Archiv für den Monat: September 2014

Peru – Der Norden

Unser Perubericht muss leider etwas nüchterner beginnen als gewohnt, denn das südliche Nachbarland des wunderschönen Ecuadors empfing uns nicht gerade herzlich: Hunderte Kilometer auf der berühmten Panamericana, durch eintönige Wüste, die über weite Strecken von halbverfallenen Häuserzeilen und Abfall gesäumt ist…

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Hier eine der schöneren Stellen 😉

Trotzdem erhofften wir uns gerade von Perus hohem Norden schöne und interessante Erlebnisse, denn die wenigsten Touristen haben Zeit, bis in diesen Teil des Landes vorzudringen – und verpassen damit ein Gebiet voller archäologischer Stätten aus einer Zeit lange bevor die Inkas fast das gesamte Andengebiet beherrschten.

Teil 1: Chiclayo

Unsere erste Destination, Chiclayo – nicht gerade der Traum einer Stadt. Um die ging es uns zwar überhaupt nicht – unser Lager schlugen wir hier nur auf, um die Umgebung zu erkunden, die zahlreichen Ruinen und Relikte der Mochica-Kultur – dennoch wollte es uns nicht gelingen, uns mit diesem Ort zu arrangieren und nach Besichtigung der einen oder anderen Pyramide suchten wir auch schon das Weite.

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Die Pyramiden von Tucume

Teil 2: Die Chachapoyas-Region

In Chachapoyas atmeten wir erstmal auf: Endlich wieder Landluft statt Großstadtmuff! Das kleine Städtchen überraschte uns zudem mit seiner Sauberkeit, guten Restaurants und günstigen Zimmerpreisen – wir waren bereit, unseren schlechten ersten Eindruck von Peru zu überdenken. Wir sprangen sogar über unseren Schatten und buchten – mangels Ortskenntnis und erwerbbarem Kartenmaterial nicht anders möglich – eine 3-tägige, organisierte Trekkingtour.

Auf die Einfachheit der Unterkünfte und des Essens (Klaus‘ kulinarisches Highlight: Papas con Arroz – Pommes Frites mit Reis!) waren wir vorbereitet und das nahmen wir für die Schönheit und Abgeschiedenheit unserer Route gerne in Kauf. Auch, dass unser Guide krank war, und wir ihn am ersten Tag eigentlich nur zu Gesicht bekamen, wenn er sich als halblebendige Wegmarkierung in die Landschaft legte, soll nicht allzusehr ausgebreitet werden. Dass besagter Guide jedoch auch Sonja mit seinen Bazillen beglückte, aber erst nachdem er unseren Schmerztabletten-Notvorrat aufgefuttert hatte, glich das Preis-Leistungs-Verhältnis an die gebotene Verpflegung an – schwer verdaulich…

Während an Tag 2 also nun frisch erkrankte Sonja und auch der völlig lädierte Guide mangels Wanderfähigkeit von Maultieren den Berg hochgetragen wurden, schleppte sich Klaus 1800 Höhenmeter zu Fuß hinterher – teils im Laufschritt und ohne Wasser, da der Guide (in dessen Satteltaschen sich auch unsere Wasserflaschen befanden) anscheinend nur schnellstmöglich nach Hause wollte.

Am letzten Tag – Sonjas Gesundheitszustand hatte seinen Tiefpunkt erreicht, der Guide schien hingegen wieder am Wege der Besserung zu sein, was Hoffnung auf einen schnellen Krankheitsverlauf aufkommen ließ – besichtigten wir die Überreste der alten Hügelstadt Kuelap. Trotz der widrigen Begleitumstände waren diese großteils noch im Fundzustand belassenen Ruinen unser Höhepunkt Nordperus. Als Hauptstadt der Chachapoyas („Wolkenmenschen“) wohnten zwischen den bis zu 25m hohen Mauern einst ca. 3.000 Menschen.

