Was kostet die Welt?

Abschließend möchten wir noch einen kurzen Überblick geben über die Kosten, die so ein Reisejahr verursacht. Dies ist natürlich stark von Reisestil abhängig – man kann sicherlich mit viel weniger Geld auskommen als wir, aber auch viel mehr ausgeben.

Die Faktoren, die die Ausgaben am maßgeblichsten beeinflussen, sind unserer Meinung nach:

  1. Die Wahl der Länder: In Nepal haben wir pro Tag nur 9 EUR ausgegeben, in den USA locker den 4-5-fachen Betrag. Wenn man viele teure Regionen wie Australien, Neuseeland, Nordamerika, Japan in die Route packt, steigt auch der Preis der Reise enorm. Bei uns war nur eine relativ kurze Zeit im billigen Südostasien dabei, viel Zeit im mittelpreisigen Süd- und günstigeren Mittelamerika und dann noch ein teures Monat in den USA – alles in allem recht durchschnittlich für eine Weltreise. Außerdem wird die Reise umso teurer, je mehr Langstreckenflüge man einbauen muss. Insbesondere Interkontinentalflüge auf der Südhalbkugel sind kostspielig. Wir mussten aufgrund der Reisezeit leider doch viel Geld für Flüge ausgeben, da wir nicht wie eigentlich geplant Amerika von Nord nach Süd oder umgekehrt bereisen konnten, sondern mittendrin beginnen mussten.
  2. Spezialinteressen: Wer teure Hobbys hat wie Tauchen, Bungee Jumpen, Fallschirmspringen etc. wird dafür ein gewisses Extrabudget rechnen müssen. Wir haben beispielsweise pro Person ca. 1.000 EUR fürs Tauchen ausgegeben – für uns eine absolut lohnende Investition 🙂
  3. Unterkünfte: Wir haben meist in Doppelzimmern mit Gemeinschaftsbad geschlafen. Billiger ist es in Dorms – aber wir bevorzugten es, uns nach einem langen Reisetag nach Belieben zurückziehen zu können. Die Unterkünfte buchten wir fast nie vor, das gab uns vor Ort die Möglichkeit, noch den Preis zu verhandeln. Fast in allen Ländern bekommt man einen kleinen oder größeren Rabatt, wenn man mindestens zwei oder drei Nächte bleibt.
  4. Transport: Hier gilt zumeist, je schneller und bequemer, desto teurer. Da man auf einer Weltreise viel Zeit hat, haben wir fast immer günstige öffentliche Verkehrsmittel verwendet. Bei den Nachtbussen in Südamerika begnügten wir uns mit Semi-Cama („Halb-Bett“ – also einen Sitz, den man weit zurücklehnen konnte). Noch bequemer wäre Cama („Bett“), aber dafür waren wir zu sparsam. Wir achteten auch darauf, möglichst selten mit Taxis zu fahren, sondern wenn immer möglich zu Fuß zu gehen. Natürlich gab es viele Situationen, in denen wir dennoch auf ein Taxi zurückgreifen mussten.
  5. Ausrüstung: Wir haben im Vorfeld nicht viel eingekauft. Von teurer Spezialkleidung halten wir nicht viel – wir nahmen Kleidung mit, die wir auch zuhause anziehen würden. Damit fällt man als Tourist auch weniger auf, was insbesondere in Lateinamerika von Vorteil ist.
  6. Essen: Wir haben auf unserer Reise fast immer richtig gut, aber nur selten teuer gegessen. Wenn man dort isst, wo Einheimische auch essen, spart man enorm und es schmeckt auch besser. Von kleinen Imbissständen und Straßenküchen haben wir die besten Mahlzeiten bekommen! Empfehlungen von Hostelangestellten waren oft Gold wert.
  7. Richtig teure Brocken: Der einzige Punkt, an dem wir überhaupt nicht sparsam waren und an dem man es unserer Meinung nach auch nicht sein sollte. Wir haben 10 sehr teure, aber unvergessliche Tage auf den Galapagos-Inseln/Ecuador verbracht inkl. Kreuzfahrt (EUR 1.700), sind mit einem Segelboot von Kolumbien nach Panama übergesetzt (EUR 450), haben in den berühmten Tauchgründen rund um Sipadan/Borneo getaucht (EUR 250) und viele weitere nicht gerade billige Ausflüge unternommen.

Mit diesem Reisestil hat uns das Jahr pro Person ca. 18.000 EUR gekostet, gerechnet hatten wir mit maximal 25.000 EUR.

Hier sind auch alle Flüge bereits inkludiert, die uns insgesamt knapp 4.000 EUR pro Person gekostet haben:

  • Gabelflug Wien – Kathmandu und Kuala Lumpur – Wien EUR 800
  • Kathmandu – Bangkok EUR 160
  • Phuket – Kota Kinabalu EUR 120
  • Tawau – Kuala Lumpur EUR 60
  • Wien – Quito EUR 780
  • Guayaquil – Galapagos und retour EUR 240
  • Ushuaia – Buenos Aires EUR 170
  • Buenos Aires – Iguazu EUR 100
  • Iguazu – Rio de Janeiro EUR 100
  • Rio de Janeiro – Cartagena EUR 550
  • Gabelflug Bogota – Leticia und Leticia – Cartagena EUR 260
  • Cancun – Las Vegas EUR 165
  • Las Vegas – New York EUR 100
  • New York – Wien EUR 360

 

Die Rückkehr

„Seid ihr traurig, dass die Reise bald vorbei ist?“ wurden wir oft gefragt – von Reisebekanntschaften oder von unserer Familie und Freunden zuhause. Eine gute Frage, wie wir fanden, und immer sehr schwierig zu beantworten. Ein bisschen Wehmut kam schon auf in den letzten Wochen und Monaten, beim Gedanken, bald nicht mehr völlig unbesorgt in den Tag hineinleben zu können und fast täglich neue Naturwunder zu bestaunen.

Aber wir freuten uns auch – auf die lieben Leute, die fehlten, auf unser eigenes Bett und lange Schaumbäder, darauf, nicht immer die selben 5 Sets Kleidung zu tragen (!!!) und selbst kochen zu können, auf Schwarzbrot mit Butter und Schnittlauch, österreichischen Wein, Running Sushi, aufs Kajakfahren in den Donauauen… die Liste war endlos! Die letzten Wochen Wochen hatten wir nochmal richtig Gas gegeben, uns mit neuen Eindrücken fast überladen, sodass wir mit dem Abschied vom Reisen versöhnt waren, auch wenn viel Wehmut dabei war. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach unserem Flug nach Kathmandu kamen wir also wieder in Wien an.

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Am Weg nach Hause

Zuhause wartete das ersehnte Schwarzbrot mit Butter, und eine Flasche eisgekühlter Chardonnay. Wir stießen auf das letzte Jahr an, das großartiger nicht hätte sein können, auf die vielen schönen Erinnerungen, die wir gesammelt hatten.

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Brot, Butter, Bergkäse, Nusskäse, Chardonnay… was für ein Festmahl für Weltreise-Heimkehrer!

Das Wiedereinleben ging erstaunlich schnell, aus der Retrospektive betrachtet. Klaus hatte bereits eine Woche später seinen ersten Arbeitstag, Sonja kehrte ein Monat danach ebenfalls in die alte Firma zurück. Wir kauften ein neues Auto (das alte hatte uns ja kurz vor dem Reisebeginn im Stich gelassen), richteten unser Wohnzimmer neu ein, Sonja schloss endlich ihr Studium ab, nahm eine spannende neue Tätigkeit auf und wir buchten unsere nächste (kurze) Reise. Im Juni, ein Jahr nach unserer Rückkehr von der Weltreise, soll es wieder nach Thailand gehen, wir möchten nochmal nach Ko Phangan, das Häuschen in unserer einsamen Bucht beziehen, am Sailrock tauchen (vielleicht wieder mit Walhai?), das Inselleben genießen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit unserem Pelzgesicht? [Nachtrag vom November 2016: Das gab es tatsächlich – dem Pelzi geht es hervorragend]

Heute, ein Jahr später, können wir sagen, dass unsere Angst, nach einer Langzeitreise nicht mehr richtig in der Gesellschaft Fuß fassen zu können, keinen normalen Job mehr ausüben zu können, unbegründet war, denn wir sind ebenso glücklich wie wir es davor waren. Wir gehen beide gerne in die Arbeit und mögen unseren Alltag. Reisepläne für die Zukunft gibt es viele, auch wenn wir nicht nochmal ein ganzes Jahr weg wollen. Vieles davon lässt sich zum Glück auch in drei oder vier Wochen und somit im Jahresurlaub verwirklichen. Denn eines ist klar: Auch wenn wir im Rahmen unserer Weltreise einige Destinationen auf unserer Liste abhaken konnten, kamen durch Reiseerfahrungen und Erzählungen anderer mindestens ebenso viele Reiseziele wieder dazu. In diesem Sinne, freuen wir uns schon auf die nächsten Abenteuer 🙂

