Archiv für den Monat: Oktober 2014

Bolivien – Teil 1: Copacabana, La Paz und Sucre

In Bolivien planten wir einen vergleichsweise kurzen Aufenthalt. Zwar erschien uns das günstigste Land Südamerikas mit der am tiefsten verankerten indigenen Kultur durchaus ansprechend, aber wir hatten Zeit gut zu machen, die wir in Ecuador und Peru liegen gelassen hatten (speziell die Südspitze dieses Kontinents gilt es dann nämlich in der richtigen Jahreszeit anzusteuern). Wir beschlossen also, uns auf den Südwesten Boliviens zu beschränken und damit auf die bekannteren Highlights – wohl wissend, dass wir damit gleichzeitig auf etwas ausgetretenen Pfaden bleiben würden. Nichtsdestotrotz verbrachten wir zwei großartige Wochen in Bolivien, wo es uns noch besser gefiel als gedacht – und diesmal hielten wir uns ausnahmsweise ganz diszipliniert an einen vorgefassten Zeitplan, ohne irgendwo länger hängenzubleiben!

Copacabana und der Titicacasee

Bolivien empfing uns mit Sonnenschein, feinsten Lachsforellen (mit Vorspeise, Beilagen und Nachspeise um sagenhafte 2 Euro), halbwegs guten Kaffee (nach der fast untrinkbaren Plörre in Ecuador und Peru sehr willkommen) und am wichtigsten: Den endlos scheinenden blauen Weiten des riesigen Titicacasees – wir fühlten uns fast wie am Meer, wenn da nicht die für Höhenlagen über 4.000 m typische Kurzatmigkeit gewesen wäre!

Wir waren so damit beschäftigt, durch die Straßen zu bummeln, die bunten Marktstände zu betrachten, am See spazierenzugehen und zwei Mal täglich Fisch zu essen, dass wir gar keine Zeit fanden, namhafte Inseln wie die Isla del Sol, Isla de la Luna oder eine der aus Schilf gebauten schwimmenden Inseln (auf denen selbiges Schilf gleichzeitig als Hausbaumaterial und Nahrungsquelle dient) zu erkunden – statt dessen genossen wir den See von ein paar weniger überfüllten kurzen Uferwanderungen aus.

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Copacabana am Titicacasee - hier begegneten wir erstmals seit Asien den geschmackvollen Tretbootschwänen wieder!

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Flächenmäßig fast so groß wie Korsika, der zweitgrößte und höchstgelegene schiffbare See der Welt.

La Paz

Vor La Paz, dem höchste Regierungssitz der Welt, hatten wir höchsten Respekt. Die Liste an Dingen, die man hier aus Sicherheitsgründen vermeiden sollte, ist lang: Taxi zu fahren ist gefährlich, da es nicht wenige Taxifahrer gibt, die Touristen anstatt ans gewünschte Ziel in eine Hintergasse fahren, wo sie ausgeraubt werden. Zu Fuß zu gehen mit dem Großgepäck sei aber ebenfalls nicht empfehlenswert. Polizisten solle man meiden wie der Teufel das Weihwasser, denn sie seien häufig verkleidete Schurken, die Touristen auf gefälschte Polizeistationen begleiteten um sie dort – richtig! – auszurauben. Von anderen Touristen solle man sich ebenfalls nicht anquatschen lassen, da diese oft nur den Weg ebnen würden für den Auftritt falscher Taxifahrer und falscher Polizisten und strengstens zu unterlassen seien Ausflüge nach El Alto, der höher gelegenen Schwesternstadt La Paz‘, die diese ringförmig umgibt.

Wir fühlten uns aufgrund der vielen Warnungen anfangs etwas unwohl, aber schon nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass La Paz auch nur eine südamerikanische Großstadt wie jede andere ist: Vorsicht und Umsicht sind angebracht, aber übertreiben muss man es nicht. Nachdem wir zu dieser Erkenntnis gekommen waren, hatten wir eine überraschend schöne Zeit in dieser interessanten und gar nicht so unschönen Stadt.

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Der Hexenmarkt von La Paz - Hier kann man neben allerlei Kräutern und Tränken auch Kuriositäten wie Lamaembryos erwerben - eingemauert in das Fundament eines Hauses, sollen diese Glück bringen.

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Säckeweise bunte, süße Maispops

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In diesem Park kann man hunderte Tauben füttern und sich dabei von ihnen beklettern (und im schlimmsten Fall beklecksen) lassen - anscheinend eine Lieblingsbeschäftigung der Einheimischen!

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Der Blick über die Stadt von El Alto - wie man sieht, haben wir uns nicht dauerhaft an alle "Verhaltensregeln" gehalten.

Sucre

Sucre ist – obwohl nicht der Regierungssitz, der sich im viel größeren La Paz befindet – die offizielle Hauptstadt Boliviens und gilt gleichzeitig als die schönste Stadt des Landes. Die prächtigen Häuser im Kolonialstil, der lebhafte Plaza de Armas, die Sauberkeit und das sonnige Klima machten unseren Aufenthalt zu einer äußerst angenehmen Angelegenheit, sodass wir geneigt sind, dem zuzustimmen. Sucre ist aber nicht nur schön, sondern auch teuer, was uns dazu veranlasste, uns einen etwas anderen Schlafplatz zu suchen: Anstatt wie üblich in einem Hostel, nächtigten wir im ehemaligen Kinderzimmer des Sohnes eines älteren Ehepaars, und das Frühstück fand im Familienkreis statt – eine interessante Erfahrung und gute Gelegenheit, Spanisch zu üben!

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Peru – Arequipa und der Colca Canyon

Unsere spontane Entscheidung, vor unserer Weiterreise noch einen Zwischenstopp in Arequipa einzulegen, sollte sich als absolut richtig herausstellen, denn Arequipa, die zweitgrößte Stadt Perus, ist mehr als nur das Tor zum Colca Canyon. Die Kolonialbauten aus weißem Lavagestein in der schönen Altstadt haben ihr den Beinamen ‚Ciudad Blanca‘ (die weiße Stadt) eingebracht, aber Arequipa hat nicht nur optisch Einiges zu bieten, sondern ist darüber hinaus mit einem angenehmen Klima gesegnet (360 Sonnentage im Jahr!) und berühmt für ihre tolle Küche. Wir genossen also das gute Essen und das schöne Wetter, bummelten durch die Stadt und organisierten alles für unseren dreitägigen Trek durch den Colca Canyon.

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Arequipas Plaza de Armas - hier wird flaniert, gepicknickt und ab und an auch hingebungsvoll gepredigt

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Alpaca-Steak im besten Restaurant der Stadt - ein Geschenk von zuhause. Danke nochmal! 🙂

Der Colca Canyon, vom namensgebenden Rio Colca geformt, ist, vom Rande der Schlucht aus gemessen, 1.200 Meter tief und damit der zweittiefste Canyon der Welt – nur übertroffen vom Grand Canyon. Trotz seiner beeindruckenden Größe und Tiefe und seiner schönen Oasen am Grund ist der weitläufige Canyon vorwiegend trocken und landschaftlich wenig abwechslungsreich und seine Wege meist staubig.

Unserer Freude darüber, endlich wieder wie in Nepal mit leichtem Gepäck und unabhängig loszuziehen und jeden Tag spontan zu entscheiden, in welchem der kleinen Dörfer wir übernachten würden, konnte das dennoch keinen Abbruch tun. Also verstauten wir unser Großgepäck in der Stadt, besorgten uns eine topographische Wander-Karte der Gegend und verbrachten noch eine viel zu kurze Nacht in Arequipa..

Denn die Fahrt nach Cabanaconde am Colca Canyon, dem Ausgangspunkt unseres Treks, begann schon um 4 Uhr morgens – die Strecke ist zwar nicht weit, führt aber in vielen Serpentinen über einen 5.000 Meter hohen Pass und nimmt daher über 6 Stunden in Anspruch. Bis wir loswandern konnten, stand die Sonne also trotz des frühen Aufbruchs schon hoch am Himmel und heizte den dunklen Sand des Canyons auf wie einen Backofen.

