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Ko Phangan – Die Walhai-Quest

Um noch vor Borneo unsere Tauchkenntnisse wieder etwas aufzufrischen, buchten wir zwei Tauchgänge am Sail Rock, dem einzigen Spot, der von hiesigen Tauchcentern zu dieser Jahreszeit angefahren wurde. Es handelt sich dabei eigentlich um einen Anfänger-Spot: warm, nicht tiefer als 20m, gute Sicht, keine Strömung – aber gleichzeitig ist er auch für gelegentliche Besuche durch Walhaie bekannt. Einmal im Leben den größten Fisch der Welt zu sehen ist das, wovon Taucher nachts träumen, doch dazu gehört auch am Sail Rock riesengroßes Glück: Unser Guide Neil hatte nur ein einziges Mal einen gesehen, obwohl er seit einem Jahr fast täglich am Sail Rock tauchte.

Jeglicher Wahrscheinlichkeitsrechnung zum Trotz war Klaus dennoch überzeugt, er würde heute einen Walhai sehen und sprach ständig davon, was Sonja lediglich ein Augenrollen abrang. Aber tatsächlich: nach einem walhailosen ersten Tauchgang lag plötzlich Spannung in der Luft. Irgendjemand hatte angeblich einen Walhai gesichtet, und diese Kunde wurde von Boot zu Boot verbreitet. Nach anfänglicher Skepsis wies Neil uns an, unsere Oberflächenpause drastisch zu verkürzen, SOFORT unser Equipment anzulegen und runterzugehen, sprach von einer „Once-in-a-lifetime-opportunity“ und schon war er im Meer verschwunden. Wir zogen uns mit zittrigen Händen unsere Ausrüstung an, machten uns daran unseren Guide einzuholen, und dann begann die Jagd nach dem Walhai.

Statt zwischen den schönen Korallenblöcken herumzudümpeln führte uns Neil jetzt ins Blauwasser. Hier gab es nichts Interessantes zu sehen, ohne Walhai würde das eine öde Angelegenheit werden. Während Sonja noch ernsthaft darüber nachdachte, ob sie einen solchen Fisch im Falle des Falles auch erkennen würde, zeigte sich, dass Neil den richtigen Riecher hatte: in einiger Entfernung tauchten die Umrisse eines Walhais auf, mit wunderschöner Zeichnung, begleitet von mehreren Putzerfischen. Als er schon fast wieder aus unserem Sichtfeld verschwunden war, machte er nochmals kehrt, schwamm direkt auf uns zu, und schwenkte erst 2m vor uns wieder ab… fast hätten wir ihn anfassen können. Wir waren atemlos und tief berührt. Wie in Trance führten wir den Tauchgang noch zu Ende. Viel Luft hatten wir durch unsere Aufregung ohnehin nicht in den Flaschen gelassen.

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Wieder an der Oberfläche - glücklich, aber noch sehr überwältigt

Ko Phangan – Inselalltag

Schöne Buchten, Kokospalmen, einigermaßen weißer Sand, Bambushüttchen mit Hängematten auf der Veranda, badewannenwarmes Meer – Ko Phangan hatte all das zu bieten, wonach unsere müden Knochen sehnlichst verlangten, und so ist es im Nachhinein wenig verwunderlich, dass wir ausgerechnet hier ein bisschen hängen geblieben sind.

Dabei hatte sich unsere Begeisterung bei der Ankunft erstmal in Grenzen gehalten: Die angesteuerte Hat Salad (=“Piratenbucht“) mussten wir uns so kurz vor der Hauptsaison mit nicht gerade wenigen anderen Touristen teilen. Das Publikum schien außerdem hauptsächlich aus etwas besser betuchten Flashpackerpärchen und Familien mit beträchtlicher Arschlochkind-Quote zu bestehen. Auch die Unterkünfte hatten sich an deren Bedürfnisse angepasst und entsprachen somit nicht ganz den unsrigen. Schließlich fanden wir dann doch noch einen einfachen, aber schnuckeligen Strandbungalow zwischen den Bonzenhütten und verbrachten in Hat Salad ein paar schöne und faule Tage. Unser Bewegungsradius beschränkte sich dabei im Wesentlichen auf Hängematte->Restaurant und retour.

Erst dann erwachte in uns wieder langsam die Entdeckerlust. Um dreieuroirgendwas am Tag mieteten wir uns ein Moped und brausten damit auf der Insel herum. Bei einem dieser Ausflüge entdeckten wir ganz im Norden, hinter dem letzten Fischerdorf, eine kleine Bucht, die uns besser gefiel: kaum Gäste, schönerer Strand und liebere Hunde, die – anders als die von den Touristen verwöhnten Tölen in der Hat Salad – das von uns angebotene Frolic nicht verschmähten. Schnell stand fest: Wir ziehen um!