USA – New York

New York erreichten wir einigermaßen gut erholt, da wir zuvor vier weitere Tage in Las Vegas verbracht hatten und es uns dort sehr gut gehen ließen. Wir waren wieder in „unserem“ Hotel abgestiegen, hatten ausgiebig die All you can eat Buffets genutzt und ausreichend gefaulenzt, um neuen Tatendrang in uns zu fühlen. Das Hotelzimmer für New York hatten wir einigermaßen spontan gebucht. Da zu diesem Zeitpunkt – wir waren offenbar zu spät dran – ein passables Hotelzimmer nicht für unter 300 USD pro Nacht zu bekommen war (und wir sprechen hier von passabel, nicht luxuriös!), entschieden wir uns, dann gleich die billigste Absteige zu buchen – für die wir immerhin noch 70 USD pro Nacht zu berappen hatten. Diese Buchung bereuten wir bei Ankunft sofort. Wir waren nach einem Jahr Reisen wirklich anspruchslos, aber das Zimmer war mit Abstand das schlechteste, das wir in der gesamten Zeit hatten: Es bestand lediglich aus einem für zwei Personen recht schmalen Bett und ca. einem Quadratmeter Boden davor. In diesem Zimmer konnte nur einer stehen, während der andere im Bett liegen musste, da der Platz für zwei stehende Personen nicht ausreichte. Die Wände gingen nicht ganz nach oben, sodass man die Nachbarn im Nebenzimmer schnarchen hörte. Leider waren diese Schlitze zu den Nachbarzimmern auch die einzige Belüftung, denn Fenster gab es keines. In der Nacht schliefen wir bei offener Zimmertür, um genug Sauerstoff zu bekommen. Viel schlimmer war jedoch, dass die Zimmer offenbar auch stundenweise vermietet wurden und man häufig ganz andere Geräusche aus den Nebenzimmern hörte , sodass man sich friedliches Geschnarche herbeiwünschte. Jedenfalls ein Erlebnis für sich, dieses „Hotel“ „zimmer“!

New York gefiel uns trotzdem ganz wunderbar und wir verbrachten wir noch ein paar schöne letzte Tage (leider auch lange Nächte).

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Unsere Residenz 🙂

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USA – California

In California machte sich unsere Reisemüdigkeit wieder recht deutlich bemerkbar. Wir waren nun, am Ende unserer Reise, nochmal ordentlich aufs Gaspedal gestiegen und hatten ein strammes Reisetempo an den Tag gelegt. Kaum ein Tag war ohne Nationalparkbesuch und langer Autofahrt vergangen, kaum zwei Nächte wurden am selben Ort verbracht. Kein Wunder, hier im Westen der USA lag ein Naturwunder neben dem nächsten und wir wollten noch viele neue Eindrücke sammeln, bevor es wieder zurück nach Hause gehen sollte. So schön dieses Zigeunerleben auch war, es ging gehörig an die Substanz. Wir ertappten uns dabei, manchmal faul aus dem Auto ein Foto zu schießen, statt auszusteigen, herumzuwandern, und die uns umgebende Schönheit ausgiebig zu genießen. Aber was machte das schon, nach fast 12 Monaten auf Achse ließen wir diesbezüglich mit uns ein bisschen Nachsicht walten, und verziehen uns die Faulheit – zudem wir damit in den USA überhaupt nicht auffielen.

Joshua Tree National Park

Been there, done that? Ein Gefühl, das im einzigartigen Joshua Tree National Park ganz bestimmt nicht auftrat. Wieder einmal waren wir begeistert und konnten die reisemüden Beine sogar zu der einen oder anderen kleinen Wanderung motivieren.

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Karge Weiten und blauer Himmel im Joshua Tree National Park

 

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Eine Allee aus Joshua Trees

San Diego & Los Angeles

In San Diego gab es erfreulicherweise ein Wiedersehen mit unseren geliebten Seehunden! Gewohnt dick und träge sonnten sie sich an der kalifornischen Küste, gaben die typischen, wenig melodiösen Laute von sich und bedufteten ihre Umgebung mit einem wenig dezenten Fischgeruch – hach! Wir saßen an diesem Abend lange am Ufer, genossen den Sonnenuntergang und beobachteten die lustigen Tierchen.

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In Los Angeles erfüllten wir uns einen lang gehegten Wunsch und besuchten die Universal Studios sowie Knott’s Berry Farm.

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In den Universal Studios…

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Früher tatsächlich eine Beeren-Farm mit einem familiengeführten Restaurant, weitete sich Knott’s Berry Farm immer mehr zum Vergnügungspark aus. Das Ungetüm im Bild ist ein etwas älteres Modell und „die größte Holzachterbahn der Welt“.

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Auch neuere Fahrgeräte gibt es…

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„Leider“ hatte dieses hübsche Teil geschlossen.

Elephant Seal Rookery San Simeon

Der Weg von LA nach San Francisco führte uns entlang der Küste und neben wunderschöner Landschaft auch an einer See-Elefanten-Kolonie vorbei.

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Es war lustig zu beobachten, wie diese überdimensionierten Robben sich gegenseitig auf den Nerv gingen, sie entweder ständig stritten oder sich selbst mit Sand bewarfen.

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Immer wieder mussten wir außerdem stoppen und den Blick auf die Küstenlandschaft (vorzugsweise im Abendlicht) genießen. Glücklicherweise gab es immer wieder Ausweichbuchten, in denen dies gefahrlos möglich war.

San Francisco

Für San Francisco nahmen wir uns viel zu wenig Zeit, wir schafften es gerade so, die Klassiker abzuhaken, obwohl wir eigentlich die Atmosphäre der Stadt mochten und wir im Nachhinein schade finden, nicht ein paar Tage länger dort verbracht zu haben.

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San Francisco zu Fuß zu erkunden, war mitunter unfreiwillig gut für die Wadenmuskulatur!

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Klaus‘ Bart in der Blüte seiner Pracht.

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„If you’re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“

Aber wir waren des Herumreisens müde und sehnten uns seltsamerweise zunehmend nach Las Vegas – wer hätte das gedacht? – nach unserem luxuriösen (für unsere Verhältnisse zumindest) und dennoch unverschämt günstigen Hotelzimmer, nach der Oppulenz der All you can eat Buffets, irgendwie einfach nach ein paar Tagen Konstanz und ein wenig Zuhausegefühl nach unserem intensiven Roadtrip. Da es uns in diesem Punkt beiden gleich ging, gaben wir diesem Bedürfnis schließlich nach und fuhren 4 Tage früher als geplant wieder zurück Richtung Osten. Einen kurzen Stopp beschlossen wir aber zumindest noch einzulegen, denn den Josemite National Park wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Josemite National Park

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Death Valley National Park

Ein netter Mitarbeiter einer Tankstelle hatte uns den Tipp gegeben, uns keinesfalls diesen Nationalpark entgehen zu lassen, und so legten wir auch hier in dieser mehr als unwirtlichen Gegend noch einen Stopp ein. Die unterschiedlichen Grau- und Blautöne der Gesteinsformationen waren auch wirklich sehr malerisch, allerdings war auch dies eher ein Nationalpark für Auto-Sightseeing, da die Hitze und Trockenheit hier wirklich unbarmherzig war.

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Die folgenden vier Tage verbrachten wir nochmals in Las Vegas, wo wir uns mittlerweile fast ein bisschen zuhause fühlten. Zum ersten Mal seit längerem hatten wir Zeit, auszuschlafen, zu bloggen, unsere Fotos zu sichern und auch mal einen Nachmittag mit Nichts-Tun zu verbringen. So tankten wir bereits Energie für die letzten Tage in New York und die anstrengende Heimreise, die uns bevorstand.

USA – Utah, Colorado, Arizona

Nach 11 Monaten auf Achse, ständig von einem schönen Plätzchen zum nächsten fahrend, nach Highlights wie dem Durban-Platz in Kathmandu, der Wanderung ums Annapurnamassiv, dem Tauchgang mit Walhai in Thailand, der Kreuzfahrt im Galapagos-Archipel, Machu Picchu in Peru, Salar de Uyuni in Bolivien, Patagonien und Feuerland, den Wasserfällen von Iguazu, Kajakfahren im Amazonas, dem Segeltrip von Kolumbien nach Panama, Isla de Ometepe in Nicaragua, Lago de Atitlan in Guatemala […], was konnte uns da noch beeindrucken? Der Südwesten der USA konnte es. Problemlos.

Als wir unseren vorab gebuchten Mietwagen in Las Vegas abholten, warf der Mitarbeiter der Autovermietung einen skeptischen Blick auf unsere mittlerweile auf ein besorgniserregendes Volumen angewachsenen Rucksäcke. Ob uns bewusst sei, dass wir die kleinste Mietwagenvariante gebucht hätten, fragte der er uns ungläubig. Obwohl wir seine Skepsis teilten, verweigerten wir ein kostenpflichtiges Upgrade, und das stellte sich als richtige Entscheidung heraus: Das kleine weiße Ding, zu dem wir geführt wurden, entpuppte sich trotz seiner überschaubaren Größe als wahres Platzwunder, denn die vier Rucksäcke (je zwei große und 2 Tagesrucksäcke) passten mit etwas Herumprobieren problemlos in den kleinen Kofferraum,. Wie wir später feststellten, bot sich sogar ausreichend Raum, notfalls im Auto zu übernachten.

Am ersten Tag schafften wir es nicht sehr weit, da wir zuerst in einen Wal Mart fuhren, wo wir eine lange Zeit verbrachten und in einen wahren Shoppingrausch verfielen. Wir kauften eine Kühlbox, palettenweise Dr. Pepper- und Cherry-Coke-Zero-Dosen, eine Gaskatusche, Eis, Lebensmittel, eine Speicherkarte für unsere Kamera, ein Audiokabel, ein USB Ladegerät für den Zigarettenanzünder des Autos, Campinggeschirr und viele viele Süßigkeiten. Als großer Fan der Seite peopleofwalmart.com war Sonja etwas enttäuscht, dass die Leute im Wal Mart alle relativ normal gekleidet waren. Lediglich ein Redneck wie aus dem Bilderbuch mit einer Pistole am Gürtel –  eine Tatsache, die für alle (außer uns) nicht weiter schockierend erschien – wirkte etwas kurios. Irgendwo in Nevada kehrten wir dann ins erstbeste billige Motel ein. Beim Check-in wurden wir gleich zur Karaokenacht in der angrenzenden Bar/Casino/Truckerabsteige eingeladen. Obwohl wir müde waren begaben wir uns tatsächlich noch auf ein Höflichkeitsbier nach nebenan, wo wir neugierig beäugt und angequatscht wurden. Einige neue Facebook-Freundschaften und viele Tipps für unseren Roadtrip später fielen wir dann erschöpft ins Bett.

Zion National Park

Unsere nächste Etappe brachte uns zum Zion National Park, den wir eigentlich nur ansteuerten, da er direkt am Weg lag. Hätten wir nur vorher gewusst, welche Naturschönheiten sich uns dort präsentierten, hätten wir einen längeren Aufenthalt eingeplant. Der Nationalpark war typisch amerikanisch bestens organisiert. Man stellte das Auto beim Eingang ab und wurde mit dem Bus zu den verschiedensten Höhepunkten gebracht, wo man aussteigen, etwas herumwandern, und mit dem nächsten oder übernächsten Bus weiterfahren konnte.

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Zu gerne hätten wir die Wanderung durch die engen Schluchten gemacht, bei der man mit Wetsuits ausgestattet direkt durch den Fluss geht. Wir hatten aber keinen Übernachtungsplatz, sodass wir nach einigen Stunden weiterfahren mussten. Vorbei gings an Büffelherden und malerischen Farms, bis wir am Straßenrand ein Motel sahen, das uns irgendwie ansprach.

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Die Zimmer, die der Besitzer alle selbst gestaltet hatte, waren sehr detailverliebt in unterschiedlichen Stilrichtungen eingerichtet. Wir entschieden uns für ein kleines Apartment mit einem Kamin und Ästen mit Herbstlaub an der Wand. Gleich gegenüber war ein Supermarkt, bei dem man frisches Popcorn in Riesensäcken um kein Geld kaufen konnte. Abends saßen wir in unserem Wohnzimmer, heizten was das Zeug hielt (nachts war es noch empfindlich kalt), mampften Popcorn und tranken dazu eisgekühltes Corona – herrlich!

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Das Schlafzimmer unseres Apartments

Bryce Canyon National Park

Der nächste Tag startete früh – als wir unsere Siebensachen ins Auto packten, konnten wir in der morgendlichen Kälte unseren Atem sehen – aber wir hatten viel vor und wollten jede Minute des Tageslichts nutzen. Zuerst fuhren wir in den nahegelegenen Bryce Canyon National Park, der uns komplett von den Socken warf. Zu den beeindruckenden Farben – unglaubliche rot- und orange-Töne, die im Kontrast zum strahlend blauen Himmel standen – kamen nicht minder beeindruckende Formen: säulenartige Gesteinsstrukturen, die man Hoodoos nennt.

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Auf dem Weg vom Bryce Canyon

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Hoodoos, so weit das Auge reicht

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Auf dem Queens Garden Trail

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Nach dem Navajo Loop, auf dem Weg vom Sunset Point zum Sunrise Point.

Coral Pink Sand Dunes State Park & Lake Powell

Unser netter Apartment-Vermieter hatte uns einen Tipp gegeben, an welcher Stelle wir den Coral Pink Sand Dunes State Park kostenlos besuchen konnten, deshalb wir nachmittags nach unserer Wanderung durch den Bryce Canyon dort noch auf einen Sprung vorbeischauten.

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Ganz feiner, rosa Sand

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Spaziergang durch die Dünenlandschaft

Nun war es an der Zeit, in unser kleines weißes Auto zu steigen und in Richtung des Grand Canyons zu fahren, dessen Besuch wir uns für den morgigen Tag vorgenommen hatten. Die Landschaft war aber so schön, dass wir unterwegs immer wieder Stopps einlegen mussten.

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Lake Powell kurz vor Sonnenuntergang

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Yet another canyon…

Grand Canyon

Wir hatten schon von manchen Reisenden gehört, dass der Grand Canyon nach dem Besuch anderer Nationalparks hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Uns erging es ein bisschen ähnlich – zwar waren wir von den unglaublichen Ausmaßen des Canyons schon beeindruckt, immerhin war die Schlucht etwa 450 Kilometer lang und bis zu 1.800 Meter tief. Dennoch: der am Vortag besuchte Bryce Canyon hatte die Latte für uns anscheinend einfach zu hoch gelegt.

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Blick über das Colorado Plateau und die unterschiedlichen Gesteinsschichten, die vom Colorado River freigelegt wurden

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Ganz unten der Colorado River, der für die Entstehung dieses Naturwunders verantwortlich ist

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Nach dem Besuch des Grand Canyons setzten wir unseren Weg fort, es ging nun weiter Richtung Monument Valley. Auf der Fahrt tauchten im roten Abendlicht die ersten Gesteinsformationen des berühmten Tals auf, es war ein beeindruckender Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag erwarten würde. Diesmal hatten wir allerdings große Schwierigkeiten, eine Unterkunft zu finden. Günstige Motels, in denen wir bisher immer übernachteten, schien es in dieser Gegend nicht zu geben. Wir hofften auf ein Schnäppchen in einem der Hotels, aber selbst unser Lateinamerika-erprobtes Verhandlungsgeschick brachte uns diesmal nicht weiter – wir wollten einfach nicht 150 USD oder mehr für eine Übernachtung ausgeben. Schließlich fanden wir zumindest einen günstigen Campingplatz. Da es mittlerweile schon spät war, beschlossen wir uns den Zeltaufbau in der Dunkelheit nicht anzutun und stattdessen im Auto zu schlafen.

Monument Valley

Schon vor Sonnenaufgang läutete unser Reisewecker und wir packten noch im Dunkeln unsere Sachen zusammen. Innerhalb kürzester Zeit erreichten wir Monument Valley, das sich im Morgenlicht von seiner allerschönsten Seite zeigte. Es war eine wahre (und tatsächlich häufig verwendete) Filmkulisse, die sich uns bot. Wie bislang jeden Tag seit wir Las Vegas verlassen hatten, waren wir tief berührt von der gewaltigen Schönheit der Natur im Westen der USA.

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Canyonlands National Park & Dead Horse Point

Am späten Vormittag, als wir uns an den Felsformationen des Monument Valleys satt gesehen hatten, fuhren wir weiter zum Canyonlands National Park, wo wir am selben Tag noch zwei Points of Interest im Süden des Parks besuchten: den „Newspaper Rock“ und „The Needles“.

Der Newspaper Rock ist ein Felsen mit einer der weltweit größten Sammlung an Petroglyphen. Die ersten Symbole wurden vor ca. 2.000 Jahren von verschiedenen indigenen Kulturen eingraviert, in der Navajo-Sprache heißt der „Newspaper Rock“ übersetzt „Fels, der eine Geschichte erzählt“, da über die Jahre immer mehr Petroglyphen dazugekommen sind. Man findet zwischen den gut erhaltenen, alten Petroglyphen auch Symbole neueren Ursprungs, wie beispielsweise links oben aus dem Jahr 1954.

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Der Newspaper Rock im Canyonlands Nationalpark

 

„The Needles“ sind seltsame Gesteinsformationen, ähnlich den „Hoodoos“ im Bryce Canyon Nationalpark, tief im Canyonlands Nationalpark. Da die Straße immer schlechter wurde und ab da nur mehr von 4WDs befahrbar war, gingen wir noch zu Fuß ein Stückchen weiter.

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Die zwei Felsen im Hintergrund erinnern an ein sich küssendes Pärchen.

Danach wurde es Zeit, einen Schlafplatz zu organisieren. In Moab mussten wir nicht lange suchen, wir folgten einfach spontan einem Schild, das eine Jugendherberge ankündigte, und bekamen es sehr kleines Zimmerchen für sehr kleines Geld. Wir plauderten lange mit einer älteren Frau, die nach Utah ziehen will um hier ihren Lebensabend zu verbringen, weil hier alles barrierefrei ist. Uns ist das ebenfalls schon positiv aufgefallen, sogar in den Nationalparks. Abends nutzten wir die große Hostelküche und kochten Spaghetti mit Thunfisch-Mais-Tomatensugo, dazu gabs Draft Beer aus einer Microbrewery in Moab. Wir beschlossen, eine zweite Nacht zu bleiben, weil es uns hier in Moab gut gefiel.

Am nächsten Morgen hatten wir daher keinen Stress, wir tranken ausgiebig Kaffee in einem der netten kleinen Lokale und Klaus kaufte sich ein T-Shirt im dazugehörigen Shop. Es zeigt einen Mann mit seiner Angel vor einem Kajak, darunter der Spruch „Day seized“ – wie passend. Danach begaben wir uns wieder in den Canyonlands Nationalpark – diesmal in den nördlichen Teil. Wieder erwartete uns eine bizarre Landschaft, wie sie für Utah typisch zu sein scheint.

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Im Norden des Canyonlands National Park

Als nächstes begaben wir uns zum Dead Horse Point State Park – ebenfalls ein beliebter Filmschauplatz. Ein bisschen erinnerte uns die Aussicht an den Grand Canyon, nur noch schöner und beeindruckender. Wieder war es der Colorado River, der sich tief in das Gestein gegraben hatte und hier machte der Fluss noch dazu eine 180 Grad Kehre. Der Name ist darauf zurückzuführen, dass im 19. Jahrhundert Pferdediebe hier gerne ihre Beute versteckten, was leider für die Pferde häufig tödlich endete: Viele verdursteten, weil es kein natürliches Trinkwasser gibt, obwohl der Colorado River sich in Blickweite befindet.

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Dead Horse Point

Arches National Park

Eine weitere Nacht verbrachten wir in unserem Mini-Zimmerchen in Moab, denn in direkter Umgebung gab es noch einen weiteren Nationalpark den wir uns ansehen wollten: den Arches NP mit seinen berühmten Gesteinsformationen.

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Der berühmte Balanced Rock im Arches National Park

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Der erste Blick auf einen ‚Arch‘

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Im Arches National Park verbrachten wir viele Stunden und für uns gehört er zu den schönsten, die wir auf unserem Roadtrip gesehen haben – und das will wirklich was heißen. Erst am Nachmittag machten wir uns auf nach Colorado, in Richtung unseres nächsten Ziels, dem Mesa Verde Nationalpark.

Mesa Verde National Park

Diesen Nationalpark besuchten wir ausnahmsweise nicht wegen der schönen Natur, sondern aufgrund seiner kulturhistorischen Bauten, die sich unter der Kante des Tafelbergs Mesa Verde (‚Der grüne Tisch‘) befinden. Die Anasazi haben genau dort – aus Gründen, die man heute nicht mehr eindeutig nachvollziehen kann – ca. um das Jahr 1.200 herum zahlreiche Pueblos, Vorratskammern und zeremonielle Grubenhäuser errichtet, sowie ausgeklügelte Bewässerungssysteme. Leider hatten die Anasazi offenbar mit zunehmender Dürre zu kämpfen, sodass bereits 100 Jahre später diese Hochkultur auch wieder vorbei war.

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Cliff Dwellings der Anasazi

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Painted Desert & Petrified Forest National Park

Nachdem wir die Bauten der Anasazi, die einmalig schön in die Umgebung eingebettet waren, ausgiebig bewundert hatten, sollte es nun nach Kalifornien gehen. San Diego war unser nächstes Ziel. Auf dem Weg nahmen wir allerdings noch weitere Nationalparks mit, an denen wir quasi direkt vorbeifuhren. Die Painted Desert schillerte tatsächlich in allen Rot- und Orangetönen, und der Petrified Forest Nationalpark dafür in blau und grau – beide Landschaften waren wieder sehr faszinierend. Der ‚Forest‘ selbst lag leider nur noch in Stücken in der öden, trockenen Landschaft herum. Seltsamerweise sah das Holz noch fast völlig normal aus – wie altes Holz eben – war aber gänzlich versteinert und fühlte sich auch wie Stein an.

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Ein versteinerter Rest des Waldes

 

USA – Las Vegas

Vegas, Baby!

Der Schock hätte größer kaum sein können: Gerade noch in unserem beschaulichen Bungalow im Dschungel nahe Tulum, wo das größte Rambazamba durch die singfreudigen Vögel veranstaltet wurde, die uns allmorgendlich weckten, waren wir fast übergangslos im Sündenpfuhl Nordamerikas gelandet. Es war eine sehr schräge Welt, die sich uns da offenbarte: Die Casinos, die gleichzeitig als luxuriöse Hotels dienten, übertrafen sich gegenseitig an Prunk und Verschwendung. Überall lockten Shows, blinkende Spielautomaten, All-you-can-eat-Buffets, hier eine Achterbahnfahrt durch „New York“, dort der Ausblick vom „Eiffelturm“ oder eine Fahrt mit einer Gondel durch die Kanäle „Venedigs“ und nicht zu vergessen die riesigen Shoppingpassagen. Wir verbrachten hier vier Tage staunend, ungläubig, fassungslos.

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IMG_5541Wir nutzten die Tage in Las Vegas einerseits, um uns hinsichtlich unserer Garderobe  wieder einigermaßen zu zivilisieren: Unsere zerrissenen Jeans und Trekkinghosen waren für die Berge und den Dschungel vielleicht gerade noch gut genug, in der Großstadt kamen wir uns damit aber doch etwas underdressed vor – bei dem überwältigenden Shoppingangebot in Las Vegas war das aber glücklicherweise ein Problem, das sich schnell lösen ließ. Andererseits gaben wir uns auch mit großer Begeisterung dem All-you-can-eat-Wahnsinn hin und stillten somit schnell all die Gelüste nach westlicher Nahrung, die wir im Laufe der Reisezeit so angehäuft hatten.

An Las Vegas gefiel uns sehr gut, dass es nie ein Problem war, einen kostenlosen Parkplatz, ein Klo, etwas zu trinken oder einen gemütlichen Platz zum Ausruhen der müden Füße zu finden: In den luxuriösen Casinos/Hotels, aus denen der Las Vegas Strip überwiegend bestand, wurde all dies kostenlos angeboten, um die Gäste dazu zu bringen, möglichst lange zu bleiben und am besten bis zum Heimflug die Zeit (und den Kontostand) völlig zu vergessen, und zu spielen, spielen, spielen… Und spielen konnte man wirklich überall: Spieltische und blinkende Automaten, soweit das Auge reichte, sogar am Bartresen waren kleine Bildschirme eingebaut, damit man auch wirklich keine Minute ohne Glücksspiel verbringen musste. Es bereitete uns viel Spaß, den Leuten beim Spielen zuzusehen: Der Pokerspieler, der Sonnenbrillen trug, damit sein Gesicht so wenig wie möglich über die Karten in seiner Hand preisgab, der Roulette-Spieler, der sich die Zahlen notierte, um aus vermeintlichen Regelmäßigkeiten Prognosen abzuleiten, die Gruppe junger Leute, die lachend und jubelnd um einen Spieltisch standen und enthusiastisch irgendein seltsames Spiel spielten, dessen Regeln wir nicht verstanden.

Irgendwann im Laufe des letzten Abends verließen wir unsere Beobachterrolle und begaben uns an einen Roulette-Tisch mit dem Vorsatz, einen vorher festgelegten Betrag zu verspielen. Wir bemühten uns redlich, aber es gelang uns nicht, und wir verließen das Casino mit einem kleinen, aber immerhin knapp dreistelligen Plus in unserer Reisekasse. Vielen Dank Las Vegas für diese Spende, für die luxuriöse Bleibe um wenig Geld, für die zahlreichen kostenlosen Getränke und leckeren Buffets und dafür, dass wir nach den vielen Monaten in unseren Reiseklamotten nun wieder wie halbwegs zivilisierte Menschen aussehen. Nach vier Tagen völliger Reizüberflutung war es aber an der Zeit, dem Wahnsinn von Las Vegas den Rücken zu kehren und unsere letzte größere Reiseetappe zu beginnen: Einen Roadtrip durch den Westen der USA.