Wir stiegen auf einem der Wege die 1.200 Meter hinab auf den Grund des Canyons, überquerten den Rio Colca und kletterten die gegenüberliegende Canyonwand wieder ein Stückchen hoch. Mit der Sonne über uns im Zenit, der trockenen, staubigen und ohnehin sauerstoffarmen Luft in dieser Höhenlage waren wir schnell am Ende unserer Kräfte. Dies gepaart mit unseren für diese unerwartete Strapaz zu knapp bemessenen Wasservorräten veranlasste uns entgegen all unserer gefassten Pläne unseren ersten Trekkingtag bereits nach 3 Stunden in San Juan für beendet zu erklären. Glücklicherweise waren wir an einem wunderschönen Fleckchen gelandet – einem Bauernhof eines kleinen Dörfchens, das aus kaum mehr als einer handvoll Häuser bestand, in dem wir unser erstes Nachtlager aufschlugen und auch wunderbar bekocht wurden. Gegessen wurde mangels Strom in der Scheune bei Kerzenschein.

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Der lage Weg hinab in den Canyon - wissend, dass man jeden Schritt irgendwann auch wieder hinaufklettern muss.

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Unser 'Bungalow' in San Juan mit Panoramablick auf die gegenüberliegende Canyonseite...

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...und diesem wuscheligen Alpaca im Vorgarten, das es in Punkto Gesichtsbehaarung sogar mit Klaus' aufehmen konnte.

Am zweiten Tag starteten wir bereits um 6 Uhr morgens – früh, aber dennoch gut erholt – um diesmal der schlimmsten Hitze ab Mittags zu entkommen. Unser Weg führte uns weiter die Canyonwand hoch, durch die Dörfchen Cosnirhua und Malat, über einige schöne Aussichtspunkte und schließlich wieder hinab zum Rio Colca bis nach Llahuar. Dort kamen wir nach sechs Stunden wie beabsichtigt bereits mittags an, und hatten somit die dort am Fluß vorhandenen Thermal-Becken, gefüllt mit unterschiedlich heißem Quellwasser, ganz für uns. Stundenlang saßen wir in einem Steinbecken am Fluss, und erst als wir beide schon sonnenverbrannt und damit gezwungen waren, ein schattiges Plätzchen aufzusuchen, konnten wir uns von diesem schönen Ort losreißen.

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Seltsame Gewächse trotzen der Trockenheit - wie zum Beispiel dieses meterhohe Exemplar

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Blick auf die Oase Sangalle, die wir nur von oben sahen - zu viel Trubel da unten!

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Auf einem der vielen Aussichtspunkte - Klaus gibt 'unwanted advice' zur Optimierung der Kameraposition.

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40 Grad warmes Wasser - unser erstes Vollbad seit vielen Monaten!

Am dritten Tag bestand die Herausforderung darin, die gesamte Canyonwand – also 1.200 Meter – wieder hochzuklettern, dabei noch ein nicht unbeträchtliches Stückchen Weg zurückzulegen, und dennoch den letzten Bus nach Arequipa um 11 Uhr Vormittags zu erwischen. Laut Auskunft von Einheimischen wäre das alles in 4-5 Stunden zu schaffen, was wir allerdings bezweifelten. Ein drittes Mal in Folge war daher ein früher Start gefragt, natürlich auch, um einen Großteil des harten Aufstiegs noch im Schatten unterwegs zu sein (Misslungen!). Um 5:00 brachen wir aus unserer runden Strohhütte auf und tatsächlich: nach nur fünf Stunden kamen wir schwitzend, fluchend, schnaufend und mit schmerzenden Waden, dafür aber mehr als pünktlich in Cabanaconde an.