Anstatt des 3-stündigen Fußmarsches nach Tingo und der anschließenden Weiterreise nach Leymebamba ließen wir uns nach einer ausgiebigen Erkundung der archäologischen Stätte lediglich mit einem Bus zurück nach Chachapoyas bringen, was die einzige Möglichkeit war, weitere Anstrengungen zu vermeiden. Hier wurde erstmal ein paar Tage ein Krankenlager eingerichtet, wobei die Welt aus der Perspektive eines gemütlichen Hotelzimmers mit weichem Bett, Warmwasser und Zugriff auf die umfangreiche Reiseapotheke gleich nicht mehr ganz so schlimm aussah.

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Die Gegend um Chachapoyas ist voll von Überresten einer alten Kultur, die später von den Inkas erobert wurde - auf dem Foto die Sarkophage von Karajia

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Wir wanderten durchs bezaubernde Tal Belén, vorbei an alten Ruinen und durch den Nebelwald

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Kuelap - eine alte Festung der Chachapoyas-Kultur und vom Reiseführer wohl zurecht als "nur übertroffen von Machu Picchu" bezeichnet - war der Höhepunkt des dreitägigen "Treks", den man aufgrund der Krankheitsfälle leider unter Anführungszeichen setzen muss.

Teil 3: Trujillo und Huanchaco

Es dauerte insgesamt trotzdem vier Tage, bis die Bazillenspende des Guides halbwegs überwunden und an eine Weiterreise zu denken war. Wir lagen mittlerweile hoffnungslos hinter unserem Zeitplan und, schlimmer noch, langsam schien uns auch hier die Regenzeit einzuholen. Eine suboptimale Kombination: Diese hätte heuer laut Einheimischen ungewöhnlich früh begonnen, wir hingegen waren zu spät dran… Dies gab schließlich den Ausschlag, dass wir unsere weiteren Pläne für Nordperu fallen ließen und uns stattdessen direkt auf den Weg nach Huaraz machten. Und da wir nach der langen Bettruhe viel Energie hatten, beschlossen wir die lange Strecke zu halbieren, nämlich jeweils nachts Bus zu fahren und dazwischen tagsüber Chan Chan zu besichtigen, die weltweit größte Adobestadt und ebenfalls ein Relikt aus präkolumbischer Zeit, sowie einer in Huanchaco lebenden Freundin einen kurzen Besuch abzustatten.

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Chan Chan - Obwohl nichts als Sand, Sand, Sand schon allein aufgrund seiner Größe beeindruckend

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Huanchaco - hier hätten wir es auch ein paar Tage ausgehalten, aber leider (oder, in Hinblick auf unseren Zeitplan, zum Glück ;-)) war das Busticket nach Huaraz schon gekauft - sonst wären wir wohl auch hier wieder hängen geblieben.

Ecuador – Back to School in Vilcabamba

Vilcabamba ist ein kleines und unbedeutendes Dörfchen im Süden Ecuadors, hat es aber dennoch aufs touristische Radar geschafft. Den ersten Gringo-Boom erlebte Vilcabamba bereits 1955, als der Reader’s Digest von der überdurchschnittlich hohen Anzahl an über 100-Jährigen berichtete. Dies solle am besonders milden, ganzjährig frühlingshaften Klima Vilcabambas liegen, an der gesunden Bergluft oder aber (je nach Quelle) daran, dass Vilcabamba dem Herz der Erde so nah sei. Daraufhin zogen zahlreiche Westler als lebensverlängernde Maßnahme hierher. Obwohl die angeblich hohe Lebenserwartung der Vilcabambeños wissenschaftlichen Studien nicht standhalten konnte – offenbar übertrieben ältere Leute hier bei der Altersangabe gern, ganz nach dem Motto „man ist so alt wie man sich fühlt“ – zieht das Dörfchen nach wie vor ein breites, vor allem ernährungsbewusstes bis äußerst esoterisches Publikum an.

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Dorfidylle im Tal der Langlebigkeit

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Das ganzjährig frühlingshafte Klima garantiert anscheinend eine reiche Maracuja-Ernte - sehr zu unserer Freude.