Caya Caulker (Belize) und Yucatan (Mexiko)

Belize – Caye Caulker

Der Grenzübergang nach Belize ging ausnahmsweise reibungslos über die Bühne. Niemandem fiel auf, dass uns ein Ausreisestempel aus Mexiko fehlte, und das gesamte Prozedere an der Grenze wirkte sehr professionell und westlich. Das war nicht der einzige Bereich, in dem sich Belize vom restlichen Mittelamerika zu unterscheiden schien: Das Preisniveau lag deutlich höher als in den Nachbarstaaten und eher auf europäischem Niveau, und die Landessprache war Englisch – insgesamt fühlten wir uns sofort bei Überschreiten der Grenze wie in einer anderen Welt.

Nach Ankunft in Belize City schnappten wir uns sofort ein Taxi zum Flughafen: Hier nahmen wir Erwin und Vroni in Empfang. Die Freude war riesig, denn so sehr wir die (trotz diverser Reisebekanntschaften überwiegende) Zweisamkeit auch genossen hatten, es war einfach großartig, nun wieder für eine Weile liebe Freunde um uns herum zu haben! Die weitere Anreise auf die Insel verlief problemlos und nur wenige Stunden später feierten wir bei herrlich kaltem belizianischem Bier und Sonnenuntergang am Strand unser Wiedersehen.

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Sonnenuntergang am Split – hier hat ein Hurricane vor einigen Jahren die Insel in zwei Teile gespalten.

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Klaus und Erwin zwischen den zwei Inselteilen

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Beim Genießen der Mitbringsel: neben dem frisch gebackenen Schwarzbrot wurden zu unserer Begeisterung auch zwei Flaschen österreichischer Weißwein in die Karibik transportiert.

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Wir erkunden die Insel mit einem Golfwagerl, dabei kann es beim Aussteigen schonmal passieren, dass man vom Weg abkommt…

 

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Letzte Ruheplätze mit Aussicht

Vor Caye Caulker setzt sich das zweitgrößte Barriereriff der Welt (nach dem Great Barrier Reef) fort – es ist ein anderer Teil desselben Riffs, an dem wir schon in Honduras viele Tauchgänge absolviert hatten. Für Erwin und Vroni Motivation, hier ihre Open Water Zertifizierung zu erlangen. Die Fundives auf Belize waren relativ teuer, aber einen Tauchtag leisteten auch wir uns, sodass wir unsere Freunde bei ihren ersten Freiwassertauchgängen begleiten konnten. Es war ein Tag mit sehr hohem Wellengang, es fiel uns daher schwer, auf dem kleinen, schwankenden Boot unser Equipment zusammenzubauen. Vroni und Erwin meisterten ihren ersten Tauchgang trotzdem mit beeindruckender Souveränität.

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Gar nicht so einfach, sich bei hohem Wellengang anzurödeln.

Während Erwin und Vroni ihren OWD weiter absolvierten, und dabei zumindest vom Boot aus sogar eine Gruppe Ammenhaie sahen…

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…führten wir ein beschauliches Inselleben und gingen mit herrenlosen Hunden Gassi, die bei einer lokalen Hilfsorganisation Unterschlupf gefunden hatten.

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Wir zwei mit unseren Begleitern Xander und Girly.

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Nachdem Erwin und Vroni ihre Tauchzertifizierungen in der Tasche hatten, wollten wir auch schon weiterreisen, denn Caye Caulker, insbesondere zur geschäftigen Osterzeit, war nicht ganz nach unserem Geschmack. Als nächstes sollte es wieder nach Mexico gehen, wovor uns beiden nach unserer irregulären Ausreise aus Mexico (ausführlich nachzulesen im entsprechenden Beitrag), schon ziemlich graute.

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Das Speedboot, das direkt nach Mexico fährt, ist voll, daher verwenden wir etwas umständlicher die heißen und streckenweise sehr vollen Chicken Buses.

Der Grenzübertritt gelang dann glücklicherweise auch. Der dortige Mitarbeiter löste unser Problem des fehlenden Ausreisestempels aus unserem letzten Mexikobesuch glücklicherweise pragmatisch und gab uns gegen eine Zahlung von USD 20 (für die wir selbstverständlich keinen Beleg bekamen) einen Ausreisestempel mit passendem Datum sowie einen neuen Einreisestempel. Wir waren sehr erleichtert. Zwar sind wir damit wahrscheinlich von unserem Prinzip abgewichen, keine Bestechungsgelder zu zahlen, aber wir hatten uns zumindest unbeschadet aus unserer heiklen Situation manövriert und konnten die Reise ganz normal fortsetzen.

Mexiko – Bakalar, Calakmul und Mérida

Unsere Reise durch die mexikanische Provinz Yucatan starteten wir mit einer mehrtägigen Rundreise von Campeche aus, wo wir ein Auto mieteten. Das erste Ziel war die Laguna Bakalar, die auch Laguna de los siete colores (Lagune der sieben Farben) genannt wird. Tatsächlich erstrahlte die Lagune in wunderschönen Blautönen, die eher an das karibische Meer als einen Süßwassersee erinnerte.

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Nein, nicht das Meer, sondern die Laguna de los siete colores

Die Strände der Laguna waren zwar aufgrund der Osterzeit alle überfüllt und uns zu laut, aber nach längerer Sucht fanden wir ein Privatgrundstück mit Zugang zum See, und der freundliche Besitzer oder Angestellte, den wir aus der Ferne sahen, rief uns zu, wir könnten ruhig den Privatstrand benutzen. So hatten wir dann doch noch das idyllische Plätzchen gefunden nachdem wir gesucht hatten.

Am nächsten Tag stand eine alte Mayastadt auf dem Programm, deren Besuch uns eine Freundin von zuhause ans Herz gelegt hatte: Calakmul liegt mehr als drei Stunden vom nächsten größeren Ort entfernt und damit abseits aller üblichen Reiserouten. In den Reiseführern werden die Ausgrabungen ebenfalls maximal am Rande erwähnt, was eigentlich nur an der abgeschiedenen Lage liegen kann, denn Calakmul gehört zu den größten jemals entdeckten Mayastädten.

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Die höchste bisher ausgegrabene Pyramide Calakmuls ist 45 Meter hoch, der überwiegende Teil der Mayastadt wurde bisher allerdings noch nicht erforscht. Wer weiß also, welche beeindruckenden Gebäude sich noch unter der dichten Vegetation befinden…

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Bevor wir das Auto in Campeche wieder zurückgaben, verbrachten wir noch einen Abend in Mérida, einer schönen Kolonialstadt mit alten Kirchen und der Art von Architektur, die wir auch aus anderen Kolonialstädten kannten. Wir hatten uns am Weg nach Mérida leider ein bisschen verfranst, sodass wir uns mit abendlichem Sightseeing und einem kleinen Rundgang am nächsten Vormittag zufriedengeben mussten.

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Ein bisschen méridanische Luft schnuppern – ein hübsches Städtchen, für ausführliches Erkunden blieb leider keine Zeit.

Mexiko – Tulum und Umgebung

Unsere nächste Homebase schlugen wir in der Nähe von Tulum auf, in einer für unsere Verhältnisse recht luxuriösen Anlage im Dschungel. Auch hier nahmen wir uns wieder einen Mietwagen, was für vier Personen eine wirklich kostengünstige Angelegenheit war und uns nebenbei weitgehende Unabhängigkeit von Touranbietern und Taxifahrern brachte. Hier ließen wir es nach den reiseintensiven letzten Tagen langsamer angehen. Nach einem gemütlichen Start in den Tag besichtigten wir die Ruinen von Tulum, eine weitere Mayastätte, fuhren an den Strand oder erkundeten die in Yucatan einzigartigen mit Süßwasser gefüllten Kalksteinlöcher, die Cenotes.

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Die Ruinen von Tulum können architektonisch in keinster Weise mit Tikal, Calacmul oder Yaxchilan mithalten. Ihre Lage direkt am türkisfarbenen Meer ist allerdings einzigartig!

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Die Cenotes sind gerade für Taucher ein besonderes Highlight, denn sie sehen zwar von außen aus wie einfache Kalksteinlöcher, es handelt sich dabei aber in vielen Fällen um riesige, verzweigte Höhlensysteme von teilweise über 250km Länge. Wir erkundeten insgesamt drei Cenoten: The Pit, Dos Ojos und Grand Cenote. Vor allem Dos Ojos, wo wir eineinhalb Stunden unter Wasser verbrachten, beeindruckte uns sehr. Wir tauchten durch riesigen Hallen mit Stalaktiten und Stalagmiten, und wenn von oben die Sonne hineinschien, ergaben sich wunderschöne Lichtspiele. Durch das glasklare Wasser entstand manchmal der Eindruck, man würde schweben, zeitweise tauchten wir aber auch lange Zeit durch enge, dunkle Gänge, wo wir auf unsere Lampen angewiesen waren. Insgesamt war es ein wundervolles Erlebnis, diese einzigartige Unterwasserwelt zu erkunden und etwas, was wir jedem Taucher oder auch Schnorchler sehr ans Herz legen würden, der in diese Gegend reist.