Nach diesen drei tollen Trekkingtagen neigte sich unser etwas mehr, als ein Monat dauernder Aufenthalt in Peru auch „schon“ dem Ende zu. Noch je eine Nacht in Arequipa und in Puno, und wir würden nach Bolivien einreisen – Weltreiseland Nr. 6!

Peru – Cusco und Machu Picchu

Cusco, das frühere Machtzentrum der Inkas, ist auch heute noch eine lebendige Stadt mit ca. 350.000 Einwohnern und aufgrund seiner schmucken alten Häuser, seiner Geschichte, der vielen Inkaruinen in direkter Umgebung sowie der relativen Nähe zu Machu Picchu eines der Hauptziele jedes Peru-Reiseden. Damit ist  der Name Cusco – was auf Quechua, der alten Inkasprache, so viel wie „Nabel der Welt“ bedeutet – auch heute noch ansatzweise passend: Zumindest der touristische Nabel Perus scheint Cusco definitiv zu sein. Im Vorfeld haben wir uns Cusco, basierend auf diesen Informationen, daher als riesige Touristenfalle ausgemalt, mit ganz viel „Hola Amigos“, überteuerten Hotelzimmern und zahlreichen Versuchen, uns an jeder Ecke um ein paar Soles zu erleichtern. Touristisch ist es hier – trotz Nebensaison – tatsächlich. Sehr. Dennoch, in dieser Stadt in den Anden auf luftigen 3.700 Metern kann man gar nicht anders, als sich wohlzufühlen – es ist nämlich ausgesprochen schön hier!

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Cuscos bezaubernde Altstadt. Viele der Gebäude sind auf alten Inkamauern erbaut.

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Alte Inkatempel, prunkvolle Kirchen, Museen, versteckte Innenhöfe... In Cusco kann man viele Tage mit Sightseeing verbringen, ohne sich zu langweilen - und das taten wir auch.

Wir blieben 4 Tage in Cusco und damit mal wieder länger als geplant, einerseits um unser „Andenken“ an Chachapoyas – eine sich hartnäckig haltende Verkühlung – endgültig loszuwerden, andererseits wegen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und ihrer Umgebung.

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Sacsayhuaman, Puka Pukara, Quenquo und Tambomachay - vier Inkaruinen in Cuscos direkter Umgebung

Die alten Inka-Ruinen in und um Cusco waren schon sehr beeindruckend, doch wie wohl praktisch alle anderen Touristen zog es uns über kurz oder lang nach Machu Picchu, was in dieser Hinsicht die Krönung sein sollte.

Einziges Problem: Nicht nur der Eintrittspreis für Machu Picchu ist mit gut 120 Soles (knapp 40 EUR) gesalzen, sondern auch rund um die Ruinenstadt hat sich eine findige Abzockermaschinerie entwickelt, mittels der man versucht, noch wesentlich mehr aus den meist zahlungskräftigen und -willigen Besuchern herauszuholen. So kann man Aguas Calientes („Machu Picchu Pueblo“) offiziell nur mit einem stark überteuerten Touristenzug erreichen, der einen dreistelligen Eurobetrag ausmacht – normale Zugtickets, wie sie Einheimische günstig erwerben können, darf man als Ausländer nicht verwenden, und Straßenanschluss gibt es angeblich keinen. Von dort nach Machu Picchu selbst führen dann Busse, die für die 25-minütige Fahrt mehr als 10 Mal so viel, wie für vergleichbare Strecken verlangen. Und dann ist da natürlich das Dorf Aguas Calientes selbst, wo mit völlig abgehobenen Preisen versucht wird, ebenfalls möglichst viel vom Kuchen abzubekommen…

Nun könnte man sich darüber maßlos ärgern und in den sauren Apfel beißen oder aber es als Herausforderung betrachten, sich möglichst wenig abziehen zu lassen – wir entschieden uns für letzteres… Challenge accepted 😉
Mitzubringen war dafür aber ein bisschen Geduld, denn die Anreise in Etappen mit drei lokalen Kleinbussen auf großem Umwege, und dann zu Fuß zweieinhalb Stunden die Bahngleise entlang nach Aguas Calientes gestaltete sich kostengünstig, nahm aber den ganzen Tag in Anspruch, und anstatt uns den bequemen Berg-Bus zu den Ruinen zu gönnen, galt es am nächsten Morgen einen eineinhalbstündigen, äußerst schweißtreibenden Aufstieg zu bewältigen. Das teils im Dunklen, denn wir machten uns schon um 4:15 auf den Weg, um Machu Picchu im Morgenlicht zu erleben.

