Archiv der Kategorie: Kolumbien

Abschied von Südamerika – Ein Segeltörn nach Panama

Unsere Zeit in Südamerika war endgültig zu Ende gegangen, und es galt, Pläne für unsere Weiterreise durch Mittelamerika zu schmieden. Und das beginnt von Kolumbien aus gesehen ja bekanntlich im schönen Panama. Obwohl es zwischen den beiden Ländern eine Landverbindung gibt, ist es praktisch unmöglich, diese für eine Weiterreise zu nützen, und das hat zwei Gründe: Erstens existiert keine Straßenverbindung, das sogenannte Darién-Gap, wie man diese Lücke in der Panamericana nennt, besteht aus dichtestem, unwegsamen Dschungel. Das alleine hätte uns natürlich nicht aufgehalten, eine Machete ist schnell zur Hand. Aber, und damit zu Grund zwei, diese Region ist nach wie vor fest in der Hand der Guerillatruppen und Drogenkartelle, womit für jeden nicht gänzlich wahnwitzigen Erlebnistouristen eine Durchquerung des Gaps zu Fuß flach fällt. Damit bleibt also nur die Weiterreise mit dem Flugzeug oder mittels einer Schiffspassage. Letztere wiederum bieten entweder Fähren (das dauert ca. 24 Stunden), oder aber private Segelboote an, die ebenfalls von Kolumbien nach Panama übersetzen, aber dabei einen etwa viertägigen Umweg über Kuna Yala einlegen – dem „Land der Kuna“ (auch bekannt unter dem Namen San Blas-Inseln). Dieses aus 365 winzig kleinen bis größeren Inseln bestehende Archipel wird von Indigenas (den Kuna) unter panamaischer Flagge semi-autonom regiert. Nur ca. 50 der Inseln sind dauerhaft bewohnt, der Rest ist kaum mehr als puderweißer Sand, Palmen und Korallenriffe inmitten des türkisblauen Meers – ein wahr gewordener Karibiktraum. Eine für uns in höchstem Maße verlockende Vorstellung: Endlich unser quer durch Südamerika und bis auf 5000 Meter hinauf in die Anden geschlepptes Schnorchelequipment samt Flossen wieder auszupacken, das seit den Galapagos-Inseln (also seit August 2014!) ein trauriges Dasein in der hintersten Rucksackecke fristete. Aber so ist das nunmal, dafür hatten wir nun in der Karibik Daunenjacken, Hauben und lange Merino-Unterwäsche dabei… des Klimawandels Wetterextreme mögen zuschlagen, wir sind gerüstet!
Die Wahl fiel uns also leicht, die lange Segelschiff-Variante sollte es sein.

Das könnten wir komplett vergessen, hörten wir da gleich von anderen Reisenden, die Segelboote seien bis Ende Jänner und Wochen im Voraus restlos ausgebucht. Aber das wollten wir uns erst genau ansehen, wir wissen bereits, dass sich auch bei scheinbar unmöglichen Vorhaben meist eine Möglichkeit findet: ohne Vorreservierung waren wir in Sipadan tauchen, hatten auf den Galapagos-Inseln ganz kurzfristig Plätze auf einem Kreuzfahrtschiff bekommen, uns erst am Vortag um Machu Picchu Tickets gekümmert – im schlimmsten Fall ist etwas Geduld, Kreativität und Hartnäckigkeit gefragt. Also flogen wir trotzdem nach Cartagena, um unser Glück zu versuchen, streiften durch die Straßen um die Altstadt in denen die Kapitäne in den Spelunken oder Herbergen ihre Schiffspassagen anboten. Am Ende hatten wir sogar die Wahl zwischen zwei Booten – beides gut klingende Optionen, sodass wir per Pesowurf unsere Entscheidung trafen: Schildkröte oder Zahl? – Die Münze landete mit der Schildkröte nach oben,  der alte holländische Zweimaster sollte es also werden, über 70 Fuß lang, jahrelang in einem mexikanischen Hafen vergessen und dahingetümpelt, vor kurzem wiederentdeckt, gekauft, nach Panama gebracht und generalüberholt – so erzählte man es uns.

Die Segeltörns zwischen Kolumbien und Panama sind teilweise auch berüchtigt für die meist sehr jungen Passagiere, die auf der Überfahrt alle möglichen legalen (und, wie man munkelt, auf manchen Booten auch illegalen) Rauschmittel zu sich nehmen und die Überfahrt zu einer 5-tägigen Megaparty zweckentfremden. Gegen das eine oder andere Cuba Libre zu einem schönen Sonnenuntergang haben wir nun wahrlich nichts einzuwenden, aber für derartige Dauerexzesse fühlten wir uns nun doch schon zu alt. Man weiß aber nie, was man kriegt und so blieb uns nur auf etwas „ältere“ (sprich: mehrheitlich über 20-Jährige) und/oder halbwegs vernünftige Mitreisende zu hoffen. Äußerst gespannt warteten wir daher auf das erste Treffen am Tag vor der Abreise, und wir schienen wieder Glück zu haben, denn die anderen Passagiere waren ganz und gar nicht die Bande postpubertierender Maturareisender aus unseren Albträumen: 4 weitere Pärchen sowie 3 alleinreisende Burschen aus allen möglichen Ecken der Erde, durchwegs Mitte 20 bis Ende 30, sollten mit uns das Segelboot bemannen. Dazu kam eine 4-köpfige Crew, bestehend aus einem nicht gerade menschenfreundlichen, kauzigen Kapitän, einem mit Vorliebe rassistische Witze erzählenden Ingenieur, einer jungen Kanadierin, die ganz großartig die Bordküche schmiss und uns alle „Darling“ nannte und einem Australier, der vor lauter Coolness kaum sprechen oder sich normal bewegen konnte. „Hell, yeah!“ und „Fuck, no!“ ersetzten alle schnöden Jas und Neins, um nur ein bezeichnendes Beispiel anzuführen. Hatte man sich daran erstmal gewöhnt, war er aber ein sehr herziger Kerl.

