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Honduras – Utila

Nach mittlerweile über einem dreiviertel Jahr auf Reisen ist man nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen: Wir waren nachts durch das angeblich so gefährliche La Paz geschlendert, hatten in Rio de Janeiro in einer Favela übernachtet und in Kolumbien autogestoppt. All das und mehr hatten wir unbeschadet überstanden und uns fast überall sicher gefühlt. Dieses Gefühl erschien uns im Fall von Honduras erstmals nicht mehr angebracht: Zu viele Geschichten von bewaffneten Überfällen hörten wir von anderen Reisenden aus erster oder zweiter Hand, die Mittelamerika in die gegensätzliche Richtung bereisten und gerade aus Honduras gekommen waren. Öffentliche Busse waren ein beliebtes Ziel, aber auch Einzelpersonen, teure Shuttlebusse oder sogar ganze Hostels inklusive ihrer Bewohner wurden gelegentlich überfallen. Die Insel Utila, unsere nächste Station, gilt aber als sicher und nach allem, was wir gehört hatten, sollte dies auch unser einziger Stopp in Honduras sein.

Dive, Sleep, Repeat

Obwohl eine karibische Insel, fehlen Utila die weißen, palmengesäumten Strände, die man damit üblicherweise in Verbindung bringt. Man kommt in der Regel aus zweierlei Gründen hierher: um Party zu machen und natürlich um am zweitlängsten Barriereriff der Welt zu tauchen. Sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, um sich dann morgens um 6:30 Uhr direkt von der Bar ins Tauchboot zu begeben, ist in unserem Alter eher keine Option mehr, aber es war sehr nett, abends mit anderen tauchbegeisterten Leuten am Steg zu sitzen und über die Tauchgänge zu plaudern, während man der Sonne beim Untergehen zusieht und ein Bier schlürft.

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Klaus begiebt sich wieder ins Klassenzimmer und absolviert den Advanced Open Water Diver. Damit darf er bis zu 40 Meter tief tauchen. Also jetzt endlich auch ganz offiziell das, was wir ohnehin immer schon gemacht haben 😉

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Auf Utila trägt man fast ausschließlich solche T-Shirts, die man sich abends in den Bars bei sogenannten Shot-Challenges verdient.

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Abends in geselliger Runde

 

Insgesamt blieben wir 10 Tage auf Utila und absolvierten in dieser Zeit so einige Tauchgänge, darunter auch unser erster Nachttauchgang und Sonjas erster Wracktauchgang. Wir sahen dabei nichts wirklich Aufregendes, aber wahrscheinlich sind wir auch schon zu verwöhnt von den Weltklasse Tauchgebieten, die wir in den letzten Jahren besucht haben. Zumindest aber ließ sich ab und zu ein Ammenhai blicken, wovon einer sogar Klaus‘ Kopf absaugte – während dieser ungerührt weiter den kleinen Trommelfisch vor ihm betrachtete. Da half auch nicht, dass sämtliche Taucher unserer Gruppe versuchten, ihn auf den Hai aufmerksam zu machen, der seine Haare wohl für einen köstlichen Feuerfisch hielt. Dank technologischem Fortschritt haben wir diese ulkige Szene aber gleich aus zwei verschiedenen Perspektiven auf Video – für uns eine schöne Erinnerung und für die Tauchschule ein erstklassiges Werbevideo, das danach im Empfangsraum auf- und abgespielt wurde.

Nicaragua – Granada und León

Unsere Reise durch Nicaragua hätte nicht schöner beginnen können, und nach der tollen Zeit auf der Isla de Ometepe waren wir gespannt, was das Land noch zu bieten hat. Zwei weitere Kolonialstädte hatten im Reiseführer unsere Aufmerksamkeit erregt: Granada und León. Beide konkurrieren ständig darum, sich die schönste Stadt Nicaraguas nennen zu dürfen, und das rivalisierende Verhältnis betrifft auch noch zahlreiche andere Bereiche. Man munkelt sogar, Managua sei nur deshalb Hauptstadt geworden, um weder dem liberalen Leon noch dem konservativen Granada den Vorzug zu geben und damit nicht die jeweils andere Stadt empfindlich zu verschnupfen. Auch wir wollten keinen der beiden Streithähne vernachlässigen und daher beiden Städten unsere Aufwartung machen.

Granada

Granada war für uns erstmal ein kleiner Kulturschock. War das wirklich das gleiche beschauliche Nicaragua, das wir auf der Isla de Ometepe so genossen hatten? Zugegeben, die bunt bemalten Häuser und prächtigen Kirchen waren sehr hübsch anzuschauen und die Lage, zwischen dem Vulkan Mombacho und dem uns schon bekannten Lago Nicaragua, wirklich malerisch. Dennoch, die Horden überwiegend älterer amerikanischer Touristen, die wenig authentisch wirkenden Restaurants mit Stoffservietten und europäischem Preisniveau, brütende Hitze, sowie zahlreiche bettelnde Kinder ließen uns mit Granada einfach nicht warm werden.
Bezeichnend war bereits die Suche nach einer Unterkunft. Ein in unserem Reiseführer mit „sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis“ beschriebenes Hotel wollte 40 US-Dollar pro Nacht und damit mehr als das doppelte, was wir bisher für vergleichbare Zimmer bezahlt hatten. Wir lachten und meinten, das sei viel zu viel. Nach zwei Stunden erfolgloser Zimmersuche kehrten wir dann aber tatsächlich ganz kleinlaut zu besagter Unterkunft zurück, denn viele Hostels waren voll oder noch teurer.

In den darauffolgenden zwei Tagen erkundeten wir die Stadt, und beschlossen dann schnell weiterzuziehen. Vielleicht war ja León mehr nach unserem Geschmack!

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Kopfsteinpflaster, schön renovierte Kolonialbauten,...

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...eine prächtige Kathedrale...

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...und zahlreiche halbversteckte, schattige und teils kunstvolle Innenhöfe: eigentlich ganz hübsch, dieses Granada!

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Eine weniger schöne Ecke: Der "Vergnügungspark" im Stil der 70er-Jahre (eine Empfehlung unseres Reiseführers) ist eher ein unheimlicher bis trauriger Anblick.

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In Mittelamerika soll man an Sonntagen keinesfalls reisen. Steht in jedem Reiseführer, und nun erfuhren wir am eigenen Leib warum. An Nachfrage schiens nicht zu mangeln, wie man anhand der hier schon fast zu einem Kreis angewachsenen Warteschlange sieht. Das Problem ist das mangelnde Angebot, denn die Busfahrer scheinen am Sonntag nur höchst ungern zu arbeiten: nur etwa jede halbe Stunde kam ein kleiner Minibus an, sodass wir erst nach über zwei Stunden an der Reihe waren.

León

Schon im Bus nach León hatten wir Bekanntschaft mit Joseph gemacht, einem Engländer, der eigentlich von Costa Rica aus Richtung Südamerika reisen wollte. Da er bei einer Tour durch den Costa Ricanischen Dschungel aber ein Mädchen kennengelernt hatte, das in León ein Auslandssemester macht, und ihm ebendieses Mädchen nicht mehr aus dem Kopf ging, hatte er spontan seine Reiseroute geändert. Wir bezogen das selbe Hostel wie er, sodass uns auch die Fortsetzung dieser so romantisch beginnenden Geschichte nicht entging. Ein Happy End blieb allerdings aus, da sein Besuch nicht die erhoffte Begeisterung hervorrief… schade! Wir verbrachten in León einige nette Abende mit Joseph, der die Enttäuschung recht souverän wegsteckte, und anderen Leuten aus unserem Hostel. Tagsüber schlenderten wir durch die gepflasterten Gassen, bestaunten wieder einmal schöne Kirchen, probierten uns durch das ausgezeichnete nicaraguanische Streetfood und schmiedeten Reisepläne.

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Hinsichtlich Prächtigkeit der Kolonialbauten steht León Granada um nichts nach.

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León ist eine Studentenstadt, und wohl aus diesem Grund gibt es ein dichtes Netzwerk billiger Bars. Hier mit einigen Hostelbekanntschaften bei Mojito um 1 EUR.

León gefiel uns alles in allem viel besser als Granada, die Atmosphäre war angenehmer, die Restaurants weniger überteuert, lediglich das heiße, stickige Klima erschien uns noch unerträglicher zu sein. Wir sehnten uns nach einer steifen Meeresbrise und klaren tropischen Gewässern, einer Insel die man nicht nur teuer und unflexibel mit dem Flugzeug erreichen konnte… Die karibische Küste und Inselwelt Nicaraguas ist aber nur mit ebendiesem oder mit umständlichen, zeitaufwändigen Bus- und Bootsfahrten zu bereisen. Und so kam es, dass wir nach nur knappen zwei Wochen im Land dieses schon wieder verließen und uns aufmachten zur hondurianischen Insel Utila.

Nicaragua – Isla de Ometepe

Nach den eher westlich geprägten Ländern Panama und Costa Rica waren wir sehr gespannt auf das deutlich weniger entwickelte Nicaragua. Auch weniger touristisch, denn das arme Land zwischen Costa Rica, Honduras und Guatemala leidet – ähnlich wie Kolumbien – an seinem immer noch schlechten Ruf, obwohl uns die Sicherheitslage besser, als bei seinen nördlichen Nachbarn schien.

