Guatemala – Antigua und Lago de Atitlan

Antigua

Die ersten Tage in Guatemala verbrachten wir zu dritt – Hendrik, ein Schwede, den wir auf Utila kennengelernt hatten, machte sich zusammen mit uns auf den Weg nach Antigua und wir erkundeten die kleine Stadt im Hochland Guatemalas gemeinsam. Über 200 Jahre lang war Antigua die Hauptstadt der spanischen Kolonien Zentralamerikas gewesen und obwohl sie von mehreren Erdbeben heimgesucht wurde und man die Hauptstadt nach einem besonders schlimmen Beben in die 45 km entfernte Guatemala City verlegte, sind sowohl das koloniale Stadtbild als auch viele der barocken Kirchen bis heute, wenn auch teilweise in halbzerstörtem Zustand, erhalten.

Uns gefiel Antigua mit seiner kolonialen Architektur und den zahlreichen Kirchen, die man fast alle kostenlos besichtigen konnte, ausgesprochen gut. Die Indigenas in traditionellen Trachten, die sich wieder deutlich von der typisch südamerikanischen Indigena-Kleidung unterschieden, verliehen Antigua ungeachtet dessen, dass das Städtchen schon längst vom Tourismus entdeckt wurde, ein originales Flair, und hinter den umliegenden Vulkanen ging die Sonne allabendlich in spektakulärem Farbenspiel unter.

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Eines der vielen beschaulichen Plätzchen in Antigua.

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Von dieser Kirche steht nur noch die Front…

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…und bei diesem beeindruckenden Exemplar fehlt das Dach. Sie alle zu renovieren, ist wohl kaum finanzierbar: Es waren einst bis zu 50 Kirchen in der kleinen Stadt.

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Die schönen Sonnenuntergänge lassen sich am besten auf einer der Roof Top Bars genießen.

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Abendstimmung in Antigua

Nach zwei Tagen straffem Sightseeing Programm packten wir mal wieder unseren Rucksack – wir wollten weiter zum Lago de Atitlan. Hendrik reiste hingegen nach Semuc Champey, bevor es für ihn kurz darauf wieder nach Schweden gehen sollte, sodass sich unsere Wege nach zwei gemeinsamen Wochen wieder trennten.

Lago de Atitlan

Bei Ankunft am Lago de Atitlan fühlten wir uns sofort wohl. Der von drei Vulkanen umgebene Kratersee liegt immerhin mehr als 1500m über dem Meeresspiegel inmitten wunderschöner  Landschaft. An sein Ufer und die umliegenden Hügel und Berge schmiegen sich kleine Dörfer, die Fußwege sind teilweise auf Stegen am Seeufer entlang gebaut. Da der See über keinen natürlichen Abfluss verfügt, ist sein Wasserspiegel in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen, dadurch liegen zahlreiche Dämme, Wege und auch Häuser nun unter Wasser, teilweise sieht man sie noch aus dem Wasser ragen.

Von einem Dorf zum nächsten gelangt man am besten über den Seeweg, da die Straßenverbindungen aufgrund der Topographie schlecht sind und man schon für kleine Strecken viel Zeit benötigt. Aber auch die Bootsfahrten können unangenehm werden, denn der Lago de Atitlan ist bekannt für seine gelegentlich auftretenden starken Winde, die einen gehörigen Seegang hervorrufen.

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Auch wir wurden bei einer Überfahrt von Panajachel nach San Pedro von starkem Wind überrascht. Wenige Minuten nach Aufnahme dieses Fotos saßen wir frierend an Deck des kleinen, viel zu überladenen Boots, während die hohen Wellen in unser Gesicht und über unsere Rucksäcke schwappten.

Wir blieben zuerst in Panajachel, dem wichtigsten Touristenort am See, und bezogen dort das wohl günstigste Zimmer unserer Mittelamerikareise (den genauen Betrag haben wir leider vergessen, aber es waren nur umgerechnet ein paar Euro… natürlich gilt auch hier: you get what you paid for).  Von hier aus planten wir die weitere Reise um den See.

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Der Lago de Atitlan zeigt sich von seiner idyllischen Seite.

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Derartige Stege ersetzen die Wege, die mittlerweile unter dem Wasserspiegel liegen.

