Argentinien – Der Nationalpark Los Glaciares

Der Weg nach El Chaltén, dem Tor zum nördlichen Teil des Nationalparks Los Glaciares, war lang und an der Grenze des Erträglichen – insgesamt 5 Tage waren wir unterwegs. Im Zeitraffer bedeutete das: Bus, Bus, Bus, Übernachtung in Quellón, eine 36-stündige Schifffahrt (8 Stunden Verspätung inklusive), Bus, Bus, Übernachtung in Cohayque, Bus, Fähre, Bus, Übernachtung in Los Antiguas in unserem Zelt, noch eine 11-stündige Busfahrt, Ankunft bei Sturm und Regen in El Chaltén, dort aber nirgendwo ein günstiges Zimmer frei, also trotz widriger Witterung wieder unser Zelt aufgebaut…

Eine nette Reisebekanntschaft machte die lange Anfahrt etwas kurzweiliger:

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Dieser in Chile lebende Holländer war auf einem Visa-Run und reiste insgesamt drei Tage mit uns. Dabei erfuhren wir allerlei Interessantes über Chemtrails, die Freimaurer, und darüber wie 9/11 wirklich stattgefunden hatte. Trotz seinem Hang zu Verschwörungstheorien war unser neuer Bekannter aber eine Bereicherung dieser Reisetage – freundlich, interessant und ein echtes Original. Am Ende bekamen wir sogar eine Einladung auf sein Stück Land zwischen Dschungel und Meer, wo er wie Robinson Crusoe lebt – sollten wir wieder nach Chile kommen oder sich unsere Pläne ändern, werden wir diese auch gerne annehmen!

El Chaltén

El Chaltén erinnerte uns sehr an San Pedro de Atacama in Chile – ein kleines Dorf, aufgeblasen zu einer Touristenmetropole. Da dies aber nunmal die selbsterklärte „Hauptstadt des Trekkings“ Argentiniens ist, ließen wir uns davon nicht abschrecken, schnürten unsere Wanderschuhe und ab gings in die Wildnis Patagoniens – endlich! Die Sonne über uns, der raue Wind im Haar, die zerklüfteten Felsen des Cerro Torres und Fitz Roy vor uns, fühlten wir uns zum ersten Mal wohl in Argentinien.

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Paul und Charlotte (das französische Paar, das wir in Bolivien kennengelernt hatten), hatten sich in der selben Zeit auf anderem, aber nicht minder komplizierten Weg, nach El Calafate durchgeschlagen, wo wir uns – mal wieder – treffen wollten. Eigentlich hätten sie uns schon längst uneinholbare drei Tagesreisen voraus sein sollen, aber wir sind nicht die einzigen, die in Patagonien nur mühsam vorankommen – das Schiff mit den beiden an Board hatte aufgrund eines Sturms ganze drei Tage Verspätung und somit kreuzten sich unsere Wege erfreulicherweise erneut.

Von El Calafate aus wollten wir uns den südlichen Teil des Nationalparks mit seinen zahlreichen Gletschern vornehmen.

El Calafate

In einem neuen argentinischen Ort anzukommen und ohne mühselige, mit dem vielen Gepäck schweißtreibende und meist lange erfolglose Suche ein Bett zu bekommen, war eine neue und durchaus willkommene Erfahrung – unsere Franzosen hatten für uns gemeinsam ein Vierbettzimmer reserviert, juhu!

Ein Kassasturz offenbarte, dass wir bis zur Wiedereinreise in Chile gerade noch genug Bargeld mit hatten. Vor allem die abartig teuren Busfahrten hatten in weniger als einer Woche fast unseren gesamten Vorrat an Euros und Dollars aufgefressen! Abheben am Bankomaten in Argentinien ist als Europäer ein finanzielles Desaster, denn der dort gebotene offzielle Wechselkurs liegt ca. 50% unter dem Kurs, den man allenorts mit Bargeld aus den USA oder Euro-Raum erzielen kann (dies hat mit dem hohen Wertverlust des Pesos zu tun, eine komplizierte Geschichte…).

Um unsere letzten Pesos gönnten wir uns argentinisches Steak und Rotwein in einem etwas besseren Restaurant (das bereits dritte Abschieds-Essen mit den netten Franzosen) und eine teure Schifffahrt zu den Gletschern des Nationalparks – allesamt gute Investitionen! Und in Chile würden wir unseren Geldvorrat wieder auffrischen können.

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Eisberge kündigen die riesigen Gletscher an

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Der Uppsala-Gletscher in der Ferne

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Von der beeindruckenden, über 100m hohen Abbruchkante fallen immer wieder kleinere Gletscherbruchstücke ins Meer.

Nach der Rückkehr in unsere Unterkunft waren wir dann endgültig überzeugt, wieder auf der Sonnenseite des Reise-Daseins gelandet zu sein: Das Hostal hatte unbeabsichtigt unser Zimmer vergeben, und uns nun als Entschädigung und ohne Aufpreis in einem viel teureren Hotel untergebracht, wie wir es uns selbst je geleistet hätten. Ein für unsere Verhältnisse luxuriöses Zimmer, riesiges Bett, eigenes Bad… Hier entspannten wir einen Abend lang noch richtig, denn demnächst würden im Nationalpark Torres del Paine wohl wieder einige kalte, unbequeme Zeltnächte folgen.

2 Gedanken zu „Argentinien – Der Nationalpark Los Glaciares

  1. M/G

    Die Fortsetzung ließ diesmal lange auf sich warten. Hatte schon Angst, Ihr könnt Euch – bei dem dichten Programm, das Ihr habt – nicht mehr an alles erinnern.
    Wieder tolle Fotos, aber leider nie welche von Euren franz.Reisefreunden.
    LG

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    1. blaueelise Beitragsautor

      Ab und zu müssen wir kleine Kunstpausen einlegen, aber dank der Bilder fällt das Erinnern nicht schwer. Bezüglich unserer französischen Reisefreunde: Im Beitrag über den Salar de Uyuni (Bolivien) ist ein Foto zu sehen.

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