Das Schiff selbst war charmant und rustikal, jedoch in einem kunterbunt zusammengeflickten Zustand. Ein für die dafür vorgesehene Öffnung im Schiffsrumpf zu großer Anker ohne funktionierende Motorwinde, der bei jedem Mal Ablegen in einem umständlichen und vier Personen benötigenden Akt auf Deck gehievt werden musste, dazu ein Motor, der des öfteren überhitzte, ein Leck im Schiffsboden, das regelmäßig den Einsatz einer Pumpe erforderte, müffelnde Kajüten, die so manche Mitreisende nachts aus den Betten und an Deck trieben, und das Hauptsegel war bei der letzten Überfahrt gerissen.

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Unser Schiff - aus der Ferne und in diesem Setting makellos schön 😉

Wir störten uns an all diesen Umständen wenig, denn die Umgebung ließ uns solche Kleinigkeiten schnell vergessen. Wir genossen die Seefahrt und das wunderschöne Archipel, das Schnorcheln, die Erkundung der malerischen Inseln, den Sternenhimmel, die Abende am leicht schaukelnden Deck… nach den genialen Tagen im Amazonas gleich das nächste Highlight unserer Reise!

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Morgendliche Aussicht aus dem Bullauge unserer Kajüte

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Eine der wenigen Gelegenheiten, zu der wir beim Landgang unsere Kamera dabei hatten. So oder ähnlich wundervoll ist jede der unzähligen Inseln.

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Chillen an Deck

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Ein Großteil der Crew und unserer Mitreisenden bei einem der Insellandgänge

Als uns die Crew fragte, ob wir (ohne Zusatzkosten) noch einen Tag länger bleiben möchten, brauchten wir nicht lange nachzudenken: „Hell, yeah!“, lautete unsere spontane Antwort, aber da hatten wir die Rechnung ohne unsere Mitreisenden gemacht….

Einigen der anderen gefiel das Leben auf See nämlich bei weitem nicht so gut wie uns, und während wir uns kaum von San Blas losreißen konnten, sehnte sich so mancher nach einem bequemen Bett in einem schönen Hotel in Panama City. Somit wurde aus dieser Verlängerung leider nichts. Wir konnten es zwar selbst kaum glauben, aber es kam zuletzt tatsächlich der Gedanke auf, ob wir auf einem Partyboot nicht doch besser aufgehoben wären. Die junge Backpacker-Crowd hätte zumindest – ebenso wie wir in diesem Fall – eine Gratis-Verlängerung bestimmt „awesome“ gefunden…

Aber auch ohne Verlängerung: Die Entscheidung, das Darién-Gap mit einem Segelboot zu überwinden, war absolut richtig. Hätten wir uns je verzeihen können, über dieses schöne Fleckchen einfach drüberzufliegen? Fuck, no!

Kolumbien – Am Amazonas

Nach fast einem halben Jahr in Südamerika näherte sich unser Abschied von diesem unglaublich abwechslungsreichen Kontinent, und wir wollten uns bereits um eine Schiffspassage nach Panama umsehen. Aber halt: Etwas Wesentliches war uns bislang entgangen – der Amazonas, beziehungsweise sein riesiges Einzugsgebiet. In Ecuador hatten wir es nur gestreift, uns hatte aber für mehr die Zeit gefehlt, in Nordperu waren wir in der fraglichen Region hintereinander gesundheitlich zu angeschlagen gewesen, in Bolivien führte unsere Route nicht daran vorbei und auf Brasilien mussten wir ja mehr oder weniger zur Gänze verzichten. Aber hier war nun noch Kolumbien, das sich in seinem südlichsten Zipfel einen Zugang zum mit Abstand wasserreichsten Fluss der Erde gesichert hatte. Das Gute daran ist, das vor allem die kolumbianische Seite im Dreiländereck mit Peru und Brasilien noch äußerst untouristisch ist. Dann also los, letzte Chance!
Von Bogota aus war es nur ein kurzer Flug nach Leticia, dort bestiegen wir ein kleines Schnellboot, das wie ein Autobus andernorts das hiesige Nahverkehrsmittel darstellt. Zwei weitere Stunden den Fluss stromaufwärts und zahlreiche Stopps bei immer kleiner werdenden Siedlungen später//, waren wir endlich am Ziel: In Puerto Nariño!
Ein paar dutzend Häuser, ein Fußweg auf hochwassersicheren Stegen (es gibt in dem kleinen Dorf weder Autos noch Motorräder – hier fährt man Boot oder geht zu Fuß, und das meist in Gummistiefeln), eine Hand voll Lokale und zwei, drei Herbergen. Sonst nur Fluss und dichter Dschungel.

