Kolumbien – Entlang der Karibikküste

Cartagena

Am 17. Dezember kamen wir wenig vorbereitet über Land und Leute in Cartagena und damit in Kolumbien an. Die hier in Hostels – neben vielen anderen von der Regierung vorgeschriebenen – obligatorisch gestellte Frage „Wo reist ihr als nächstes hin?“ konnten wir nur mit einem ratlosen Blick beantworten. Wir wollten hier eigentlich nur erstmal in Ruhe ausspannen und erst irgendwann, wenn uns die Reiselust dann wieder packen sollte, weitere Pläne schmieden, im speziellen ein schönes, aber ruhiges Plätzchen für Weihnachten finden. Und es stellte sich heraus, dass wir dafür ein gutes Örtchen gefunden hatten: Denn Cartagena bestach nicht nur durch seine Lage direkt am karibischen Meer, sondern auch durch eine wunderbar restaurierte koloniale Altstadt, alte Forts, traumhafte Sonnenuntergänge, bunt gekleidete Obstverkäuferinnen und eine lebhafte Atmosphäre. Ein Großteil des Soziallebens schien sich auf den Straßen abzuspielen, wo anscheinend durchgehend geplaudert, gefeiert, lautstark Musik gespielt oder in mitgebrachten Plastiksesseln einfach nur gechillt wird. Um ein heißes oder kaltes Getränk zu genießen, musste man daher auch nicht lange nach einer entsprechenden Quelle suchen: beides wurde von fliegenden Händlern an jeder Straßenecke angeboten.

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Kolumbien begrüßte uns gleich bei unserer Ankunft (am Flughafen!) mit einem Konzert der Philharmoniker - wir waren beeindruckt!

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Eines von vielen, aber das berkannteste und größte Fort Cartagenas - San Felipe. Es wurde gebaut, nachdem Francis Drake die Stadt geplündert hatte, um sie vor weiteren Piratenangriffen zu schützen. Manches Mal vergeblich...

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Auf den Straßen der Altstadt - trotz des Trubels um ihn herum lässt es dieser Händler ruhig angehen.

Apropos heiße Getränke: Endlich ein Land, welches Kaffee, das schwarze Traveller-Gold, nicht nur anbaut und dann exportiert (während man im Land selbst nur irgendein untrinkbares Gschloder, meist Instantkaffee, bekommt), sondern eine Kaffeekultur entwickelt hat, die tief im Alltag verwurzelt ist. Zahlreiche Kaffeehäuser und Straßenverkäufer, die ‚Tinto‘ – starken schwarzen, meist gesüßten Kaffee verkaufen, stellen unsere lückenlose Versorgung mit Koffein sicher. Nachdem die Suche nach gutem Kaffee in manchen Ländern eine richtige Herausforderung war, kommen wir uns hier in Kolumbien vor wie im Paradies!

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Der Sonnenuntergang lässt sich am besten von der Stadtmauer aus genießen.

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In den 5 Tagen in Cartagena ist auch Zeit für lästige Pflichten wie Wäschewaschen. Durch diese Ingenieurskonstruktion wurde zumindest der Trocknungsvorgang auf <1h reduziert.

Etwas, was wir zuhause oft und gerne machen, auf unserer Reise aber mangels Gelegenheiten noch kein einziges Mal, erfüllten wir uns in Cartagena endlich: Wir gingen ins Kino! – und sahen somit unseren ersten Kinofilm auf spanisch (El Hobbit, 3. Teil). Unsere für Alltagsangelegenheiten durchaus genügenden Sprachkenntnisse reichten für das detaillierte Verständnis der Filmdialoge zwar nicht ganz aus und die rot-grün Brillen trübten das 3D-Erlebnis etwas, aber das war uns fast wurst: Wir freuten uns einfach, mit je einem Riesenkübel Popcorn am Schoß zum ersten Mal in 7 Monaten vor einer Kinoleinwand zu sitzen!

