USA – Las Vegas

Vegas, Baby!

Der Schock hätte größer kaum sein können: Gerade noch in unserem beschaulichen Bungalow im Dschungel nahe Tulum, wo das größte Rambazamba durch die singfreudigen Vögel veranstaltet wurde, die uns allmorgendlich weckten, waren wir fast übergangslos im Sündenpfuhl Nordamerikas gelandet. Es war eine sehr schräge Welt, die sich uns da offenbarte: Die Casinos, die gleichzeitig als luxuriöse Hotels dienten, übertrafen sich gegenseitig an Prunk und Verschwendung. Überall lockten Shows, blinkende Spielautomaten, All-you-can-eat-Buffets, hier eine Achterbahnfahrt durch „New York“, dort der Ausblick vom „Eiffelturm“ oder eine Fahrt mit einer Gondel durch die Kanäle „Venedigs“ und nicht zu vergessen die riesigen Shoppingpassagen. Wir verbrachten hier vier Tage staunend, ungläubig, fassungslos.

IMG_5413

IMG_5435

IMG_5533

IMG_5621

IMG_5486

IMG_5594

IMG_5541Wir nutzten die Tage in Las Vegas einerseits, um uns hinsichtlich unserer Garderobe  wieder einigermaßen zu zivilisieren: Unsere zerrissenen Jeans und Trekkinghosen waren für die Berge und den Dschungel vielleicht gerade noch gut genug, in der Großstadt kamen wir uns damit aber doch etwas underdressed vor – bei dem überwältigenden Shoppingangebot in Las Vegas war das aber glücklicherweise ein Problem, das sich schnell lösen ließ. Andererseits gaben wir uns auch mit großer Begeisterung dem All-you-can-eat-Wahnsinn hin und stillten somit schnell all die Gelüste nach westlicher Nahrung, die wir im Laufe der Reisezeit so angehäuft hatten.

An Las Vegas gefiel uns sehr gut, dass es nie ein Problem war, einen kostenlosen Parkplatz, ein Klo, etwas zu trinken oder einen gemütlichen Platz zum Ausruhen der müden Füße zu finden: In den luxuriösen Casinos/Hotels, aus denen der Las Vegas Strip überwiegend bestand, wurde all dies kostenlos angeboten, um die Gäste dazu zu bringen, möglichst lange zu bleiben und am besten bis zum Heimflug die Zeit (und den Kontostand) völlig zu vergessen, und zu spielen, spielen, spielen… Und spielen konnte man wirklich überall: Spieltische und blinkende Automaten, soweit das Auge reichte, sogar am Bartresen waren kleine Bildschirme eingebaut, damit man auch wirklich keine Minute ohne Glücksspiel verbringen musste. Es bereitete uns viel Spaß, den Leuten beim Spielen zuzusehen: Der Pokerspieler, der Sonnenbrillen trug, damit sein Gesicht so wenig wie möglich über die Karten in seiner Hand preisgab, der Roulette-Spieler, der sich die Zahlen notierte, um aus vermeintlichen Regelmäßigkeiten Prognosen abzuleiten, die Gruppe junger Leute, die lachend und jubelnd um einen Spieltisch standen und enthusiastisch irgendein seltsames Spiel spielten, dessen Regeln wir nicht verstanden.

Irgendwann im Laufe des letzten Abends verließen wir unsere Beobachterrolle und begaben uns an einen Roulette-Tisch mit dem Vorsatz, einen vorher festgelegten Betrag zu verspielen. Wir bemühten uns redlich, aber es gelang uns nicht, und wir verließen das Casino mit einem kleinen, aber immerhin knapp dreistelligen Plus in unserer Reisekasse. Vielen Dank Las Vegas für diese Spende, für die luxuriöse Bleibe um wenig Geld, für die zahlreichen kostenlosen Getränke und leckeren Buffets und dafür, dass wir nach den vielen Monaten in unseren Reiseklamotten nun wieder wie halbwegs zivilisierte Menschen aussehen. Nach vier Tagen völliger Reizüberflutung war es aber an der Zeit, dem Wahnsinn von Las Vegas den Rücken zu kehren und unsere letzte größere Reiseetappe zu beginnen: Einen Roadtrip durch den Westen der USA.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert