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Borneo

Um es gleich vorweg zu nehmen: zwischen Borneo und uns ist der Funke einfach nicht übergesprungen. Teilweise mag das daran liegen, dass die Ausgangsposition suboptimal war: Wir wollten den malaysischen Teil Borneos eigentlich gar nicht bereisen, sondern den kaum touristischen indonesischen Teil der Insel (dafür hätten wir aufgrund langer Transportwege aber mehr Zeit benötigt, die wir dank eines schwarzen Pelzgesichts auf Ko Phangan nicht mehr zur Verfügung hatten). Noch dazu war im malaysischen Teil im Juli absolute Hochsaison, wir hatten einen schlechten Reiseführer, nur 12 Tage Zeit… Kurz gesagt: Borneo, es liegt (vielleicht) an uns, und nicht an dir!

Teil 1: Sepilok

Obwohl wir auf Sumatra bereits Orang Utans im Gunung Leuser Nationalpark beobachten konnten, wollten wir uns diese auch in Borneo nicht entgehen lassen. Also ab nach Sepilok, wo man bei den zwei Mal täglich stattfindenden Fütterungen durch ein Orang Utan Rehabilitationsprojekt die vom Aussterben bedrohten Affen mit einer Erfolgsquote von nahezu 100% zu Gesicht bekommt. Und tatsächlich, bei beiden Fütterungen waren einige Orang Utans anwesend, denen man von einer Holzplattform aus beim Fressen zusehen konnte.

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Es ist angerichtet - das weiß auch dieser schnell herbeieilende Orang Utan

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Ein frecher Makake stopft in Rekordtempo eine Rekordanzahl Bananen in sich rein.

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Nur die drei Affen und wir? Weit gefehlt. Die Eindrücke müssen wir uns mit hunderten anderen Touris teilen...

Etwas enttäuscht mussten wir feststellen, dass es das damit schon fast war. Man durfte lediglich noch einen 1,5 km langen „Bird Trail“ absolvieren. Vögel konnte man auf diesem Weg aber nur auf den aufgestellten Informationstafeln bewundern, denn sämtliche Lebewesen der Umgebung schienen vor den Touristenhorden schon längst Reißaus genommen zu haben. Von der Arbeit des Rehabilitationszentrums bekam man außer den Fütterungen, einem Film und einigen Fotos nichts zu sehen.

Als wir abends auf der Terrasse saßen und etwas missmutig im Abendessen stocherten, bekamen wir dann aber doch noch unser Orang Utan-Erlebnis aus nächster Nähe: Auf der Flucht vor dem Regen (und wohl auch von den Essensgerüchen angelockt) schwang sich ein ca. 10-jähriger Orang Utan Bub auf einen Nachbartisch. Über eine halbe Stunde lang blieb er dort sitzen, veranstaltete allerhand Klamauk mit dem Tischtuch, und verschwand dann, als er gesättigt und aufgewärmt war, wieder im Dschungel (das Tischtuch immer noch in der Hand).

Das war ein versöhnlicher Abschluss unseres Aufenthalts in Sepilok!

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Teil 2: Semporna und Mabul

Teil 1 unserer Borneoreise verdiente schon maximal das Prädikat mittelprächtig, aber Semporna relativierte diesen Eindruck mit einer völlig geradlinigen Scheußlichkeit, die Sepilok dagegen als Dschungelparadies erscheinen ließ. Auf den Straßen roch es brechreizerregend, im dichten Verkehr war selbst in den geruchsneutraleren Gegenden Spazierengehen kein Vergnügen, die Infrastruktur erwies sich als schlecht und überteuert und generell hatte die Stadt überhaupt nichts zu bieten – außer, dass man von hier aus Tauchgänge nach Sipadan organisieren konnte. Dieses weltberühmte Tauchgebiet darf nur von 120 Personen pro Tag besucht werden, und laut unserem Reiseführer war es ohne frühzeitiges Vorbuchen defacto unmöglich, eines der begehrten Permits zu bekommen. Wir hatten natürlich nichts vorgebucht, aber wieder einmal mehr Glück als Verstand und ergatterten genau für den letzten Tag vor unserer Abreise zwei der begehrten Sipadan-Plätzchen.

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Nun galt es, die Zeit bis zu unserem Sipadan-Tauchtag rumzubringen... Wir besuchten z.B. die Insel Mabul für 2 Tage, die von Seezigeunern in ihren Stelzenhäusern (sowie zahlreichen Touris) bewohnt wird.

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Diese Ölplattform wurde zu einem Hotel für Taucher umgebaut... (lag leider nicht ganz in unserem Budget)

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Zurück in Semporna - was tun mit den restlichen 5 Tagen? Nun, erstmal kauften wir einen großen Plastikkübel, einige Kilo Eiswürfel, Getränke und feierten Sonjas Geburtstag nach.

In Semporna vertrieben wir uns die Zeit bis Sipadan außerdem mit häufigem Essengehen (die verlorenen Annapurna-Kilos waren nun endgültig wieder drauf) und trotz des durchs Tauchen schon etwas strapazierten Budgets mit sechs weiteren Tauchgängen. So vergingen die Tage irgendwie dann doch, und schon war er da, der 19. Juli, auf den wir so lange und ungeduldig gewartet hatten.

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Die Insel Sipadan - nicht nur unter Wasser schön

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Leider erwischte uns Murphy’s Gesetz volle Breitseite – nach einer Woche ausharren in Semporna und Umgebung, nur um in Sipadan zu tauchen, hatten wir ausgerechnet an diesem Tag windiges Wetter und eine Sichtweite von weniger als 5 Metern. Die erwarteten Mantas, Haie und Schildkröten zogen wahrscheinlich in Scharen ungesehen an uns vorbei, aber vor allem der erste Tauchgang war überhaupt nichts Besonderes. Zumindest beim zweiten Tauchgang sahen wir 9 kleinere Riffhaie und einige große Schildkröten, und beim dritten erkundeten wir in 20m Tiefe eine Höhle. Alles in allem war es dann trotz der widrigen Umstände noch ein schöner Tauchtag, auch wenn Sipadan bei guter Sicht sicherlich ungleich beeindruckender ist.

Exakt 24h nach dem letzten Tauchgang ging dann – gerade noch lehrbuchmäßig – unser Flug, und der Ostteil unserer Reise damit zuende. Auch wenn Borneo nicht ganz unseren Erwartungen entsprochen hat, waren die letzten beiden Monate unbeschreiblich schön! Nun erkunden wir Südamerika – wir schreiben den nächsten Eintrag voraussichtlich aus Ecuador.