Willkommen in Nicaragua

Dass wir nun eine völlig neue Welt betreten sollten, merkten wir bereits vor der Grenze. Der Busfahrer kassierte von jedem Passagier 14 US-Dollar – fürs Visum, wie er versicherte. Wir waren verwirrt, da wir als Europäer eigentlich visumsfrei für 90 Tage einreisen dürfen (später stellte sich heraus, er meinte die Einreisegebühr, die wir sehr wohl zahlen müssen). Als wir nach seinen fragwürdigen Erklärungsversuchen immer noch nicht sofort die geforderten Dollarscheine wie alle anderen Passagiere zückten, sondern stattdessen weitere Fragen stellten, wurde der Busfahrer wütend. Sollten wir halt selbst die Migration erledigen, wir würden dann schon sehen, schimpfte er trotzig. Nun, genau das hatten wir vor: Auf gar keinen Fall wollten wir uns an dieser Grenze von irgendjemandem übers Ohr hauen lassen, und das hier schien schon mal die erste Abzocke zu sein. Ein hehres, aber trotz aller Bemühungen äußerst schwieriges Vorhaben, hier, wie auch bei vielen folgenden Grenzübertritten…

Gespannt stiegen wir also bei der Migration aus dem Bus. Wie lange würde die Schlange wohl sein? Und wie viel würden wir am Ende zahlen müssen? Es zeigte sich, dass wir zum ersten Mal mit einer sich von nun an an jeder zentralamerikanischen Grenze wiederholenden Prozedur Bekanntschaft gemacht hatten: Jeder, wirklich jeder versucht, an den ein- oder ausreisenden Touristen zu verdienen, und meist arbeiten die unterschiedlichen Beteiligten noch zusammen: Die Länder selbst (durch seltsame Gebühren und Steuern), die Busfahrer (denn die Migration kostete nur 11 US-Dollar, der Rest hätte wohl ein dickes Trinkgeld darstellen sollen – und Warteschange gab es auch keine), herumlungernde „Helfer“, die Formulare verkaufen wollen, die man am Schalter kostenlos bekommt oder eigentlich gar nicht benötigt, unseriöse Geldwechsler, Krankenschwestern, die gegen eine kleine Gebühr Fieber messen „müssen“ (mal wegen Gelbfiebers, mal wegen Ebola), ja sogar die zunächst scheinbar anständige Zollbeamtin am Schalter, die die Einreisegebühr kassiert. Nachdem wir die anderen Fallen nämlich samt und sonders souverän umschifft hatten, hat Letztere es dann doch noch geschafft: Denn wie selbstverständlich hatte sie von uns 2 US-Dollar mehr kassiert, als auf der ausgehändigten Quittung stand, was wir erst später im Bus bemerkten. Egal, wir versuchten es positiv zu sehen: Immerhin war es so immer noch günstiger gewesen, als sich gleich vom Busfahrer betrügen zu lassen, und wir hatten für die Zukunft wieder einen miesen Trick dazu gelernt. Dieser war so banal gewesen, dass er wohl grade deshalb funktioniert hatte.

Erstes Ziel: Isla de Ometepe

Als allererstes peilten wir die „weltweit größte Insel vulkanischen Ursprungs in einem Süßwassersee“ an – die Doppelvulkaninsel Ometepe, die sich eindrucksvoll aus dem Lago Nicaragua erhob. Mindestens drei Tage wollten wir hier verbringen, und da es wirklich wunderschön war, sollte es dann wieder mal wesentlich länger werden.

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Die beiden Vulkane, die die Insel bilden, geben ihr die Form einer liegenden "8". Der höhere, Concepción, ist aktiv, während der kleinere Maderas bereits erloschen ist.

Zuerst wohnten wir drei Tage im Hafenörtchen Moyogalpa in einem wunderbaren Hostel, das – obwohl nicht sehr teuer – alle Stücke spielte: hübsche Zimmer, Terrasse mit Vulkanblick, und das köstlichste Frühstück mit dem bislang besten Kaffee überhaupt (guter Kaffee, obwohl er genau in diesen Ländern so gut gedeiht, ist leider keine Selbstverständlichkeit, oftmals gar nicht zu bekommen). Von hier aus unternahmen wir mehrere kleine Wanderungen/Spaziergänge, unter anderem eines Abends zum „Punto Jesus Maria“, wo es die allerschönsten Sonnenuntergänge geben sollte.

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Auf dem Weg zum Punto. Eine Bushaltestelle ließ Hoffnung auf eine Mitfahrgelegenheit aufkommen, jedoch hatte der Busfahrer wohl schon Feierabend. Also im Laufschritt weiter, denn wir waren spät dran!

Tatsächlich zeigte sich uns, als wir windzerzaust und verschwitzt  dort ankamen, ein atemberaubendes Bild: Auf einem schwarzen, schmalen Sandstreifen konnten wir weit in den See hineinlaufen, in dem die Sonne gerade versank, die den hinter uns aufragenden Vulkan Concepción in oranges Licht tauchte. Dabei schwappten immer wieder die Wellen über die Sandbank, was das unwirkliche Gefühl vermittelte, man würde auf dem Wasser gehen.

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Am Punto Maria Jesus - Hier kann man sich nur schwer entscheiden, wohin man den Blick wenden soll. Nach hinten zum Vulkan...

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...oder nach vorne, wo die Sonne im Lago Nicaragua versinkt.

Im Rahmen einer weiteren Wanderung kletterten wir ein gutes Stück den Concepción hinauf. Der Weg, auf dem wir übrigens keinen einzigen anderen Westler trafen, führt durch wunderschöne Nebelwälder. Wir begegneten zahlreichen Vögeln, Brüll- und Kapuzineraffen. Je höher wir kamen, desto kleiner und knorriger wurden die Bäume, bis auf etwa 1.200 Meter die Vegetation endete. Und kurz darauf auch zwangsläufig unser Aufstieg, denn dort, wo der Wind ungebremst über die steilen Geröllhänge peitscht, ist eine Gipfelbesteigung zum aktiven Krater nur mit Führer und jedenfalls bei idealem Wetter zu wagen, wir aber waren hier oben orkanartigen Winden ausgesetzt. Auch so sollte es insgesamt 10 Stunden dauern, bis wir mit sehr müden Beinen wieder in unserem Quartier anlangten.

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Der Blick nach oben. Aufgrund der nachmittäglichen Wolkendecke bleibt uns leider die Sicht auf den Gipfel versagt.

Unser „Ometepe-Triathlon“: Inselerkundung mit Roller, Kajak und zu Fuß

Da wir die Insel noch ausgiebiger erforschen wollten und uns hier einfach wohl fühlten, verlängerten wir unseren Aufenthalt vorerst um weitere drei Tage. Wir mieteten für diese Zeit einen Roller, ließen das Großgepäck im Hostel in Moyogalpa und schliefen jede Nacht in einer anderen kleinen Ortschaft.

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Da die Insel nicht allzu groß ist, blieb neben Mopedfahren noch genügend Zeit für andere Aktivitäten. Unter anderem liehen wir uns eines schönen Tages ein Kajak und fuhren damit – zu unserem Leidwesen bei starkem Gegenwind – mühsam über den See bis zum Isthmus, der die beiden Vulkane miteinander verbindet. Hier paddelten wir in den Rio Istián hinein, weniger ein Fluss mit Strömung, sondern vielmehr ein stehendes Sumpfgebiet. Wir waren durch unsere Kajaktouren durch den Amazonas ja schon etwas verwöhnt, aber dieses Naturschutzgebiet beeindruckte uns dennoch abermals sehr: Unzählige exotische Vogelarten sind hier zu beobachten, während ihr Gesang das gesamte Flußgebiet erfüllt. Schmuckschildkröten sonnen sich auf den Steinen, über uns in den Bäumen hängen die Brüllaffen, und kaum ein Tier lässt sich von uns stören, während wir lautlos durchs Wasser gleiten… ein ganz wunderbares und unberührtes Fleckchen Erde.

Wir verbrachten eine lange Zeit im Rio Istián, da es ständig Neues zu entdecken gab: Hier ein großer Reiher, da eine Affenbande in den Baumkronen, dort ein auf Beute lauernder Kaiman im Ufergestrüpp. Irgendwann blieb uns aber nichts anderes übrig, als den Rückweg anzutreten, denn mit fortschreitender Tageszeit frischen die Winde am See üblicherweise auf. Da wir bei der Herfahrt Gegenwind hatten, würde uns der Wind aber nun zumindest schnell nach Hause bringen. Dachten wir. Aber der Wind pfiff auf diese These – und uns schon wieder ins Gesicht.
Er hatte seine Richtung um 180 Grad geändert und wieder mussten wir dagegen anpaddeln, aber diesmal war er derart heftig, dass wir meist zu kämpfen hatten, das Kajak voranzubringen und phasenweise gar wieder zurückgetrieben wurden… Ganz ohne Strapaz will es mit dem Kajaken hier herüben wohl einfach nicht klappen. 😉

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Dieses Bier war schwer verdient. Nach der Kajaktour in Mérida - wieder einmal ein schöner Sonnenuntergang. Diese waren auf Ometepe fast immer ein sehenswertes Ereignis.

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Durch den Rio Istián. Erinnert euch das an die Fotos der Amazonas-Seitenarme? Nun, uns auch... ein wenig.

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Diesen Reiher - einer von unzähligen dort heimischen Vogelarten, haben wir wohl aufgeschreckt.

Am nächsten Tag – die Arme und Schultern schmerzten noch, die Beine waren jedoch fit – begaben wir uns ins Naturschutzgebiet Charco Verde, das ein Gebiet tropischen Trockenwalds mit riesigen, alten Bäumen, und einige schwarze Vulkanstrände umfasst. Wir kamen so früh morgens, dass wir nicht nur die ersten Besucher waren, sondern bis zu unserer Rückkehr auch die einzigen blieben. Von den vielen in dem Naturschutzgebiet heimischen Tierarten zeigten sich uns zwar nur Eidechsen und Vögel, trotzdem war Charco Verde alleine wegen des alten Primärwaldes einen Ausflug wert.

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Nur einer von vielen beeindruckenden Riesenbäumen auf Ometepe.

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Die kleine, nette Wanderung durch die üppige Vegetation war ein würdiger Abschluss unserer knappen Woche an diesem sehr besonderen Ort. Für uns eines der schönsten Plätzchen unserer bisherigen Reise, und wie einfach wäre es gewesen, hier hängenzubleiben… Aber wir rissen uns los, denn wir waren neugierig geworden auf den Rest dieses Landes, das so einen vielversprechenden ersten Eindruck auf uns gemacht hatte!

Pura vida in Costa Rica

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, die wir im Rahmen unserer großen Reise bisher besuchten oder noch besuchen werden, war Costa Rica kein komplett unbeschriebenes Blatt für uns. Klaus war 2010 bereits für ein paar Wochen im Land gewesen und hatte damals einige Ecken ausgiebig erkundet. Sonja hatte zumindest zahlreiche Urlaubsfotos gesehen und Erzählungen gelauscht. Wir konnten uns also ganz bequem einige Rosinen heraus picken. Die ersten Tage war von ‚pura vida‘ – Costa Ricas allgegenwärtiges Motto, zu Deutsch ‚pures Leben‘ – aber nicht so viel zu bemerken. Wir hatten uns zur Begrüßung gleich mal den Magen verdorben, und unseren geplanten Trek durch den Corcovado Nationalpark auf der Halbinsel Osa (3 Tage alleine und mit Zelt durch den Dschungel), von dem unser Reiseführer uns noch so bildhaft vorschwärmte, mussten wir ebenfalls canceln. Ein Betreten des Nationalparks ist seit neuestem nur noch mit Guide erlaubt, mehrtägiges Trekken ganz verboten. Ewig schade drum, aber Costa Rica hat ja noch viele andere schöne Plätze zu bieten.

Um diese bestmöglich zu erkunden, griffen wir etwas tiefer in die Tasche und mieteten uns für eine Woche ein kleines Auto. Hin und wieder muss man sich ja etwas gönnen. Falls jemand künftig Ähnliches vorhat: Erspart euch, so wie wir einen Tag lang sämtliche Autovermieter persönlich abzuklappern. Egal ob international oder lokal, die Vermieter verlangten durchwegs sehr hohe Preise bei gleichzeitig rudimentalstem Versicherungsschutz. Abends buchten wir über billiger-mietwagen.de, also über Deutschland, ein Auto, das die günstigsten persönlich eingeholten Angebote preislich um mehr als 50% toppte. Mit einem frechen Grinsen holten wir den Wagen am nächsten Tag von einem lokalen Vermieter ab, bei dem wir bereits persönlich (und erfolglos) versucht hatten, preislich zu einer Einigung zu kommen, und der uns dabei ziemlich unfreundlich abgewimmelt hatte. Auch für derlei Dinge ist das Internet beim Reisen unbezahlbar.

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Kurz nachdem wir aus San Jose draußen waren, versuchte dieser Kollege, ein Zweifinger-Faultier, die stark befahrene Schnellstraße zu überqueren. Zusammen mit einem Einheimischen sorgten wir dafür, dass es dort auch sicher ankam. Nach unserer extrem mißlungenen Yakbabyrettung in Nepal und dem Zurücklassen eines traurigen Hundes in Thailand, wenigstens hier eine gute Tat an den Tieren abgeschlossen...

Die Ostschleife

Was für ein tolles Gefühl, blecherne Austropopmusik über die schlechten MP3-Player-Boxen hörend durch dieses schöne Land zu fahren, ohne mühsam Busfahrten organisieren, die schweren Rucksäcke zu schleppen oder zahllose hartnäckige Taxifahrer loswerden zu müssen. Zuallererst zog es uns nach Osten an die Karibikküste des Landes, über Cartago und die Hafenstadt Puerto Limón bis Cahuita. Eine Wanderung durch den dortigen Nationalpark brachte Sonja in ersten Kontakt mit Brüll- und Kapuzineraffen.

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Ein Kapuzineraffe, der gierig eine große Spinne aus ihrem Netz pflückte und in sein Maul stopfte.

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Ein Brüllaffe - nomen est omen. Kaum zu glauben, welch ohrenbetäubende Geräusche diese Gesellen im Rudel von sich geben können.

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Im Rahmen der Wanderung, die an der Küste entlang führte, mussten mehrere kleine Flüsse durchquert werden.

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Blattschneideameisen beim Schwertransport

Danach sollte es noch weiter südlich gehen, denn Klaus hatte allerschönste Erinnerungen an einen gemütlichen Holzbungalow am Strand, über dem die Brüllaffen allmorgendlich ein wahres Konzert veranstalteten, sowie an den dort mehrmals verzehrten großartigen Kokosmilch-Fisch-Eintopf. Da er sich aber weder an den genauen Ort, noch an die Namen von Bungalowanlage oder Restaurant erinnern konnte, rechneten wir uns keine realistischen Chancen aus, diese zu finden. Doch plötzlich, ganz unvermittelt während der Suche nach einem günstigen Quartier, bog er nach links in eine kleine holprige Straße. Tatsächlich lag an deren Ende genau jene Unterkunft, in der er vier Jahre zuvor übernachtet hatte. Vom damaligen Bungalow stand nur noch das Fundament, man hatte mittlerweile schönere (aber leider auch teurere) Hüttchen gebaut. Trotzdem waren Garten und Strand noch genauso paradiesisch, die Brüllaffen recht nah, und sogar das Restaurant gab es noch, also blieben wir zwei Nächte hier auf diesem schönen Fleckchen. Weil nämlich hin und wieder muss man sich ja etwas gönnen.

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Ron Don, der karibische Eintopf aus Fisch, Meeresfrüchten, Yucca, Kartoffeln und Gemüse. Dieser stand nun zwei Mal täglich auf unserem Speiseplan 😉

Die Westschleife

Der Westen des Landes ist von Nebelwäldern und Vulkanen geprägt. Der Arenal ist als einer der aktivsten Vulkane Costa Ricas zwar nach wie vor ein schöner Anblick, seit einigen Jahren ist der konisch fast perfekt geformte Bilderbuchvulkan aber vergleichsweise ruhig geworden. Rauchschwaden und Lavaströme sucht man nunmehr vergebens. Da er für uns aber mehr oder weniger am Weg lag, statteten wir ihm dennoch einen Besuch ab.

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Eine Butterkeksspende an Nasenbärenkinder bringt den Verkehr zum Stillstand. Viele bleiben stehen und schauen - sind aber auch zu putzig, die Kerlchen!

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Als wir beim Arenal ankamen, war dessen Spitze leider wie so häufig in dichte Wolkjen gehüllt. Etwas später, aus der Ferne, gewährte er uns doch noch einen Blick auf seine schöne Form.

Unsere Nacht verbrachten wir im ‚Toadhouse‘ – hier hatte sich ein Künstler selbst verwirklicht und mit liebevollen Details seine Zimmer gestaltet. Uns gefiel es so gut hier, dass wir uns eine Nacht im Apartment mit Seeblick leisteten. Hin und wieder… ihr wisst schon. Und wir würden uns jetzt mal lange nichts mehr gönnen… 😉

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An einem Tag in einem Zimmer mit dem Charme einer Gefängniszelle im Stockbett schlafen, am nächsten im privaten Outdoor-Wohnzimmer Cuba Libre schlürfen...

Der Nebelwald von Monteverde ist in unserem Zentralamerika-Reiseführer als einziges Highlight Costa Ricas gelistet. Dank Klaus‘ beeindruckender Erinnerungsgabe hatten wir nicht nur im Nu ein nettes Hostel gefunden, sondern auch den nähesten Supermarkt, um uns mit einer Thunfischdose und Baguette ein erbärmliches, aber kostengünstiges Abendessen zu bereiten. Nach den teuren Karibiktagen und der Nacht im Toadhouse war nun wieder sparen angesagt… Beinahe hätte uns dabei der Eintrittspreis in den Nebelwald einen Strich durch die Rechnung gemacht: USD 20 pro Person werden einem dort abgeknöpft, das erschien uns für einen Waldspaziergang ganz schön viel. Wir fanden einige hundert Meter vom Eingang entfernt einen überwucherten Pfad, sahen genau den gleichen Nebelwald und waren noch dazu ganz alleine! Orientierungssinn gilt es halt mitzubringen, und die Wege muss man sich manchmal etwas mühsamer bahnen.

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Der Nebelwald ganz ohne Nebel

Zurück in San José beschlossen wir, bald weiterzureisen. Costa Rica ist ein wunderschönes Land mit einer ganz besonders entspannten Atmosphäre, in dem man äußerst gut hängen bleiben kann, sofern man genügend Geld hat und sich nicht an den vielen anderen Besuchern des Landes stört. Pura vida sind hier keine leeren Worte und die Fauna hatte sich uns von einer sehr beeindruckenden Seite gezeigt. Uns zog es aber weiter in ein Land, das noch weniger touristisch sein soll, aber die wenigeren Besucher nicht minder begeistert – nach Nicaragua!

Panama – Hola und Adios!

Während sich Klaus‘ Kindheitsträume durch das Vordringen nach Feuerland und das Paddeln durch den Amazonas bereits erfüllt hatten, freute sich Sonja schon besonders auf Panama. Schuld daran war in diesem Fall ausnahmsweise weder eine Universumfolge, noch ein Bildband, sondern, ganz wie es sich für einen 198x-Jahrgang gehört, Janoschs Kinderbuch „Oh wie schön ist Panama“. Die beiden Protagonisten, der kleine Bär und der kleine Tiger, schafften es darin zwar nie bis in das ferne Land, aber die positive Panama-Assoziation war damit trotzdem für alle Zeit determiniert, wenngleich natürlich nur etwas augenzwinkernd betrachtet.