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Letzter Equipmentcheck kurz vor dem Abtauchen

Nach einigen Tagen in Tulum und Umgebung neigte sich unsere Reisezeit zu Viert auch wieder dem Ende zu. Wir brachten Erwin und Vroni noch zur Fähre nach Chetumal, gaben den Mietwagen in Cancun zurück und bereits am nächsten Tag stiegen wir in den Flieger, der uns zur nächsten und letzten Reiseetappe bringen sollte: in die USA.

Guatemala – Flores und Tikal

Nachdem sich die Wiedereinreise nach Guatemala als etwas abenteuerliches Unterfangen herausgestellt hatte, waren wir heilfroh, endlich in Flores anzukommen. Hier wollten wir noch ein paar letzte Tage zu zweit verbringen und vor allem die Ruinenstadt Tikal besichtigen, bevor es dann für eine Weile zu viert weitergehen sollte.

Die kleine Stadt Flores liegt recht malerisch auf einer Halbinsel im Petén-Itzá-See und ist eine der touristischeren Fleckchen Guatemalas. Das „echte“ Flores, wo die Einheimischen wohnen, befindet sich am Festland, während sich auf der Halbinsel  Hostel an Hostel und Restaurant an Restaurant reihen. Alles ist auf die Bedürfnisse der zahlreichen Besucher eingerichtet. Trotzdem hat Flores noch einen gewissen Charme und für kurze Zeit ist es ganz angenehm, funktionierendes WiFi, trinkbaren Kaffee, abwechslungsreiches Essen und dergleichen Luxus zu genießen, auch wenn es dem kleinen Ort an Authentizität vielleicht etwas mangelt.

Wir kamen sehr günstig in einem Zimmer mit Terrasse am See unter und organisierten in Ruhe sowohl bereits sehr zeitnah unsere Weiterreise nach Belize, als auch den Besuch der archäologischen Ausgrabungen Tikals.

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Auch der Petén-Itzá-See hat wohl – ebenso wie der Lago de Atitlán – mit einem steigenden Wasserspiegel zu kämpfen.

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Abendlicher Blick von unserer Terrasse

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Als wir uns mit dem frühmorgendlichen Bus nach Tikal aufmachten, regnete es in Strömen und es sollte an diesem Tag auch nicht mehr wirklich auflockern. Dies hatte den Nachteil, dass wir trotz Regenjacken ziemlich nass wurden und die Fotos nicht so recht gelingen wollten, aber auch den Vorteil, dass Tikal relativ menschenleer war.

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Nach einem Regenschauer dampft der Dschungel regelrecht

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Die Ruinen von Tikal, durch einen Regenschleier betrachtet

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Obwohl wir immer wieder Unterschlupf in den alten Steingebäuden suchen mussten, wenn der leichte Dauerregen in einen Wolkenbruch überging, fühlten wir uns privilegiert: Durch die alte Mayastadt zu spazieren, die Pyramiden zu besteigen, den Blick über das sich scheinbar unendlich ausbreitende, dampfende Blätterdach zu genießen, den Dschungelgeräuschen zu lauschen und dabei nur gelegentlich auf andere unerschrockene Ruinenenthusiasten zu treffen war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Besichtigung Tikals war auch gleichzeitig der Abschluss unseres kurzen Aufenthalts in Guatemala – die Zeit hatte leider nur für Antigua, Lago de Atitlán und Flores gereicht. Nun sollte es ans zweitgrößte Barriereriff der Welt gehen (nach dem Great Barrier Reef in Australien): nach Belize, genauer gesagt auf die Insel Caye Caulker.

Mexiko – Chiapas

Für unseren kleinen Ausflug nach Mexiko buchten wir zwei Plätze in einem etwas teureren Minibus, der dafür aber ohne Umsteigen direkt nach San Cristóbal de las Casas fuhr. Wahrscheinlich wäre es vom Sicherheitsfaktor her kein Problem gewesen, die Anreise mit mehreren öffentlichen Chicken Buses selbst zu organisieren, aber dann hätten wir auf dem Weg mindestens eine Übernachtung einlegen müssen, und unsere Zeit in Chiapas war ohnehin schon sehr begrenzt – schließlich wollten wir danach noch nach Flores in Guatemala und natürlich unsere Freunde Erwin und Vroni pünktlich vom Flughafen in Belize City abholen.

Die Ausreise aus Guatemala bzw. Einreise nach Mexiko verlief einigermaßen reibungslos, wobei man wie bei fast jedem Grenzübertritt in Mittelamerika auch hier versuchte, durch irgendwelche wahrscheinlich erfundenen Gebühren an Geld zu kommen. Zumindest erhielten wir die von uns geforderte Bestätigung über die Bezahlung des Betrags dann doch, auch wenn dem viel verständnisloses Nachfragen („Wollt ihr WIRKLICH eine Bestätigung?“) und ungläubige Blicke voraus gingen. So umständlich wie nur irgendwie möglich musste diese auch teils handschriftlich erst erstellt werden. Uns war natürlich klar, dass wir mit dieser Bestätigung genau gar nichts anfangen konnten, aber es war einfach die leidvolle Erfahrung vieler Grenzübertritte in Mittelamerika, die uns dazu anhielt, nichts mehr ohne Quittung zu bezahlen.

San Cristóbal de las Casas

In San Cristóbal de las Casas angekommen stellten wir schnell fest, dass uns diese kleine Stadt in Mexikos zentralem Hochland gut gefiel. In Gelb- und Rottönen gestrichene alte Häuser bestimmen das Stadtbild, und es gibt einen sehr bunten, reizüberflutenden und authentischen Markt, wo Sonja nur schwer dem Impuls widerstehen konnten, sich mit Mitbringseln einzudecken. Da die Rucksäcke aber schon zu voll und zu schwer waren, und doch noch ein weiterer Weg vor uns lag, beließen wir es beim Schauen und Staunen.

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In der Altstadt von San Cristóbal

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In Mexiko mag mans offensichtlich farbenfroh

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Eine der schönen Seiten Mittel- und Südamerikas, auch wenn das Müllproblem vieler Regionen leider anderes vermuten lässt: Es wird noch viel repariert und wiederverwendet. Hier konnten wir einem Messerschleifer mit seinem selbst gebautem Werkzeug bei der Arbeit zusehen.

Unser Hostel war mal wieder ein Glücksgriff. Unser kleines, süßes Zimmerchen mit gemütlichen, dicken Daunendecken auf dem rustikalen Bett (San Cristóbal liegt immerhin auf 2.100 Meter und nachts wird es entsprechend kalt) war supergünstig und alle sehr freundlich. Die Besitzer luden uns abends ein, mit ihnen Mezcal (ein aus Agarven hergestellter Schnaps) mit Wurmsalz zu trinken, und wir wurden mit guten Restauranttipps versorgt. Hier trafen wir uns auch mit Patrick, einem Schweizer, den wir in Honduras kennengelernt hatten. Er war schon eine Weile in San Cristóbal, um zu arbeiten, und konnte uns genau zeigen, bei welchem Marktstand man das beste, frischeste Mittagsmenü bekam.

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Auf der Terrasse des Hostels mit dem Hostelhund

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Ein toller Tipp einer Mitarbeiterin unseres Hostels: Im Madre Tierra bäckt man nicht nur frisches Vollkornbrot, sondern grillt auch köstliche Burger.

Drei Nächte blieben wir in San Cristóbal, obwohl wir nichts Aufregenderes unternahmen, als durch die Stadt und den Markt zu spazieren und ständig zu essen. Damit wir weiterhin in unsere Hosen passten, mussten wir dringend weiterfahren! Glücklicherweise ging das in Mexiko wieder sehr einfach mit öffentlichen Bussen – wir gingen einfach einen Tag vor der geplanten Abreise zum sehr modernen Busterminal und kauften uns zwei Tickets nach Palenque – eigentlich so, wie wir das auch aus Südamerika kannten, was aber in Mittelamerika nicht immer so einfach möglich ist. Als wir dann jedoch am nächsten Morgen mit unseren großen Rucksäcken ankamen, teilte man uns mit, aufgrund von Aufständen der Zapatistas sei die Straße gesperrt, man müsste großräumig umfahren und die Strecke würde daher statt 4 Stunden mindestens 7 dauern. Der Bus war bequem und klimatisiert, und an lange Fahrten (Rekordstrecke: 26h in Chile) waren wir mittlerweile auch schon gewöhnt – uns konnte eine läppische 7-Stunden-Fahrt wirklich nicht mehr abschrecken!

Palenque

Über Palenque selbst stand nicht viel Gutes in unseren Reiseführern, und wir versuchten uns auf ein zweites Aguas Calientes einzustellen – jenem schrecklichen, stickigen, überteuerten, künstlichen Touristenort vor Machu Picchu in Peru, der nur deshalb so existieren kann, weil man bei einem Besuch der berühmten Inkaruinen zwangsweise mindestens einmal dort übernachten muss. Ganz so furchtbar war es dann glücklicherweise doch nicht, aber es war natürlich sehr touristisch, heiß und etwas teurer als das beschauliche San Cristóbal.

