Archiv für den Monat: April 2015

USA – Utah, Colorado, Arizona

Nach 11 Monaten auf Achse, ständig von einem schönen Plätzchen zum nächsten fahrend, nach Highlights wie dem Durban-Platz in Kathmandu, der Wanderung ums Annapurnamassiv, dem Tauchgang mit Walhai in Thailand, der Kreuzfahrt im Galapagos-Archipel, Machu Picchu in Peru, Salar de Uyuni in Bolivien, Patagonien und Feuerland, den Wasserfällen von Iguazu, Kajakfahren im Amazonas, dem Segeltrip von Kolumbien nach Panama, Isla de Ometepe in Nicaragua, Lago de Atitlan in Guatemala […], was konnte uns da noch beeindrucken? Der Südwesten der USA konnte es. Problemlos.

Als wir unseren vorab gebuchten Mietwagen in Las Vegas abholten, warf der Mitarbeiter der Autovermietung einen skeptischen Blick auf unsere mittlerweile auf ein besorgniserregendes Volumen angewachsenen Rucksäcke. Ob uns bewusst sei, dass wir die kleinste Mietwagenvariante gebucht hätten, fragte der er uns ungläubig. Obwohl wir seine Skepsis teilten, verweigerten wir ein kostenpflichtiges Upgrade, und das stellte sich als richtige Entscheidung heraus: Das kleine weiße Ding, zu dem wir geführt wurden, entpuppte sich trotz seiner überschaubaren Größe als wahres Platzwunder, denn die vier Rucksäcke (je zwei große und 2 Tagesrucksäcke) passten mit etwas Herumprobieren problemlos in den kleinen Kofferraum,. Wie wir später feststellten, bot sich sogar ausreichend Raum, notfalls im Auto zu übernachten.

Am ersten Tag schafften wir es nicht sehr weit, da wir zuerst in einen Wal Mart fuhren, wo wir eine lange Zeit verbrachten und in einen wahren Shoppingrausch verfielen. Wir kauften eine Kühlbox, palettenweise Dr. Pepper- und Cherry-Coke-Zero-Dosen, eine Gaskatusche, Eis, Lebensmittel, eine Speicherkarte für unsere Kamera, ein Audiokabel, ein USB Ladegerät für den Zigarettenanzünder des Autos, Campinggeschirr und viele viele Süßigkeiten. Als großer Fan der Seite peopleofwalmart.com war Sonja etwas enttäuscht, dass die Leute im Wal Mart alle relativ normal gekleidet waren. Lediglich ein Redneck wie aus dem Bilderbuch mit einer Pistole am Gürtel –  eine Tatsache, die für alle (außer uns) nicht weiter schockierend erschien – wirkte etwas kurios. Irgendwo in Nevada kehrten wir dann ins erstbeste billige Motel ein. Beim Check-in wurden wir gleich zur Karaokenacht in der angrenzenden Bar/Casino/Truckerabsteige eingeladen. Obwohl wir müde waren begaben wir uns tatsächlich noch auf ein Höflichkeitsbier nach nebenan, wo wir neugierig beäugt und angequatscht wurden. Einige neue Facebook-Freundschaften und viele Tipps für unseren Roadtrip später fielen wir dann erschöpft ins Bett.

Zion National Park

Unsere nächste Etappe brachte uns zum Zion National Park, den wir eigentlich nur ansteuerten, da er direkt am Weg lag. Hätten wir nur vorher gewusst, welche Naturschönheiten sich uns dort präsentierten, hätten wir einen längeren Aufenthalt eingeplant. Der Nationalpark war typisch amerikanisch bestens organisiert. Man stellte das Auto beim Eingang ab und wurde mit dem Bus zu den verschiedensten Höhepunkten gebracht, wo man aussteigen, etwas herumwandern, und mit dem nächsten oder übernächsten Bus weiterfahren konnte.

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Zu gerne hätten wir die Wanderung durch die engen Schluchten gemacht, bei der man mit Wetsuits ausgestattet direkt durch den Fluss geht. Wir hatten aber keinen Übernachtungsplatz, sodass wir nach einigen Stunden weiterfahren mussten. Vorbei gings an Büffelherden und malerischen Farms, bis wir am Straßenrand ein Motel sahen, das uns irgendwie ansprach.