Und alles hatte ja auch wirklich „oh, wie schön“ begonnen: Von Kolumbien mit dem Segelschiff kommend, hatten wir bereits einige unvergessliche Tage in dem aus zahllosen malerischen Karibikinselchen bestehenden San Blas Archipel verbracht. Die offizielle Einreise danach in Portobello, durchgeführt von unserer Schiffscrew, hatte ebenfalls problemlos funktioniert – so sagte man uns zumindest.

In Portobello winkten wir vom Straßenrand aus sodann den erstbesten „Chickenbus“ heran. Chickenbusse, so bezeichnen Reisende gerne liebevoll die klapprigen Transportmittel, die auch die Einheimischen verwenden, häufig ausgediente Schulbusse aus den USA, gerade noch irgendwie verkehrstüchtig, oder manchmal auch nicht. Sie bleiben für jeden stehen, der ein Handzeichen gibt oder aber aussteigen möchte, egal wo, und sind daher knapp nach dem Fahrrad das langsamste Verkehrsmittel. Dafür reist man mit den Einheimischen und es gibt immer viel zu erleben. Man ist sich übrigens uneins, ob die Busse ihren Spitzamen daher haben, dass man darin allzuoft zusammengepfercht wird wie Hendln auf der Stange, oder weil manchmal auch Hühner (oder Schweine, Ziegen und anderes Getier – manchmal tot, meist aber lebendig) mitfahren. In einem solchen Klapperbus saßen wir jedenfalls nun und überlegten, ob wir heute in Colón bleiben, oder direkt weiter nach Panama City fahren wollten. Als wir bei der Kreuzung ankamen, an der wir uns entscheiden mussten – Colón: weiterfahren, Panama City: umsteigen – und wir immer noch nicht wussten, was wir tun sollten, ergab sich wie so oft alles von selbst. Unser Busfahrer rammte an besagter Kreuzung ein Taxi und verkeilte sich darin. Überhaupt nichts Ungewöhnliches (Vorrang erkämpft man sich hier durch einen Mix aus Fahrzeugstärke- bzw. Größe und Entschlossenheit, doch die bringen oftmals mehrere Verkehrsteilnehmer gleichzeitig mit…), nur unsere Fahrt nach Colon war damit erstmal zu Ende. Immer schön spontan, machten wir uns im allgemeinen Trubel aus dem Staub – eine Fahrt zu bezahlen, ohne unser Ziel zu erreichen, hielten wir für unangebracht. Also einmal über die Straße, dort in den nächsten Bus und auf nach Panama City!

Es war schon spät am Abend desselben Tages, wir lagen nach einem Bummel durch die moderne Hauptstadt Panamas mit Ceviche-gefüllten Bäuchen zufrieden im Bett, als wir endlich auf die Idee kamen, unsere Stempel im Pass zu überprüfen. Da war dann plötzlich Schluss mit „tranquilo“, denn wir hatten zwar beide ein Visum, aber dass dieses nur für 72h gültig war, hatte man uns nicht gesagt! Wir verfluchten uns für unsere Nachlässigkeit, die Stempel nicht sofort überprüft zu haben, denn nun waren unsere Handlungsoptionen sehr eingeschränkt: Wir konnten zur Migration fahren und versuchen, nachträglich noch eine längere Aufenthaltserlaubnis rauszuhandeln, meist gut möglich, aber mit höheren Kosten verbunden… ohne Beleg, versteht sich. Wir konnten uns ahnungslos stellen und bei der Ausreise auf einen kulanten (oder günstig zu bestechenden) Grenzbeamten hoffen. Oder wir konnten unseren Panama-Aufenthalt aufs absolute Minimum reduzieren und fristgerecht nach Costa Rica ausreisen. Variante 2 erschien uns zu riskant, Variante 1 verfolgten wir kurz halbherzig, aber als die Migration nicht dort war, wo sie sich laut unserem Reiseführer befinden sollte, schmissen wir bei gefühlten 40° im Schatten und längeren Diskussionen mit der örtlichen Polizei das Handtuch: Dann eben nicht, Panama schien uns nicht haben zu wollen und woanders ist es auch schön!

72h waren zumindest genug Zeit fürs Pflichtprogramm: Sightseeing in der Hauptstadt und ein Abstecher zum Panamakanal… Dumm zwar für Klaus, da er eben dieses Pflichtprogramm schon von einer anderen Reise kannte, aber da musste er durch, dafür konnte er Sonja noch zielsicherer als sonst durch die Straßen führen.

Die Altstadt von Panama City beeindruckte durch eine Mischung aus liebevoll restaurierten Kolonialgebäuden, und solchen, die man offenbar im Originalzustand beließ, und die teilweise halb verfallen waren. Der neuere Stadtkern Panamas sieht hingegen modern und mit der beeindruckenden Skyline fast nordamerikanisch aus.

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Ein altes Fort, das die Stadt vor Piraten verteidigte.

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Eines der weniger gut restaurierten Gebäude - aber nicht minder schön

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Abendstimmung in der Altstadt

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Auch das ist Panama City!

Der Panamakanal ist ebenfalls einen Besuch wert, wenn man schon in der Gegend ist, auch wenn man die Ausmaße dieses 82km langen Meisterstücks der Ingenieurskunst, das den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, wohl aus der Vogelperspektive besser erfassen könnte. Mangels dieser Möglichkeit mussten wir uns darauf beschränken, ein Containerschiff dabei zu beobachten, wie es (vom Atlantik kommend, nach dem Passieren der Gatún-Schleusen und des Gatúnsees) in einem längeren Prozess Richtung Pazifik an unserer Aussichtsplattform vorbeifuhr. Dabei passierte das Schiff die Miraflores-Schleusen, die das Schiff von der Höhe des Gatúnsees (26m über dem Meeresspiegel) auf Meeresniveau bringen. Die Containerschiffe sind so gebaut, dass sie den Platz, den der Panamakanal bietet, bis auf den letzten Meter ausnutzen, und werden von kleinen Zahnradlokomotiven (sogenannten Treidelloks) langsam durch die Schleusen manövriert. Da der Bedarf groß ist, auch mit größeren Schiffen den Kanal benutzen zu können, wird seit einigen Jahren an einem zweiten, noch größerem Kanal gebaut.
(Übrigens ist seit heuer auch Nicaragua – man munkelt Dank chinesischer Finanzierung – daran, sich durch ganz Mittelamerika zu graben. Ein herber Schlag wäre dies für Panamas großen Wirtschaftsfaktor (etwa 10% des BIPs), aber gleichzeitig traut man den ‚Nicos‘ nicht zu, dieses gigantische Projekt jemals zu vollenden. Man darf also gespannt sein…)

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Das Containerschiff hat die Gatúnschleusen schon hinter sich gebracht und wartet nun im Gatúnsee darauf, die Mirafloresschleusen durchfahren zu dürfen.

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Die Schleusen öffnen sich - hier wird das Schiff wieder auf Meeresniveau abgesenkt.

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Hier sieht man links und rechts die Treidelloks, die das Schiff durch den Kanal ziehen.

Nach dem Abhaken dieser beiden durchaus sehenswerten Panama-Highlights mussten wir uns auch schon wieder verabschieden. Es machte uns nicht viel aus, denn so richtig warm waren wir mit Panama in der kurzen Zeit nicht geworden… Als sich der Grenzübertritt noch dazu als unnötig kompliziert erwies, waren wir sogar ganz froh, dieses Land, das uns offensichtlich nicht haben wollte, wieder zu verlassen!

Abschied von Südamerika – Ein Segeltörn nach Panama

Unsere Zeit in Südamerika war endgültig zu Ende gegangen, und es galt, Pläne für unsere Weiterreise durch Mittelamerika zu schmieden. Und das beginnt von Kolumbien aus gesehen ja bekanntlich im schönen Panama. Obwohl es zwischen den beiden Ländern eine Landverbindung gibt, ist es praktisch unmöglich, diese für eine Weiterreise zu nützen, und das hat zwei Gründe: Erstens existiert keine Straßenverbindung, das sogenannte Darién-Gap, wie man diese Lücke in der Panamericana nennt, besteht aus dichtestem, unwegsamen Dschungel. Das alleine hätte uns natürlich nicht aufgehalten, eine Machete ist schnell zur Hand. Aber, und damit zu Grund zwei, diese Region ist nach wie vor fest in der Hand der Guerillatruppen und Drogenkartelle, womit für jeden nicht gänzlich wahnwitzigen Erlebnistouristen eine Durchquerung des Gaps zu Fuß flach fällt. Damit bleibt also nur die Weiterreise mit dem Flugzeug oder mittels einer Schiffspassage. Letztere wiederum bieten entweder Fähren (das dauert ca. 24 Stunden), oder aber private Segelboote an, die ebenfalls von Kolumbien nach Panama übersetzen, aber dabei einen etwa viertägigen Umweg über Kuna Yala einlegen – dem „Land der Kuna“ (auch bekannt unter dem Namen San Blas-Inseln). Dieses aus 365 winzig kleinen bis größeren Inseln bestehende Archipel wird von Indigenas (den Kuna) unter panamaischer Flagge semi-autonom regiert. Nur ca. 50 der Inseln sind dauerhaft bewohnt, der Rest ist kaum mehr als puderweißer Sand, Palmen und Korallenriffe inmitten des türkisblauen Meers – ein wahr gewordener Karibiktraum. Eine für uns in höchstem Maße verlockende Vorstellung: Endlich unser quer durch Südamerika und bis auf 5000 Meter hinauf in die Anden geschlepptes Schnorchelequipment samt Flossen wieder auszupacken, das seit den Galapagos-Inseln (also seit August 2014!) ein trauriges Dasein in der hintersten Rucksackecke fristete. Aber so ist das nunmal, dafür hatten wir nun in der Karibik Daunenjacken, Hauben und lange Merino-Unterwäsche dabei… des Klimawandels Wetterextreme mögen zuschlagen, wir sind gerüstet!
Die Wahl fiel uns also leicht, die lange Segelschiff-Variante sollte es sein.