Wie wohl alle Besucher kamen wir aber ohnehin nicht wegen der Stadt selbst, sondern um die archäologische Fundstätte zu besichtigen. Dies ist in Palenque auch recht einfach mit dem öffentlichen Minibus möglich, der Mitarbeiter an der Rezeption unseres Hotels konnte uns genau sagen, wo der Bus fährt und wie viel er kosten darf. Nur 5% der Ruinen von Palenque sind freigelegt, der Rest ist vom Dschungel überwachsen, aber die freigelegten Gebäude reichten schon aus, um uns tief zu beeindrucken. Palenque führte vor ca. 1500 Jahren gemeinsam mit seinem Verbündeten Tikal einen erbitterten Krieg gegen den Erzfeind Calakmul – zwei Majastädte, die wir ebenfalls noch besichtigen sollten – und obwohl die Stadt mehrfach von Calakmul geplündert wurde, hielt sich der letzte Herrscher bis Ende des 8. Jahrhunderts nach Christus. Danach gibt es keine Anzeichen einer weiteren Besiedelung, und die Gründe für das Ende der Mayareiche sind in der Forschung weiterhin umstritten.

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Yaxchilan und Bonampak

Für den Rückweg nach Guatemala entschieden wir uns für eine zweitägige organisierte Busfahrt, die zusätzlich zum Transport die Möglichkeit bot, die am Weg liegenden Ruinen Yaxchilan und Bonampak zu besichtigen, mit einer Übernachtung in einer ganz einfachen Unterkunft irgendwo in der Nähe der Ruinen. Aufgrund unserer Erfahrung mit organisierten Touren erwarteten wir das Schlimmste (=großer stickiger Schlafsaal, keine Duschmöglichkeit, mangelhafte Versorgung mit Essen, schrottreife Transportmittel…), aber da wir unser Zelt dabei hatten, wollten wir notfalls einfach campen. Unsere Reisegruppe bestand außer uns ausschließlich aus besser gestellten Mexikanern und einer Kolumbianerin, die alle sehr freundlich waren. Wir waren mal wieder überrascht, dass wir eigentlich fast alles verstanden, was gesprochen wurde, auch wenn wir uns selbst auch nach der langen Zeit in Lateinamerika nicht besonders eloquent ausdrücken konnten. Auch wurden wir erstaunlich gut verköstigt und selbst die Unterkunft entpuppte sich als ein eigentlich recht gemütliches Doppelzimmer mit einem sauberen Gemeinschaftsbad.

Yaxchilan, eine historische Maya-Stadt am Rio Usumacinta, ist nur mit dem Boot zu erreichen, da noch keine Straße hinführt, und riesengroß – wir mussten fast laufen, um in den drei zur Verfügung stehenden Stunden die wichtigsten Teile des Areals zu besichtigen. Aufgrund seiner Lage mitten im Dschungel und abseits der Touristenpfade waren wir in Yaxchilan fast alleine – unsere Mitreisenden hatten sich einen Führer genommen und ihre Besichtigung auf einige wenige Punkte beschränkt, und wir begegneten nur wenigen anderen Besuchern am weitläufigen Areal.

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Yaxchilan – ein Haufen Steine, der Dschungel und wir

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Die Überreste von Bonampak – obwohl auch das früher eine kleinere Mayastadt war – bestehen hauptsächlich aus einem hohen Tempel, dessen Besonderheit die einzigartigen Wandmalereien und Fresken im Inneren sind. Sie zeigen die Geschichte der dort lebenden Mayas: den Herrscher und sein Gefolge, Kriegsszenen und die anschließende Gefangennahme und Opferung der Gegner, Tanzszenen und Blutopfer von Adligen.

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Die Fresken von Bonampak bieten Forschern wertvolle Einblicke in das soziale Gefüge und Leben der Mayas – wobei wir nicht sicher sind, welche Szene dieses hier dartsellen soll

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Kurzes Päuschen mit Ausblick auf der Spitze von Bonampak

So viel also zum angenehmen Teil der Reise zurück nach Guatemala – der zweite Tag sollte nicht ganz so gut verlaufen und sogar noch ein unangenehmes Nachspiel haben. Wir übernachteten also in unserem einfachen, aber netten Zimmer im Dschungel und wurden wie vereinbart von einem Minibus aufgegabelt. Unsere Mitreisenden waren wieder zurück nach Palenque gefahren und wir wurden mit einer anderen Gruppe von Touristen, die in der Früh von Palenque aufgebrochen war und direkt nach Guatemala wollte, zusammgengeschlossen.

Bereits im Bus herrschte großes Rätselraten darüber, wer jetzt die Ausreisesteuer von ca. USD 20 bezahlen musste und wer nicht. Wir hatten uns vorab gut informiert und gaben unser Wissen gerne an unsere Mitreisenden weiter: Ausgeschlossen sollten jene sein, die entweder mit dem Flugzeug nach Mexiko gekommen waren – hier ist die Ausreisesteuer in der Regel bereits im Ticketpreis inkludiert – sowie jene, die wie wir weniger als eine Woche im Land waren. Der Grenzbeamte des kleinen Grenzübergangs mitten im Dschungel (übergewichtig, mit weit aufgeknöpftem Hemd) der schon allein aufgrund seines Aussehens und Auftretens problemlos in einem alten Mafiafilm mitspielen hätte können, sah das wie erwartet anders und wollte von jeder einzelnen Person die Ausreisegebühr kassieren. Wir weigerten uns zunächst, da wir ein paar Stunden weniger als eine Woche im Land verbracht hatten und damit unserer Ansicht nach nicht zahlen mussten. Der Grenzbeamte behauptete aber, es zählten Kalendertage, somit wären wir über der 7-Tages-Grenze. Ganz unmöglich erschien uns das nun nicht, aber als er uns nichtmal eine Rechnung ausstellen wollte, hatten wir ein ungutes Gefühl. Für diesen Umstand hatte er eine sehr plausible Erklärung parat: Angeblich konnte er uns keine Rechnung ausstellen, da er das Computerpasswort nicht wusste. Wir schlugen daraufhin vor, er solle uns einfach händisch auf einen Zettel schreiben, dass er die USD 20 von uns entgegen genommen hatte, aber nein: Eine handgeschriebene Rechnung sei in Mexiko keine Rechnung, daher ginge das natürlich auch nicht, es müsse nunmal alles seine Ordnung haben. Sehr lange diskutierten wir an dieser Grenzstation im Dschungel, aber der Grenzbeamte bestand auf die Bezahlung ohne Quittung, wir hingegen bestanden auf ebenjene Quittung, und die Gemüter erhitzten sich zunehmend. „Ohne Beleg ist es keine Gebühr, sondern Trinkgeld“, rutschte uns am Höhepunkt der Diskussion heraus. Obwohl dies natürlich den Tatsachen entsprach, gab sich der Grenzbeamte zutiefst beleidigt und erklärte uns sinngemäß, dass wir uns unseren Ausreisestempel nun aufpinseln konnten. Wir entschieden uns für einen geordneten Rückzug indem wir unsere Pässe schnappten und zum Minibus zurückgingen bzw. eher -liefen. Von unseren Mitreisenden bezahlte übrigens aufgrund unseres „Briefings“ zuvor ebenfalls niemand, denn sie waren alle per Flug nach Mexico eingereist und auch wenn er es mit ein paar Tricks versuchte, zückte er bei ihnen am Ende grummelnd den Ausreisestempel. Ein schwarzer Tag – sowohl für den Grenzbeamten, der auf sein Körberlgeld verzichten musste, als auch für uns, denn wir hatten uns mit unserer Sturheit in eine äußerst prekäre Situation manövriert.

Nun hatten wir nämlich ein Problem: öffentlichen Verkehr gab es hier im Dschungel keinen, der Weg zurück um ordnungsgemäß über einen anderen Grenzübergang aus Mexiko auszureisen war uns also verwehrt. Es blieb nichts anderes übrig, als einfach nach Guatemala weiterzufahren. Eine Bootsfahrt über den Fluss später wartete bereits die nächste Hürde auf uns: Man wollte uns auf der guatemaltekischen Seite nicht die Grenze passieren lassen, da wir keinen Ausreisestempel aus Mexiko hatten. Wir stellten uns doof – dies müsse der mexikanische Kollege wohl vergessen haben, beteuerten wir in unserem besten Spanisch und mit unserem freundlichsten Lächeln. Glücklicherweise waren die Guatemalteken gnädig gestimmt und gaben sich mit der Erklärung zufrieden. Hurra, geschafft! Nur wie wir die Wiedereinreise nach Mexiko knapp zwei Wochen später managen sollten, wo wir doch im Computersystem als „nicht ausgereist“ galten, bereitete uns Bauchschmerzen. Die Geschichte einer Reisebekanntschaft von korrupten Polizisten, die ihn wegen eines fehlenden Ausreisestempels festnahmen und erst gegen eine „Pönalzahlung“ eines vierstelligen Eurobetrags freiließen, spukte uns durch den Kopf. Wir sollten glücklicherweise wesentlich billiger davonkommen. Aber das ist eine andere Geschichte und wird an späterer Stelle erzählt.

