Archiv für den Monat: Februar 2015

Nicaragua – Granada und León

Unsere Reise durch Nicaragua hätte nicht schöner beginnen können, und nach der tollen Zeit auf der Isla de Ometepe waren wir gespannt, was das Land noch zu bieten hat. Zwei weitere Kolonialstädte hatten im Reiseführer unsere Aufmerksamkeit erregt: Granada und León. Beide konkurrieren ständig darum, sich die schönste Stadt Nicaraguas nennen zu dürfen, und das rivalisierende Verhältnis betrifft auch noch zahlreiche andere Bereiche. Man munkelt sogar, Managua sei nur deshalb Hauptstadt geworden, um weder dem liberalen Leon noch dem konservativen Granada den Vorzug zu geben und damit nicht die jeweils andere Stadt empfindlich zu verschnupfen. Auch wir wollten keinen der beiden Streithähne vernachlässigen und daher beiden Städten unsere Aufwartung machen.

Granada

Granada war für uns erstmal ein kleiner Kulturschock. War das wirklich das gleiche beschauliche Nicaragua, das wir auf der Isla de Ometepe so genossen hatten? Zugegeben, die bunt bemalten Häuser und prächtigen Kirchen waren sehr hübsch anzuschauen und die Lage, zwischen dem Vulkan Mombacho und dem uns schon bekannten Lago Nicaragua, wirklich malerisch. Dennoch, die Horden überwiegend älterer amerikanischer Touristen, die wenig authentisch wirkenden Restaurants mit Stoffservietten und europäischem Preisniveau, brütende Hitze, sowie zahlreiche bettelnde Kinder ließen uns mit Granada einfach nicht warm werden.
Bezeichnend war bereits die Suche nach einer Unterkunft. Ein in unserem Reiseführer mit „sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis“ beschriebenes Hotel wollte 40 US-Dollar pro Nacht und damit mehr als das doppelte, was wir bisher für vergleichbare Zimmer bezahlt hatten. Wir lachten und meinten, das sei viel zu viel. Nach zwei Stunden erfolgloser Zimmersuche kehrten wir dann aber tatsächlich ganz kleinlaut zu besagter Unterkunft zurück, denn viele Hostels waren voll oder noch teurer.

In den darauffolgenden zwei Tagen erkundeten wir die Stadt, und beschlossen dann schnell weiterzuziehen. Vielleicht war ja León mehr nach unserem Geschmack!

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Kopfsteinpflaster, schön renovierte Kolonialbauten,...

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...eine prächtige Kathedrale...

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...und zahlreiche halbversteckte, schattige und teils kunstvolle Innenhöfe: eigentlich ganz hübsch, dieses Granada!

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Eine weniger schöne Ecke: Der "Vergnügungspark" im Stil der 70er-Jahre (eine Empfehlung unseres Reiseführers) ist eher ein unheimlicher bis trauriger Anblick.

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In Mittelamerika soll man an Sonntagen keinesfalls reisen. Steht in jedem Reiseführer, und nun erfuhren wir am eigenen Leib warum. An Nachfrage schiens nicht zu mangeln, wie man anhand der hier schon fast zu einem Kreis angewachsenen Warteschlange sieht. Das Problem ist das mangelnde Angebot, denn die Busfahrer scheinen am Sonntag nur höchst ungern zu arbeiten: nur etwa jede halbe Stunde kam ein kleiner Minibus an, sodass wir erst nach über zwei Stunden an der Reihe waren.

León

Schon im Bus nach León hatten wir Bekanntschaft mit Joseph gemacht, einem Engländer, der eigentlich von Costa Rica aus Richtung Südamerika reisen wollte. Da er bei einer Tour durch den Costa Ricanischen Dschungel aber ein Mädchen kennengelernt hatte, das in León ein Auslandssemester macht, und ihm ebendieses Mädchen nicht mehr aus dem Kopf ging, hatte er spontan seine Reiseroute geändert. Wir bezogen das selbe Hostel wie er, sodass uns auch die Fortsetzung dieser so romantisch beginnenden Geschichte nicht entging. Ein Happy End blieb allerdings aus, da sein Besuch nicht die erhoffte Begeisterung hervorrief… schade! Wir verbrachten in León einige nette Abende mit Joseph, der die Enttäuschung recht souverän wegsteckte, und anderen Leuten aus unserem Hostel. Tagsüber schlenderten wir durch die gepflasterten Gassen, bestaunten wieder einmal schöne Kirchen, probierten uns durch das ausgezeichnete nicaraguanische Streetfood und schmiedeten Reisepläne.

