Archiv für den Monat: Mai 2015

Die Rückkehr

„Seid ihr traurig, dass die Reise bald vorbei ist?“ wurden wir oft gefragt – von Reisebekanntschaften oder von unserer Familie und Freunden zuhause. Eine gute Frage, wie wir fanden, und immer sehr schwierig zu beantworten. Ein bisschen Wehmut kam schon auf in den letzten Wochen und Monaten, beim Gedanken, bald nicht mehr völlig unbesorgt in den Tag hineinleben zu können und fast täglich neue Naturwunder zu bestaunen.

Aber wir freuten uns auch – auf die lieben Leute, die fehlten, auf unser eigenes Bett und lange Schaumbäder, darauf, nicht immer die selben 5 Sets Kleidung zu tragen (!!!) und selbst kochen zu können, auf Schwarzbrot mit Butter und Schnittlauch, österreichischen Wein, Running Sushi, aufs Kajakfahren in den Donauauen… die Liste war endlos! Die letzten Wochen Wochen hatten wir nochmal richtig Gas gegeben, uns mit neuen Eindrücken fast überladen, sodass wir mit dem Abschied vom Reisen versöhnt waren, auch wenn viel Wehmut dabei war. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach unserem Flug nach Kathmandu kamen wir also wieder in Wien an.

IMG_7277

Am Weg nach Hause

Zuhause wartete das ersehnte Schwarzbrot mit Butter, und eine Flasche eisgekühlter Chardonnay. Wir stießen auf das letzte Jahr an, das großartiger nicht hätte sein können, auf die vielen schönen Erinnerungen, die wir gesammelt hatten.

IMG_7462

Brot, Butter, Bergkäse, Nusskäse, Chardonnay… was für ein Festmahl für Weltreise-Heimkehrer!

Das Wiedereinleben ging erstaunlich schnell, aus der Retrospektive betrachtet. Klaus hatte bereits eine Woche später seinen ersten Arbeitstag, Sonja kehrte ein Monat danach ebenfalls in die alte Firma zurück. Wir kauften ein neues Auto (das alte hatte uns ja kurz vor dem Reisebeginn im Stich gelassen), richteten unser Wohnzimmer neu ein, Sonja schloss endlich ihr Studium ab, nahm eine spannende neue Tätigkeit auf und wir buchten unsere nächste (kurze) Reise. Im Juni, ein Jahr nach unserer Rückkehr von der Weltreise, soll es wieder nach Thailand gehen, wir möchten nochmal nach Ko Phangan, das Häuschen in unserer einsamen Bucht beziehen, am Sailrock tauchen (vielleicht wieder mit Walhai?), das Inselleben genießen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit unserem Pelzgesicht? [Nachtrag vom November 2016: Das gab es tatsächlich – dem Pelzi geht es hervorragend]

Heute, ein Jahr später, können wir sagen, dass unsere Angst, nach einer Langzeitreise nicht mehr richtig in der Gesellschaft Fuß fassen zu können, keinen normalen Job mehr ausüben zu können, unbegründet war, denn wir sind ebenso glücklich wie wir es davor waren. Wir gehen beide gerne in die Arbeit und mögen unseren Alltag. Reisepläne für die Zukunft gibt es viele, auch wenn wir nicht nochmal ein ganzes Jahr weg wollen. Vieles davon lässt sich zum Glück auch in drei oder vier Wochen und somit im Jahresurlaub verwirklichen. Denn eines ist klar: Auch wenn wir im Rahmen unserer Weltreise einige Destinationen auf unserer Liste abhaken konnten, kamen durch Reiseerfahrungen und Erzählungen anderer mindestens ebenso viele Reiseziele wieder dazu. In diesem Sinne, freuen wir uns schon auf die nächsten Abenteuer 🙂