Auch wir, obwohl weder ersteres noch letzteres, erlagen der Schönheit Vilcabambas und blieben hier ganze 12 Tage – unser bisheriger Rekord in Südamerika! Schuld daran war aber weniger die wohlige Nähe zum Herzen der Erde, sondern das Bestreben, unsere erbärmlichen Spanischkenntnisse hier aufzubessern. Nie wieder wollten wir einen Taxifahrer fragen, ob der Weg sehr Milch sei, oder an einer Hotelrezeption wo wir unser Schwein abstellen könnten. In Vilcabamba gibt es eine Spanischlehrerin, bei der wir pünktlich zum Wiener Schulbeginn unseren Unterricht starteten.

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Von nun an drehte sich also alles um Spanisch. Sogar nachts wachten wir  schweißgebadet auf und ertappten uns beim Übersetzen sinnloser Halbsätze. Leider blieb aber so wenig Zeit und Energie, die schöne Umgebung zu erkunden – nur ein einziges Mal konnten wir uns zu einer Wanderung aufraffen. Ein bisschen Alltag zu leben und die hier zahlreich vorhandenen Hängematten zu genießen war aber nach den intensiven Reisewochen davor ganz schön gut und wichtig.

Mitte September und damit 2 Wochen hinter unserem Masterplan hieß es dann: Nos vamos a Perú – das fünfte Land unserer Reise!

Ecuador – Galápagos

Die Galápagos-Inseln – ein durch Vulkanismus entstandenes, direkt am Äquator gelegenes Archipel ca. 1.000 km westlich der Küste Ecuadors – sind berühmt für ihre außergewöhnliche und streng geschützte Flora und Fauna, darunter zahlreiche endemische Arten: Fast jede zweite Tierart sowie zahlreiche Pflanzen auf dem Archipel gibt es ausschließlich hier. Trotz ihrer Lage weisen die Inseln aufgrund kühler Meeresströmungen (hauptsächlich der Humboldt-Strom) ein gemäßigtes Klima auf.

Für Sonja standen die Galápagos-Inseln seit vielen Jahren sehr weit oben auf der Wunschliste. Schuld daran war die (im Übrigen sehr empfehlenswerte) BBC Dokumentation über das Archipel. Aber es war ein vager, ferner Wunsch, von dem nicht auszugehen war, dass er sich in nächster Zeit erfüllen würde. Als sich Südamerika als eines der Ziele unserer Weltreise herauskristallisierte, war aber klar, dass das nicht ohne einen Abstecher auf die Galapágos-Inseln ablaufen könnte und würde, denn auch Klaus und in weiterer Folge Sabrina waren für den Gedanken nicht allzu schwer zu begeistern.

So also kam es, dass wir am 21.8. tatsächlich auf den Galápagos-Inseln landeten – der vielleicht exklusivsten Destination unseres Reisejahres. Wir wussten, hier würden wir tiefer in die Tasche greifen müssen, aber Dank einiger Tipps und Sonjas unermüdlicher Vorabrecherche war es dann letztendlich nur halb so schlimm.

Es gibt zwei realistische Möglichkeiten, das Archipel zu bereisen:

1) In Form einer mehrtägigen Kreuzfahrt durch den Nationalpark
Diese Möglichkeit wählen die meisten Reisenden. Eine Kreuzfahrt hat den Vorteil, dass sie einen je nach Route (und diese ist essenziell) im besten Fall zu Gebieten bringt, die man selbständig nicht bereisen kann. Die Nachteile einer Kreuzfahrt liegen im happigen Preis und in der Möglichkeit, den Zonk bei den Bootsmitbewohnern zu ziehen. Nirgendwo auf der Welt erlebten wir bisher eine derartige Dichte an Personen, mit denen man keinesfalls viel Zeit auf wenigen Quadratmetern verbringen möchte – daher ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Apropo Risiko: Ist man in Bezug auf Abfahrtszeitpunkt, Dauer und Route einer solchen  Schiffspassage flexibel, so kann man auch hasardieren, und mit ein wenig Geduld und Glück vor Ort einen der vergleichsweise günstigen Last-Minute-Restplätze auf den Kreuzfahrtschiffen ergattern.

2) Auf eigene Faust
Auf diese Art und Weise kann man auf vier bewohnten Inseln übernachten und von dort aus Tagesausflüge unternehmen – dies geht entweder ganz alleine, oder aber über geführte kleine Touren und mit Guides (die leider für die meisten Gebiete des Nationalparks vorgeschrieben sind und für eine Stunde so viel nehmen wie nepalesische Sherpas für eine Woche… 😉 ).