Wir bezogen etwas außerhalb eine einfache Hütte auf einem Hügel, direkt und wunderschön am Wasser gelegen. Vier Affen, vier Papageien und ein paar Hunde zählten zu unseren Mitbewohnern… neben Myriaden von Mosquitos. Einer der Papageien ließ sich von Klaus liebend gerne das Köpfchen kraulen, während er Sonja nicht ausstehen konnte und beim Versuch, sie in den Fuß zu hacken, sogar ihren Gummistiefel durchlöcherte. Nichts, was man persönlich nehmen dürfe, der Papagei möge Frauen nicht, wie sein Besitzer versicherte. Und tatsächlich verhielt er sich allen weiblichen Wesen gegenüber angriffslustig, lauerte ihnen sogar auf, um sie dann mit Genuss über das Grundstück zu jagen – erstaunlich wie er anscheinend Männlein von Weiblein zielsicher zu unterscheiden wusste.

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Der sexistische Papagei. Sein Wortschatz besteht aus 'Hola' und 'Bogota' und ist daher schnell erschöpft. Nichtsdestotrotz ist er von früh bis spät lautstark am Brabbeln.

Während Sonja also während des gesamten Aufenthalts weite Bögen um besagten Papagei machte, hatte Klaus dafür Pech mit den Affen: Nicht genug, dass sie ihr großes Geschäft mit Vorliebe dann zu verrichten schienen, wenn sie gerade auf ihm herumkletterten. Als er das undankbare Pack vor einem aggressiven Hund beschützte (dieser fand es gar nicht lustig, als einer der Affen versuchte, ihn als Reittier zu benutzen), begannen sie alle vier, anscheinend in Panik versetzt, wild in seine Beine zu beißen. Sein Glück, dass die Affen mit ihren kleinen Zähnchen kaum menschliche Haut durchdringen können… Und ihr Glück, dass man den putzigen Kollegen nicht ernsthaft böse sein kann 😉

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Schon frühmorgens, quasi noch im Halbschlaf, wird man von der frechen Bande in Beschlag genommen.

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Morgens erster Gang vor die Hütte: Doch erstmal statt Kaffee Affee

Von den freundlichen Besitzern wurden wir laufend mit frischen Früchten und Kaffee versorgt, und ein kleines blaues Kajak durften wir jederzeit ausleihen. Etwas, was wir gerne und ausgiebig nutzten.

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Kein Motorengeräusch durchbricht die Stille, unser kleines blaues Kajak ist weit und breit das einzige Boot. Wir paddeln durch die Nebenarme und überfluteten Wälder des Amazonas, wir beide ganz allein inmitten der überwältigend schönen Natur, und können unser Glück kaum fassen!

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Um uns herum schwimmen immer wieder Delphine: wir sehen rosarote und ihre grauen Artgenossen. Häufiger hören wir sie nur hinter uns aus dem Wasser springen und laut schnauben. Sie scheinen uns neugierig zu umkreisen, ohne uns jedoch allzu nahe zu kommen.

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Links und rechts gleiten endlose, überflutete Wälder an uns vorbei, also paddeln wir schon bald zwischen Baumriesen und Gestrüpp hindurch. Hier schlummern die Faultiere, lauern die Kaimane, rasten die Schlangen. Affenbanden wirbeln über uns in den Baumkronen. Die Sonne glitzert im Wasser und in den riesigen, zwischen Ästen und Lianen gespannten Spinnennetzen. Es ist atemraubend schön und vielleicht das Abenteuerlichste, das wir auf unserer Reise erleben dürfen.

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Auch ein kühlendes Bad im Amazonas durfte natürlich nicht fehlen.

Anders, als man es aus diversen Abenteuerfilmen kennt, stellen dabei weder Piranhas, noch Anakondas oder Kaimane eine Gefahr dar. Die lauert schon eher in manchen Stechmückenexemplaren, die die Erreger von Malaria, Gelb- oder Denguefieber mit an Bord haben können, oder zum Beispiel – weniger bekannt, aber wirklich eine potentielle Plage – in kleinsten Fischen, die, wenn durch Harnstoffe angelockt, versehentlich die menschliche Harnröhre hinaufschwimmen und sich dort verhaken. Daher ist dringend anzuraten, während des Schwimmens niemals in den Amazonas zu pinkeln. Männliche Indigenas behelfen sich auch gerne noch mit einem Stückchen Schnur, nicht lustig, aber immer noch viel besser als die verrückten Fische. Auf die Mädchen der Indigenas lauert in den Fluten des Amazonas eine weitere Gefahr: Der rosafarbene Amazonas-Delphin. Wird ein unverheiratetes Mädchen schwanger, Vater unbekannt, dann nämlich, ja dann war’s der rosa Delphin, der als schöner, fremder Mann an Land gestiegen war. Tatsächlich findet sich das umtriebige Tier sogar in einigen Geburtsurkunden ganz offiziell als Vater eingetragen.