Palomino

Wie gesagt suchten wir für die Weihnachtsfeiertage noch ein ruhiges Plätzchen an einem schönen Strand, wo wir in aller Gemütlichkeit diese Zeit des Jahres hinter uns bringen konnten. Mehr oder weniger zufällig kamen wir auf Palomino, ein kleines Hippiedorf, das genau das erfüllte: Ein 5km langer, palmengesäumter Sandstrand, dahinter die bis zu 5800 Meter hohen, schneebedeckten Berge der Sierra Nevada, einige Hostels und Bars, sowie ein kleiner Ortskern in dem abends an der Straße überall köstlich gegrillt wurde. Aber um die kulinarische Versorgung mussten wir uns ohnehin keine Sorgen machen: Klaus hatte mit seinem Bart unbeabsichtigt mächtig Eindruck bei einer Köchin geschunden, die uns daher, wie uns vorkam, immer besonders hingebungsvoll bekochte 😉

Weihnachten selbst war richtig nett – es herrscht Einigkeit darüber, dass es unser schönstes gemeinsames Weihnachten im Ausland war. (Anmerkung am Rande: Da das einzige andere in einem Bus in Vietnam stattfand… mit Lebensmittelvergiftung… und der Bus KEINE Toilette hatte, lag die Latte in gut überwindbarer Höhe.)
Eine Bescherung im herkömmlichen Sinne gab’s keine – unsere Rucksäcke sind bereits voll genug, aber dafür Cocktails, ein Konzert und zum Abschluss noch einen Spaziergang über den weihnachtlich beleuchteten Strand… für mitteleuropäische Augen ein kurioser Anblick.

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Als wir genug davon hatten, am Strand, am Pool oder in einer der Bars abzuhängen, liehen wir uns von ein paar Burschen dicke LKW-Reifen und ließen uns gemeinsam mit unserem kolumbianischen Lieblingsbarkeeper und einer pfiffigen Kärntnerin, die wir dort kennengelernt hatten, den Fluss hinuntertreiben. Dieses ‚Tubing‘ kannten wir ja schon aus Indonesien – aber im Gegensatz zum dortigen mit viel Adrenalin verbundenen Erlebnis war es in Palomino eine äußerst entspannte Angelegenheit, die es erlaubte, die den Fluss umgebende Dschungellandschaft in aller Ruhe zu genießen – die typischen Dschungelgeräusche und gelegentliche Reihersichtungen inklusive.

Wer weiß wie lange wir in Palomino hängen geblieben wären, wäre uns nicht an Tag 5 langsam das Geld ausgegangen (es gibt dort keinen Bankomaten, der für Nachschub sorgen würde). Vielleicht war es ganz gut, dass wir so zur Weiterreise gezwungen waren, schließlich möchten wir von Kolumbien noch ein bisschen mehr sehen!

Santa Marta

In Santa Marta gibt’s – obwohl die Stadt über 400.000 Einwohner zählt – nicht viel zu sehen, außer einer ganz netten Altstadt, die man in kurzer Zeit erkundet hat. Trotzdem blieben wir hier statt einer ganze drei Nächte – warum, wissen wir selbst nicht so genau. Es mag damit zusammenhängen, dass wir am ersten Abend ein kleines und unscheinbares, aber extrem köstliches Restaurant entdeckten, und unsere uns immer noch nicht ganz loslassende Reisemüdigkeit wird wohl auch eine Rolle gespielt haben.

Es waren einfach sehr viele intensive und neue Eindrücke in den letzten Monaten! Eine gute Sache an einer langen Reise ist jedenfalls, dass man solchen Impulsen ohne Probleme nachgeben kann, und aus Erfahrung wussten wir bereits, dass diese Müdigkeit dann von selbst verschwindet. Also war weitere zwei Tage lang das Verspeisen großer Menge Garnelen und Hummer unsere Hauptbeschäftigung.

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Santa Martas schöne Altstadt - ein ideales Ziel für einen Verdauungsspaziergang zwischen zwei üppigen Mahlzeiten 😉

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Nach damit zwei Wochen Reisepause und Entspannung an der kolumbianischen Karibikküste fühlten wir nun wieder den altbekannten Funken in uns aufkeimen – die Reise- und Abenteuetlust meldete sich zurück! Wir schmiedeten Pläne, schmökerten im Reiseführer, checkten Transportmöglichkeiten, die aktuelle Sicherheitslage in den einzelnen Regionen und setzten uns schließlich in einen Bus, der uns ein ganzes Stückchen ins Landesinnere bringen sollte: Nach San Gil, einer kleinen Stadt in malerischer Landschaft.

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