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Die Zimmer, die der Besitzer alle selbst gestaltet hatte, waren sehr detailverliebt in unterschiedlichen Stilrichtungen eingerichtet. Wir entschieden uns für ein kleines Apartment mit einem Kamin und Ästen mit Herbstlaub an der Wand. Gleich gegenüber war ein Supermarkt, bei dem man frisches Popcorn in Riesensäcken um kein Geld kaufen konnte. Abends saßen wir in unserem Wohnzimmer, heizten was das Zeug hielt (nachts war es noch empfindlich kalt), mampften Popcorn und tranken dazu eisgekühltes Corona – herrlich!

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Das Schlafzimmer unseres Apartments

Bryce Canyon National Park

Der nächste Tag startete früh – als wir unsere Siebensachen ins Auto packten, konnten wir in der morgendlichen Kälte unseren Atem sehen – aber wir hatten viel vor und wollten jede Minute des Tageslichts nutzen. Zuerst fuhren wir in den nahegelegenen Bryce Canyon National Park, der uns komplett von den Socken warf. Zu den beeindruckenden Farben – unglaubliche rot- und orange-Töne, die im Kontrast zum strahlend blauen Himmel standen – kamen nicht minder beeindruckende Formen: säulenartige Gesteinsstrukturen, die man Hoodoos nennt.

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Auf dem Weg vom Bryce Canyon

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Hoodoos, so weit das Auge reicht

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Auf dem Queens Garden Trail

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Nach dem Navajo Loop, auf dem Weg vom Sunset Point zum Sunrise Point.

Coral Pink Sand Dunes State Park & Lake Powell

Unser netter Apartment-Vermieter hatte uns einen Tipp gegeben, an welcher Stelle wir den Coral Pink Sand Dunes State Park kostenlos besuchen konnten, deshalb wir nachmittags nach unserer Wanderung durch den Bryce Canyon dort noch auf einen Sprung vorbeischauten.

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Ganz feiner, rosa Sand

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Spaziergang durch die Dünenlandschaft

Nun war es an der Zeit, in unser kleines weißes Auto zu steigen und in Richtung des Grand Canyons zu fahren, dessen Besuch wir uns für den morgigen Tag vorgenommen hatten. Die Landschaft war aber so schön, dass wir unterwegs immer wieder Stopps einlegen mussten.

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Lake Powell kurz vor Sonnenuntergang

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Yet another canyon…

Grand Canyon

Wir hatten schon von manchen Reisenden gehört, dass der Grand Canyon nach dem Besuch anderer Nationalparks hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Uns erging es ein bisschen ähnlich – zwar waren wir von den unglaublichen Ausmaßen des Canyons schon beeindruckt, immerhin war die Schlucht etwa 450 Kilometer lang und bis zu 1.800 Meter tief. Dennoch: der am Vortag besuchte Bryce Canyon hatte die Latte für uns anscheinend einfach zu hoch gelegt.

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Blick über das Colorado Plateau und die unterschiedlichen Gesteinsschichten, die vom Colorado River freigelegt wurden

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Ganz unten der Colorado River, der für die Entstehung dieses Naturwunders verantwortlich ist

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Nach dem Besuch des Grand Canyons setzten wir unseren Weg fort, es ging nun weiter Richtung Monument Valley. Auf der Fahrt tauchten im roten Abendlicht die ersten Gesteinsformationen des berühmten Tals auf, es war ein beeindruckender Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag erwarten würde. Diesmal hatten wir allerdings große Schwierigkeiten, eine Unterkunft zu finden. Günstige Motels, in denen wir bisher immer übernachteten, schien es in dieser Gegend nicht zu geben. Wir hofften auf ein Schnäppchen in einem der Hotels, aber selbst unser Lateinamerika-erprobtes Verhandlungsgeschick brachte uns diesmal nicht weiter – wir wollten einfach nicht 150 USD oder mehr für eine Übernachtung ausgeben. Schließlich fanden wir zumindest einen günstigen Campingplatz. Da es mittlerweile schon spät war, beschlossen wir uns den Zeltaufbau in der Dunkelheit nicht anzutun und stattdessen im Auto zu schlafen.

Monument Valley

Schon vor Sonnenaufgang läutete unser Reisewecker und wir packten noch im Dunkeln unsere Sachen zusammen. Innerhalb kürzester Zeit erreichten wir Monument Valley, das sich im Morgenlicht von seiner allerschönsten Seite zeigte. Es war eine wahre (und tatsächlich häufig verwendete) Filmkulisse, die sich uns bot. Wie bislang jeden Tag seit wir Las Vegas verlassen hatten, waren wir tief berührt von der gewaltigen Schönheit der Natur im Westen der USA.

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Canyonlands National Park & Dead Horse Point

Am späten Vormittag, als wir uns an den Felsformationen des Monument Valleys satt gesehen hatten, fuhren wir weiter zum Canyonlands National Park, wo wir am selben Tag noch zwei Points of Interest im Süden des Parks besuchten: den „Newspaper Rock“ und „The Needles“.

Der Newspaper Rock ist ein Felsen mit einer der weltweit größten Sammlung an Petroglyphen. Die ersten Symbole wurden vor ca. 2.000 Jahren von verschiedenen indigenen Kulturen eingraviert, in der Navajo-Sprache heißt der „Newspaper Rock“ übersetzt „Fels, der eine Geschichte erzählt“, da über die Jahre immer mehr Petroglyphen dazugekommen sind. Man findet zwischen den gut erhaltenen, alten Petroglyphen auch Symbole neueren Ursprungs, wie beispielsweise links oben aus dem Jahr 1954.

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Der Newspaper Rock im Canyonlands Nationalpark

 

„The Needles“ sind seltsame Gesteinsformationen, ähnlich den „Hoodoos“ im Bryce Canyon Nationalpark, tief im Canyonlands Nationalpark. Da die Straße immer schlechter wurde und ab da nur mehr von 4WDs befahrbar war, gingen wir noch zu Fuß ein Stückchen weiter.

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Die zwei Felsen im Hintergrund erinnern an ein sich küssendes Pärchen.

Danach wurde es Zeit, einen Schlafplatz zu organisieren. In Moab mussten wir nicht lange suchen, wir folgten einfach spontan einem Schild, das eine Jugendherberge ankündigte, und bekamen es sehr kleines Zimmerchen für sehr kleines Geld. Wir plauderten lange mit einer älteren Frau, die nach Utah ziehen will um hier ihren Lebensabend zu verbringen, weil hier alles barrierefrei ist. Uns ist das ebenfalls schon positiv aufgefallen, sogar in den Nationalparks. Abends nutzten wir die große Hostelküche und kochten Spaghetti mit Thunfisch-Mais-Tomatensugo, dazu gabs Draft Beer aus einer Microbrewery in Moab. Wir beschlossen, eine zweite Nacht zu bleiben, weil es uns hier in Moab gut gefiel.

Am nächsten Morgen hatten wir daher keinen Stress, wir tranken ausgiebig Kaffee in einem der netten kleinen Lokale und Klaus kaufte sich ein T-Shirt im dazugehörigen Shop. Es zeigt einen Mann mit seiner Angel vor einem Kajak, darunter der Spruch „Day seized“ – wie passend. Danach begaben wir uns wieder in den Canyonlands Nationalpark – diesmal in den nördlichen Teil. Wieder erwartete uns eine bizarre Landschaft, wie sie für Utah typisch zu sein scheint.

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Im Norden des Canyonlands National Park

Als nächstes begaben wir uns zum Dead Horse Point State Park – ebenfalls ein beliebter Filmschauplatz. Ein bisschen erinnerte uns die Aussicht an den Grand Canyon, nur noch schöner und beeindruckender. Wieder war es der Colorado River, der sich tief in das Gestein gegraben hatte und hier machte der Fluss noch dazu eine 180 Grad Kehre. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass im 19. Jahrhundert Pferdediebe hier gerne ihre Beute versteckten, was leider für die Pferde häufig tödlich endete: Viele verdursteten, weil es kein natürliches Trinkwasser gibt, obwohl der Colorado River sich in Blickweite befindet.

