Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, die wir im Rahmen unserer großen Reise bisher besuchten oder noch besuchen werden, war Costa Rica kein komplett unbeschriebenes Blatt für uns. Klaus war 2010 bereits für ein paar Wochen im Land gewesen und hatte damals einige Ecken ausgiebig erkundet. Sonja hatte zumindest zahlreiche Urlaubsfotos gesehen und Erzählungen gelauscht. Wir konnten uns also ganz bequem einige Rosinen heraus picken. Die ersten Tage war von ‚pura vida‘ – Costa Ricas allgegenwärtiges Motto, zu Deutsch ‚pures Leben‘ – aber nicht so viel zu bemerken. Wir hatten uns zur Begrüßung gleich mal den Magen verdorben, und unseren geplanten Trek durch den Corcovado Nationalpark auf der Halbinsel Osa (3 Tage alleine und mit Zelt durch den Dschungel), von dem unser Reiseführer uns noch so bildhaft vorschwärmte, mussten wir ebenfalls canceln. Ein Betreten des Nationalparks ist seit neuestem nur noch mit Guide erlaubt, mehrtägiges Trekken ganz verboten. Ewig schade drum, aber Costa Rica hat ja noch viele andere schöne Plätze zu bieten.
Um diese bestmöglich zu erkunden, griffen wir etwas tiefer in die Tasche und mieteten uns für eine Woche ein kleines Auto. Hin und wieder muss man sich ja etwas gönnen. Falls jemand künftig Ähnliches vorhat: Erspart euch, so wie wir einen Tag lang sämtliche Autovermieter persönlich abzuklappern. Egal ob international oder lokal, die Vermieter verlangten durchwegs sehr hohe Preise bei gleichzeitig rudimentalstem Versicherungsschutz. Abends buchten wir über billiger-mietwagen.de, also über Deutschland, ein Auto, das die günstigsten persönlich eingeholten Angebote preislich um mehr als 50% toppte. Mit einem frechen Grinsen holten wir den Wagen am nächsten Tag von einem lokalen Vermieter ab, bei dem wir bereits persönlich (und erfolglos) versucht hatten, preislich zu einer Einigung zu kommen, und der uns dabei ziemlich unfreundlich abgewimmelt hatte. Auch für derlei Dinge ist das Internet beim Reisen unbezahlbar.

Kurz nachdem wir aus San Jose draußen waren, versuchte dieser Kollege, ein Zweifinger-Faultier, die stark befahrene Schnellstraße zu überqueren. Zusammen mit einem Einheimischen sorgten wir dafür, dass es dort auch sicher ankam. Nach unserer extrem mißlungenen Yakbabyrettung in Nepal und dem Zurücklassen eines traurigen Hundes in Thailand, wenigstens hier eine gute Tat an den Tieren abgeschlossen...
Die Ostschleife
Was für ein tolles Gefühl, blecherne Austropopmusik über die schlechten MP3-Player-Boxen hörend durch dieses schöne Land zu fahren, ohne mühsam Busfahrten organisieren, die schweren Rucksäcke zu schleppen oder zahllose hartnäckige Taxifahrer loswerden zu müssen. Zuallererst zog es uns nach Osten an die Karibikküste des Landes, über Cartago und die Hafenstadt Puerto Limón bis Cahuita. Eine Wanderung durch den dortigen Nationalpark brachte Sonja in ersten Kontakt mit Brüll- und Kapuzineraffen.

Ein Brüllaffe - nomen est omen. Kaum zu glauben, welch ohrenbetäubende Geräusche diese Gesellen im Rudel von sich geben können.