Eine schwarze Hündin schloss sich unserem Rudel an. Wir nannten sie „Anna (Popanna)“, fütterten sie zwei Mal täglich mit allerfeinstem Hundefutter, und so zog sie noch am selben Abend bei uns ein. Als Gegenleistung für Kost und Logis half sie uns im Kampf gegen die aggressive Makakenbande, die die Nachbarschaft unsicher machte.

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Unser Zuhause in der Hat Khom Bucht: Klein und einfach, aber in unschlagbarer Lage...

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...direkt am schönen Strand gelegen

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Abends gabs nicht viel zu tun, außer der Sonne beim Untergehen zuzusehen.

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...und dabei manchmal ein Bierchen zu trinken.

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Eines Abends – wir waren tagsüber mit dem Moped unterwegs gewesen – kamen wir zurück zum Bungalow und unser Hund wartete, anders als sonst, nicht auf der Terrasse auf uns. Sollte sie vielleicht irgendwo ein besseres Plätzchen gefunden haben? Oder war ihr gar etwas Schlimmes zugestoßen? Wir waren sehr in Sorge und als sie auch am nächsten Tag nicht zurückkehrte, begannen wir nach ihr zu suchen.

In der hintersten Ecke des Nachbarresorts fanden wir dann schließlich eine uns bekannt vorkommende Hundegestalt. Statt uns freudig zu begrüßen bellte uns dieser Hund allerdings verängstigt an, außerdem fiel uns auf, dass dieser zwar vom Gesicht her der Vermissten zum Verwechseln ähnlich sah, aber kleiner, dünner, an einigen Stellen kahl, zerbissen und insgesamt in ganz erbärmlicher Verfassung war. Wie wir später erfuhren, hatten wir Annas Bruder gefunden, der sich hier von Gras und Insekten ernährte und von einem dominanten Hund davon abgehalten wurde, die hinterste Resortecke zu verlassen.

Das ging natürlich gar nicht… Hundefutter hatten wir ohnehin noch im Vorrat, an Annas Wiederkehr glaubten wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr und so zog Hund Nr. 2 bei uns ein. Schon nach wenigen Stunden wurde klar, was wir uns dieses Mal für eine Verantwortung aufgehalst hatten. Denn das Pelzgesicht war nicht nur sehr bezaubernd und freute sich jetzt des Rudellebens, sondern vertrat auch – im Gegensatz zu seiner pflegeleichten Vorgängerin – wie selbstverständlich die Ansicht, von nun an 24h am Tag mit uns zu verbringen. Er verließ unsere Bungalowterrasse anfangs nichtmal für dringende Bedürfnisse alleine, sodass mehrmals täglich Gassi am Programm stand. Wenn wir schnorcheln oder schwimmen waren, blieb er im seichten Wasser stehen und winselte uns nach. Gingen wir essen, folgte er uns ins Restaurant und legte sich unter unseren Tisch, was die Besitzer gar nicht gerne sahen (aber schweigend akzeptierten). Sogar unserem Moped lief er nach, sodass wir in Sorge um seine Sicherheit nur noch selten ausfuhren.

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Hund 1 ist verschwunden, aber ein Hund 2 schnell gefunden. Hier in höchster Aufregung ob der Entdeckung dieses scheinbar lebensbedrohlichen Einsiedlerkrebses.

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Das Pelzgesicht auf seinem Pletzn. Links gut erkennbar: sein Kauknochen und seine eigens besorgte Futterschüssel. Gefüttert wurde angesichts der schlechten Verfassung dieses Patienten nunmehr drei Mal täglich. Damit lagen die Tagesausgaben für ihn fast höher als die unsrigen.

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Klaus versucht das Pelzgesicht erfolglos zum Schwimmen zu bewegen

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Nach einigen Tagen guten Futters immer noch nicht gerade mopsig...

Ein derartiges mit Einschränkungen verbundenes Inselleben mag langweilig klingen, aber das war es für uns ganz und gar nicht: Wir lasen viel, schrieben am Blog weiter, gingen auf Makakenjagd (was dem Pelzgesicht jedes Mal enormen Spaß bereitete), machten Spaziergänge und erfreuten uns daran, wie viel lebensfroher unser Adoptivhund von Tag zu Tag wurde.