Das könnten wir komplett vergessen, hörten wir da gleich von anderen Reisenden, die Segelboote seien bis Ende Jänner und Wochen im Voraus restlos ausgebucht. Aber das wollten wir uns erst genau ansehen, wir wissen bereits, dass sich auch bei scheinbar unmöglichen Vorhaben meist eine Möglichkeit findet: ohne Vorreservierung waren wir in Sipadan tauchen, hatten auf den Galapagos-Inseln ganz kurzfristig Plätze auf einem Kreuzfahrtschiff bekommen, uns erst am Vortag um Machu Picchu Tickets gekümmert – im schlimmsten Fall ist etwas Geduld, Kreativität und Hartnäckigkeit gefragt. Also flogen wir trotzdem nach Cartagena, um unser Glück zu versuchen, streiften durch die Straßen um die Altstadt in denen die Kapitäne in den Spelunken oder Herbergen ihre Schiffspassagen anboten. Am Ende hatten wir sogar die Wahl zwischen zwei Booten – beides gut klingende Optionen, sodass wir per Pesowurf unsere Entscheidung trafen: Schildkröte oder Zahl? – Die Münze landete mit der Schildkröte nach oben,  der alte holländische Zweimaster sollte es also werden, über 70 Fuß lang, jahrelang in einem mexikanischen Hafen vergessen und dahingetümpelt, vor kurzem wiederentdeckt, gekauft, nach Panama gebracht und generalüberholt – so erzählte man es uns.

Die Segeltörns zwischen Kolumbien und Panama sind teilweise auch berüchtigt für die meist sehr jungen Passagiere, die auf der Überfahrt alle möglichen legalen (und, wie man munkelt, auf manchen Booten auch illegalen) Rauschmittel zu sich nehmen und die Überfahrt zu einer 5-tägigen Megaparty zweckentfremden. Gegen das eine oder andere Cuba Libre zu einem schönen Sonnenuntergang haben wir nun wahrlich nichts einzuwenden, aber für derartige Dauerexzesse fühlten wir uns nun doch schon zu alt. Man weiß aber nie, was man kriegt und so blieb uns nur auf etwas „ältere“ (sprich: mehrheitlich über 20-Jährige) und/oder halbwegs vernünftige Mitreisende zu hoffen. Äußerst gespannt warteten wir daher auf das erste Treffen am Tag vor der Abreise, und wir schienen wieder Glück zu haben, denn die anderen Passagiere waren ganz und gar nicht die Bande postpubertierender Maturareisender aus unseren Albträumen: 4 weitere Pärchen sowie 3 alleinreisende Burschen aus allen möglichen Ecken der Erde, durchwegs Mitte 20 bis Ende 30, sollten mit uns das Segelboot bemannen. Dazu kam eine 4-köpfige Crew, bestehend aus einem nicht gerade menschenfreundlichen, kauzigen Kapitän, einem mit Vorliebe rassistische Witze erzählenden Ingenieur, einer jungen Kanadierin, die ganz großartig die Bordküche schmiss und uns alle „Darling“ nannte und einem Australier, der vor lauter Coolness kaum sprechen oder sich normal bewegen konnte. „Hell, yeah!“ und „Fuck, no!“ ersetzten alle schnöden Jas und Neins, um nur ein bezeichnendes Beispiel anzuführen. Hatte man sich daran erstmal gewöhnt, war er aber ein sehr herziger Kerl.

Das Schiff selbst war charmant und rustikal, jedoch in einem kunterbunt zusammengeflickten Zustand. Ein für die dafür vorgesehene Öffnung im Schiffsrumpf zu großer Anker ohne funktionierende Motorwinde, der bei jedem Mal Ablegen in einem umständlichen und vier Personen benötigenden Akt auf Deck gehievt werden musste, dazu ein Motor, der des öfteren überhitzte, ein Leck im Schiffsboden, das regelmäßig den Einsatz einer Pumpe erforderte, müffelnde Kajüten, die so manche Mitreisende nachts aus den Betten und an Deck trieben, und das Hauptsegel war bei der letzten Überfahrt gerissen.

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Unser Schiff - aus der Ferne und in diesem Setting makellos schön 😉

Wir störten uns an all diesen Umständen wenig, denn die Umgebung ließ uns solche Kleinigkeiten schnell vergessen. Wir genossen die Seefahrt und das wunderschöne Archipel, das Schnorcheln, die Erkundung der malerischen Inseln, den Sternenhimmel, die Abende am leicht schaukelnden Deck… nach den genialen Tagen im Amazonas gleich das nächste Highlight unserer Reise!

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Morgendliche Aussicht aus dem Bullauge unserer Kajüte

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Eine der wenigen Gelegenheiten, zu der wir beim Landgang unsere Kamera dabei hatten. So oder ähnlich wundervoll ist jede der unzähligen Inseln.

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Chillen an Deck

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Ein Großteil der Crew und unserer Mitreisenden bei einem der Insellandgänge

Als uns die Crew fragte, ob wir (ohne Zusatzkosten) noch einen Tag länger bleiben möchten, brauchten wir nicht lange nachzudenken: „Hell, yeah!“, lautete unsere spontane Antwort, aber da hatten wir die Rechnung ohne unsere Mitreisenden gemacht….

Einigen der anderen gefiel das Leben auf See nämlich bei weitem nicht so gut wie uns, und während wir uns kaum von San Blas losreißen konnten, sehnte sich so mancher nach einem bequemen Bett in einem schönen Hotel in Panama City. Somit wurde aus dieser Verlängerung leider nichts. Wir konnten es zwar selbst kaum glauben, aber es kam zuletzt tatsächlich der Gedanke auf, ob wir auf einem Partyboot nicht doch besser aufgehoben wären. Die junge Backpacker-Crowd hätte zumindest – ebenso wie wir in diesem Fall – eine Gratis-Verlängerung bestimmt „awesome“ gefunden…

Aber auch ohne Verlängerung: Die Entscheidung, das Darién-Gap mit einem Segelboot zu überwinden, war absolut richtig. Hätten wir uns je verzeihen können, über dieses schöne Fleckchen einfach drüberzufliegen? Fuck, no!

Kolumbien – Am Amazonas

Nach fast einem halben Jahr in Südamerika näherte sich unser Abschied von diesem unglaublich abwechslungsreichen Kontinent, und wir wollten uns bereits um eine Schiffspassage nach Panama umsehen. Aber halt: Etwas Wesentliches war uns bislang entgangen – der Amazonas, beziehungsweise sein riesiges Einzugsgebiet. In Ecuador hatten wir es nur gestreift, uns hatte aber für mehr die Zeit gefehlt, in Nordperu waren wir in der fraglichen Region hintereinander gesundheitlich zu angeschlagen gewesen, in Bolivien führte unsere Route nicht daran vorbei und auf Brasilien mussten wir ja mehr oder weniger zur Gänze verzichten. Aber hier war nun noch Kolumbien, das sich in seinem südlichsten Zipfel einen Zugang zum mit Abstand wasserreichsten Fluss der Erde gesichert hatte. Das Gute daran ist, das vor allem die kolumbianische Seite im Dreiländereck mit Peru und Brasilien noch äußerst untouristisch ist. Dann also los, letzte Chance!
Von Bogota aus war es nur ein kurzer Flug nach Leticia, dort bestiegen wir ein kleines Schnellboot, das wie ein Autobus andernorts das hiesige Nahverkehrsmittel darstellt. Zwei weitere Stunden den Fluss stromaufwärts und zahlreiche Stopps bei immer kleiner werdenden Siedlungen später//, waren wir endlich am Ziel: In Puerto Nariño!
Ein paar dutzend Häuser, ein Fußweg auf hochwassersicheren Stegen (es gibt in dem kleinen Dorf weder Autos noch Motorräder – hier fährt man Boot oder geht zu Fuß, und das meist in Gummistiefeln), eine Hand voll Lokale und zwei, drei Herbergen. Sonst nur Fluss und dichter Dschungel.

Wir bezogen etwas außerhalb eine einfache Hütte auf einem Hügel, direkt und wunderschön am Wasser gelegen. Vier Affen, vier Papageien und ein paar Hunde zählten zu unseren Mitbewohnern… neben Myriaden von Mosquitos. Einer der Papageien ließ sich von Klaus liebend gerne das Köpfchen kraulen, während er Sonja nicht ausstehen konnte und beim Versuch, sie in den Fuß zu hacken, sogar ihren Gummistiefel durchlöcherte. Nichts, was man persönlich nehmen dürfe, der Papagei möge Frauen nicht, wie sein Besitzer versicherte. Und tatsächlich verhielt er sich allen weiblichen Wesen gegenüber angriffslustig, lauerte ihnen sogar auf, um sie dann mit Genuss über das Grundstück zu jagen – erstaunlich wie er anscheinend Männlein von Weiblein zielsicher zu unterscheiden wusste.

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Der sexistische Papagei. Sein Wortschatz besteht aus 'Hola' und 'Bogota' und ist daher schnell erschöpft. Nichtsdestotrotz ist er von früh bis spät lautstark am Brabbeln.