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Dead Horse Point

Arches National Park

Eine weitere Nacht verbrachten wir in unserem Mini-Zimmerchen in Moab, denn in direkter Umgebung gab es noch einen weiteren Nationalpark den wir uns ansehen wollten: den Arches NP mit seinen berühmten Gesteinsformationen.

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Der berühmte Balanced Rock im Arches National Park

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Der erste Blick auf einen ‚Arch‘

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Im Arches National Park verbrachten wir viele Stunden und für uns gehört er zu den schönsten, die wir auf unserem Roadtrip gesehen haben – und das will wirklich was heißen. Erst am Nachmittag machten wir uns auf nach Colorado, in Richtung unseres nächsten Ziels, dem Mesa Verde Nationalpark.

Mesa Verde National Park

Diesen Nationalpark besuchten wir ausnahmsweise nicht wegen der schönen Natur, sondern aufgrund seiner kulturhistorischen Bauten, die sich unter der Kante des Tafelbergs Mesa Verde (‚Der grüne Tisch‘) befinden. Die Anasazi haben genau dort – aus Gründen, die man heute nicht mehr eindeutig nachvollziehen kann – ca. um das Jahr 1.200 herum zahlreiche Pueblos, Vorratskammern und zeremonielle Grubenhäuser errichtet, sowie ausgeklügelte Bewässerungssysteme. Leider hatten die Anasazi offenbar mit zunehmender Dürre zu kämpfen, sodass bereits 100 Jahre später diese Hochkultur auch wieder vorbei war.

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Cliff Dwellings der Anasazi

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Painted Desert & Petrified Forest National Park

Nachdem wir die Bauten der Anasazi, die einmalig schön in die Umgebung eingebettet waren, ausgiebig bewundert hatten, sollte es nun nach Kalifornien gehen. San Diego war unser nächstes Ziel. Auf dem Weg nahmen wir allerdings noch weitere Nationalparks mit, an denen wir quasi direkt vorbeifuhren. Die Painted Desert schillerte tatsächlich in allen Rot- und Orangetönen, und der Petrified Forest Nationalpark dafür in blau und grau – beide Landschaften waren wieder sehr faszinierend. Der ‚Forest‘ selbst lag leider nur noch in Stücken in der öden, trockenen Landschaft herum. Seltsamerweise sah das Holz noch fast völlig normal aus – wie altes Holz eben – war aber gänzlich versteinert und fühlte sich auch wie Stein an.

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Ein versteinerter Rest des Waldes

 

USA – Las Vegas

Vegas, Baby!

Der Schock hätte größer kaum sein können: Gerade noch in unserem beschaulichen Bungalow im Dschungel nahe Tulum, wo das größte Rambazamba durch die singfreudigen Vögel veranstaltet wurde, die uns allmorgendlich weckten, waren wir fast übergangslos im Sündenpfuhl Nordamerikas gelandet. Es war eine sehr schräge Welt, die sich uns da offenbarte: Die Casinos, die gleichzeitig als luxuriöse Hotels dienten, übertrafen sich gegenseitig an Prunk und Verschwendung. Überall lockten Shows, blinkende Spielautomaten, All-you-can-eat-Buffets, hier eine Achterbahnfahrt durch „New York“, dort der Ausblick vom „Eiffelturm“ oder eine Fahrt mit einer Gondel durch die Kanäle „Venedigs“ und nicht zu vergessen die riesigen Shoppingpassagen. Wir verbrachten hier vier Tage staunend, ungläubig, fassungslos.

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IMG_5541Wir nutzten die Tage in Las Vegas einerseits, um uns hinsichtlich unserer Garderobe  wieder einigermaßen zu zivilisieren: Unsere zerrissenen Jeans und Trekkinghosen waren für die Berge und den Dschungel vielleicht gerade noch gut genug, in der Großstadt kamen wir uns damit aber doch etwas underdressed vor – bei dem überwältigenden Shoppingangebot in Las Vegas war das aber glücklicherweise ein Problem, das sich schnell lösen ließ. Andererseits gaben wir uns auch mit großer Begeisterung dem All-you-can-eat-Wahnsinn hin und stillten somit schnell all die Gelüste nach westlicher Nahrung, die wir im Laufe der Reisezeit so angehäuft hatten.