Nicht nur die Fauna kann hier unberechenbar sein, wie uns während eines Paddelausflugs gezeigt wurde: Als das Tageslicht langsam schwächer wurde, machten wir uns auf den Rückweg, denn im Labyrinth aus Seitenarmen und Wäldern im Dunklen nach Hause zu navigieren ist nahezu unmöglich. Doch plötzlich schlug das Wetter um – es begann wie aus Kübeln zu gießen. Gleichzeitig kam ein heftiger Gegenwind auf. Während die Wellen nun also unser Kajak gefährlich ins Schwanken brachten, kamen wir trotz strammen Paddelns kaum noch vorwärts. Als unsere Kraft nachließ und uns klar wurde, dass wir es so nie rechtzeitig nach Hause schaffen würden, hörten wir das vertraute Tuckern eines Motors.
Es war das Boot unseres Hostels, das sich uns von hinten näherte! Wir winkten und wähnten uns schon gerettet, da fuhr das Boot einfach an uns vorbei… man hatte uns im dichten und lauten Regen nicht bemerkt. Wir rechneten also bereits mit einer Nacht mitten im Amazonaswald, durchnässt und ohne jegliche Ausrüstung. Doch zu unserem großen Glück ließ zumindest der Sturm und damit auch Gegenströmung und Wellen bald nach, sodass wir es zwar durchgefroren und völlig erschöpft, aber noch im letzten Dämmerlicht zurück schafften.

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Trocknungsaktion nach unserem Amazonasabenteuer, um unser Hüttchen nicht mit klatschnassen Geldscheinen bezahlen zu müssen.

Die Tage in Puerto Nariño gingen viel zu schnell vorbei und zählen für uns zu den absoluten Höhepunkten unserer Reise. Während andernorts der Amazonastourismus schon komplett kommerzialisiert ist, kann man hier – als einer von wenigen Touristen – eigenständig durch den Dschungel wandern und paddeln und hat die Natur dabei ganz für sich.

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Ein letztes Bild dieses Reiseabschnitts: Einer von vielen schönen Sonnenuntergängen mit Blick auf den Fluss von unserem Quartier aus.

Kolumbien – Bogotá

Oft hat man beim Reisen einen guten Lauf – alles ergibt sich wie von selbst und man genießt einfach den Flow. In manchen Ländern ergeht es uns recht häufig so, insbesondere in Kolumbien. Jedoch: Der Tag, an dem wir nach Bogotá fuhren, war keiner dieser Tage… Es fing damit an, dass wir überhaupt (noch) nicht nach Bogotá wollten, sondern zuerst nach Tunja oder Villa de Leyva, zwei schöne Kolonialstädte. Diese liegen genau zwischen San Gil und Bogotá – einen Bus hierher, auf dieser Hauptverkehrsroute zu ergattern sollte also kein Problem sein, so dachten wir zumindest. Als wir aber am Morgen wie so oft bereits mit Gepäck am Busbahnhof antanzten – in blindem Vertrauen auf den oben beschriebenen Flow hatten wir uns vorab nicht um Tickets gekümmert – wurden wir enttäuscht: Die Busse nach Bogotá wollten uns nicht nach Tunja mitnehmen (warum auch immer), und ein direkter Bus nach Tunja würde erst wieder am Nachmittag fahren… kurzer Kriegsrat wurde daher abgehalten und die spontane Entscheidung: Darauf, stundenlang am Busterminal rumzuhocken hatten wir keine Lust, also kurzentschlossen gleich ab nach Bogotá!

Da wir für 10. Januar einen Flug nach Leticia gebucht hatten, bedeutete das: Drei ganze Tage in Kolumbiens Hauptstadt, einem der größten Moloche Südamerikas, nicht gerade ein erfreulicher Ausblick… Glücklicherweise sollte es sich aber als gar nicht so schlimm herausstellen – Bogota hat seine reizvollen Ecken und man kann sich hier gut beschäftigen.

Die Altstadt La Candeleria ist wirklich hübsch und erinnerte uns sogar teilweise an Valparaíso, unsere absolute Lieblingsstadt in Südamerika. Auch viele Museen wären in diesem Viertel angesiedelt. Da wir uns aber schon im berühmten Museo del Oro – dem Goldmuseum mit unzähligen mehr oder weniger güldenen Schätzen aus präkolonialer Zeit – trotz seines tatsächlich beeindruckenden Ausstellungsgutes fast zu Tode langweilten, verzichteten wir sicherheitshalber auf weitere Museumsbesuche. Was das betrifft sind wir wohl offenbar Kulturbanausen, denn spätestens nach dem 20. goldenen Nasenring war Schluss mit der visuellen Aufnahmefähigkeit.

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Die Kathetrale am Hauptplatz der Stadt

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Die innen und außen äußerst hübsche gotische Kirche 'Nuestra Senora del Carmen'

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Ein vorsichtiger Blick ins streng bewachte kolumbianische Regierungsviertel

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Hier ist wirklich alles Gold, was glänzt. Und bissel fad.