Guatemala – Antigua und Lago de Atitlan

Antigua

Die ersten Tage in Guatemala verbrachten wir zu dritt – Hendrik, ein Schwede, den wir auf Utila kennengelernt hatten, machte sich zusammen mit uns auf den Weg nach Antigua und wir erkundeten die kleine Stadt im Hochland Guatemalas gemeinsam. Über 200 Jahre lang war Antigua die Hauptstadt der spanischen Kolonien Zentralamerikas gewesen und obwohl sie von mehreren Erdbeben heimgesucht wurde und man die Hauptstadt nach einem besonders schlimmen Beben in die 45 km entfernte Guatemala City verlegte, sind sowohl das koloniale Stadtbild als auch viele der barocken Kirchen bis heute, wenn auch teilweise in halbzerstörtem Zustand, erhalten.

Uns gefiel Antigua mit seiner kolonialen Architektur und den zahlreichen Kirchen, die man fast alle kostenlos besichtigen konnte, ausgesprochen gut. Die Indigenas in traditionellen Trachten, die sich wieder deutlich von der typisch südamerikanischen Indigena-Kleidung unterschieden, verliehen Antigua ungeachtet dessen, dass das Städtchen schon längst vom Tourismus entdeckt wurde, ein originales Flair, und hinter den umliegenden Vulkanen ging die Sonne allabendlich in spektakulärem Farbenspiel unter.

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Eines der vielen beschaulichen Plätzchen in Antigua.

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Von dieser Kirche steht nur noch die Front…

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…und bei diesem beeindruckenden Exemplar fehlt das Dach. Sie alle zu renovieren, ist wohl kaum finanzierbar: Es waren einst bis zu 50 Kirchen in der kleinen Stadt.

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Die schönen Sonnenuntergänge lassen sich am besten auf einer der Roof Top Bars genießen.

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Abendstimmung in Antigua

Nach zwei Tagen straffem Sightseeing Programm packten wir mal wieder unseren Rucksack – wir wollten weiter zum Lago de Atitlan. Hendrik reiste hingegen nach Semuc Champey, bevor es für ihn kurz darauf wieder nach Schweden gehen sollte, sodass sich unsere Wege nach zwei gemeinsamen Wochen wieder trennten.

Lago de Atitlan

Bei Ankunft am Lago de Atitlan fühlten wir uns sofort wohl. Der von drei Vulkanen umgebene Kratersee liegt immerhin mehr als 1500m über dem Meeresspiegel inmitten wunderschöner  Landschaft. An sein Ufer und die umliegenden Hügel und Berge schmiegen sich kleine Dörfer, die Fußwege sind teilweise auf Stegen am Seeufer entlang gebaut. Da der See über keinen natürlichen Abfluss verfügt, ist sein Wasserspiegel in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen, dadurch liegen zahlreiche Dämme, Wege und auch Häuser nun unter Wasser, teilweise sieht man sie noch aus dem Wasser ragen.

Von einem Dorf zum nächsten gelangt man am besten über den Seeweg, da die Straßenverbindungen aufgrund der Topographie schlecht sind und man schon für kleine Strecken viel Zeit benötigt. Aber auch die Bootsfahrten können unangenehm werden, denn der Lago de Atitlan ist bekannt für seine gelegentlich auftretenden starken Winde, die einen gehörigen Seegang hervorrufen.

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Auch wir wurden bei einer Überfahrt von Panajachel nach San Pedro von starkem Wind überrascht. Wenige Minuten nach Aufnahme dieses Fotos saßen wir frierend an Deck des kleinen, viel zu überladenen Boots, während die hohen Wellen in unser Gesicht und über unsere Rucksäcke schwappten.

Wir blieben zuerst in Panajachel, dem wichtigsten Touristenort am See, und bezogen dort das wohl günstigste Zimmer unserer Mittelamerikareise (den genauen Betrag haben wir leider vergessen, aber es waren nur umgerechnet ein paar Euro… natürlich gilt auch hier: you get what you paid for).  Von hier aus planten wir die weitere Reise um den See.

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Der Lago de Atitlan zeigt sich von seiner idyllischen Seite.

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Derartige Stege ersetzen die Wege, die mittlerweile unter dem Wasserspiegel liegen.

Wir hatten es schon im Reiseführer gelesen: Aufgrund der vulkanischen Aktivität unter Wasser hat man am Lago de Atitlan die seltene Gelegenheit, einen Bergsee-Tauchgang (high altitude dive) ohne Trockenanzug durchzuführen, denn die Wassertemperatur liegt trotz der Höhe bei 18 bis 20 Grad. Unter Wasser gibt es zwar keine bunten Fischschwärme und Korallenformationen wie in der Karibik, dafür aber versunkene Häuser und sogar ein ganzes Mayadorf (letzteres darf man ohne Sondererlaubnis allerdings leider nicht betauchen), außerdem heiße Quellen, in denen man ein Ei kochen kann, und eine Bar. Trotz einiger Bedenken – in einem kalten, trüben See zu tauchen ist doch etwas anderes als in klaren tropischen Gewässern – ließen wir uns auf dieses Erlebnis ein, und es war tatsächlich eine interessante Erfahrung. In einem der Häuser gab es sogar noch einen funktionierenden Wasserhahn!

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Ein etwas anderes Briefing als jene, wir gewohnt waren.

Schließlich, nach einer tauchgangsbedingten Nacht in Santa Cruz la Laguna, begaben wir uns nach San Pedro la Laguna. Wir wollten selbst sehen, was uns andere Reisenden teilweise entsetzt, teilweise mit leuchtenden Augen erzählt hatten, denn dies sollte der wildeste, berüchtigste Partyort ganz Guatemalas sein. Vielleicht lag es an den dadurch geschürten Erwartungen, aber wir können das aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Sicher, es gab einige sehr chillige Bars/Clubs direkt am See, mit Live Musik, Lagerfeuer und Cuba Libre um umgerechnet 1 EUR. Ja, es wurde getanzt und gefeiert und geplaudert. Aber bereits vor Mitternacht hörten die Lokale auf, Musik zu spielen, und um 1 Uhr wurden die Bars (teils polizeilich) geräumt. Damit versuche der Ort, das mit zunehmendem Tourismus ebenso zunehmende Drogenproblem in den Griff zu bekommen, erzählte man uns.

San Pedro war für uns völlig überraschend wieder so ein Ort, an dem man wohl leicht hängen bleiben konnte, und wir blieben auch länger als geplant. Wir freundeten uns mit einem netten Schweizer an, den wir schon auf der Fahrt von Antigua nach Panajachel kennengelernt hatten, trafen in einer der Bars Leute aus Utila wieder, speisten zur Abwechslung mal öfter thailändisch und orientalisch und tranken den allerbesten Kaffee – Milchschaumkätzchen inklusive! Nach der billigen Bruchbude in Panajachel konnten wir uns auch wieder ein etwas schöneres Zimmer leisten, was in San Pedro gar nicht teuer war, und genossen auf unserer Terrasse den einen oder anderen Cuba Libre, bevor wir einer der Bars einen Besuch abstatteten. In Guatemala, und das freute uns besonders, konnten man den ausgezeichneten nicaraguanischen Rum Flor de Cana in den meisten Supermärkten kaufen.

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Die Bars sperren um 1 Uhr nachts, also feiert man einfach auf der Straße weiter. Hier sogar mit spontaner Live Musik!

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Den (aus Sonjas Sicht) besten Kaffee der Reise bekamen wir ausgerechnet in Guatemala – also dem selben Land, in dem wir definitiv auch den schlechtesten tranken.

In San Pedro hatten wir übrigens auch mal wieder eine spontane Planänderung: Eigentlich sollte es als nächstes in den Nordwesten Guatemalas gehen Richtung Semuc Champey und Nebaj. Wir klapperten die lokalen Busticketverkäufer ab und waren irgendwie mit nichts so recht zufrieden, bis wir auf einem Schild plötzlich als Reiseziel „San Cristóbal de las Casas“ sahen. Ein bisschen hatten wir insgeheim ja immer mit der Provinz Chiapas in Mexiko geliebäugelt, es aber aus Zeitgründen eigentlich schon gestrichen, doch beim Anblick dieses Schilds beschlossen wir einfach, uns zumindest einen kurzen Besuch doch zu ermöglichen, und stattdessen auf Semuc und die Gegend um Nebaj zu verzichten. Schade um diese sicherlich sehr schönen Orte, aber für uns hat sich die Entscheidung als absolut richtig herausgestellt.