Aus einem Kompromiss zwischen unserem Wunsch, auch einige der entlegenen Plätze zu sehen und unserem üblichen Bestreben, möglichst günstig und unabhängig davon zu kommen, entschieden wir uns für einen gesunden Mix der beiden Varianten. Die kostspielige Kreuzfahrt sollte uns dabei zu jenen Orten führen, die uns als Individualreisende verwehrt blieben, und natürlich musste es ein unschlagbares Restplatz-Angebot sein. Der erste Tag war daher ganz der fieberhaften Jagd nach solchen Plätzen gewidmet. Kein Reisebüro der Insel-Hauptstadt Puerto Ayora wurde dabei ausgelassen, kein Agent verschont, bis zum letzten Leihschnorchel gefeilscht. Dazwischen hektische Diskussion, Vergleich von Schiffen, Routen und Preisen und natürlich immer die begleitende Recherche im auf den Inseln meist nur leidlich funktionierenden Internet.

Als längst die Nacht über die Vulkaninseln hereingebrochen war, lagen zwar alle Nerven blank, aber wir hatten unser Schiff für den nächsten Morgen, wenn auch noch kein Geld, es zu bezahlen. Das geht hier nur in bar und bedurfte mehr der Scheine, als die hiesigen Geldautomaten gewillt waren, auszuspucken, doch dies und die weiteren Strapazen zur Beschaffung der benötigten Mittel sollen nicht weiter interessieren.

Zeitig in der Früh jedenfalls wechselte dann noch mitten in einer dunklen Hintergasse eine gewaltige Geldsumme – Rate Nr. 2 – in die Taschen des – vermutlich Dank Rate 1 – sichtlich stark alkoholisierten Reisebürobetreibers – Name oder Anschrift uns unbekannt und ohne Beleg, aber hier hat man sichtlich noch Handschlagqualität. Nun konnte es losgehen!

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Wir wollten unbedingt in das Gebiet zwischen Fernandina und Isabela, und nicht unnötige Tage in Puerto Ayora verbringen. Somit war diese Route für uns perfekt.

Über diese Kreuzfahrt zu schreiben ist schwierig. Sie war, Restplatz hin oder her, nach wir vor teuer wie die Sünde, und doch jeden Centimo wert. Wir beobachteten in absoluter Einsamkeit seltsame Vögel wie die ulkigen Blaufußtölpel, Fragattenvögel und Stummelkormorane, die ihre Flugfähigkeit eingebüßt hatten. Wir erkundeten die teils karge, oftmals bizarre, aber immer wunderschöne Lavalandschaft von Isabela, Fernandina und Santiago und bewunderten die seltsam anmutende Vegetation. Wir schnorchelten mit unzähligen verspielten und neugierigen Seelöwen, aber auch mit Meerechsen und Galapagos-Pinguinen. Wir entdeckten Prachtexemplare bunter Landleguane und sahen die Fontänen der Wale, die unser Boot begleiteten.
All diese Tiere ließen sich durch unsere Anwesenheit in der Regel überhaupt nicht stören, sodass wir sie ganz aus der Nähe studieren konnten. Ein etwas unaufmerksamer Pinguin krachte während seines Tauchgangs den Fischen hinterher sogar gegen Klaus‘ Tauchmaske. Riesige Wasserschildkröten zogen mit uns durchs Wasser. Finken fraßen uns aus der Hand. Wir fühlten uns wie inmitten der BBC-Doku, die wir zuvor gesehen hatten.

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Das Boot, das uns 5 Tage lang durchs Archipel schipperte

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Unsere erklärten Lieblingstiere - die Seelöwen! Zu unserem großen Glück zu Lande und zu Wasser an jeder Ecke der Inseln anzutreffen. Sehr neugierig, äußerst verspielt und an Land herrlich tolpatschig.

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Meerechsen... oftmals in noch größeren Rudeln, als die Robben anzutreffen. Manchmal bemerkt man die schwarzen Ungetüme erst kurz, bevor man auf sie drauf tritt. Oder danach. Auch im oder unter Wasser anzutreffen und dann nicht ganz so stoisch...