USA – New York

New York erreichten wir einigermaßen gut erholt, da wir zuvor vier weitere Tage in Las Vegas verbracht hatten und es uns dort sehr gut gehen ließen. Wir waren wieder in „unserem“ Hotel abgestiegen, hatten ausgiebig die All you can eat Buffets genutzt und ausreichend gefaulenzt, um neuen Tatendrang in uns zu fühlen. Das Hotelzimmer für New York hatten wir einigermaßen spontan gebucht. Da zu diesem Zeitpunkt – wir waren offenbar zu spät dran – ein passables Hotelzimmer nicht für unter 300 USD pro Nacht zu bekommen war (und wir sprechen hier von passabel, nicht luxuriös!), entschieden wir uns, dann gleich die billigste Absteige zu buchen – für die wir immerhin noch 70 USD pro Nacht zu berappen hatten. Diese Buchung bereuten wir bei Ankunft sofort. Wir waren nach einem Jahr Reisen wirklich anspruchslos, aber das Zimmer war mit Abstand das schlechteste, das wir in der gesamten Zeit hatten: Es bestand lediglich aus einem für zwei Personen recht schmalen Bett und ca. einem Quadratmeter Boden davor. In diesem Zimmer konnte nur einer stehen, während der andere im Bett liegen musste, da der Platz für zwei stehende Personen nicht ausreichte. Die Wände gingen nicht ganz nach oben, sodass man die Nachbarn im Nebenzimmer schnarchen hörte. Leider waren diese Schlitze zu den Nachbarzimmern auch die einzige Belüftung, denn Fenster gab es keines. In der Nacht schliefen wir bei offener Zimmertür, um genug Sauerstoff zu bekommen. Viel schlimmer war jedoch, dass die Zimmer offenbar auch stundenweise vermietet wurden und man häufig ganz andere Geräusche aus den Nebenzimmern hörte , sodass man sich friedliches Geschnarche herbeiwünschte. Jedenfalls ein Erlebnis für sich, dieses „Hotel“ „zimmer“!

New York gefiel uns trotzdem ganz wunderbar und wir verbrachten wir noch ein paar schöne letzte Tage (leider auch lange Nächte).

img_7282

Unsere Residenz 🙂

img_7337

img_7300img_7366img_7381img_7346img_7406img_7414

USA – California

In California machte sich unsere Reisemüdigkeit wieder recht deutlich bemerkbar. Wir waren nun, am Ende unserer Reise, nochmal ordentlich aufs Gaspedal gestiegen und hatten ein strammes Reisetempo an den Tag gelegt. Kaum ein Tag war ohne Nationalparkbesuch und langer Autofahrt vergangen, kaum zwei Nächte wurden am selben Ort verbracht. Kein Wunder, hier im Westen der USA lag ein Naturwunder neben dem nächsten und wir wollten noch viele neue Eindrücke sammeln, bevor es wieder zurück nach Hause gehen sollte. So schön dieses Zigeunerleben auch war, es ging gehörig an die Substanz. Wir ertappten uns dabei, manchmal faul aus dem Auto ein Foto zu schießen, statt auszusteigen, herumzuwandern, und die uns umgebende Schönheit ausgiebig zu genießen. Aber was machte das schon, nach fast 12 Monaten auf Achse ließen wir diesbezüglich mit uns ein bisschen Nachsicht walten, und verziehen uns die Faulheit – zudem wir damit in den USA überhaupt nicht auffielen.

Joshua Tree National Park

Been there, done that? Ein Gefühl, das im einzigartigen Joshua Tree National Park ganz bestimmt nicht auftrat. Wieder einmal waren wir begeistert und konnten die reisemüden Beine sogar zu der einen oder anderen kleinen Wanderung motivieren.

IMG_6684

Karge Weiten und blauer Himmel im Joshua Tree National Park

 

IMG_6750

Eine Allee aus Joshua Trees

San Diego & Los Angeles

In San Diego gab es erfreulicherweise ein Wiedersehen mit unseren geliebten Seehunden! Gewohnt dick und träge sonnten sie sich an der kalifornischen Küste, gaben die typischen, wenig melodiösen Laute von sich und bedufteten ihre Umgebung mit einem wenig dezenten Fischgeruch – hach! Wir saßen an diesem Abend lange am Ufer, genossen den Sonnenuntergang und beobachteten die lustigen Tierchen.

