Schulter oder für Klaus allein.

Armes Puerto Williams übrigens: Nachdem es von seinem eigenen Land Chile nicht das Stadtrecht erhält (zu Recht, wie wir meinen), muss es den Titel ’südlichste Stadt der Welt‘ nun zähneknirschend dem argentinischen Ushuaia am nördlicheren Ufer des Beagle-Kanals überlassen, schmückt sich aber zumindest mit der Bezeichnung ’südlichstes Dorf der Welt‘. Und zumindest das macht ihm so bald wohl niemand streitig, südlicher liegen nur noch ein paar Fischerhütten und antarktische Forschungsstationen.

Eine leicht trübselige Stimmung kam bei uns nun auf: mitten im allerschönsten Trekkingparadies, und wir konnten nicht wirklich wandern gehen… Um zumindest ein bisschen etwas von Feuerland zu sehen, leisteten wir uns für einen Tag einen Mietwagen und bummelten durch die wunderschöne, wildromantische und völlig einsame Landschaft.

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Endlich mal wieder ein eigener fahrbarer Untersatz!

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Auch den Bäumen setzt der Dauer-Wind sichtlich zu, hier ging nämlich grade gar keiner 🙂

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Letztlich entschieden wir, dass es an der Zeit war, die Daunenjacken gegen Sommerkleidung einzutauschen und uns vom Südzipfelchen Südamerikas zu verabschieden. Als nächstes sollte es wieder in wärmere Gebiete gehen: zuerst nach Buenos Aires und anschließend der Pflichtbesuch bei den Wasserfällen von Iguazu!