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ein paar weitere Expats: "Sally Crab" - Stummelkomoran - Landleguan - Grüne Meeresschildkröte

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Wir und unsere Mitreisenden - mit denen wir übrigens großes Glück hatten. Ausschließlich nette, entspannte Leute.

Nach der Kreuzfahrt verbrachten wir noch einige schöne Tage auf Santa Cruz und San Cristobal, wo wir unter anderem am Kicker Rock mit unzähligen Haien, die uns SEHR nahe kamen, schnorchelten. Auf San Cristobal mussten wir uns schließlich von Sabrina verabschieden, für die es wieder auf die lange Reise zurück nach Wien ging. Wir blieben noch ein paar Tage und genossen diesen wundervollen Fleck Erde.

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Auch landschaftlich wissen die mitunter bizarr geformten Vulkan-Inseln zu beeindrucken.

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Dabei sieht jede Insel anders aus - von tiefgrün bis lavaschwarz war alles dabei.

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Unseren letzten Ausflug widmen wir den Riesenschildkröten von San Cristobal. (Fast) jede der Galapagos-Inseln beheimatet ihre eigene Art, die sich den speziellen Gegebenheiten dieser Insel angepasst hat. Darwin lässt grüßen...

Für uns waren diese zehn Tage auf dem Galapagos-Archipel eine überwältigende, wundervolle und in höchtem Maße beeindruckende Zeit, die wir nie vergessen werden. Beim Rückflug sind wir beide etwas wehmütig: Wir sind „erst“ seit drei Monaten unterwegs, aber es ist gewiss, dass dies bereits einer der ganz besonderen Höhepunkte  unseres Reisejahres war.
Aber ein Blick in den Südamerika-Reiseführer beruhigt dann wieder: Es kommt vielleicht noch Einiges auf uns zu, was nur in Superlativen beschrieben werden kann…

Ecuador – Mit „el coche“ quer durchs Land

Nach unserer Planungssitzung in Quito hatten wir uns eine ganze Reihe von Orten und Aktivitäten für unsere Zeit nach Puerto Lopez ausgesucht – einen Spaziergang durch Cuencas UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt, Trekken am Quilotoa Circuit, eine Wanderung durch den Cajas Nationalpark, einen Besuch des Amazonasgebiets, eine Zugfahrt zur Teufelsnase… die Liste war wieder einmal viel zu lang, die Anzahl der Tage bis zu unserem Galapagos-Flug im Vergleich dazu äußerst begrenzt. Um uns zumindest einen großen Teil dieser Wünsche zu erfüllen, mieteten wir für gut eine Woche ein Auto. Ecuador erschien uns dafür – als kleines Land mit überschaubaren Distanzen und dazu den billigsten Spritpreisen die wir je gesehen hatten – wie geschaffen, und zu dritt waren die Mietkosten auch gut zu stemmen.

Das Fahren allerdings war nicht ganz so einfach wie gedacht:

1) Die Ecuadorianer selbst fuhren wahlweise mit phlegmatischen 20 km/h und unter völliger Ignoranz der durch diesen Fahrstil behinderten Verkehrsteilnehmer, oder zeigten umgekehrt ein halsbrecherisches Fahrverhalten, das sich durch eine Kombination aus erhöhter Geschwindigkeit, selbstmörderischen Überholmanövern und nächtlichem Fahren ohne Licht und Reflektoren äußerte.

2) Sowohl der schlechte Zustand der Straßen in etwas abgelegeneren Gebieten, als auch ein chronischer Mangel an Wegweisern ließ die Dauer unserer Tagesetappen teilweise gewaltig in die Höhe schnellen. Es vergingen nur wenige Tage, an denen wir uns nicht verfuhren.

Alles in allem fällt unser Resümee aber durchaus positiv aus, denn wir konnten in kurzer Zeit viel sehen und das Freiheitsgefühl genießen, das ein eigenes Fahrzeug so mit sich bringt.