IMG_6768

IMG_6814

IMG_6834

IMG_6841

In Los Angeles erfüllten wir uns einen lang gehegten Wunsch und besuchten die Universal Studios sowie Knott’s Berry Farm.

IMG_6852

IMG_6874

In den Universal Studios…

IMG_6884

IMG_6892

IMG_6896

Früher tatsächlich eine Beeren-Farm mit einem familiengeführten Restaurant, weitete sich Knott’s Berry Farm immer mehr zum Vergnügungspark aus. Das Ungetüm im Bild ist ein etwas älteres Modell und „die größte Holzachterbahn der Welt“.

IMG_6898

Auch neuere Fahrgeräte gibt es…

IMG_6902

„Leider“ hatte dieses hübsche Teil geschlossen.

Elephant Seal Rookery San Simeon

Der Weg von LA nach San Francisco führte uns entlang der Küste und neben wunderschöner Landschaft auch an einer See-Elefanten-Kolonie vorbei.

IMG_6941

IMG_6944

IMG_6956

Es war lustig zu beobachten, wie diese überdimensionierten Robben sich gegenseitig auf den Nerv gingen, sie entweder ständig stritten oder sich selbst mit Sand bewarfen.

IMG_7001

Immer wieder mussten wir außerdem stoppen und den Blick auf die Küstenlandschaft (vorzugsweise im Abendlicht) genießen. Glücklicherweise gab es immer wieder Ausweichbuchten, in denen dies gefahrlos möglich war.

San Francisco

Für San Francisco nahmen wir uns viel zu wenig Zeit, wir schafften es gerade so, die Klassiker abzuhaken, obwohl wir eigentlich die Atmosphäre der Stadt mochten und wir im Nachhinein schade finden, nicht ein paar Tage länger dort verbracht zu haben.

IMG_7024

San Francisco zu Fuß zu erkunden, war mitunter unfreiwillig gut für die Wadenmuskulatur!

IMG_7050

Klaus‘ Bart in der Blüte seiner Pracht.

IMG_7058

IMG_7104

„If you’re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“

Aber wir waren des Herumreisens müde und sehnten uns seltsamerweise zunehmend nach Las Vegas – wer hätte das gedacht? – nach unserem luxuriösen (für unsere Verhältnisse zumindest) und dennoch unverschämt günstigen Hotelzimmer, nach der Oppulenz der All you can eat Buffets, irgendwie einfach nach ein paar Tagen Konstanz und ein wenig Zuhausegefühl nach unserem intensiven Roadtrip. Da es uns in diesem Punkt beiden gleich ging, gaben wir diesem Bedürfnis schließlich nach und fuhren 4 Tage früher als geplant wieder zurück Richtung Osten. Einen kurzen Stopp beschlossen wir aber zumindest noch einzulegen, denn den Josemite National Park wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Josemite National Park

IMG_7182

IMG_7165

Death Valley National Park

Ein netter Mitarbeiter einer Tankstelle hatte uns den Tipp gegeben, uns keinesfalls diesen Nationalpark entgehen zu lassen, und so legten wir auch hier in dieser mehr als unwirtlichen Gegend noch einen Stopp ein. Die unterschiedlichen Grau- und Blautöne der Gesteinsformationen waren auch wirklich sehr malerisch, allerdings war auch dies eher ein Nationalpark für Auto-Sightseeing, da die Hitze und Trockenheit hier wirklich unbarmherzig war.

IMG_7215

IMG_7252

Die folgenden vier Tage verbrachten wir nochmals in Las Vegas, wo wir uns mittlerweile fast ein bisschen zuhause fühlten. Zum ersten Mal seit längerem hatten wir Zeit, auszuschlafen, zu bloggen, unsere Fotos zu sichern und auch mal einen Nachmittag mit Nichts-Tun zu verbringen. So tankten wir bereits Energie für die letzten Tage in New York und die anstrengende Heimreise, die uns bevorstand.