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Hinsichtlich Prächtigkeit der Kolonialbauten steht León Granada um nichts nach.

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León ist eine Studentenstadt, und wohl aus diesem Grund gibt es ein dichtes Netzwerk billiger Bars. Hier mit einigen Hostelbekanntschaften bei Mojito um 1 EUR.

León gefiel uns alles in allem viel besser als Granada, die Atmosphäre war angenehmer, die Restaurants weniger überteuert, lediglich das heiße, stickige Klima erschien uns noch unerträglicher zu sein. Wir sehnten uns nach einer steifen Meeresbrise und klaren tropischen Gewässern, einer Insel die man nicht nur teuer und unflexibel mit dem Flugzeug erreichen konnte… Die karibische Küste und Inselwelt Nicaraguas ist aber nur mit ebendiesem oder mit umständlichen, zeitaufwändigen Bus- und Bootsfahrten zu bereisen. Und so kam es, dass wir nach nur knappen zwei Wochen im Land dieses schon wieder verließen und uns aufmachten zur hondurianischen Insel Utila.

Nicaragua – Isla de Ometepe

Nach den eher westlich geprägten Ländern Panama und Costa Rica waren wir sehr gespannt auf das deutlich weniger entwickelte Nicaragua. Auch weniger touristisch, denn das arme Land zwischen Costa Rica, Honduras und Guatemala leidet – ähnlich wie Kolumbien – an seinem immer noch schlechten Ruf, obwohl uns die Sicherheitslage besser, als bei seinen nördlichen Nachbarn schien.

Willkommen in Nicaragua

Dass wir nun eine völlig neue Welt betreten sollten, merkten wir bereits vor der Grenze. Der Busfahrer kassierte von jedem Passagier 14 US-Dollar – fürs Visum, wie er versicherte. Wir waren verwirrt, da wir als Europäer eigentlich visumsfrei für 90 Tage einreisen dürfen (später stellte sich heraus, er meinte die Einreisegebühr, die wir sehr wohl zahlen müssen). Als wir nach seinen fragwürdigen Erklärungsversuchen immer noch nicht sofort die geforderten Dollarscheine wie alle anderen Passagiere zückten, sondern stattdessen weitere Fragen stellten, wurde der Busfahrer wütend. Sollten wir halt selbst die Migration erledigen, wir würden dann schon sehen, schimpfte er trotzig. Nun, genau das hatten wir vor: Auf gar keinen Fall wollten wir uns an dieser Grenze von irgendjemandem übers Ohr hauen lassen, und das hier schien schon mal die erste Abzocke zu sein. Ein hehres, aber trotz aller Bemühungen äußerst schwieriges Vorhaben, hier, wie auch bei vielen folgenden Grenzübertritten…

Gespannt stiegen wir also bei der Migration aus dem Bus. Wie lange würde die Schlange wohl sein? Und wie viel würden wir am Ende zahlen müssen? Es zeigte sich, dass wir zum ersten Mal mit einer sich von nun an an jeder zentralamerikanischen Grenze wiederholenden Prozedur Bekanntschaft gemacht hatten: Jeder, wirklich jeder versucht, an den ein- oder ausreisenden Touristen zu verdienen, und meist arbeiten die unterschiedlichen Beteiligten noch zusammen: Die Länder selbst (durch seltsame Gebühren und Steuern), die Busfahrer (denn die Migration kostete nur 11 US-Dollar, der Rest hätte wohl ein dickes Trinkgeld darstellen sollen – und Warteschange gab es auch keine), herumlungernde „Helfer“, die Formulare verkaufen wollen, die man am Schalter kostenlos bekommt oder eigentlich gar nicht benötigt, unseriöse Geldwechsler, Krankenschwestern, die gegen eine kleine Gebühr Fieber messen „müssen“ (mal wegen Gelbfiebers, mal wegen Ebola), ja sogar die zunächst scheinbar anständige Zollbeamtin am Schalter, die die Einreisegebühr kassiert. Nachdem wir die anderen Fallen nämlich samt und sonders souverän umschifft hatten, hat Letztere es dann doch noch geschafft: Denn wie selbstverständlich hatte sie von uns 2 US-Dollar mehr kassiert, als auf der ausgehändigten Quittung stand, was wir erst später im Bus bemerkten. Egal, wir versuchten es positiv zu sehen: Immerhin war es so immer noch günstiger gewesen, als sich gleich vom Busfahrer betrügen zu lassen, und wir hatten für die Zukunft wieder einen miesen Trick dazu gelernt. Dieser war so banal gewesen, dass er wohl grade deshalb funktioniert hatte.