Als wir am dritten Tag in Bogotá schon alles gesehen hatten, was uns interessierte, machten wir einen Abstecher ins nahegelegene Zapaquirá. In dieser Stadt befindet sich in einer aufgelassenen Salzmine eine unterirdische Kathedrale, ein kulturelles Highlight des Landes. Auf die teuren All-Inclusive-Touren, wie die Hostels sie anbieten, verzichteten wir, was sich als richtige Entscheidung herausstellte. Für einen Bruchteil des Betrags sahen wir genau das Gleiche, mussten uns nur den öffentlichen Transport durch Bogota und seine Umgebung selbst organisieren, was trotz des netten Briefings eines Hostelmitarbeiters eine gewisse Herausforderung darstellte. Wer sich das bogotanische Transport-, bzw. Nummerierungssystem der hiesigen Öffis überlegt hat, muss zuvor kräftig von den hier zahlreich vorhandenen berauschenden Substanzen genascht haben… wir haben’s bis zuletzt nicht ganz begriffen, unsere Ziele aber Dank der Hilfe der Leute dennoch irgendwie erreicht.

Von der Größe und Wirkung der Kathedrale waren wir äußerst beeindruckt – nicht nur gab es einen Kreuzweg in den Bergwerksstollen, sondern tief unten im Berg ein riesiges Haupt- sowie zwei Nebenschiffe, mit Säulen, Statuen und Kreuzen, alles aus Salz und wunderschön beleuchtet. Ein interessanter 3D-Film über die lange Geschichte des Salzbergwerks (den wir auch auf spanisch einigermaßen gut verstanden) rundete den Besuch ab.

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Blick Richtung Hauptaltar

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Eine der zahlreichen Säulen, der Größenvergleich mit Sonja zeigt ein wenig die gigantischen Ausmaße.

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Insgesamt haben wir aus den drei Tagen Bogotá wohl das Beste gemacht. Auch mit der Wahl des Hostels hatten wir wieder ein glückliches Händchen, denn das Preis-/Leistungsverhältnis war hervorragend. Wenn Bogota vielleicht auch nicht so glänzt, wie sein berühmtes Museum, ist die Stadt einen Besuch wert, wenn man im Lande ist!

Kolumbien – Auf dem Camino Real

Silvester war vorbei: Wir waren von der Küste durchs Magdalenatal ins Landesinnere aufgebrochen und hatten auf halbem Weg nach Bogota in San Gil Station gemacht, um hier den Jahreswechsel zu begehen. Gemeinsam mit Einheimischen hatten wir eine mit Knallkörpern gefüllte Puppe angezündet und in die Luft gejagt, was den Abschied vom alten Jahr symbolisiert. Danach wurden wir von zahlreichen fremden Menschen unter „Feliz año!“-Wünschen umarmt, bekamen Becher mit Whisky in die Hand gedrückt, die fortan nie leer werden sollten. Viele bemühten sich, mit uns ins Gespräch zu kommen. Oft wollte man von uns wissen, wie uns Kolumbien gefällt. Diese Frage begeistert zu beantworten war glücklicherweise bereits nach nur zwei Wochen ein Leichtes!

Am 3. Januar sollte das touristischste Wochenende des Jahres auf uns zukommen – halb Kolumbien würde unterwegs sein, um sich vor Beginn des neuen Arbeitsjahres nochmals anständig zu erholen, bzw. erstmal zu besaufen, dann davon zu erholen. Als uns unser Hostelbesitzer ein Bild von überfüllten Hotels, verstopften Straßen und mangels Platz im Auto schlafenden Leuten malte, sahen wir uns entsetzt an: Ohne uns – ein Fluchtplan musste her! Also brachen wir auf, um die abwechslungsreiche Landschaft rund um San Gil zu erkunden. Alte, noch von den Conquestatoren angelegte Fußwege, zusammengefasst unter dem Begriff Camino Real, verbinden einige kleine koloniale Dörfer und führen vorbei an Tabakplantagen, durch Wälder, und weiter tief hinein in den Chicamocha Canyon und auf der anderen Seite wieder hinauf. Mehrere Tage kann man auf diesen Wegen abseits der Straße unterwegs sein, und genau das hatten wir vor – ausgerüstet waren wir lediglich mit einer stichwortartigen, fünf Jahre alten Wegbeschreibung, Wasser und etwas Ersatzkleidung.

Am ersten Tag nahmen wir den Bus ins 45 Minuten entfernte  Barrichara. In diesem herausgeputztem kolonialen Dörfchen wuselte es richtiggehend von kolumbianischen Tagesgästen. Das Dorf selbst war ausgesprochen schnuckelig mit seinen weißen alten Häusern und schönen Kirchen in den geplasterten, engen Gassen, sodass wir während des Herumschlenderns etwas die Zeit übersahen – erst gegen Mittag wanderten wir los und um noch vor Einbruch der Dunkelheit bei unserem Tagesziel anzukommen, würden wir uns beeilen müssen.