Im Rahmen der Wanderung, die an der Küste entlang führte, mussten mehrere kleine Flüsse durchquert werden.
Danach sollte es noch weiter südlich gehen, denn Klaus hatte allerschönste Erinnerungen an einen gemütlichen Holzbungalow am Strand, über dem die Brüllaffen allmorgendlich ein wahres Konzert veranstalteten, sowie an den dort mehrmals verzehrten großartigen Kokosmilch-Fisch-Eintopf. Da er sich aber weder an den genauen Ort, noch an die Namen von Bungalowanlage oder Restaurant erinnern konnte, rechneten wir uns keine realistischen Chancen aus, diese zu finden. Doch plötzlich, ganz unvermittelt während der Suche nach einem günstigen Quartier, bog er nach links in eine kleine holprige Straße. Tatsächlich lag an deren Ende genau jene Unterkunft, in der er vier Jahre zuvor übernachtet hatte. Vom damaligen Bungalow stand nur noch das Fundament, man hatte mittlerweile schönere (aber leider auch teurere) Hüttchen gebaut. Trotzdem waren Garten und Strand noch genauso paradiesisch, die Brüllaffen recht nah, und sogar das Restaurant gab es noch, also blieben wir zwei Nächte hier auf diesem schönen Fleckchen. Weil nämlich hin und wieder muss man sich ja etwas gönnen.

Ron Don, der karibische Eintopf aus Fisch, Meeresfrüchten, Yucca, Kartoffeln und Gemüse. Dieser stand nun zwei Mal täglich auf unserem Speiseplan 😉
Die Westschleife
Der Westen des Landes ist von Nebelwäldern und Vulkanen geprägt. Der Arenal ist als einer der aktivsten Vulkane Costa Ricas zwar nach wie vor ein schöner Anblick, seit einigen Jahren ist der konisch fast perfekt geformte Bilderbuchvulkan aber vergleichsweise ruhig geworden. Rauchschwaden und Lavaströme sucht man nunmehr vergebens. Da er für uns aber mehr oder weniger am Weg lag, statteten wir ihm dennoch einen Besuch ab.

Eine Butterkeksspende an Nasenbärenkinder bringt den Verkehr zum Stillstand. Viele bleiben stehen und schauen - sind aber auch zu putzig, die Kerlchen!

Als wir beim Arenal ankamen, war dessen Spitze leider wie so häufig in dichte Wolkjen gehüllt. Etwas später, aus der Ferne, gewährte er uns doch noch einen Blick auf seine schöne Form.
Unsere Nacht verbrachten wir im ‚Toadhouse‘ – hier hatte sich ein Künstler selbst verwirklicht und mit liebevollen Details seine Zimmer gestaltet. Uns gefiel es so gut hier, dass wir uns eine Nacht im Apartment mit Seeblick leisteten. Hin und wieder… ihr wisst schon. Und wir würden uns jetzt mal lange nichts mehr gönnen… 😉

An einem Tag in einem Zimmer mit dem Charme einer Gefängniszelle im Stockbett schlafen, am nächsten im privaten Outdoor-Wohnzimmer Cuba Libre schlürfen...
Der Nebelwald von Monteverde ist in unserem Zentralamerika-Reiseführer als einziges Highlight Costa Ricas gelistet. Dank Klaus‘ beeindruckender Erinnerungsgabe hatten wir nicht nur im Nu ein nettes Hostel gefunden, sondern auch den nähesten Supermarkt, um uns mit einer Thunfischdose und Baguette ein erbärmliches, aber kostengünstiges Abendessen zu bereiten. Nach den teuren Karibiktagen und der Nacht im Toadhouse war nun wieder sparen angesagt… Beinahe hätte uns dabei der Eintrittspreis in den Nebelwald einen Strich durch die Rechnung gemacht: USD 20 pro Person werden einem dort abgeknöpft, das erschien uns für einen Waldspaziergang ganz schön viel. Wir fanden einige hundert Meter vom Eingang entfernt einen überwucherten Pfad, sahen genau den gleichen Nebelwald und waren noch dazu ganz alleine! Orientierungssinn gilt es halt mitzubringen, und die Wege muss man sich manchmal etwas mühsamer bahnen.
Zurück in San José beschlossen wir, bald weiterzureisen. Costa Rica ist ein wunderschönes Land mit einer ganz besonders entspannten Atmosphäre, in dem man äußerst gut hängen bleiben kann, sofern man genügend Geld hat und sich nicht an den vielen anderen Besuchern des Landes stört. Pura vida sind hier keine leeren Worte und die Fauna hatte sich uns von einer sehr beeindruckenden Seite gezeigt. Uns zog es aber weiter in ein Land, das noch weniger touristisch sein soll, aber die wenigeren Besucher nicht minder begeistert – nach Nicaragua!