Erstes Ziel: Isla de Ometepe

Als allererstes peilten wir die „weltweit größte Insel vulkanischen Ursprungs in einem Süßwassersee“ an – die Doppelvulkaninsel Ometepe, die sich eindrucksvoll aus dem Lago Nicaragua erhob. Mindestens drei Tage wollten wir hier verbringen, und da es wirklich wunderschön war, sollte es dann wieder mal wesentlich länger werden.

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Die beiden Vulkane, die die Insel bilden, geben ihr die Form einer liegenden "8". Der höhere, Concepción, ist aktiv, während der kleinere Maderas bereits erloschen ist.

Zuerst wohnten wir drei Tage im Hafenörtchen Moyogalpa in einem wunderbaren Hostel, das – obwohl nicht sehr teuer – alle Stücke spielte: hübsche Zimmer, Terrasse mit Vulkanblick, und das köstlichste Frühstück mit dem bislang besten Kaffee überhaupt (guter Kaffee, obwohl er genau in diesen Ländern so gut gedeiht, ist leider keine Selbstverständlichkeit, oftmals gar nicht zu bekommen). Von hier aus unternahmen wir mehrere kleine Wanderungen/Spaziergänge, unter anderem eines Abends zum „Punto Jesus Maria“, wo es die allerschönsten Sonnenuntergänge geben sollte.

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Auf dem Weg zum Punto. Eine Bushaltestelle ließ Hoffnung auf eine Mitfahrgelegenheit aufkommen, jedoch hatte der Busfahrer wohl schon Feierabend. Also im Laufschritt weiter, denn wir waren spät dran!

Tatsächlich zeigte sich uns, als wir windzerzaust und verschwitzt  dort ankamen, ein atemberaubendes Bild: Auf einem schwarzen, schmalen Sandstreifen konnten wir weit in den See hineinlaufen, in dem die Sonne gerade versank, die den hinter uns aufragenden Vulkan Concepción in oranges Licht tauchte. Dabei schwappten immer wieder die Wellen über die Sandbank, was das unwirkliche Gefühl vermittelte, man würde auf dem Wasser gehen.

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Am Punto Maria Jesus - Hier kann man sich nur schwer entscheiden, wohin man den Blick wenden soll. Nach hinten zum Vulkan...

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...oder nach vorne, wo die Sonne im Lago Nicaragua versinkt.

Im Rahmen einer weiteren Wanderung kletterten wir ein gutes Stück den Concepción hinauf. Der Weg, auf dem wir übrigens keinen einzigen anderen Westler trafen, führt durch wunderschöne Nebelwälder. Wir begegneten zahlreichen Vögeln, Brüll- und Kapuzineraffen. Je höher wir kamen, desto kleiner und knorriger wurden die Bäume, bis auf etwa 1.200 Meter die Vegetation endete. Und kurz darauf auch zwangsläufig unser Aufstieg, denn dort, wo der Wind ungebremst über die steilen Geröllhänge peitscht, ist eine Gipfelbesteigung zum aktiven Krater nur mit Führer und jedenfalls bei idealem Wetter zu wagen, wir aber waren hier oben orkanartigen Winden ausgesetzt. Auch so sollte es insgesamt 10 Stunden dauern, bis wir mit sehr müden Beinen wieder in unserem Quartier anlangten.

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Der Blick nach oben. Aufgrund der nachmittäglichen Wolkendecke bleibt uns leider die Sicht auf den Gipfel versagt.