An Las Vegas gefiel uns sehr gut, dass es nie ein Problem war, einen kostenlosen Parkplatz, ein Klo, etwas zu trinken oder einen gemütlichen Platz zum Ausruhen der müden Füße zu finden: In den luxuriösen Casinos/Hotels, aus denen der Las Vegas Strip überwiegend bestand, wurde all dies kostenlos angeboten, um die Gäste dazu zu bringen, möglichst lange zu bleiben und am besten bis zum Heimflug die Zeit (und den Kontostand) völlig zu vergessen, und zu spielen, spielen, spielen… Und spielen konnte man wirklich überall: Spieltische und blinkende Automaten, soweit das Auge reichte, sogar am Bartresen waren kleine Bildschirme eingebaut, damit man auch wirklich keine Minute ohne Glücksspiel verbringen musste. Es bereitete uns viel Spaß, den Leuten beim Spielen zuzusehen: Der Pokerspieler, der Sonnenbrillen trug, damit sein Gesicht so wenig wie möglich über die Karten in seiner Hand preisgab, der Roulette-Spieler, der sich die Zahlen notierte, um aus vermeintlichen Regelmäßigkeiten Prognosen abzuleiten, die Gruppe junger Leute, die lachend und jubelnd um einen Spieltisch standen und enthusiastisch irgendein seltsames Spiel spielten, dessen Regeln wir nicht verstanden.

Irgendwann im Laufe des letzten Abends verließen wir unsere Beobachterrolle und begaben uns an einen Roulette-Tisch mit dem Vorsatz, einen vorher festgelegten Betrag zu verspielen. Wir bemühten uns redlich, aber es gelang uns nicht, und wir verließen das Casino mit einem kleinen, aber immerhin knapp dreistelligen Plus in unserer Reisekasse. Vielen Dank Las Vegas für diese Spende, für die luxuriöse Bleibe um wenig Geld, für die zahlreichen kostenlosen Getränke und leckeren Buffets und dafür, dass wir nach den vielen Monaten in unseren Reiseklamotten nun wieder wie halbwegs zivilisierte Menschen aussehen. Nach vier Tagen völliger Reizüberflutung war es aber an der Zeit, dem Wahnsinn von Las Vegas den Rücken zu kehren und unsere letzte größere Reiseetappe zu beginnen: Einen Roadtrip durch den Westen der USA.

Caya Caulker (Belize) und Yucatan (Mexiko)

Belize – Caye Caulker

Der Grenzübergang nach Belize ging ausnahmsweise reibungslos über die Bühne. Niemandem fiel auf, dass uns ein Ausreisestempel aus Mexiko fehlte, und das gesamte Prozedere an der Grenze wirkte sehr professionell und westlich. Das war nicht der einzige Bereich, in dem sich Belize vom restlichen Mittelamerika zu unterscheiden schien: Das Preisniveau lag deutlich höher als in den Nachbarstaaten und eher auf europäischem Niveau, und die Landessprache war Englisch – insgesamt fühlten wir uns sofort bei Überschreiten der Grenze wie in einer anderen Welt.

Nach Ankunft in Belize City schnappten wir uns sofort ein Taxi zum Flughafen: Hier nahmen wir Erwin und Vroni in Empfang. Die Freude war riesig, denn so sehr wir die (trotz diverser Reisebekanntschaften überwiegende) Zweisamkeit auch genossen hatten, es war einfach großartig, nun wieder für eine Weile liebe Freunde um uns herum zu haben! Die weitere Anreise auf die Insel verlief problemlos und nur wenige Stunden später feierten wir bei herrlich kaltem belizianischem Bier und Sonnenuntergang am Strand unser Wiedersehen.

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Sonnenuntergang am Split – hier hat ein Hurricane vor einigen Jahren die Insel in zwei Teile gespalten.