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Das Dorf Barrichara

Der Weg führte zuerst ein paar Stunden steil bergab in das Dorf Guane – ebenfalls bildhübsch und in ähnlichem, fast mediterranen Stil – und danach lange Zeit wieder bergauf. Die umgebende Landschaft war so malerisch, dass wir uns einfach nicht beherrschen konnten und immer wieder Fotostopps einlegten. Die Zeit, die diese kosteten, versuchten wir durch schnelles Gehtempo wieder wettzumachen, denn unsere Schatten wurden immer länger und unser Ziel war noch nicht in Sicht. Hoch oben auf dem Bergkamm sahen wir dann endlich, in nicht allzu weiter Ferne im nächsten Tal, Villanueva, wo wir die Nacht verbringen wollten.

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Guane

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Mangels (bis dato) besseren Wissens haben wir diese immer wieder den Weg säumenden schönen Gewächse "Bartbäume"genannt.

In Villanueva machten wir mal wieder Bekanntschaft mit kolumbianischer Gastfreundschaft: Die wenigen hier vorhandenen Gastwirtschaften, in denen wir nach Zimmern fragten, waren voll und so stellten wir uns schon auf eine mosquitoreiche Nacht auf einer Parkbank ein, aber zwei hilfsbereite Einheimische wiesen uns an, einfach mal hier zu warten, es würde sich schon etwas finden.
Also schwärmten sie aus, einer auf dem Moped, der andere zu Fuß… und keine viertel Stunde später hatten wir tatsächlich ein Zimmerchen. Was sollte es denn kosten, fragten wir den Herrn des Hauses – wissend, dass wir fast jeden Preis bezahlen würden. Aber er wollte nur umgerechnet ein paar Euro für ein wirklich schönes Zimmer mit eigenem Bad. Seine nette Frau kochte uns am nächsten Morgen noch vor unserem frühen Aufbruch zum ersten Hahnenschrei Kaffee und schenkte uns jedem eine handvoll Mandarinen als Wanderproviant.

Unsere ohnehin dürftige Wegbeschreibung, die uns schon am ersten Tag mit so exakten Angaben wie „follow the road for a very long while“ zur Verzweiflung gebracht hatte, versagte am Tag 2 völlig. Nach dem Weg zu fragen und die Antwort zu verstehen gehört gottseidank schon längst zu unserem Standardrepertoire, und obwohl die Gegend recht einsam war, schien es uns, als würden wir gerade dann andere Menschen treffen, wenn wir mal nicht weiter wussten. Wie schön, Murphys Gesetz einmal umgekehrt! Ohne den kleinsten Umweg erreichten wir also den Rand des Chicamocha Canyons. Gerade in der schlimmsten Mittagshitze schleppten wir uns die 900 Höhenmeter nach unten. Dabei mussten wir dem Drang widerstehen, uns an den dunklen Felsen festzuhalten: Diese waren so aufgeheizt, dass man sich daran die Finger verbrannte.

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Blick vom Canyon-Rand

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Jordán, das wir nach dem harten Abstieg endlich erreichten, hat Ähnlichkeit mit einem Geisterdorf: Einst ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und eine belebte Siedlung, verlor das Dorf nach dem Bau einer neuen, entfernt liegenden Straße völlig seine Existenzgrundlage. Heute leben nur noch etwa 30 Personen in Jordán, und die meisten der einst prächtigen, heute verfallenen Kolonialhäuser werden nur noch als Unterstand für Ziegen verwendet. Ein Restaurant sucht man vergeblich, aber die in unserer Wegbeschreibung erwähnte Señora willigte wie angekündigt ein, abends für uns zu kochen. Nach einem herrlich erfrischendem Bad im Fluss fielen wir hungrig über das vorzügliche Ziegenfleisch her, das uns kredenzt wurde – während keine drei Meter neben uns ein paar noch lebendige Exemplare vor sich hin meckerten.

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Jordáns ausgestorbener 'Hauptplatz' hat schon bessere Zeiten erlebt - etwas unheimlich, vor allem Nachts mit Weihnachtsbeleuchtung

Am dritten Tag wollten wir die gegenüber liegende Cayonwand hochsteigen, um in Los Santos einen Bus zurück nach San Gil zu ergattern.

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Der Aufstieg war aufgrund der Hitze wie erwartet sehr anstrengend. Während wir unsere verschwitzten Gesichter nicht mehr trocken wischen konnten, da die Kleidung ebenfalls schon völlig nassgeschwitzt war, fiel wieder des öfteren unser erschöpftes Wandermantra „Es hört nie auf… Es geht immer so weiter“. Ein uns mit seinem Muli überholender Mann widersprach dem: nur noch 5 Minuten bis nach oben, beteuerte er, woraufhin Sonja kurzzeitig zum Woo-Girl mutierte. Oben angekommen, fragte uns der Mulimann: „Listos?“ (Fertig?). Aus tiefster Überzeugung antworteten wir: „Si, listo!“. Ob Listo auch die selbe Doppelbedeutung besitzt wie das deutsche „Fertig“ wussten wir nicht, aber wir waren jedenfalls beides, fertig und fertig.