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Der lange Weg nach Machu Picchu

Als wir völlig verschwitzt und fertig oben ankamen, begaben wir uns zum typischen Aussichtspunkt, frühstückten mitgebrachte Müsliriegel und rasteten ein wenig… Bis sich die Sonne erstmals zeigte und die Nebel sich lichteten – ein sehr ergreifender Moment. Wir schossen die obligatorischen Selfies und nahmen uns dann ausgiebig Zeit, die Ruinen zu erkunden. Unvorstellbar, dass all dies ohne hilfreiche Erfindungen wie dem Rad oder dem Flaschenzug erbaut wurde. Obwohl einzelne Gebäude offizielle Namen haben (Observatorium, Tempel der Sonne, Wachturm etc.), ist die Funktion Machu Picchus bislang nicht eindeutig belegt. Die Theorien reichen von einer bis zu 1.000 Einwohnern umfassenden Stadt, über eine Sommerresidenz des Inkakönigs bis hin zu rein religiösen Zwecken. Die Tatsache, dass die Ruinen vergleichsweise gut erhalten sind, ist nicht nur ihrer abgeschiedenen Lage hoch oben auf einem Bergrücken zu verdanken, sondern auch dem glücklichen Umstand, dass den Spaniern bei ihrer Eroberung Machu Picchu komplett entgangen war – erst Anfang des 20. Jahrhundert wurde es offiziell wiederentdeckt (der lokalen Bevölkerung war Machu Picchu aber natürlich bekannt).

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Was auch immer die Inkas mit Machu Picchu bezweckten – wir sind froh, die mühevolle Anreise auf uns genommen zu haben, denn die Ruinen mit eigenen Augen zu sehen war für uns ein absoluter Höhepunkt Perus!

Peru – Huaraz und Lima

Teil 1: Huaraz

Was sich in Chachapoyas schon abgezeichnet hatte, bestätigte sich in Huaraz endgültig: Trotz unseres schwierigen Starts finden wir Peru mittlerweile großartig – vor allem in den Bergen begeistern uns Land und Leute.

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Auf den Straßen Huaraz verkaufen Indigenas in bunten Trachten säckeweise Meerschweinchen (Delikatesse!) und selbstgestrickte Waren.

Huaraz (auf 3.100 Metern) ist der Hauptort des größten Gebirgszuges ganz Amerikas, der gletscherübersähten „Cordillera Blanca“. Fünfzig ihrer Berge sind über 5.700 Meter hoch, der höchste von ihnen ist der knapp 6.800 Meter-Riese „Huascaran“ (damit ist er auch der höchste Gipfel Perus, nicht aber ganz Südamerikas – zu diesem werden wir erst in Argentinien vordringen…).

Nach entsprechender Recherche vor Ort fiel uns hier gleich wieder das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Bedürfnisse auf:  Einheimische und Tour-Anbieter möchten – verständlicherweise – dass Touristen nur mit Guide und am besten in organisierten Gruppen losziehen (und damit Arbeitsplätze schaffen und mehr Geld in der Region lassen), wir wollen das genaue Gegenteil. Aus diesem Grund wird einem, wie wir festgestellt haben, selbstorganisiertes Trekken oft nicht gerade leicht gemacht, im schlimmsten Fall sogar verboten – so wie theoretisch auch in dem Huaraz umgebenden Nationalpark. In der Praxis wird dieses Verbot jedoch nicht kontrolliert, lesen wir im Internet, und hoffen sehr, dass das auch noch der aktuellste Stand ist…

Diesmal gaben wir also nicht so schnell klein bei wie in Chachapoyas: Es gelang uns mit etwas Hartnäckigkeit, der Touristeninformation und einem Tour-Anbieter ausreichend Informationen für zwei Akklimatisierungstreks auf eigene Faust aus der Nase zu ziehen. Yippie, endlich also wieder alleine durch die Berge streifen!