Wissend, dass das unbeschwerte Rudelleben mit unserer Abreise ein Ende haben würde – zumindest für das pelzigste Rudelmitglied – verschoben wir den Tag des Abschieds mehrmals. Schließlich mussten wir sogar zu einer kleinen Selbstüberlistung greifen, um uns von dieser Insel wegzubringen: Wir vertagten ein letztes Mal die Abreise, buchten aber gleichzeitig für den anvisierten neuen Abreisetag einen nicht stornierbaren Flug nach Borneo, sodass an dem neuen Termin nicht mehr zu rütteln war.

Am 11. Juli gingen wir also nach oben zur Straße (wie immer mit dem Pelzgesicht dicht auf den Fersen), wuschelten noch ein paar Mal durchs nun viel gepflegtere Fell, hüpften in den bestellten Pickup und beobachteten im Rückspiegel, wie der schwarze Hund dem Pickup noch ein kurzes Stück nachlief, bevor er zurückblieb… Wir fühlten uns miserabel und wurden das schon von der mißlungenen Yakbabyrettung (nachzulesen im Annapurna-Artikel) her bekannte Gefühl nicht los, etwas zwar gut gemeint, aber nicht sehr gut gemacht zu haben… Und fassten den festen Vorsatz, uns nicht mehr so kopflos und ungebremst in ein knopfäugiges Pelzgesicht zu verlieben.

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Letztes Rudelfoto vor der Abreise

Nachtrag:
Hund Nr. 1 war angeblich zum „house of the owner“ gebracht worden, wie man uns erst nach hartnäckigem Nachfragen offenbarte. Wahrscheinlich war sie bei den Bungalows nicht willkommen und daher in unserer Abwesenheit schnell übersiedelt worden. Wir hoffen sehr, dass das „house of the owner“ kein Synonym für Schlimmeres ist…

Wer in naher Zukunft nach Ko Phangan an die Hat Khom fährt, möge bitte nach ein bis zwei schwarzen Hunden Ausschau halten und uns Bescheid geben, ob er/sie wohlauf sind!

Thailands Golfküste

Als Kontrastprogramm zum Annapurna-Circuit flogen wir – nach ein paar Tagen Rast und hemmungsloser Völlerei in Pokhara – weiter nach Bangkok und mieteten ein Auto. Einerseits, um ganz unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln und Taximafia auf Entdeckungstour zu gehen, andererseits auch um die armen, geschundenen Füße zu schonen, die noch einige Zeit lang zwickten und zwackten nach dieser ungewohnten Belastung. Anscheinend hatten wir es gerade die letzten Trekkingetappen etwas übertrieben…

Mit unserem kleinen roten Gefährt cruisten wir in der darauffolgenden Woche also die Golfküste Thailands entlang Richtung Süden – eine Region, in die sich von ein oder zwei Badeorten abgesehen kaum westliche Touristen verirren. Das ist auch kaum verwunderlich, denn entsprechende Infrastruktur sucht man hier vergeblich.

Wir haben diese Tage trotzdem oder gerade deshalb sehr genossen, wunderschöne buddhistische Tempel besichtigt, Affen geärgert, Hunde gestreichelt, Tropfsteinhöhlen erkundet (und uns in einer sogar verirrt), kleine Einsiedeleien entdeckt, zum Vergnügen einiger Einheimischer die in Südostasien sehr beliebte Durian – auch bezeichnenderweise als Stinkfrucht bekannt – verkostet, und die größten Garnelen unseres Lebens gegessen. Da wir schon mal in der Gegend waren, wurde spontan noch ein Abstecher in die landschaftlich sehr beeindruckende (und an Vietnams Halong Bucht erinnernde) Gegend zwischen Pha Nga und Krabi eingelegt.

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Endlich wieder mit ein paar PS mehr unterwegs...

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Omnomnom, lecker Durian!

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Die verhängnisvolle Höhle, bei der Sonjas Orientierungssinn ausnahmsweise nicht trügte, als sie feststellte: "Du, ich glaub wir gehen im Kreis...".

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Thailands Westküste - Keine Touris, Bungalows zum halben Preis, und kein Monsun in Sicht... Paradiesisch - nur leider mussten wir das Auto an der Ostküste zurückgeben und konnten nicht lange bleiben.

Das Bad im Meer am Ao Tha Len, während die Sonne unterging, und danach die Nacht in der wohl luxuriösesten Unterkunft unserer Reise (für uns nur aufgrund der Nebensaison leistbar, in der die Preise gut verhandelbar sind) war ein würdiger Abschluss dieser reiseintensiven Woche – und nach einem Reifenplatzer am allerletzten Tag waren wir nun wirklich, wirklich reif für die Hängematte auf einer Insel. Und die suchten und fanden wir auf Ko Phangan…