Teil 1: Cuenca und der Cajas Nationalpark

In Cuenca landeten wir, statt wie geplant vor Anbruch der Dunkelheit, erst um 1:30 nachts… Ohne Straßenkarte und Beschilderung hatten wir uns gleich mehrmals verfahren. Wir verbrachten hier zwei Tage mit Sightseeing und einer Wanderung durch die Lagunenlandschaft des ca. 4.000m hoch gelegenen Cajas Nationalpark.

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Es gibt einen bequemen, gut ausgeschilderten Wanderweg durch den Nationalpark...

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...Wir aber versuchten selbst, durch das Labyrinth aus Seen und Hügeln zu navigieren. So wurde aus einer zweistündigen Wanderung eine fünfstündige.

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Auf der Suche nach dem Waldgeist im Polylepis-Wald. Das Rosarote ist er nicht.

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In Cuencas bildhübscher Altstadt

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Teil 2: Puyo und das Amazonas-Gebiet

Da wir es zeitlich nicht schafften, tiefer in den Dschungel vorzudringen, war Puyo, eine Kleinstadt im Randbereich des Amazonas-Gebietes, ein guter Kompromiss.
Wir machten einige kurze Treks in den Dschungel, besuchten einen botanischen Garten und einige Auffangstationen für Tiere, was zu sehr amüsanten Begegnungen mit den dortigen Bewohnern führte – wie unsere Fotos dokumentieren.

Außerdem – sehr dumm! – organisierten wir uns drei Plätzchen für eine „Rafting“-Tour. Günstig war sie ja, aber wohl Sparen am falschen Ort – denn wir zahlten dafür, uns von einem verrückten Guide fast ersäufen zu lassen. Dieser ging fälschlicherweise davon aus, der Spaß am Rafting stünde direkt proportional zu der Zeit, die das Boot verkehrt herum im Fluss trudelt, während dessen Insassen mit nur leidlich funktionstüchtigen Schwimmwesten im eiskalten Wildwasser ums Überleben kämpfen müssen. Und wir hatten in unserer Naivität tatsächlich gedacht, die Ankündigung „This is the EXTREME boat. We’re gonna hit the waves and flip, and flip, and flip…!“ sei nur ein Scherz gewesen… aber nein, der Beste meinte es genau so und brachte das Schlauchboot bei jeder sich bietenden Gelegenheit (und deren gab es viele) zum Kentern. Nach unseren ersten Nahtodes-Erlebnissen in den Stromschnellen des reißenden Flusses war Meuterei die logische Konsequenz…
Unser Feedback, er wäre völlig durchgeknallt, fasste unser Guide am Ende der Tour dann aber als großes Kompliment auf – Besserung ist somit höchst fraglich…

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Auf frischer Tat ertappt... Das Diebesgut rückte er nach viel Schimpfen tatsächlich wieder raus.

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Pippi und ihr Herr Nilsson

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Und sah der Papa von Pippi nicht so ähnlich... aber lassen wir das lieber.

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Die unfreiwilligen EXTREME Rafter, noch etwas blass um die Nasenspitzen...

Teil 3: Am Quilotioa Loop

Nach unseren Dschungelerlebnissen ging es wieder rauf auf 4.000 m. Im Hochland rund um die Laguna Quilotoa erwarteten uns die schlechtesten Schotterpisten Ecuadors, dafür aber atemberaubende Blicke über die schöne Landschaft.

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Blick vom "Hausberg" Isinlivis

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Trekken in dieser Höhenlage kann ein bisschen stürmisch ausfallen

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Ob Schaf, Hund oder Schwein, alles wird geherzt und gestreichelt und der Tollwut gespottet

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Der Kratersee Laguna Quilotoa

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...in dem man sogar Kajakfahren kann

Nach 10 Tagen auf vier Rädern gaben wir in Guayaquil zähneknirschend die Schlüssel unseres kleinen roten Spuckerls zurück, das uns so brav durch ganz Ecuador gebracht hat. Wobei… so rot war es jetzt nicht mehr.

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Nur wenige Stunden später startete schon unser nächstes Abenteuer in Ecuador – ein 10-tägiger (bzw. im Falle von Sabrina 7-tägiger) Aufenthalt auf den Galapágos-Inseln.