Während Sonja also während des gesamten Aufenthalts weite Bögen um besagten Papagei machte, hatte Klaus dafür Pech mit den Affen: Nicht genug, dass sie ihr großes Geschäft mit Vorliebe dann zu verrichten schienen, wenn sie gerade auf ihm herumkletterten. Als er das undankbare Pack vor einem aggressiven Hund beschützte (dieser fand es gar nicht lustig, als einer der Affen versuchte, ihn als Reittier zu benutzen), begannen sie alle vier, anscheinend in Panik versetzt, wild in seine Beine zu beißen. Sein Glück, dass die Affen mit ihren kleinen Zähnchen kaum menschliche Haut durchdringen können… Und ihr Glück, dass man den putzigen Kollegen nicht ernsthaft böse sein kann 😉

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Schon frühmorgens, quasi noch im Halbschlaf, wird man von der frechen Bande in Beschlag genommen.

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Morgens erster Gang vor die Hütte: Doch erstmal statt Kaffee Affee

Von den freundlichen Besitzern wurden wir laufend mit frischen Früchten und Kaffee versorgt, und ein kleines blaues Kajak durften wir jederzeit ausleihen. Etwas, was wir gerne und ausgiebig nutzten.

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Kein Motorengeräusch durchbricht die Stille, unser kleines blaues Kajak ist weit und breit das einzige Boot. Wir paddeln durch die Nebenarme und überfluteten Wälder des Amazonas, wir beide ganz allein inmitten der überwältigend schönen Natur, und können unser Glück kaum fassen!

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Um uns herum schwimmen immer wieder Delphine: wir sehen rosarote und ihre grauen Artgenossen. Häufiger hören wir sie nur hinter uns aus dem Wasser springen und laut schnauben. Sie scheinen uns neugierig zu umkreisen, ohne uns jedoch allzu nahe zu kommen.

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Links und rechts gleiten endlose, überflutete Wälder an uns vorbei, also paddeln wir schon bald zwischen Baumriesen und Gestrüpp hindurch. Hier schlummern die Faultiere, lauern die Kaimane, rasten die Schlangen. Affenbanden wirbeln über uns in den Baumkronen. Die Sonne glitzert im Wasser und in den riesigen, zwischen Ästen und Lianen gespannten Spinnennetzen. Es ist atemraubend schön und vielleicht das Abenteuerlichste, das wir auf unserer Reise erleben dürfen.

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Auch ein kühlendes Bad im Amazonas durfte natürlich nicht fehlen.

Anders, als man es aus diversen Abenteuerfilmen kennt, stellen dabei weder Piranhas, noch Anakondas oder Kaimane eine Gefahr dar. Die lauert schon eher in manchen Stechmückenexemplaren, die die Erreger von Malaria, Gelb- oder Denguefieber mit an Bord haben können, oder zum Beispiel – weniger bekannt, aber wirklich eine potentielle Plage – in kleinsten Fischen, die, wenn durch Harnstoffe angelockt, versehentlich die menschliche Harnröhre hinaufschwimmen und sich dort verhaken. Daher ist dringend anzuraten, während des Schwimmens niemals in den Amazonas zu pinkeln. Männliche Indigenas behelfen sich auch gerne noch mit einem Stückchen Schnur, nicht lustig, aber immer noch viel besser als die verrückten Fische. Auf die Mädchen der Indigenas lauert in den Fluten des Amazonas eine weitere Gefahr: Der rosafarbene Amazonas-Delphin. Wird ein unverheiratetes Mädchen schwanger, Vater unbekannt, dann nämlich, ja dann war’s der rosa Delphin, der als schöner, fremder Mann an Land gestiegen war. Tatsächlich findet sich das umtriebige Tier sogar in einigen Geburtsurkunden ganz offiziell als Vater eingetragen.

Nicht nur die Fauna kann hier unberechenbar sein, wie uns während eines Paddelausflugs gezeigt wurde: Als das Tageslicht langsam schwächer wurde, machten wir uns auf den Rückweg, denn im Labyrinth aus Seitenarmen und Wäldern im Dunklen nach Hause zu navigieren ist nahezu unmöglich. Doch plötzlich schlug das Wetter um – es begann wie aus Kübeln zu gießen. Gleichzeitig kam ein heftiger Gegenwind auf. Während die Wellen nun also unser Kajak gefährlich ins Schwanken brachten, kamen wir trotz strammen Paddelns kaum noch vorwärts. Als unsere Kraft nachließ und uns klar wurde, dass wir es so nie rechtzeitig nach Hause schaffen würden, hörten wir das vertraute Tuckern eines Motors.
Es war das Boot unseres Hostels, das sich uns von hinten näherte! Wir winkten und wähnten uns schon gerettet, da fuhr das Boot einfach an uns vorbei… man hatte uns im dichten und lauten Regen nicht bemerkt. Wir rechneten also bereits mit einer Nacht mitten im Amazonaswald, durchnässt und ohne jegliche Ausrüstung. Doch zu unserem großen Glück ließ zumindest der Sturm und damit auch Gegenströmung und Wellen bald nach, sodass wir es zwar durchgefroren und völlig erschöpft, aber noch im letzten Dämmerlicht zurück schafften.

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Trocknungsaktion nach unserem Amazonasabenteuer, um unser Hüttchen nicht mit klatschnassen Geldscheinen bezahlen zu müssen.

Die Tage in Puerto Nariño gingen viel zu schnell vorbei und zählen für uns zu den absoluten Höhepunkten unserer Reise. Während andernorts der Amazonastourismus schon komplett kommerzialisiert ist, kann man hier – als einer von wenigen Touristen – eigenständig durch den Dschungel wandern und paddeln und hat die Natur dabei ganz für sich.

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Ein letztes Bild dieses Reiseabschnitts: Einer von vielen schönen Sonnenuntergängen mit Blick auf den Fluss von unserem Quartier aus.

Kolumbien – Bogotá

Oft hat man beim Reisen einen guten Lauf – alles ergibt sich wie von selbst und man genießt einfach den Flow. In manchen Ländern ergeht es uns recht häufig so, insbesondere in Kolumbien. Jedoch: Der Tag, an dem wir nach Bogotá fuhren, war keiner dieser Tage… Es fing damit an, dass wir überhaupt (noch) nicht nach Bogotá wollten, sondern zuerst nach Tunja oder Villa de Leyva, zwei schöne Kolonialstädte. Diese liegen genau zwischen San Gil und Bogotá – einen Bus hierher, auf dieser Hauptverkehrsroute zu ergattern sollte also kein Problem sein, so dachten wir zumindest. Als wir aber am Morgen wie so oft bereits mit Gepäck am Busbahnhof antanzten – in blindem Vertrauen auf den oben beschriebenen Flow hatten wir uns vorab nicht um Tickets gekümmert – wurden wir enttäuscht: Die Busse nach Bogotá wollten uns nicht nach Tunja mitnehmen (warum auch immer), und ein direkter Bus nach Tunja würde erst wieder am Nachmittag fahren… kurzer Kriegsrat wurde daher abgehalten und die spontane Entscheidung: Darauf, stundenlang am Busterminal rumzuhocken hatten wir keine Lust, also kurzentschlossen gleich ab nach Bogotá!

Da wir für 10. Januar einen Flug nach Leticia gebucht hatten, bedeutete das: Drei ganze Tage in Kolumbiens Hauptstadt, einem der größten Moloche Südamerikas, nicht gerade ein erfreulicher Ausblick… Glücklicherweise sollte es sich aber als gar nicht so schlimm herausstellen – Bogota hat seine reizvollen Ecken und man kann sich hier gut beschäftigen.

Die Altstadt La Candeleria ist wirklich hübsch und erinnerte uns sogar teilweise an Valparaíso, unsere absolute Lieblingsstadt in Südamerika. Auch viele Museen wären in diesem Viertel angesiedelt. Da wir uns aber schon im berühmten Museo del Oro – dem Goldmuseum mit unzähligen mehr oder weniger güldenen Schätzen aus präkolonialer Zeit – trotz seines tatsächlich beeindruckenden Ausstellungsgutes fast zu Tode langweilten, verzichteten wir sicherheitshalber auf weitere Museumsbesuche. Was das betrifft sind wir wohl offenbar Kulturbanausen, denn spätestens nach dem 20. goldenen Nasenring war Schluss mit der visuellen Aufnahmefähigkeit.

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Die Kathetrale am Hauptplatz der Stadt

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Die innen und außen äußerst hübsche gotische Kirche 'Nuestra Senora del Carmen'

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Ein vorsichtiger Blick ins streng bewachte kolumbianische Regierungsviertel

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Hier ist wirklich alles Gold, was glänzt. Und bissel fad.

Als wir am dritten Tag in Bogotá schon alles gesehen hatten, was uns interessierte, machten wir einen Abstecher ins nahegelegene Zapaquirá. In dieser Stadt befindet sich in einer aufgelassenen Salzmine eine unterirdische Kathedrale, ein kulturelles Highlight des Landes. Auf die teuren All-Inclusive-Touren, wie die Hostels sie anbieten, verzichteten wir, was sich als richtige Entscheidung herausstellte. Für einen Bruchteil des Betrags sahen wir genau das Gleiche, mussten uns nur den öffentlichen Transport durch Bogota und seine Umgebung selbst organisieren, was trotz des netten Briefings eines Hostelmitarbeiters eine gewisse Herausforderung darstellte. Wer sich das bogotanische Transport-, bzw. Nummerierungssystem der hiesigen Öffis überlegt hat, muss zuvor kräftig von den hier zahlreich vorhandenen berauschenden Substanzen genascht haben… wir haben’s bis zuletzt nicht ganz begriffen, unsere Ziele aber Dank der Hilfe der Leute dennoch irgendwie erreicht.

