Oft hat man beim Reisen einen guten Lauf – alles ergibt sich wie von selbst und man genießt einfach den Flow. In manchen Ländern ergeht es uns recht häufig so, insbesondere in Kolumbien. Jedoch: Der Tag, an dem wir nach Bogotá fuhren, war keiner dieser Tage… Es fing damit an, dass wir überhaupt (noch) nicht nach Bogotá wollten, sondern zuerst nach Tunja oder Villa de Leyva, zwei schöne Kolonialstädte. Diese liegen genau zwischen San Gil und Bogotá – einen Bus hierher, auf dieser Hauptverkehrsroute zu ergattern sollte also kein Problem sein, so dachten wir zumindest. Als wir aber am Morgen wie so oft bereits mit Gepäck am Busbahnhof antanzten – in blindem Vertrauen auf den oben beschriebenen Flow hatten wir uns vorab nicht um Tickets gekümmert – wurden wir enttäuscht: Die Busse nach Bogotá wollten uns nicht nach Tunja mitnehmen (warum auch immer), und ein direkter Bus nach Tunja würde erst wieder am Nachmittag fahren… kurzer Kriegsrat wurde daher abgehalten und die spontane Entscheidung: Darauf, stundenlang am Busterminal rumzuhocken hatten wir keine Lust, also kurzentschlossen gleich ab nach Bogotá!
Da wir für 10. Januar einen Flug nach Leticia gebucht hatten, bedeutete das: Drei ganze Tage in Kolumbiens Hauptstadt, einem der größten Moloche Südamerikas, nicht gerade ein erfreulicher Ausblick… Glücklicherweise sollte es sich aber als gar nicht so schlimm herausstellen – Bogota hat seine reizvollen Ecken und man kann sich hier gut beschäftigen.
Die Altstadt La Candeleria ist wirklich hübsch und erinnerte uns sogar teilweise an Valparaíso, unsere absolute Lieblingsstadt in Südamerika. Auch viele Museen wären in diesem Viertel angesiedelt. Da wir uns aber schon im berühmten Museo del Oro – dem Goldmuseum mit unzähligen mehr oder weniger güldenen Schätzen aus präkolonialer Zeit – trotz seines tatsächlich beeindruckenden Ausstellungsgutes fast zu Tode langweilten, verzichteten wir sicherheitshalber auf weitere Museumsbesuche. Was das betrifft sind wir wohl offenbar Kulturbanausen, denn spätestens nach dem 20. goldenen Nasenring war Schluss mit der visuellen Aufnahmefähigkeit.
Als wir am dritten Tag in Bogotá schon alles gesehen hatten, was uns interessierte, machten wir einen Abstecher ins nahegelegene Zapaquirá. In dieser Stadt befindet sich in einer aufgelassenen Salzmine eine unterirdische Kathedrale, ein kulturelles Highlight des Landes. Auf die teuren All-Inclusive-Touren, wie die Hostels sie anbieten, verzichteten wir, was sich als richtige Entscheidung herausstellte. Für einen Bruchteil des Betrags sahen wir genau das Gleiche, mussten uns nur den öffentlichen Transport durch Bogota und seine Umgebung selbst organisieren, was trotz des netten Briefings eines Hostelmitarbeiters eine gewisse Herausforderung darstellte. Wer sich das bogotanische Transport-, bzw. Nummerierungssystem der hiesigen Öffis überlegt hat, muss zuvor kräftig von den hier zahlreich vorhandenen berauschenden Substanzen genascht haben… wir haben’s bis zuletzt nicht ganz begriffen, unsere Ziele aber Dank der Hilfe der Leute dennoch irgendwie erreicht.
Von der Größe und Wirkung der Kathedrale waren wir äußerst beeindruckt – nicht nur gab es einen Kreuzweg in den Bergwerksstollen, sondern tief unten im Berg ein riesiges Haupt- sowie zwei Nebenschiffe, mit Säulen, Statuen und Kreuzen, alles aus Salz und wunderschön beleuchtet. Ein interessanter 3D-Film über die lange Geschichte des Salzbergwerks (den wir auch auf spanisch einigermaßen gut verstanden) rundete den Besuch ab.

Eine der zahlreichen Säulen, der Größenvergleich mit Sonja zeigt ein wenig die gigantischen Ausmaße.
Insgesamt haben wir aus den drei Tagen Bogotá wohl das Beste gemacht. Auch mit der Wahl des Hostels hatten wir wieder ein glückliches Händchen, denn das Preis-/Leistungsverhältnis war hervorragend. Wenn Bogota vielleicht auch nicht so glänzt, wie sein berühmtes Museum, ist die Stadt einen Besuch wert, wenn man im Lande ist!