Unser „Ometepe-Triathlon“: Inselerkundung mit Roller, Kajak und zu Fuß

Da wir die Insel noch ausgiebiger erforschen wollten und uns hier einfach wohl fühlten, verlängerten wir unseren Aufenthalt vorerst um weitere drei Tage. Wir mieteten für diese Zeit einen Roller, ließen das Großgepäck im Hostel in Moyogalpa und schliefen jede Nacht in einer anderen kleinen Ortschaft.

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Da die Insel nicht allzu groß ist, blieb neben Mopedfahren noch genügend Zeit für andere Aktivitäten. Unter anderem liehen wir uns eines schönen Tages ein Kajak und fuhren damit – zu unserem Leidwesen bei starkem Gegenwind – mühsam über den See bis zum Isthmus, der die beiden Vulkane miteinander verbindet. Hier paddelten wir in den Rio Istián hinein, weniger ein Fluss mit Strömung, sondern vielmehr ein stehendes Sumpfgebiet. Wir waren durch unsere Kajaktouren durch den Amazonas ja schon etwas verwöhnt, aber dieses Naturschutzgebiet beeindruckte uns dennoch abermals sehr: Unzählige exotische Vogelarten sind hier zu beobachten, während ihr Gesang das gesamte Flußgebiet erfüllt. Schmuckschildkröten sonnen sich auf den Steinen, über uns in den Bäumen hängen die Brüllaffen, und kaum ein Tier lässt sich von uns stören, während wir lautlos durchs Wasser gleiten… ein ganz wunderbares und unberührtes Fleckchen Erde.

Wir verbrachten eine lange Zeit im Rio Istián, da es ständig Neues zu entdecken gab: Hier ein großer Reiher, da eine Affenbande in den Baumkronen, dort ein auf Beute lauernder Kaiman im Ufergestrüpp. Irgendwann blieb uns aber nichts anderes übrig, als den Rückweg anzutreten, denn mit fortschreitender Tageszeit frischen die Winde am See üblicherweise auf. Da wir bei der Herfahrt Gegenwind hatten, würde uns der Wind aber nun zumindest schnell nach Hause bringen. Dachten wir. Aber der Wind pfiff auf diese These – und uns schon wieder ins Gesicht.
Er hatte seine Richtung um 180 Grad geändert und wieder mussten wir dagegen anpaddeln, aber diesmal war er derart heftig, dass wir meist zu kämpfen hatten, das Kajak voranzubringen und phasenweise gar wieder zurückgetrieben wurden… Ganz ohne Strapaz will es mit dem Kajaken hier herüben wohl einfach nicht klappen. 😉

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Dieses Bier war schwer verdient. Nach der Kajaktour in Mérida - wieder einmal ein schöner Sonnenuntergang. Diese waren auf Ometepe fast immer ein sehenswertes Ereignis.

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Durch den Rio Istián. Erinnert euch das an die Fotos der Amazonas-Seitenarme? Nun, uns auch... ein wenig.

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Diesen Reiher - einer von unzähligen dort heimischen Vogelarten, haben wir wohl aufgeschreckt.

Am nächsten Tag – die Arme und Schultern schmerzten noch, die Beine waren jedoch fit – begaben wir uns ins Naturschutzgebiet Charco Verde, das ein Gebiet tropischen Trockenwalds mit riesigen, alten Bäumen, und einige schwarze Vulkanstrände umfasst. Wir kamen so früh morgens, dass wir nicht nur die ersten Besucher waren, sondern bis zu unserer Rückkehr auch die einzigen blieben. Von den vielen in dem Naturschutzgebiet heimischen Tierarten zeigten sich uns zwar nur Eidechsen und Vögel, trotzdem war Charco Verde alleine wegen des alten Primärwaldes einen Ausflug wert.

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Nur einer von vielen beeindruckenden Riesenbäumen auf Ometepe.

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Die kleine, nette Wanderung durch die üppige Vegetation war ein würdiger Abschluss unserer knappen Woche an diesem sehr besonderen Ort. Für uns eines der schönsten Plätzchen unserer bisherigen Reise, und wie einfach wäre es gewesen, hier hängenzubleiben… Aber wir rissen uns los, denn wir waren neugierig geworden auf den Rest dieses Landes, das so einen vielversprechenden ersten Eindruck auf uns gemacht hatte!