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In der Cordillera Negra, auf dem Weg zur Laguna Vilcacocha. In der Ferne sieht man die Gipfel der Cordillera Blanca.

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Laguna Vilcacocha

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Huaraz' Friedhof mit schönem Blick über die Stadt

Nach diesen zwei kleinen Wanderungen fühlten wir uns bereit, den Aufstieg zur Laguna 69 zu wagen – einem weiteren Bergsee, dieser jedoch auf respektablen 4.650 Metern. Von dieser sehr schönen Route hatten wir zuvor manch entmutigende Geschichten von anderen Wanderern gelesen, die dabei entweder knapp oder völlig gescheitert waren. Da wir uns wie bereits öfters erwähnt eher zu den Tränen unter den Trekkern zählen, waren wir einigermaßen überrascht, als nach nur zweieinhalb Stunden teils steilem Aufstieg bereits die wunderschöne, gletschereiszuckerlblaue Lagune vor uns auftauchte – normalerweise kennen wir nur das umgekehrte Erlebnis und der Satz „Es hört nie auf… es geht immer so weiter“ gehört bei uns standardmäßig zum Trekken dazu. Anscheinend sind wir für derartige Höhenlagen durch unsere wiederkehrenden, teils langen Aufenthalte in hohen Lagen der Anden schon ganz gut akklimatisiert – und das ist auch gut so, denn wir bleiben mit kurzen Zwischensequenzen vorerst weierhin im Hochland!

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Der Weg...

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...und schließlich das Ziel!

Mit diesem Trek hatten wir sämtliche leistbaren Optionen selbstorganisierten Wanderns ausgeschöpft und machten uns schweren Herzens auf die Weiterreise.

Während der Busfahrt nach Lima zeigte sich die Region nochmals von ihrer schönsten Seite:

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Gut, dass wir diesmal ausnahmsweise nicht den Nachtbus genommen hatten!

Teil 2: Lima

Für Lima nahmen wir uns nur eineinhalb Tage Zeit – viel zu wenig für eine 8-Millionen-Stadt, aber ausreichend für ausgiebiges Bummeln durch die Innenstadt.

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Faszinierend fanden wir – wie schon davor in Quito – die an Geisterbahnen erinnernden Inneneinrichtungen der Kirchen:

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...da kann einem schonmal mulmig zumute werden 😉

Wir hatten zuvor diverse Sicherheitswarnungen für Lima gelesen. Zumindest wird in bestimmten Stadtteilen einiges an Aufwand betrieben, damit die reicheren Limeños und wohl auch Touristen unbehelligt Shoppen und anderweitig ihr Geld ausgeben können. Nirgendwo sonst haben wir bisher eine derart hohe Polizei- und Militärpräsenz erlebt – Demonstrationen und Hausräumungen in Wien einmal ausgenommen…

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Wem die vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichen, dem bleibt immer noch die Möglichkeit, sich einzumauern...

Limas Innenstadt gefiel uns insgesamt sehr gut und wir genossen für kurze Zeit die Vorzüge, die eine Großstadt so mit sich bringt (z.B. guten Kaffee und nach fast 2 Monaten mal wieder einen Besuch beim Mc. Donald’s 😀 ). Trotzdem waren wir nach den eineinhalb Tagen froh, dem stetigen Gehupe und der Smogglocke zu entrinnen und wieder in die Berge aufzubrechen. Das nächste Ziel – Cusco – liegt ganze 22 rumpelige Busstunden von der Hauptstadt entfernt… Wir sind gespannt, ob unser Sitzfleisch das unbeschadet übersteht.