Doch die richtige Plag‘ begann erst danach: Wie in der Wegbeschreibung prophezeit, fährt von Los Santos kein Bus zurück nach San Gil. Man kann sich aber von Bussen mit anderer Destination ein Stückchen mitnehmen lassen und an einer Kreuzung aussteigen, von wo aus man einen vorbeifahrenden Bus nach San Gil heranwinkt. Klingt einfach, war es aber nicht. An jener Kreuzung warteten wir also in der gnadenlosen Mittagssonne, doch die Busse waren alle voll und blieben daher nicht für uns stehen. Ein vorbeifahrender Kolumbianer hatte wohl Mitleid mit uns und bot uns an, uns die halbe Strecke mitzunehmen und an einer Stelle rauszulassen, wo wir es einfacher hätten einen Bus zu ergattern. Das nette Angebot nahmen wir gerne an! Auf diese Weise hatten wir nicht nur einen sehr interessanten Gesprächspartner für die Fahrt gefunden, sondern wurden danach auch noch kostenlos in den Vergnügungspark geschleust, in dem unser neuer Bekannter arbeitete – total nett! Von dort aus erwischten wir endlich einen Bus nach San Gil.

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Im Bus immer recht prominente Heiligenbilder - der Busfahrer war offensichtlich der Ansicht, damit ausreichend für Sicherheit gesorgt zu haben und nun ruhigen Gewissens in Kurven überholen zu können, während er an seinen beiden (!) Handys herumtippte... gelenkt wurde mit den Ellenbögen. Gut, dass wir in dieser Hinsicht nach 5 Monaten in Südamerika schon abgehärtet sind!

Verdreckt und müde, aber über beide Ohren glückselig grinsend kamen wir wieder in unserem alten Hostel an, der Großteil der Besuchermassen war bereits wieder abgezogen.

Was für eine geniale Wanderung durch schönste Landschaften, ohne einen einzigen anderen Westler zu treffen. Und wie perfekt sich alles ergeben hatte, vom Finden des richtigen Wegs, bis hin zu Übernachtungsplätzen und der Rückfahrt. So muss Reisen!

Kolumbien – Entlang der Karibikküste

Cartagena

Am 17. Dezember kamen wir wenig vorbereitet über Land und Leute in Cartagena und damit in Kolumbien an. Die hier in Hostels – neben vielen anderen von der Regierung vorgeschriebenen – obligatorisch gestellte Frage „Wo reist ihr als nächstes hin?“ konnten wir nur mit einem ratlosen Blick beantworten. Wir wollten hier eigentlich nur erstmal in Ruhe ausspannen und erst irgendwann, wenn uns die Reiselust dann wieder packen sollte, weitere Pläne schmieden, im speziellen ein schönes, aber ruhiges Plätzchen für Weihnachten finden. Und es stellte sich heraus, dass wir dafür ein gutes Örtchen gefunden hatten: Denn Cartagena bestach nicht nur durch seine Lage direkt am karibischen Meer, sondern auch durch eine wunderbar restaurierte koloniale Altstadt, alte Forts, traumhafte Sonnenuntergänge, bunt gekleidete Obstverkäuferinnen und eine lebhafte Atmosphäre. Ein Großteil des Soziallebens schien sich auf den Straßen abzuspielen, wo anscheinend durchgehend geplaudert, gefeiert, lautstark Musik gespielt oder in mitgebrachten Plastiksesseln einfach nur gechillt wird. Um ein heißes oder kaltes Getränk zu genießen, musste man daher auch nicht lange nach einer entsprechenden Quelle suchen: beides wurde von fliegenden Händlern an jeder Straßenecke angeboten.

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Kolumbien begrüßte uns gleich bei unserer Ankunft (am Flughafen!) mit einem Konzert der Philharmoniker - wir waren beeindruckt!

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Eines von vielen, aber das berkannteste und größte Fort Cartagenas - San Felipe. Es wurde gebaut, nachdem Francis Drake die Stadt geplündert hatte, um sie vor weiteren Piratenangriffen zu schützen. Manches Mal vergeblich...

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Auf den Straßen der Altstadt - trotz des Trubels um ihn herum lässt es dieser Händler ruhig angehen.

Apropos heiße Getränke: Endlich ein Land, welches Kaffee, das schwarze Traveller-Gold, nicht nur anbaut und dann exportiert (während man im Land selbst nur irgendein untrinkbares Gschloder, meist Instantkaffee, bekommt), sondern eine Kaffeekultur entwickelt hat, die tief im Alltag verwurzelt ist. Zahlreiche Kaffeehäuser und Straßenverkäufer, die ‚Tinto‘ – starken schwarzen, meist gesüßten Kaffee verkaufen, stellen unsere lückenlose Versorgung mit Koffein sicher. Nachdem die Suche nach gutem Kaffee in manchen Ländern eine richtige Herausforderung war, kommen wir uns hier in Kolumbien vor wie im Paradies!

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Der Sonnenuntergang lässt sich am besten von der Stadtmauer aus genießen.

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In den 5 Tagen in Cartagena ist auch Zeit für lästige Pflichten wie Wäschewaschen. Durch diese Ingenieurskonstruktion wurde zumindest der Trocknungsvorgang auf <1h reduziert.