Pura vida in Costa Rica

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, die wir im Rahmen unserer großen Reise bisher besuchten oder noch besuchen werden, war Costa Rica kein komplett unbeschriebenes Blatt für uns. Klaus war 2010 bereits für ein paar Wochen im Land gewesen und hatte damals einige Ecken ausgiebig erkundet. Sonja hatte zumindest zahlreiche Urlaubsfotos gesehen und Erzählungen gelauscht. Wir konnten uns also ganz bequem einige Rosinen heraus picken. Die ersten Tage war von ‚pura vida‘ – Costa Ricas allgegenwärtiges Motto, zu Deutsch ‚pures Leben‘ – aber nicht so viel zu bemerken. Wir hatten uns zur Begrüßung gleich mal den Magen verdorben, und unseren geplanten Trek durch den Corcovado Nationalpark auf der Halbinsel Osa (3 Tage alleine und mit Zelt durch den Dschungel), von dem unser Reiseführer uns noch so bildhaft vorschwärmte, mussten wir ebenfalls canceln. Ein Betreten des Nationalparks ist seit neuestem nur noch mit Guide erlaubt, mehrtägiges Trekken ganz verboten. Ewig schade drum, aber Costa Rica hat ja noch viele andere schöne Plätze zu bieten.

Um diese bestmöglich zu erkunden, griffen wir etwas tiefer in die Tasche und mieteten uns für eine Woche ein kleines Auto. Hin und wieder muss man sich ja etwas gönnen. Falls jemand künftig Ähnliches vorhat: Erspart euch, so wie wir einen Tag lang sämtliche Autovermieter persönlich abzuklappern. Egal ob international oder lokal, die Vermieter verlangten durchwegs sehr hohe Preise bei gleichzeitig rudimentalstem Versicherungsschutz. Abends buchten wir über billiger-mietwagen.de, also über Deutschland, ein Auto, das die günstigsten persönlich eingeholten Angebote preislich um mehr als 50% toppte. Mit einem frechen Grinsen holten wir den Wagen am nächsten Tag von einem lokalen Vermieter ab, bei dem wir bereits persönlich (und erfolglos) versucht hatten, preislich zu einer Einigung zu kommen, und der uns dabei ziemlich unfreundlich abgewimmelt hatte. Auch für derlei Dinge ist das Internet beim Reisen unbezahlbar.

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Kurz nachdem wir aus San Jose draußen waren, versuchte dieser Kollege, ein Zweifinger-Faultier, die stark befahrene Schnellstraße zu überqueren. Zusammen mit einem Einheimischen sorgten wir dafür, dass es dort auch sicher ankam. Nach unserer extrem mißlungenen Yakbabyrettung in Nepal und dem Zurücklassen eines traurigen Hundes in Thailand, wenigstens hier eine gute Tat an den Tieren abgeschlossen...

Die Ostschleife

Was für ein tolles Gefühl, blecherne Austropopmusik über die schlechten MP3-Player-Boxen hörend durch dieses schöne Land zu fahren, ohne mühsam Busfahrten organisieren, die schweren Rucksäcke zu schleppen oder zahllose hartnäckige Taxifahrer loswerden zu müssen. Zuallererst zog es uns nach Osten an die Karibikküste des Landes, über Cartago und die Hafenstadt Puerto Limón bis Cahuita. Eine Wanderung durch den dortigen Nationalpark brachte Sonja in ersten Kontakt mit Brüll- und Kapuzineraffen.

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Ein Kapuzineraffe, der gierig eine große Spinne aus ihrem Netz pflückte und in sein Maul stopfte.

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Ein Brüllaffe - nomen est omen. Kaum zu glauben, welch ohrenbetäubende Geräusche diese Gesellen im Rudel von sich geben können.

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Im Rahmen der Wanderung, die an der Küste entlang führte, mussten mehrere kleine Flüsse durchquert werden.

