Valparaíso
Nach 24 langen Stunden im Bus, die das Sitzfleisch an seine Belastungsgrenze brachten, und während derer sich die Landschaft von an Nordperu erinnernder Ödnis zu satten grünen Wäldern veränderte, kamen wir endlich in Valparaíso an.
Einer Empfehlung unserer französischen Reisebekanntschaften Charlotte und Paul folgend, quartierten wir uns in einem netten alten Haus ein, wo wir ein wunderbares Erkerzimmer für einen unverschämt günstigen Preis bekamen. Der französische Besitzer Gilles ist ein Goldstück und scheint sein Hostel mit viel Liebe und Leidenschaft zu betreiben, wir fühlten uns hier unglaublich wohl.
Valparaíso ist, wie wir beim anschließenden ersten Stadtrundgang feststellten, einfach großartig und anders als jede Stadt, die wir kennen: Viele scheinen sich hier auf unterschiedlichste Arten schöpferisch zu verwirklichen, sei es durch architektonisch besonders schöne oder interessante Bauwerke, durch das Betreiben ungewöhnlicher kleiner Lokale, das Gestalten bunter Laternenpfahle oder durch die Kreation von Street Art. Manche Straßen sind wild überwuchert, manche Häuser alt und halbverfallen, insgesamt ist diese Stadt herrlich chaotisch, bunt, freundlich!

Eine der bewachsenen, bunten Straßen Valparaísos. Ganz oben der passende Schriftzug 'We're not Hippies, we're Happies'.

Was die außergewöhnliche Schmückung des Hauses wohl auf sich hat? Wir konnten es leider nicht herausfinden, denn wir trauten uns nicht hinein... zu weird 😉

Liegestühle mitten in der Stadt, niemand hier, der für ihre Benutzung Geld oder etwas verkaufen möchte.

Derlei Wandbemalungen schmückten einen beträchtlichen Anteil der Häuser, an jeder Ecke gab es etwas zu entdecken.
Valparaíso ist nach Cuenca in Ecuador tatsächlich die zweite Stadt, in der wir uns gut vorstellen könnten, eine Weile zu leben. Im Rahmen eines lustigen, einige ‚Pisco Sour‘ beinhaltenden Abends mit Cha & Paul sinnierten wir darüber, einfach hierzubleiben und ein Hostel zu eröffnen, entwarfen große Businesspläne, und was es galt, alles besser zu machen als andere Hostelbesitzer… dann aber fiel uns ein, dass so ein Hostel auch ganz schön viel Arbeit wäre… also lieber doch weiterreisen, so der einstimmige Beschluss. Allerdings trennten sich unsere Wege etwas weiter südlich in Puerto Montt wieder, denn die beiden Franzosen wollten schnellstmöglich nach El Calafate, während wir dazwischen noch Zeit für die eine oder andere Stationen hatten.
Vorher mussten wir jedoch noch gewaltig an Gewicht zulegen… und zwar Gepäcksgewicht: Ein Zelt, zwei Matten, einen Kocher und einiges an Reiseproviant. Denn auf det Insel Chiloé, unserem nächsten Ziel, wollten wir erstmals campen, nachdem wir zuvor mangels der entsprechenden Ausrüstung oftmals darauf hatten verzichten müssen!
Chiloé
Chiloé, eine große der vielen vorgelagerten Inseln westlich von Patagonien, unterscheidet sich landschaftlich und architektonisch sehr vom bisher gesehenen Chile: Satt grüne, von Flüssen und Fjorden geprägte Weite, bunte Holzhäuser, die teilweise auf Stelzen gebaut sind, und die zahlreichen Schafsherden dazwischen erinnerten uns sehr an das kürzlich besuchte Norwegen.
Leider war auch das Wetter sehr skandinavisch. Viel Regen wechselte sich mit wenig Sonne in kurzen Intervallen ab, und recht kalt war es obendrein. Kein ideales Campingwetter also, aber wenigstens würden wir so frühzeitig die Patagonien-Tauglichkeit unserer kleinen „Carpa“ testen können.
In Chepu, einem kleinen Dorf an der Westküste Chiloés, fanden wir eine hübsche Wiese direkt am Fluss gelegen, mit einer Holzhütte als Refugio, in der wir ein Feuerchen machen und kochen konnten – und außer uns keine anderen Gäste, an diesem einsamen Plätzchen wollten wir unser Zelt einweihen!
Wir blieben zwei Tage, fischten, aßen die spärliche Ausbeute, wärmten uns am Holzofen und ließen uns von Alfonso, dem Besitzer, in seinem Boot durch den nahegelegenen Nationalpark führen.

Die Fische beißen, nur Sonja bleibt das Angelglück verwehrt: Der kleine Babylachs jedenfalls darf sofort wieder zurück ins Meer.

Klaus, kurz bevor er das Mittagessen aus dem Wasser zieht - einen Hecht (?). Im Vergleich zum Bild davor zeigt sich, wie wechselhaft das Wetter in Chiloé ist.
Nach dieser kurzen, erholsamen Zeit, mussten wir uns auch schon wieder auf den langen Weg nach Argentinien machen, denn wir waren an die wenigen Fährverbindungen gebunden, die vom Süden Chiloés zurück ans Festland führten, und das waren nur zwei pro Woche. Als wir nach der Nutzung drei verschiedener Busse endlich in Quellón, der südlichen Hafenstadt, ankamen, hatte die Ticketverkäuferin der Fähre eine gute und eine schlechte Nachricht für uns: Ja, wir waren rechtzeitig für die nächste Fähre nach Puerto Chacabuco hier, aber nein, diese würde nicht heute, sondern erst nächstertags fahren. Den Grund dafür konnten wir nicht in Erfahrung bringen, da wir wieder vor dem bekannten Sprachproblem standen: die Ticketverkäuferin konnte es mit ihrem stark ausgeprägten chilenischen Akzent so oft wiederholen, wie sie wollte, wir verstanden sie einfach nicht! Nun, so oder so schien jedenfalls festzustehen, dass wir eine Nacht in Quellón bleiben würden, einer dieser Orte, die man eigentlich schnell wieder verlassen möchte. Aber so sehr wir uns auch zuerst über den verschwendeten Nachmittag ärgerten: Es war dann eigentlich ganz angenehm, einfach mal einen halben Tag NICHTS zu tun, außer im heruntergekommenen Landgasthaus günstig und gut zu essen. Anders, als man sich das von zuhause aus vielleicht vorstellt, kommt schnödes Nichtstun auf so einer Reise wie unserer nämlich in der Regel viel, viel zu kurz!
Am nächsten Morgen deckten wir uns noch mit Essen für die nächsten 28h ein – denn so lange sollte die Fahrt dauern, mas o menos meinte die Ticketverkäuferin (was in der Regel immer mas bedeutet, und niemals menos) – und weiter gings per Schiff durch die Fjordlandschaft des Südens.
Hallo Klaus!
Ich verfolge Eure Reise mit Staunen und Bewunderung.
Immer ganz tolle Fotos….
Ich beneide Euch ein bisschen………. in meiner Bürowelt im Haus 3……
Wünsche Euch noch viel Spaß und viele Eindrücke von unserer schönen Welt..
Gabi
Vielen Dank, Gabi, und einenlieben Gruß in die Heimat,
Klaus & Sonja