Von der Größe und Wirkung der Kathedrale waren wir äußerst beeindruckt – nicht nur gab es einen Kreuzweg in den Bergwerksstollen, sondern tief unten im Berg ein riesiges Haupt- sowie zwei Nebenschiffe, mit Säulen, Statuen und Kreuzen, alles aus Salz und wunderschön beleuchtet. Ein interessanter 3D-Film über die lange Geschichte des Salzbergwerks (den wir auch auf spanisch einigermaßen gut verstanden) rundete den Besuch ab.

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Blick Richtung Hauptaltar

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Eine der zahlreichen Säulen, der Größenvergleich mit Sonja zeigt ein wenig die gigantischen Ausmaße.

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Insgesamt haben wir aus den drei Tagen Bogotá wohl das Beste gemacht. Auch mit der Wahl des Hostels hatten wir wieder ein glückliches Händchen, denn das Preis-/Leistungsverhältnis war hervorragend. Wenn Bogota vielleicht auch nicht so glänzt, wie sein berühmtes Museum, ist die Stadt einen Besuch wert, wenn man im Lande ist!

Kolumbien – Auf dem Camino Real

Silvester war vorbei: Wir waren von der Küste durchs Magdalenatal ins Landesinnere aufgebrochen und hatten auf halbem Weg nach Bogota in San Gil Station gemacht, um hier den Jahreswechsel zu begehen. Gemeinsam mit Einheimischen hatten wir eine mit Knallkörpern gefüllte Puppe angezündet und in die Luft gejagt, was den Abschied vom alten Jahr symbolisiert. Danach wurden wir von zahlreichen fremden Menschen unter „Feliz año!“-Wünschen umarmt, bekamen Becher mit Whisky in die Hand gedrückt, die fortan nie leer werden sollten. Viele bemühten sich, mit uns ins Gespräch zu kommen. Oft wollte man von uns wissen, wie uns Kolumbien gefällt. Diese Frage begeistert zu beantworten war glücklicherweise bereits nach nur zwei Wochen ein Leichtes!

Am 3. Januar sollte das touristischste Wochenende des Jahres auf uns zukommen – halb Kolumbien würde unterwegs sein, um sich vor Beginn des neuen Arbeitsjahres nochmals anständig zu erholen, bzw. erstmal zu besaufen, dann davon zu erholen. Als uns unser Hostelbesitzer ein Bild von überfüllten Hotels, verstopften Straßen und mangels Platz im Auto schlafenden Leuten malte, sahen wir uns entsetzt an: Ohne uns – ein Fluchtplan musste her! Also brachen wir auf, um die abwechslungsreiche Landschaft rund um San Gil zu erkunden. Alte, noch von den Conquestatoren angelegte Fußwege, zusammengefasst unter dem Begriff Camino Real, verbinden einige kleine koloniale Dörfer und führen vorbei an Tabakplantagen, durch Wälder, und weiter tief hinein in den Chicamocha Canyon und auf der anderen Seite wieder hinauf. Mehrere Tage kann man auf diesen Wegen abseits der Straße unterwegs sein, und genau das hatten wir vor – ausgerüstet waren wir lediglich mit einer stichwortartigen, fünf Jahre alten Wegbeschreibung, Wasser und etwas Ersatzkleidung.

Am ersten Tag nahmen wir den Bus ins 45 Minuten entfernte  Barrichara. In diesem herausgeputztem kolonialen Dörfchen wuselte es richtiggehend von kolumbianischen Tagesgästen. Das Dorf selbst war ausgesprochen schnuckelig mit seinen weißen alten Häusern und schönen Kirchen in den geplasterten, engen Gassen, sodass wir während des Herumschlenderns etwas die Zeit übersahen – erst gegen Mittag wanderten wir los und um noch vor Einbruch der Dunkelheit bei unserem Tagesziel anzukommen, würden wir uns beeilen müssen.

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Das Dorf Barrichara

Der Weg führte zuerst ein paar Stunden steil bergab in das Dorf Guane – ebenfalls bildhübsch und in ähnlichem, fast mediterranen Stil – und danach lange Zeit wieder bergauf. Die umgebende Landschaft war so malerisch, dass wir uns einfach nicht beherrschen konnten und immer wieder Fotostopps einlegten. Die Zeit, die diese kosteten, versuchten wir durch schnelles Gehtempo wieder wettzumachen, denn unsere Schatten wurden immer länger und unser Ziel war noch nicht in Sicht. Hoch oben auf dem Bergkamm sahen wir dann endlich, in nicht allzu weiter Ferne im nächsten Tal, Villanueva, wo wir die Nacht verbringen wollten.

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Guane

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Mangels (bis dato) besseren Wissens haben wir diese immer wieder den Weg säumenden schönen Gewächse "Bartbäume"genannt.

In Villanueva machten wir mal wieder Bekanntschaft mit kolumbianischer Gastfreundschaft: Die wenigen hier vorhandenen Gastwirtschaften, in denen wir nach Zimmern fragten, waren voll und so stellten wir uns schon auf eine mosquitoreiche Nacht auf einer Parkbank ein, aber zwei hilfsbereite Einheimische wiesen uns an, einfach mal hier zu warten, es würde sich schon etwas finden.
Also schwärmten sie aus, einer auf dem Moped, der andere zu Fuß… und keine viertel Stunde später hatten wir tatsächlich ein Zimmerchen. Was sollte es denn kosten, fragten wir den Herrn des Hauses – wissend, dass wir fast jeden Preis bezahlen würden. Aber er wollte nur umgerechnet ein paar Euro für ein wirklich schönes Zimmer mit eigenem Bad. Seine nette Frau kochte uns am nächsten Morgen noch vor unserem frühen Aufbruch zum ersten Hahnenschrei Kaffee und schenkte uns jedem eine handvoll Mandarinen als Wanderproviant.

Unsere ohnehin dürftige Wegbeschreibung, die uns schon am ersten Tag mit so exakten Angaben wie „follow the road for a very long while“ zur Verzweiflung gebracht hatte, versagte am Tag 2 völlig. Nach dem Weg zu fragen und die Antwort zu verstehen gehört gottseidank schon längst zu unserem Standardrepertoire, und obwohl die Gegend recht einsam war, schien es uns, als würden wir gerade dann andere Menschen treffen, wenn wir mal nicht weiter wussten. Wie schön, Murphys Gesetz einmal umgekehrt! Ohne den kleinsten Umweg erreichten wir also den Rand des Chicamocha Canyons. Gerade in der schlimmsten Mittagshitze schleppten wir uns die 900 Höhenmeter nach unten. Dabei mussten wir dem Drang widerstehen, uns an den dunklen Felsen festzuhalten: Diese waren so aufgeheizt, dass man sich daran die Finger verbrannte.

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Blick vom Canyon-Rand

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Jordán, das wir nach dem harten Abstieg endlich erreichten, hat Ähnlichkeit mit einem Geisterdorf: Einst ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und eine belebte Siedlung, verlor das Dorf nach dem Bau einer neuen, entfernt liegenden Straße völlig seine Existenzgrundlage. Heute leben nur noch etwa 30 Personen in Jordán, und die meisten der einst prächtigen, heute verfallenen Kolonialhäuser werden nur noch als Unterstand für Ziegen verwendet. Ein Restaurant sucht man vergeblich, aber die in unserer Wegbeschreibung erwähnte Señora willigte wie angekündigt ein, abends für uns zu kochen. Nach einem herrlich erfrischendem Bad im Fluss fielen wir hungrig über das vorzügliche Ziegenfleisch her, das uns kredenzt wurde – während keine drei Meter neben uns ein paar noch lebendige Exemplare vor sich hin meckerten.

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Jordáns ausgestorbener 'Hauptplatz' hat schon bessere Zeiten erlebt - etwas unheimlich, vor allem Nachts mit Weihnachtsbeleuchtung

Am dritten Tag wollten wir die gegenüber liegende Cayonwand hochsteigen, um in Los Santos einen Bus zurück nach San Gil zu ergattern.

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Der Aufstieg war aufgrund der Hitze wie erwartet sehr anstrengend. Während wir unsere verschwitzten Gesichter nicht mehr trocken wischen konnten, da die Kleidung ebenfalls schon völlig nassgeschwitzt war, fiel wieder des öfteren unser erschöpftes Wandermantra „Es hört nie auf… Es geht immer so weiter“. Ein uns mit seinem Muli überholender Mann widersprach dem: nur noch 5 Minuten bis nach oben, beteuerte er, woraufhin Sonja kurzzeitig zum Woo-Girl mutierte. Oben angekommen, fragte uns der Mulimann: „Listos?“ (Fertig?). Aus tiefster Überzeugung antworteten wir: „Si, listo!“. Ob Listo auch die selbe Doppelbedeutung besitzt wie das deutsche „Fertig“ wussten wir nicht, aber wir waren jedenfalls beides, fertig und fertig.

Doch die richtige Plag‘ begann erst danach: Wie in der Wegbeschreibung prophezeit, fährt von Los Santos kein Bus zurück nach San Gil. Man kann sich aber von Bussen mit anderer Destination ein Stückchen mitnehmen lassen und an einer Kreuzung aussteigen, von wo aus man einen vorbeifahrenden Bus nach San Gil heranwinkt. Klingt einfach, war es aber nicht. An jener Kreuzung warteten wir also in der gnadenlosen Mittagssonne, doch die Busse waren alle voll und blieben daher nicht für uns stehen. Ein vorbeifahrender Kolumbianer hatte wohl Mitleid mit uns und bot uns an, uns die halbe Strecke mitzunehmen und an einer Stelle rauszulassen, wo wir es einfacher hätten einen Bus zu ergattern. Das nette Angebot nahmen wir gerne an! Auf diese Weise hatten wir nicht nur einen sehr interessanten Gesprächspartner für die Fahrt gefunden, sondern wurden danach auch noch kostenlos in den Vergnügungspark geschleust, in dem unser neuer Bekannter arbeitete – total nett! Von dort aus erwischten wir endlich einen Bus nach San Gil.