Wir hatten es schon im Reiseführer gelesen: Aufgrund der vulkanischen Aktivität unter Wasser hat man am Lago de Atitlan die seltene Gelegenheit, einen Bergsee-Tauchgang (high altitude dive) ohne Trockenanzug durchzuführen, denn die Wassertemperatur liegt trotz der Höhe bei 18 bis 20 Grad. Unter Wasser gibt es zwar keine bunten Fischschwärme und Korallenformationen wie in der Karibik, dafür aber versunkene Häuser und sogar ein ganzes Mayadorf (letzteres darf man ohne Sondererlaubnis allerdings leider nicht betauchen), außerdem heiße Quellen, in denen man ein Ei kochen kann, und eine Bar. Trotz einiger Bedenken – in einem kalten, trüben See zu tauchen ist doch etwas anderes als in klaren tropischen Gewässern – ließen wir uns auf dieses Erlebnis ein, und es war tatsächlich eine interessante Erfahrung. In einem der Häuser gab es sogar noch einen funktionierenden Wasserhahn!

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Ein etwas anderes Briefing als jene, wir gewohnt waren.

Schließlich, nach einer tauchgangsbedingten Nacht in Santa Cruz la Laguna, begaben wir uns nach San Pedro la Laguna. Wir wollten selbst sehen, was uns andere Reisenden teilweise entsetzt, teilweise mit leuchtenden Augen erzählt hatten, denn dies sollte der wildeste, berüchtigste Partyort ganz Guatemalas sein. Vielleicht lag es an den dadurch geschürten Erwartungen, aber wir können das aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Sicher, es gab einige sehr chillige Bars/Clubs direkt am See, mit Live Musik, Lagerfeuer und Cuba Libre um umgerechnet 1 EUR. Ja, es wurde getanzt und gefeiert und geplaudert. Aber bereits vor Mitternacht hörten die Lokale auf, Musik zu spielen, und um 1 Uhr wurden die Bars (teils polizeilich) geräumt. Damit versuche der Ort, das mit zunehmendem Tourismus ebenso zunehmende Drogenproblem in den Griff zu bekommen, erzählte man uns.

San Pedro war für uns völlig überraschend wieder so ein Ort, an dem man wohl leicht hängen bleiben konnte, und wir blieben auch länger als geplant. Wir freundeten uns mit einem netten Schweizer an, den wir schon auf der Fahrt von Antigua nach Panajachel kennengelernt hatten, trafen in einer der Bars Leute aus Utila wieder, speisten zur Abwechslung mal öfter thailändisch und orientalisch und tranken den allerbesten Kaffee – Milchschaumkätzchen inklusive! Nach der billigen Bruchbude in Panajachel konnten wir uns auch wieder ein etwas schöneres Zimmer leisten, was in San Pedro gar nicht teuer war, und genossen auf unserer Terrasse den einen oder anderen Cuba Libre, bevor wir einer der Bars einen Besuch abstatteten. In Guatemala, und das freute uns besonders, konnten man den ausgezeichneten nicaraguanischen Rum Flor de Cana in den meisten Supermärkten kaufen.

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Die Bars sperren um 1 Uhr nachts, also feiert man einfach auf der Straße weiter. Hier sogar mit spontaner Live Musik!

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Den (aus Sonjas Sicht) besten Kaffee der Reise bekamen wir ausgerechnet in Guatemala – also dem selben Land, in dem wir definitiv auch den schlechtesten tranken.

In San Pedro hatten wir übrigens auch mal wieder eine spontane Planänderung: Eigentlich sollte es als nächstes in den Nordwesten Guatemalas gehen Richtung Semuc Champey und Nebaj. Wir klapperten die lokalen Busticketverkäufer ab und waren irgendwie mit nichts so recht zufrieden, bis wir auf einem Schild plötzlich als Reiseziel „San Cristóbal de las Casas“ sahen. Ein bisschen hatten wir insgeheim ja immer mit der Provinz Chiapas in Mexiko geliebäugelt, es aber aus Zeitgründen eigentlich schon gestrichen, doch beim Anblick dieses Schilds beschlossen wir einfach, uns zumindest einen kurzen Besuch doch zu ermöglichen, und stattdessen auf Semuc und die Gegend um Nebaj zu verzichten. Schade um diese sicherlich sehr schönen Orte, aber für uns hat sich die Entscheidung als absolut richtig herausgestellt.

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