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Blattschneideameisen beim Schwertransport

Danach sollte es noch weiter südlich gehen, denn Klaus hatte allerschönste Erinnerungen an einen gemütlichen Holzbungalow am Strand, über dem die Brüllaffen allmorgendlich ein wahres Konzert veranstalteten, sowie an den dort mehrmals verzehrten großartigen Kokosmilch-Fisch-Eintopf. Da er sich aber weder an den genauen Ort, noch an die Namen von Bungalowanlage oder Restaurant erinnern konnte, rechneten wir uns keine realistischen Chancen aus, diese zu finden. Doch plötzlich, ganz unvermittelt während der Suche nach einem günstigen Quartier, bog er nach links in eine kleine holprige Straße. Tatsächlich lag an deren Ende genau jene Unterkunft, in der er vier Jahre zuvor übernachtet hatte. Vom damaligen Bungalow stand nur noch das Fundament, man hatte mittlerweile schönere (aber leider auch teurere) Hüttchen gebaut. Trotzdem waren Garten und Strand noch genauso paradiesisch, die Brüllaffen recht nah, und sogar das Restaurant gab es noch, also blieben wir zwei Nächte hier auf diesem schönen Fleckchen. Weil nämlich hin und wieder muss man sich ja etwas gönnen.

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Ron Don, der karibische Eintopf aus Fisch, Meeresfrüchten, Yucca, Kartoffeln und Gemüse. Dieser stand nun zwei Mal täglich auf unserem Speiseplan 😉

Die Westschleife

Der Westen des Landes ist von Nebelwäldern und Vulkanen geprägt. Der Arenal ist als einer der aktivsten Vulkane Costa Ricas zwar nach wie vor ein schöner Anblick, seit einigen Jahren ist der konisch fast perfekt geformte Bilderbuchvulkan aber vergleichsweise ruhig geworden. Rauchschwaden und Lavaströme sucht man nunmehr vergebens. Da er für uns aber mehr oder weniger am Weg lag, statteten wir ihm dennoch einen Besuch ab.

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Eine Butterkeksspende an Nasenbärenkinder bringt den Verkehr zum Stillstand. Viele bleiben stehen und schauen - sind aber auch zu putzig, die Kerlchen!

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Als wir beim Arenal ankamen, war dessen Spitze leider wie so häufig in dichte Wolkjen gehüllt. Etwas später, aus der Ferne, gewährte er uns doch noch einen Blick auf seine schöne Form.

Unsere Nacht verbrachten wir im ‚Toadhouse‘ – hier hatte sich ein Künstler selbst verwirklicht und mit liebevollen Details seine Zimmer gestaltet. Uns gefiel es so gut hier, dass wir uns eine Nacht im Apartment mit Seeblick leisteten. Hin und wieder… ihr wisst schon. Und wir würden uns jetzt mal lange nichts mehr gönnen… 😉

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An einem Tag in einem Zimmer mit dem Charme einer Gefängniszelle im Stockbett schlafen, am nächsten im privaten Outdoor-Wohnzimmer Cuba Libre schlürfen...

Der Nebelwald von Monteverde ist in unserem Zentralamerika-Reiseführer als einziges Highlight Costa Ricas gelistet. Dank Klaus‘ beeindruckender Erinnerungsgabe hatten wir nicht nur im Nu ein nettes Hostel gefunden, sondern auch den nähesten Supermarkt, um uns mit einer Thunfischdose und Baguette ein erbärmliches, aber kostengünstiges Abendessen zu bereiten. Nach den teuren Karibiktagen und der Nacht im Toadhouse war nun wieder sparen angesagt… Beinahe hätte uns dabei der Eintrittspreis in den Nebelwald einen Strich durch die Rechnung gemacht: USD 20 pro Person werden einem dort abgeknöpft, das erschien uns für einen Waldspaziergang ganz schön viel. Wir fanden einige hundert Meter vom Eingang entfernt einen überwucherten Pfad, sahen genau den gleichen Nebelwald und waren noch dazu ganz alleine! Orientierungssinn gilt es halt mitzubringen, und die Wege muss man sich manchmal etwas mühsamer bahnen.

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Der Nebelwald ganz ohne Nebel

Zurück in San José beschlossen wir, bald weiterzureisen. Costa Rica ist ein wunderschönes Land mit einer ganz besonders entspannten Atmosphäre, in dem man äußerst gut hängen bleiben kann, sofern man genügend Geld hat und sich nicht an den vielen anderen Besuchern des Landes stört. Pura vida sind hier keine leeren Worte und die Fauna hatte sich uns von einer sehr beeindruckenden Seite gezeigt. Uns zog es aber weiter in ein Land, das noch weniger touristisch sein soll, aber die wenigeren Besucher nicht minder begeistert – nach Nicaragua!