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Im Bus immer recht prominente Heiligenbilder - der Busfahrer war offensichtlich der Ansicht, damit ausreichend für Sicherheit gesorgt zu haben und nun ruhigen Gewissens in Kurven überholen zu können, während er an seinen beiden (!) Handys herumtippte... gelenkt wurde mit den Ellenbögen. Gut, dass wir in dieser Hinsicht nach 5 Monaten in Südamerika schon abgehärtet sind!

Verdreckt und müde, aber über beide Ohren glückselig grinsend kamen wir wieder in unserem alten Hostel an, der Großteil der Besuchermassen war bereits wieder abgezogen.

Was für eine geniale Wanderung durch schönste Landschaften, ohne einen einzigen anderen Westler zu treffen. Und wie perfekt sich alles ergeben hatte, vom Finden des richtigen Wegs, bis hin zu Übernachtungsplätzen und der Rückfahrt. So muss Reisen!

Kolumbien – Entlang der Karibikküste

Cartagena

Am 17. Dezember kamen wir wenig vorbereitet über Land und Leute in Cartagena und damit in Kolumbien an. Die hier in Hostels – neben vielen anderen von der Regierung vorgeschriebenen – obligatorisch gestellte Frage „Wo reist ihr als nächstes hin?“ konnten wir nur mit einem ratlosen Blick beantworten. Wir wollten hier eigentlich nur erstmal in Ruhe ausspannen und erst irgendwann, wenn uns die Reiselust dann wieder packen sollte, weitere Pläne schmieden, im speziellen ein schönes, aber ruhiges Plätzchen für Weihnachten finden. Und es stellte sich heraus, dass wir dafür ein gutes Örtchen gefunden hatten: Denn Cartagena bestach nicht nur durch seine Lage direkt am karibischen Meer, sondern auch durch eine wunderbar restaurierte koloniale Altstadt, alte Forts, traumhafte Sonnenuntergänge, bunt gekleidete Obstverkäuferinnen und eine lebhafte Atmosphäre. Ein Großteil des Soziallebens schien sich auf den Straßen abzuspielen, wo anscheinend durchgehend geplaudert, gefeiert, lautstark Musik gespielt oder in mitgebrachten Plastiksesseln einfach nur gechillt wird. Um ein heißes oder kaltes Getränk zu genießen, musste man daher auch nicht lange nach einer entsprechenden Quelle suchen: beides wurde von fliegenden Händlern an jeder Straßenecke angeboten.

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Kolumbien begrüßte uns gleich bei unserer Ankunft (am Flughafen!) mit einem Konzert der Philharmoniker - wir waren beeindruckt!

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Eines von vielen, aber das berkannteste und größte Fort Cartagenas - San Felipe. Es wurde gebaut, nachdem Francis Drake die Stadt geplündert hatte, um sie vor weiteren Piratenangriffen zu schützen. Manches Mal vergeblich...

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Auf den Straßen der Altstadt - trotz des Trubels um ihn herum lässt es dieser Händler ruhig angehen.

Apropos heiße Getränke: Endlich ein Land, welches Kaffee, das schwarze Traveller-Gold, nicht nur anbaut und dann exportiert (während man im Land selbst nur irgendein untrinkbares Gschloder, meist Instantkaffee, bekommt), sondern eine Kaffeekultur entwickelt hat, die tief im Alltag verwurzelt ist. Zahlreiche Kaffeehäuser und Straßenverkäufer, die ‚Tinto‘ – starken schwarzen, meist gesüßten Kaffee verkaufen, stellen unsere lückenlose Versorgung mit Koffein sicher. Nachdem die Suche nach gutem Kaffee in manchen Ländern eine richtige Herausforderung war, kommen wir uns hier in Kolumbien vor wie im Paradies!

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Der Sonnenuntergang lässt sich am besten von der Stadtmauer aus genießen.

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In den 5 Tagen in Cartagena ist auch Zeit für lästige Pflichten wie Wäschewaschen. Durch diese Ingenieurskonstruktion wurde zumindest der Trocknungsvorgang auf <1h reduziert.

Etwas, was wir zuhause oft und gerne machen, auf unserer Reise aber mangels Gelegenheiten noch kein einziges Mal, erfüllten wir uns in Cartagena endlich: Wir gingen ins Kino! – und sahen somit unseren ersten Kinofilm auf spanisch (El Hobbit, 3. Teil). Unsere für Alltagsangelegenheiten durchaus genügenden Sprachkenntnisse reichten für das detaillierte Verständnis der Filmdialoge zwar nicht ganz aus und die rot-grün Brillen trübten das 3D-Erlebnis etwas, aber das war uns fast wurst: Wir freuten uns einfach, mit je einem Riesenkübel Popcorn am Schoß zum ersten Mal in 7 Monaten vor einer Kinoleinwand zu sitzen!

Palomino

Wie gesagt suchten wir für die Weihnachtsfeiertage noch ein ruhiges Plätzchen an einem schönen Strand, wo wir in aller Gemütlichkeit diese Zeit des Jahres hinter uns bringen konnten. Mehr oder weniger zufällig kamen wir auf Palomino, ein kleines Hippiedorf, das genau das erfüllte: Ein 5km langer, palmengesäumter Sandstrand, dahinter die bis zu 5800 Meter hohen, schneebedeckten Berge der Sierra Nevada, einige Hostels und Bars, sowie ein kleiner Ortskern in dem abends an der Straße überall köstlich gegrillt wurde. Aber um die kulinarische Versorgung mussten wir uns ohnehin keine Sorgen machen: Klaus hatte mit seinem Bart unbeabsichtigt mächtig Eindruck bei einer Köchin geschunden, die uns daher, wie uns vorkam, immer besonders hingebungsvoll bekochte 😉

Weihnachten selbst war richtig nett – es herrscht Einigkeit darüber, dass es unser schönstes gemeinsames Weihnachten im Ausland war. (Anmerkung am Rande: Da das einzige andere in einem Bus in Vietnam stattfand… mit Lebensmittelvergiftung… und der Bus KEINE Toilette hatte, lag die Latte in gut überwindbarer Höhe.)
Eine Bescherung im herkömmlichen Sinne gab’s keine – unsere Rucksäcke sind bereits voll genug, aber dafür Cocktails, ein Konzert und zum Abschluss noch einen Spaziergang über den weihnachtlich beleuchteten Strand… für mitteleuropäische Augen ein kurioser Anblick.

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Als wir genug davon hatten, am Strand, am Pool oder in einer der Bars abzuhängen, liehen wir uns von ein paar Burschen dicke LKW-Reifen und ließen uns gemeinsam mit unserem kolumbianischen Lieblingsbarkeeper und einer pfiffigen Kärntnerin, die wir dort kennengelernt hatten, den Fluss hinuntertreiben. Dieses ‚Tubing‘ kannten wir ja schon aus Indonesien – aber im Gegensatz zum dortigen mit viel Adrenalin verbundenen Erlebnis war es in Palomino eine äußerst entspannte Angelegenheit, die es erlaubte, die den Fluss umgebende Dschungellandschaft in aller Ruhe zu genießen – die typischen Dschungelgeräusche und gelegentliche Reihersichtungen inklusive.

Wer weiß wie lange wir in Palomino hängen geblieben wären, wäre uns nicht an Tag 5 langsam das Geld ausgegangen (es gibt dort keinen Bankomaten, der für Nachschub sorgen würde). Vielleicht war es ganz gut, dass wir so zur Weiterreise gezwungen waren, schließlich möchten wir von Kolumbien noch ein bisschen mehr sehen!

Santa Marta

In Santa Marta gibt’s – obwohl die Stadt über 400.000 Einwohner zählt – nicht viel zu sehen, außer einer ganz netten Altstadt, die man in kurzer Zeit erkundet hat. Trotzdem blieben wir hier statt einer ganze drei Nächte – warum, wissen wir selbst nicht so genau. Es mag damit zusammenhängen, dass wir am ersten Abend ein kleines und unscheinbares, aber extrem köstliches Restaurant entdeckten, und unsere uns immer noch nicht ganz loslassende Reisemüdigkeit wird wohl auch eine Rolle gespielt haben.

Es waren einfach sehr viele intensive und neue Eindrücke in den letzten Monaten! Eine gute Sache an einer langen Reise ist jedenfalls, dass man solchen Impulsen ohne Probleme nachgeben kann, und aus Erfahrung wussten wir bereits, dass diese Müdigkeit dann von selbst verschwindet. Also war weitere zwei Tage lang das Verspeisen großer Menge Garnelen und Hummer unsere Hauptbeschäftigung.

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Santa Martas schöne Altstadt - ein ideales Ziel für einen Verdauungsspaziergang zwischen zwei üppigen Mahlzeiten 😉

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Nach damit zwei Wochen Reisepause und Entspannung an der kolumbianischen Karibikküste fühlten wir nun wieder den altbekannten Funken in uns aufkeimen – die Reise- und Abenteuetlust meldete sich zurück! Wir schmiedeten Pläne, schmökerten im Reiseführer, checkten Transportmöglichkeiten, die aktuelle Sicherheitslage in den einzelnen Regionen und setzten uns schließlich in einen Bus, der uns ein ganzes Stückchen ins Landesinnere bringen sollte: Nach San Gil, einer kleinen Stadt in malerischer Landschaft.