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Bolivien – Teil 2: Potosi, Tupiza und der Salar de Uyuni

Potosi

Aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, aber mehrfach bestätigt: Potosi war einst die reichste Stadt Amerikas! Die riesigen Silbervorkommen, die diesen Reichtum Potosis ausmachten, waren Fluch und Segen zugleich: Ein Segen für die spanische Kolonialmacht, die das Silber galeerenweise in ihre Heimat transportierte, ein Fluch für die indigene Bevölkerung, die das Silber für die Spanier unter menschenunwürdigen Bedingungen abbauen mussten, und dabei zu Hunderttausenden ihr Leben ließen.

Heute wird in den Minen immer noch Silber abgebaut, neben allerlei anderen, heute bedeutenderen Metallen, und die Bedingungen haben sich nicht wesentlich verbessert: immer noch ist die Lebenserwartung der Minenarbeiter deutlich verkürzt, einstürzende Gänge, giftige Dämpfe und Staub stellen hohe Gesundheitsrisiken dar. Zumindest aber wirtschaften die Arbeiter heute in ihre eigenen Taschen, sind in Kollektiven selbständig organisiert und bestimmen selbst, z. B. wie wiele Stunden sie arbeiten möchten. Reich wird man von der Minenarbeit meist nicht, aber der Durchschnittsverdienst liegt deutlich über jenem anderer Branchen.

Die Minen sind mittlerweile für Besucher geöffnet. Die Arbeiter würden sich an den Touristen nicht stören, sondern sich im Gegenteil über diese (und die Geschenke, die damit üblicherweise einhergingen) freuen, wurde uns versichert, und so beschließen auch wir trotz Skepsis die Minen aufzusuchen. Tatsächlich sind die Minenarbeiter sehr freundlich und im Tausch gegen Cocablätter, 96%-igen Alkohol und Dynamitstangen gewillt, von ihrem Arbeitsleben in den Silberminen zu erzählen.

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Während es die meisten Besucher Potosis bei einer Tour durch die Minen belassen, waren wir von der Stadt so begeistert, dass wir unseren Aufenthalt noch um einen Tag verlängerten. Potosis Altstadt ist ebenso wie Sucres UNESCO Weltkulturerbe, aber obwohl beide Städte Häuser im Kolonialstil aufweisen, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Wo Sucre weiß, sauber und offensichtlich vergleichsweise reich ist, hat Potosi eine leicht heruntergekommene Atmosphäre und eine ganz andere Art von Schönheit.

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Das Postamt Potosis - das Büro rechts oben mit besonders guter Belüftung

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Tupiza & der Salar de Uyuni

Tupiza ist eine kleine, relativ unauffällige Stadt inmitten einer malerischen, kaktusbewachsenen, wüstenartigen Landschaft, umgeben von Canyons und bizarren, farbenfrohen Felsen – man fühlt sich hier eher wie in einem alten Western als in Südamerika. Wir wählten diesen Ort als Ausgangspunkt für eine Jeeptour durch den Südwesten Boliviens. Gemeinsam mit einem Guide, einer (ausgezeichneten!) Köchin und drei Franzosen – darunter ein sehr liebes junges Paar, das uns auf unserer weiteren Reise durch Chile und Argentinien noch öfter begegnen sollte – ging es also los. Unser Weg führte durch blaue, grüne, weiße und rote Lagunen, vorbei an Vulkanen, Geysiren, Vicuñas, Kondoren und Flamingos, durch die Wüste und natürlich den Salar de Uyuni, Boliviens schneeweiße Salzwüste. Geschlafen wurde in einfachsten Unterkünften in Fünfbettzimmern, davon eine großteils aus Salz gebaut, inkl. Möbel, was nicht nur hübsch aussah, sondern sich beim Nachwürzen der Speisen als äußerst praktisch herausstellte.

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Die Landschaft zwischen Tupiza und Uyuni, 100% Puzzlebildtauglichkeit

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Eines unserer köstlichen Mittagessen, die wir immer in schöner Umgebung einnahmen. Dies ist auch gleichzeitig unser einziges Gruppenbild, da die Kamera der Franzosen mitsamt Speicherkarte wenige Tage später gestohlen wurde.

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Ein erster Blick auf den Salar de Uyuni.

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Unser Jeep - die Kontrastlosigkeit der Salzwüste erlaubt derartige Spielereien mit der dritten Dimension.

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Allenorts brodelt, raucht und schäumt es in diesem vulkanisch hochaktiven Gebiet.


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Laguna Colorada

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Chile oder Argentinien? Lange waren wir nicht sicher, welches Land wir als nächstes bereisen würden. Erst beim Buchen der Tour fällten wir gezwungenermaßen eine Entscheidung: Es würde als nächstes nach Chile gehen!

Trotz der vielen Stunden im staubigen, viel zu engen Jeep, waren die beeindruckenden Landschaften dieser Tage der Höhepunkt unserer Bolivien-Etappe, die damit auch gleichzeitig zuende ging – denn nach diesen vier Tagen waren wir in Chile angelangt – Weltreiseland Nr. 7!

