Peru – Der Norden

Unser Perubericht muss leider etwas nüchterner beginnen als gewohnt, denn das südliche Nachbarland des wunderschönen Ecuadors empfing uns nicht gerade herzlich: Hunderte Kilometer auf der berühmten Panamericana, durch eintönige Wüste, die über weite Strecken von halbverfallenen Häuserzeilen und Abfall gesäumt ist…

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Hier eine der schöneren Stellen 😉

Trotzdem erhofften wir uns gerade von Perus hohem Norden schöne und interessante Erlebnisse, denn die wenigsten Touristen haben Zeit, bis in diesen Teil des Landes vorzudringen – und verpassen damit ein Gebiet voller archäologischer Stätten aus einer Zeit lange bevor die Inkas fast das gesamte Andengebiet beherrschten.

Teil 1: Chiclayo

Unsere erste Destination, Chiclayo – nicht gerade der Traum einer Stadt. Um die ging es uns zwar überhaupt nicht – unser Lager schlugen wir hier nur auf, um die Umgebung zu erkunden, die zahlreichen Ruinen und Relikte der Mochica-Kultur – dennoch wollte es uns nicht gelingen, uns mit diesem Ort zu arrangieren und nach Besichtigung der einen oder anderen Pyramide suchten wir auch schon das Weite.

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Die Pyramiden von Tucume

Teil 2: Die Chachapoyas-Region

In Chachapoyas atmeten wir erstmal auf: Endlich wieder Landluft statt Großstadtmuff! Das kleine Städtchen überraschte uns zudem mit seiner Sauberkeit, guten Restaurants und günstigen Zimmerpreisen – wir waren bereit, unseren schlechten ersten Eindruck von Peru zu überdenken. Wir sprangen sogar über unseren Schatten und buchten – mangels Ortskenntnis und erwerbbarem Kartenmaterial nicht anders möglich – eine 3-tägige, organisierte Trekkingtour.

Auf die Einfachheit der Unterkünfte und des Essens (Klaus‘ kulinarisches Highlight: Papas con Arroz – Pommes Frites mit Reis!) waren wir vorbereitet und das nahmen wir für die Schönheit und Abgeschiedenheit unserer Route gerne in Kauf. Auch, dass unser Guide krank war, und wir ihn am ersten Tag eigentlich nur zu Gesicht bekamen, wenn er sich als halblebendige Wegmarkierung in die Landschaft legte, soll nicht allzusehr ausgebreitet werden. Dass besagter Guide jedoch auch Sonja mit seinen Bazillen beglückte, aber erst nachdem er unseren Schmerztabletten-Notvorrat aufgefuttert hatte, glich das Preis-Leistungs-Verhältnis an die gebotene Verpflegung an – schwer verdaulich…

Während an Tag 2 also nun frisch erkrankte Sonja und auch der völlig lädierte Guide mangels Wanderfähigkeit von Maultieren den Berg hochgetragen wurden, schleppte sich Klaus 1800 Höhenmeter zu Fuß hinterher – teils im Laufschritt und ohne Wasser, da der Guide (in dessen Satteltaschen sich auch unsere Wasserflaschen befanden) anscheinend nur schnellstmöglich nach Hause wollte.

Am letzten Tag – Sonjas Gesundheitszustand hatte seinen Tiefpunkt erreicht, der Guide schien hingegen wieder am Wege der Besserung zu sein, was Hoffnung auf einen schnellen Krankheitsverlauf aufkommen ließ – besichtigten wir die Überreste der alten Hügelstadt Kuelap. Trotz der widrigen Begleitumstände waren diese großteils noch im Fundzustand belassenen Ruinen unser Höhepunkt Nordperus. Als Hauptstadt der Chachapoyas („Wolkenmenschen“) wohnten zwischen den bis zu 25m hohen Mauern einst ca. 3.000 Menschen.

Anstatt des 3-stündigen Fußmarsches nach Tingo und der anschließenden Weiterreise nach Leymebamba ließen wir uns nach einer ausgiebigen Erkundung der archäologischen Stätte lediglich mit einem Bus zurück nach Chachapoyas bringen, was die einzige Möglichkeit war, weitere Anstrengungen zu vermeiden. Hier wurde erstmal ein paar Tage ein Krankenlager eingerichtet, wobei die Welt aus der Perspektive eines gemütlichen Hotelzimmers mit weichem Bett, Warmwasser und Zugriff auf die umfangreiche Reiseapotheke gleich nicht mehr ganz so schlimm aussah.

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Die Gegend um Chachapoyas ist voll von Überresten einer alten Kultur, die später von den Inkas erobert wurde - auf dem Foto die Sarkophage von Karajia

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Wir wanderten durchs bezaubernde Tal Belén, vorbei an alten Ruinen und durch den Nebelwald

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Kuelap - eine alte Festung der Chachapoyas-Kultur und vom Reiseführer wohl zurecht als "nur übertroffen von Machu Picchu" bezeichnet - war der Höhepunkt des dreitägigen "Treks", den man aufgrund der Krankheitsfälle leider unter Anführungszeichen setzen muss.

Teil 3: Trujillo und Huanchaco

Es dauerte insgesamt trotzdem vier Tage, bis die Bazillenspende des Guides halbwegs überwunden und an eine Weiterreise zu denken war. Wir lagen mittlerweile hoffnungslos hinter unserem Zeitplan und, schlimmer noch, langsam schien uns auch hier die Regenzeit einzuholen. Eine suboptimale Kombination: Diese hätte heuer laut Einheimischen ungewöhnlich früh begonnen, wir hingegen waren zu spät dran… Dies gab schließlich den Ausschlag, dass wir unsere weiteren Pläne für Nordperu fallen ließen und uns stattdessen direkt auf den Weg nach Huaraz machten. Und da wir nach der langen Bettruhe viel Energie hatten, beschlossen wir die lange Strecke zu halbieren, nämlich jeweils nachts Bus zu fahren und dazwischen tagsüber Chan Chan zu besichtigen, die weltweit größte Adobestadt und ebenfalls ein Relikt aus präkolumbischer Zeit, sowie einer in Huanchaco lebenden Freundin einen kurzen Besuch abzustatten.

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Chan Chan - Obwohl nichts als Sand, Sand, Sand schon allein aufgrund seiner Größe beeindruckend

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Huanchaco - hier hätten wir es auch ein paar Tage ausgehalten, aber leider (oder, in Hinblick auf unseren Zeitplan, zum Glück ;-)) war das Busticket nach Huaraz schon gekauft - sonst wären wir wohl auch hier wieder hängen geblieben.

3 Gedanken zu „Peru – Der Norden

  1. M/G

    Lag sicher auch an Eurer schlechten gesundheitlichen Verfassung, dass Euch der Norden Perus nicht so begeistern konnte.
    Bin schon gespannt auf die nächsten – erfreulicheren – Reiseschilderungen.
    LG

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  2. Brunner Johanna

    durch euch lerne ich auch ein wenig südamerika kennen (unsere 4 wochen waren ja gar nichts – nur ein hauch) und hab erst jetzt realisiert, wie straff euer reiseablauf ist, hab mir immer gedacht 1 Jahr reisen = ungebundene freiheit und die wahl auch mal länger zu bleiben, wenn es einem gefällt. pläne hin oder her.

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    1. blaueelise Beitragsautor

      So ist es ja prinzipiell auch und wir bleiben gern hier oder dort ein paar Tage hängen. Aber ein kleines bisschen Zeitdisziplin braucht man auch bei einer langen Reise, wenn man Vieles sehen will 😉

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