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Klaus und Erwin zwischen den zwei Inselteilen

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Beim Genießen der Mitbringsel: neben dem frisch gebackenen Schwarzbrot wurden zu unserer Begeisterung auch zwei Flaschen österreichischer Weißwein in die Karibik transportiert.

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Wir erkunden die Insel mit einem Golfwagerl, dabei kann es beim Aussteigen schonmal passieren, dass man vom Weg abkommt…

 

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Letzte Ruheplätze mit Aussicht

Vor Caye Caulker setzt sich das zweitgrößte Barriereriff der Welt (nach dem Great Barrier Reef) fort – es ist ein anderer Teil desselben Riffs, an dem wir schon in Honduras viele Tauchgänge absolviert hatten. Für Erwin und Vroni Motivation, hier ihre Open Water Zertifizierung zu erlangen. Die Fundives auf Belize waren relativ teuer, aber einen Tauchtag leisteten auch wir uns, sodass wir unsere Freunde bei ihren ersten Freiwassertauchgängen begleiten konnten. Es war ein Tag mit sehr hohem Wellengang, es fiel uns daher schwer, auf dem kleinen, schwankenden Boot unser Equipment zusammenzubauen. Vroni und Erwin meisterten ihren ersten Tauchgang trotzdem mit beeindruckender Souveränität.

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Gar nicht so einfach, sich bei hohem Wellengang anzurödeln.

Während Erwin und Vroni ihren OWD weiter absolvierten, und dabei zumindest vom Boot aus sogar eine Gruppe Ammenhaie sahen…

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…führten wir ein beschauliches Inselleben und gingen mit herrenlosen Hunden Gassi, die bei einer lokalen Hilfsorganisation Unterschlupf gefunden hatten.

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Wir zwei mit unseren Begleitern Xander und Girly.

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Nachdem Erwin und Vroni ihre Tauchzertifizierungen in der Tasche hatten, wollten wir auch schon weiterreisen, denn Caye Caulker, insbesondere zur geschäftigen Osterzeit, war nicht ganz nach unserem Geschmack. Als nächstes sollte es wieder nach Mexico gehen, wovor uns beiden nach unserer irregulären Ausreise aus Mexico (ausführlich nachzulesen im entsprechenden Beitrag), schon ziemlich graute.

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Das Speedboot, das direkt nach Mexico fährt, ist voll, daher verwenden wir etwas umständlicher die heißen und streckenweise sehr vollen Chicken Buses.

Der Grenzübertritt gelang dann glücklicherweise auch. Der dortige Mitarbeiter löste unser Problem des fehlenden Ausreisestempels aus unserem letzten Mexikobesuch glücklicherweise pragmatisch und gab uns gegen eine Zahlung von USD 20 (für die wir selbstverständlich keinen Beleg bekamen) einen Ausreisestempel mit passendem Datum sowie einen neuen Einreisestempel. Wir waren sehr erleichtert. Zwar sind wir damit wahrscheinlich von unserem Prinzip abgewichen, keine Bestechungsgelder zu zahlen, aber wir hatten uns zumindest unbeschadet aus unserer heiklen Situation manövriert und konnten die Reise ganz normal fortsetzen.

Mexiko – Bakalar, Calakmul und Mérida

Unsere Reise durch die mexikanische Provinz Yucatan starteten wir mit einer mehrtägigen Rundreise von Campeche aus, wo wir ein Auto mieteten. Das erste Ziel war die Laguna Bakalar, die auch Laguna de los siete colores (Lagune der sieben Farben) genannt wird. Tatsächlich erstrahlte die Lagune in wunderschönen Blautönen, die eher an das karibische Meer als einen Süßwassersee erinnerte.

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Nein, nicht das Meer, sondern die Laguna de los siete colores

Die Strände der Laguna waren zwar aufgrund der Osterzeit alle überfüllt und uns zu laut, aber nach längerer Sucht fanden wir ein Privatgrundstück mit Zugang zum See, und der freundliche Besitzer oder Angestellte, den wir aus der Ferne sahen, rief uns zu, wir könnten ruhig den Privatstrand benutzen. So hatten wir dann doch noch das idyllische Plätzchen gefunden nachdem wir gesucht hatten.