Bolivien – Teil 1: Copacabana, La Paz und Sucre

In Bolivien planten wir einen vergleichsweise kurzen Aufenthalt. Zwar erschien uns das günstigste Land Südamerikas mit der am tiefsten verankerten indigenen Kultur durchaus ansprechend, aber wir hatten Zeit gut zu machen, die wir in Ecuador und Peru liegen gelassen hatten (speziell die Südspitze dieses Kontinents gilt es dann nämlich in der richtigen Jahreszeit anzusteuern). Wir beschlossen also, uns auf den Südwesten Boliviens zu beschränken und damit auf die bekannteren Highlights – wohl wissend, dass wir damit gleichzeitig auf etwas ausgetretenen Pfaden bleiben würden. Nichtsdestotrotz verbrachten wir zwei großartige Wochen in Bolivien, wo es uns noch besser gefiel als gedacht – und diesmal hielten wir uns ausnahmsweise ganz diszipliniert an einen vorgefassten Zeitplan, ohne irgendwo länger hängenzubleiben!

Copacabana und der Titicacasee

Bolivien empfing uns mit Sonnenschein, feinsten Lachsforellen (mit Vorspeise, Beilagen und Nachspeise um sagenhafte 2 Euro), halbwegs guten Kaffee (nach der fast untrinkbaren Plörre in Ecuador und Peru sehr willkommen) und am wichtigsten: Den endlos scheinenden blauen Weiten des riesigen Titicacasees – wir fühlten uns fast wie am Meer, wenn da nicht die für Höhenlagen über 4.000 m typische Kurzatmigkeit gewesen wäre!

Wir waren so damit beschäftigt, durch die Straßen zu bummeln, die bunten Marktstände zu betrachten, am See spazierenzugehen und zwei Mal täglich Fisch zu essen, dass wir gar keine Zeit fanden, namhafte Inseln wie die Isla del Sol, Isla de la Luna oder eine der aus Schilf gebauten schwimmenden Inseln (auf denen selbiges Schilf gleichzeitig als Hausbaumaterial und Nahrungsquelle dient) zu erkunden – statt dessen genossen wir den See von ein paar weniger überfüllten kurzen Uferwanderungen aus.

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Copacabana am Titicacasee - hier begegneten wir erstmals seit Asien den geschmackvollen Tretbootschwänen wieder!

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Flächenmäßig fast so groß wie Korsika, der zweitgrößte und höchstgelegene schiffbare See der Welt.

La Paz

Vor La Paz, dem höchste Regierungssitz der Welt, hatten wir höchsten Respekt. Die Liste an Dingen, die man hier aus Sicherheitsgründen vermeiden sollte, ist lang: Taxi zu fahren ist gefährlich, da es nicht wenige Taxifahrer gibt, die Touristen anstatt ans gewünschte Ziel in eine Hintergasse fahren, wo sie ausgeraubt werden. Zu Fuß zu gehen mit dem Großgepäck sei aber ebenfalls nicht empfehlenswert. Polizisten solle man meiden wie der Teufel das Weihwasser, denn sie seien häufig verkleidete Schurken, die Touristen auf gefälschte Polizeistationen begleiteten um sie dort – richtig! – auszurauben. Von anderen Touristen solle man sich ebenfalls nicht anquatschen lassen, da diese oft nur den Weg ebnen würden für den Auftritt falscher Taxifahrer und falscher Polizisten und strengstens zu unterlassen seien Ausflüge nach El Alto, der höher gelegenen Schwesternstadt La Paz‘, die diese ringförmig umgibt.

Wir fühlten uns aufgrund der vielen Warnungen anfangs etwas unwohl, aber schon nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass La Paz auch nur eine südamerikanische Großstadt wie jede andere ist: Vorsicht und Umsicht sind angebracht, aber übertreiben muss man es nicht. Nachdem wir zu dieser Erkenntnis gekommen waren, hatten wir eine überraschend schöne Zeit in dieser interessanten und gar nicht so unschönen Stadt.

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Der Hexenmarkt von La Paz - Hier kann man neben allerlei Kräutern und Tränken auch Kuriositäten wie Lamaembryos erwerben - eingemauert in das Fundament eines Hauses, sollen diese Glück bringen.

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Säckeweise bunte, süße Maispops

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In diesem Park kann man hunderte Tauben füttern und sich dabei von ihnen beklettern (und im schlimmsten Fall beklecksen) lassen - anscheinend eine Lieblingsbeschäftigung der Einheimischen!

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Der Blick über die Stadt von El Alto - wie man sieht, haben wir uns nicht dauerhaft an alle "Verhaltensregeln" gehalten.

Sucre

Sucre ist – obwohl nicht der Regierungssitz, der sich im viel größeren La Paz befindet – die offizielle Hauptstadt Boliviens und gilt gleichzeitig als die schönste Stadt des Landes. Die prächtigen Häuser im Kolonialstil, der lebhafte Plaza de Armas, die Sauberkeit und das sonnige Klima machten unseren Aufenthalt zu einer äußerst angenehmen Angelegenheit, sodass wir geneigt sind, dem zuzustimmen. Sucre ist aber nicht nur schön, sondern auch teuer, was uns dazu veranlasste, uns einen etwas anderen Schlafplatz zu suchen: Anstatt wie üblich in einem Hostel, nächtigten wir im ehemaligen Kinderzimmer des Sohnes eines älteren Ehepaars, und das Frühstück fand im Familienkreis statt – eine interessante Erfahrung und gute Gelegenheit, Spanisch zu üben!

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