Etwas, was wir zuhause oft und gerne machen, auf unserer Reise aber mangels Gelegenheiten noch kein einziges Mal, erfüllten wir uns in Cartagena endlich: Wir gingen ins Kino! – und sahen somit unseren ersten Kinofilm auf spanisch (El Hobbit, 3. Teil). Unsere für Alltagsangelegenheiten durchaus genügenden Sprachkenntnisse reichten für das detaillierte Verständnis der Filmdialoge zwar nicht ganz aus und die rot-grün Brillen trübten das 3D-Erlebnis etwas, aber das war uns fast wurst: Wir freuten uns einfach, mit je einem Riesenkübel Popcorn am Schoß zum ersten Mal in 7 Monaten vor einer Kinoleinwand zu sitzen!

Palomino

Wie gesagt suchten wir für die Weihnachtsfeiertage noch ein ruhiges Plätzchen an einem schönen Strand, wo wir in aller Gemütlichkeit diese Zeit des Jahres hinter uns bringen konnten. Mehr oder weniger zufällig kamen wir auf Palomino, ein kleines Hippiedorf, das genau das erfüllte: Ein 5km langer, palmengesäumter Sandstrand, dahinter die bis zu 5800 Meter hohen, schneebedeckten Berge der Sierra Nevada, einige Hostels und Bars, sowie ein kleiner Ortskern in dem abends an der Straße überall köstlich gegrillt wurde. Aber um die kulinarische Versorgung mussten wir uns ohnehin keine Sorgen machen: Klaus hatte mit seinem Bart unbeabsichtigt mächtig Eindruck bei einer Köchin geschunden, die uns daher, wie uns vorkam, immer besonders hingebungsvoll bekochte 😉

Weihnachten selbst war richtig nett – es herrscht Einigkeit darüber, dass es unser schönstes gemeinsames Weihnachten im Ausland war. (Anmerkung am Rande: Da das einzige andere in einem Bus in Vietnam stattfand… mit Lebensmittelvergiftung… und der Bus KEINE Toilette hatte, lag die Latte in gut überwindbarer Höhe.)
Eine Bescherung im herkömmlichen Sinne gab’s keine – unsere Rucksäcke sind bereits voll genug, aber dafür Cocktails, ein Konzert und zum Abschluss noch einen Spaziergang über den weihnachtlich beleuchteten Strand… für mitteleuropäische Augen ein kurioser Anblick.

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Als wir genug davon hatten, am Strand, am Pool oder in einer der Bars abzuhängen, liehen wir uns von ein paar Burschen dicke LKW-Reifen und ließen uns gemeinsam mit unserem kolumbianischen Lieblingsbarkeeper und einer pfiffigen Kärntnerin, die wir dort kennengelernt hatten, den Fluss hinuntertreiben. Dieses ‚Tubing‘ kannten wir ja schon aus Indonesien – aber im Gegensatz zum dortigen mit viel Adrenalin verbundenen Erlebnis war es in Palomino eine äußerst entspannte Angelegenheit, die es erlaubte, die den Fluss umgebende Dschungellandschaft in aller Ruhe zu genießen – die typischen Dschungelgeräusche und gelegentliche Reihersichtungen inklusive.

Wer weiß wie lange wir in Palomino hängen geblieben wären, wäre uns nicht an Tag 5 langsam das Geld ausgegangen (es gibt dort keinen Bankomaten, der für Nachschub sorgen würde). Vielleicht war es ganz gut, dass wir so zur Weiterreise gezwungen waren, schließlich möchten wir von Kolumbien noch ein bisschen mehr sehen!

Santa Marta

In Santa Marta gibt’s – obwohl die Stadt über 400.000 Einwohner zählt – nicht viel zu sehen, außer einer ganz netten Altstadt, die man in kurzer Zeit erkundet hat. Trotzdem blieben wir hier statt einer ganze drei Nächte – warum, wissen wir selbst nicht so genau. Es mag damit zusammenhängen, dass wir am ersten Abend ein kleines und unscheinbares, aber extrem köstliches Restaurant entdeckten, und unsere uns immer noch nicht ganz loslassende Reisemüdigkeit wird wohl auch eine Rolle gespielt haben.

Es waren einfach sehr viele intensive und neue Eindrücke in den letzten Monaten! Eine gute Sache an einer langen Reise ist jedenfalls, dass man solchen Impulsen ohne Probleme nachgeben kann, und aus Erfahrung wussten wir bereits, dass diese Müdigkeit dann von selbst verschwindet. Also war weitere zwei Tage lang das Verspeisen großer Menge Garnelen und Hummer unsere Hauptbeschäftigung.

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Santa Martas schöne Altstadt - ein ideales Ziel für einen Verdauungsspaziergang zwischen zwei üppigen Mahlzeiten 😉

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Nach damit zwei Wochen Reisepause und Entspannung an der kolumbianischen Karibikküste fühlten wir nun wieder den altbekannten Funken in uns aufkeimen – die Reise- und Abenteuetlust meldete sich zurück! Wir schmiedeten Pläne, schmökerten im Reiseführer, checkten Transportmöglichkeiten, die aktuelle Sicherheitslage in den einzelnen Regionen und setzten uns schließlich in einen Bus, der uns ein ganzes Stückchen ins Landesinnere bringen sollte: Nach San Gil, einer kleinen Stadt in malerischer Landschaft.