Am nächsten Tag stand eine alte Mayastadt auf dem Programm, deren Besuch uns eine Freundin von zuhause ans Herz gelegt hatte: Calakmul liegt mehr als drei Stunden vom nächsten größeren Ort entfernt und damit abseits aller üblichen Reiserouten. In den Reiseführern werden die Ausgrabungen ebenfalls maximal am Rande erwähnt, was eigentlich nur an der abgeschiedenen Lage liegen kann, denn Calakmul gehört zu den größten jemals entdeckten Mayastädten.

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Die höchste bisher ausgegrabene Pyramide Calakmuls ist 45 Meter hoch, der überwiegende Teil der Mayastadt wurde bisher allerdings noch nicht erforscht. Wer weiß also, welche beeindruckenden Gebäude sich noch unter der dichten Vegetation befinden…

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Bevor wir das Auto in Campeche wieder zurückgaben, verbrachten wir noch einen Abend in Mérida, einer schönen Kolonialstadt mit alten Kirchen und der Art von Architektur, die wir auch aus anderen Kolonialstädten kannten. Wir hatten uns am Weg nach Mérida leider ein bisschen verfranst, sodass wir uns mit abendlichem Sightseeing und einem kleinen Rundgang am nächsten Vormittag zufriedengeben mussten.

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Ein bisschen méridanische Luft schnuppern – ein hübsches Städtchen, für ausführliches Erkunden blieb leider keine Zeit.

Mexiko – Tulum und Umgebung

Unsere nächste Homebase schlugen wir in der Nähe von Tulum auf, in einer für unsere Verhältnisse recht luxuriösen Anlage im Dschungel. Auch hier nahmen wir uns wieder einen Mietwagen, was für vier Personen eine wirklich kostengünstige Angelegenheit war und uns nebenbei weitgehende Unabhängigkeit von Touranbietern und Taxifahrern brachte. Hier ließen wir es nach den reiseintensiven letzten Tagen langsamer angehen. Nach einem gemütlichen Start in den Tag besichtigten wir die Ruinen von Tulum, eine weitere Mayastätte, fuhren an den Strand oder erkundeten die in Yucatan einzigartigen mit Süßwasser gefüllten Kalksteinlöcher, die Cenotes.

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Die Ruinen von Tulum können architektonisch in keinster Weise mit Tikal, Calacmul oder Yaxchilan mithalten. Ihre Lage direkt am türkisfarbenen Meer ist allerdings einzigartig!

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Die Cenotes sind gerade für Taucher ein besonderes Highlight, denn sie sehen zwar von außen aus wie einfache Kalksteinlöcher, es handelt sich dabei aber in vielen Fällen um riesige, verzweigte Höhlensysteme von teilweise über 250km Länge. Wir erkundeten insgesamt drei Cenoten: The Pit, Dos Ojos und Grand Cenote. Vor allem Dos Ojos, wo wir eineinhalb Stunden unter Wasser verbrachten, beeindruckte uns sehr. Wir tauchten durch riesigen Hallen mit Stalaktiten und Stalagmiten, und wenn von oben die Sonne hineinschien, ergaben sich wunderschöne Lichtspiele. Durch das glasklare Wasser entstand manchmal der Eindruck, man würde schweben, zeitweise tauchten wir aber auch lange Zeit durch enge, dunkle Gänge, wo wir auf unsere Lampen angewiesen waren. Insgesamt war es ein wundervolles Erlebnis, diese einzigartige Unterwasserwelt zu erkunden und etwas, was wir jedem Taucher oder auch Schnorchler sehr ans Herz legen würden, der in diese Gegend reist.

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Letzter Equipmentcheck kurz vor dem Abtauchen

Nach einigen Tagen in Tulum und Umgebung neigte sich unsere Reisezeit zu Viert auch wieder dem Ende zu. Wir brachten Erwin und Vroni noch zur Fähre nach Chetumal, gaben den Mietwagen in Cancun zurück und bereits am nächsten Tag stiegen wir in den Flieger, der uns zur nächsten und letzten Reiseetappe bringen sollte: in die USA.